Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 063 |
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| 01 | Körpers gegen einen größern nach dem Stoße nicht | ||||||
| 02 | mehr Kraft befunden wird, als vor demselben, ist falsch. | ||||||
| 03 | Nun ist Leibnizens Gesetz von der Art, ergo etc. etc. | ||||||
| 04 | § 53. |
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| 05 | Unter den Vordersätzen dieser Schlußrede ist nur der | Die angeführte | |||||
| 06 | Major zu erweisen. Wir wollen dieses auf folgende Weise | Beobachtung | |||||
| 07 | bewerkstelligen. Indem die Kugel A*) gegen eine größere, | der Leibnizianer | |||||
| 08 | B, anläuft, so empfängt in dem Augenblicke, darin A den | ist den | |||||
| 09 | Stoß ausübt und die Feder zudrückt, die wir die Elasticität | lebendigen | |||||
| 10 | nennen, der Körper B nicht mehr Kraft, als er | Kräften gänzlich | |||||
| 11 | durch seine Trägheitskraft in A vernichtet, und der Körper A | entgegen. | |||||
| 12 | im Gegentheil verliert nicht mehr von seiner Kraft durch den Widerstand | ||||||
| 13 | der Masse B, der sich vermittelst der Intensität der Feder, die | ||||||
| 14 | er spannt, in ihn fortpflanzt, als er in eben diese Kugel hineinbringt. | ||||||
| 15 | Wenn man dieses leugnen wollte, so würde auch nicht mehr gewiß | ||||||
| 16 | sein, daß die in einen Körper übertragene Wirkung mit seiner Gegenwirkung | ||||||
| 17 | gleich sei. Es ist also die Feder gespannt, und in beiden | ||||||
| 18 | Körpern zusammen genommen ist eben dieselbe Kraft vorhanden, die | ||||||
| 19 | vorher in der Kugel A allein befindlich war. Wenn diese Federn der | ||||||
| 20 | beiderseitigen Elasticität nun losspringen, so dehnen sie sich gegen | ||||||
| 21 | beide Kugeln gleich stark aus. Nun ist es klar, daß, wenn A noch | ||||||
| 22 | nach verübter Zudrückung der Federn in der Richtung AE eine so | ||||||
| 23 | große Kraft besäße, als die ist, womit nun die ihm zugehörige Feder | ||||||
| 24 | aufspringt: so würde die Aufspringung dieser Feder eben so viel Kraft | ||||||
| 25 | der Kugel A benehmen können, als auf der andern Seite die Feder DB | ||||||
| 26 | in B hineinbringt; und also würde freilich, nachdem alles vollbracht | ||||||
| 27 | ist, in den Körpern A und B sowohl durch den Stoß, als durch die | ||||||
| 28 | Elasticität keine Kraft mehr befindlich sein, als vorher in A allein | ||||||
| 29 | war. Allein es ist vergeblich dieses vorauszusetzen. Wenn der Sto | ||||||
| 30 | geschehen und die Feder eben zugedrückt ist, so hat A eben so viel Geschwindigkeit | ||||||
| 31 | als B nach der Richtung AE aber weniger Masse, also | ||||||
| 32 | auch weniger Kraft, als die Feder in ihrer Losspringung ausübt; | ||||||
| 33 | denn diese hat eine Kraft der Spannung, die so groß ist, als die | ||||||
| 34 | Kraft der Kugel B. Hieraus folgt, daß die Elasticität nicht so viel | ||||||
| *) Fig. VIII. | |||||||
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