Text 225, Jacob Andreae: Bericht Nachtmahl, Augsburg 1557

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Text 225

Jacob Andreae: Kurtzer vnd einfaͤltiger Bericht / von des Herren Nachtmal (...) durch Jacobum Andree (...) der Hayligen Schrifft Doctor / vnnd Prediger zuͦ Gaͤppingen

Augsburg, 1557, Hans Gegler, 128 Bl.
Ostschwaebisch (Augsburg), Augsburg.
Zeitraum: V, 1557.
aufgenommen: Bl. 18v-56r, 7.
Verfasser: Jacob Andreae, *1528 in Waiblingen/Württemberg, 1541-1548 in Tübingen, nach 1553 Pfarrer in Göppingen, 1561 Kanzler der Universität Tübingen, bis †1590 in tübingen
Drucker: Hans Gegler, ab ca. 1535 Ausbildung bei Ph. Ulhart d.Ä. in Augsburg, Drucker in Augsburg ca. 1554-1558, nach Flucht 1560 wieder in Augsburg
Textart: Erbaulicher Text
Blatt 0 recto
1 Kurtzer vnd einfaͤltiger
2 Bericht/ von des
3 Herren Nachtmal/ vnd wie sich
4 ein einfaͤltiger Christ in die
5 langwirige zwyspalt/ so
6 sich darüber erhebt/
7 schicken soll.
8 Durch Jacobum Andree /
9 der hayligen Schrifft Doctor/
10 vnnd Prediger
11 zuͦ Goͤppingen.
12 Mit einer Vorred Herrn̅
13 Johan̅ Brentzen.
14 1557.
Blatt 18 verso
1 Die erst Frag.
2 OB in dem Nachtmal/ vnd auff
3 was weyß/ der warhafftig Leyb
4 vnd Bluͦt vnsers Herre̅ Jesu Christi /
5 dargeraicht werde?
6 Auff die ersten Frag zuͦ antworten/
7 Ob in dem hayligen Nachtmal
8 der warhafftig Leib vnd bluͦt
9 vnsers Herrn̅ Jesu Christi / dargeraicht
10 vnnd vbergeben werd/ Geben
11 vnns nicht allein die hailigen
12 Euangelisten ain einhelligen Bericht/
13 sonder der haylige Apostel
14 Paulus lehret vns auch gar fein/
15 in welchem verstand auch wir des
16 Herrn̅ wort sollen auffnemen/ wie
17 sy von den Euangeliste̅ beschriben
18 sein. Demnach/ dz manigklich den
19 nachuolgenden verstand vnd verklaͤrung
20 gar fein vn̅ aigentlich auß
Blatt 19 recto
1 den worten der Euangelisten vernemen
2 moͤg/ woͤllen wir zuͦuor ordentlich
3 nach einander setzen/ mit
4 was worten die hayligen Euangelisten/
5 vnd der haylig Paulus /
6 die stifftung des Nachtmals des
7 Herren Christi beschriben haben.
8 Der haylig Euangelist Matheus
9 beschreibt es mit disen worten:
10 Da sy aber assen/ nam Jesus
11 das Brot/ dancket/ vn̅ brachs/ vnd
12 gab es den Jungern/ vnnd sprach:
13 Nemet/ esset/ das ist mein Leyb.
14 Vnd er nam den Kelch/ vnd dancket/
15 vnd gab jn den/ vnnd sprach:
16 Trincket alle darauß/ das ist mein
17 Bluͦt des newen Testaments/ welches
18 vergossen wirt für vil/ zur vergebung
19 der sünden. Jch sage euch/
20 Jch werd nun an nicht mehr von
21 disem gewaͤchs des Weinstocks
Blatt 19 verso
1 trincke̅/ biß an den tage/ da ichs
2 new trincken werd mit euch/ inn
3 meines Vatters Reich.
4 Der haylig Euangelist Marcus /
5 beschreibt es mit nachuolgenden
6 worten: Vnd in dem sy assen/
7 nam Jesus das brot/ dancket/ vnd
8 brachs/ vnd gabs jn/ vnnd sprach:
9 Nemet/ esset/ das ist mein Leyb.
10 Vnd nam den Kelch/ vnd dancket
11 vnd gab jn den: Vnd sy truncken
12 alle darauß. Vnd er sprach zuͦ jnen:
13 Das ist mein Bluͦt des newen Testaments/
14 das fúr vil vergossen
15 wirt. Warlich ich sag euch/ das ich
16 hinfürt nicht trincken werd vom
17 gewaͤchs des Weinstocks/ biß auff
18 den tag/ da ichs new trinck/ in dem
19 reich Gottes.
20 Der haylig Lucas beschreibt
21 es also: Vnnd er nam das Brot/
Blatt 20 recto
1 dancket/ vnnd brachs/ vnnd gabs
2 jnen/ vn̅ sprach: Das ist mein leib/
3 der für euch gegebe̅ wirt/ das thuͤt
4 zuͦ meinem gedaͤchtnus. Deßgleychen
5 auch den Kelch nach dem Abendtmal/
6 vnd sprach: Das ist der
7 Kelch des newen Testaments in
8 meinem Bluͦt/ das für euch vergossen
9 wirdt.
10 Der hailig Euangelist Joannes
11 beschreibt die stifftu̅g des Nachtmals
12 Christi nicht/ dieweil solches
13 die andern drey Euangelisten
14 mit fleiß verzaichnet: was er aber
15 von der speyß vnd tranck des flaisches
16 vnd bluͦts gelehret hab/ woͤllen
17 wir hernach hoͤren.
18 Sanct Paulus schreibt also
19 von der stifftung des Nachtmals
20 Christi: Der Herr Jesus in der
21 nacht/ da er verrhaten ward/ nam
Blatt 20 verso
1 er das Brot/ dancket vnd brachs/
2 vnnd sprach: Nemet/ esset/ das ist
3 mein Leib/ der für euch gebrochen
4 wirt/ Solchs thuͤt zuͦ meinem gedaͤchtnus.
5 Desselben gleichen auch
6 den Kelch nach dem Abendtmal/
7 vnnd sprach: Diser Kelch ist das
8 new Testament/ in meinem Bluͦt/
9 Solchs thuͤt/ so offt jrs trinckt/ zuͦ
10 meinem gedaͤchtnus.
11 Auß disen vier zeügknussen/ wirt
12 einhaͤllig von den Euangelisten
13 angezaigt/ was Christus in der
14 stifftung des Nachtmals geredt
15 vnnd befolhen hab: darauß auch
16 leichtlich verstanden werden mag/
17 was vnns im̅ hayligen Nachtmal
18 Christi dargeraicht vnnd vbergeben
19 werd/ Naͤmlich zway vnderschidliche
20 ding/ welche bey einander/
21 ein Sacrament machen. Das
Blatt 21 recto
1 jrrdisch/ ist Brot vnnd Wein/ wie
2 auß den vier Euangelisten klar angezaigt/
3 Der Herr hab das Brot
4 genommen/ vnd in dem Kelch gehabt
5 von der gwaͤchs des weinstocks/
6 das ist aber Wein. Das
7 hym̅elisch/ ist der Leib vnnd das
8 Bluͦt vnsers Herren Jesu Christi /
9 welches doch von dem wesen/ das
10 ist/ von Leib vnnd bluͦt Marie der
11 hochgelobten Jungkfrawe̅/ durch
12 des hayligen Gaists würckhung
13 genom̅en ist: Dan̅ Christus ( bezeügen
14 die Euangelisten ) hat gesagt/
15 Das ist mein Leib/ Das ist
16 mein Bluͦt: vnnd vernemen also
17 klarlich/ das Christus in dem letsten
18 Abendtmal seinen Jüngern/
19 nicht bloß Brot und Wein/ sonder
20 mit solchen seinen warhafftigen
21 Leib vnnd Bluͦt gegeben/ vmb welcher
Blatt 21 verso
1 willen/ das Brot vnd Wein/
2 ainen newen nam̅en bekom̅en/ daß
3 sie der Leib vnd Bluͦt Christi genennet
4 werden/ nicht darumb allain/
5 daß sy ain gleichhait mit dem
6 Leib vnd Bluͦt Christi haben/ sonder
7 das darmit der Leib vnd Bluͦt
8 Christi warhaftig vbergeben vnd
9 geraicht werden.
10 wir haben auch hie zumercken/
11 weil die Euangelisten die stifftung
12 vnd einsatzung des hailige̅ Nachtmals
13 nit mit einerlay worten beschriben
14 haben: im̅ sinn aber vnnd
15 maynung von disem gehaymnus
16 einhellig seyen/ was von der Consecrierung/
17 das ist/ weyhung/ dises
18 hochwürdigen Sacraments zuͦhalten
19 sey/ naͤmlich/ daß sie stehe in
20 der stifftung/ befelch vnd ordnung
21 vnsers Herren Jesu Christi / vnnd
Blatt 22 recto
1 nicht in der blossen sprechung der
2 wort Christi / wie biß anher ain
3 grosser thayl verwhenet haben/
4 wann die wort vber Brot vnnd
5 Wein gesprochen wurden/ so werd
6 Brot vnd wein entweder der Leib
7 vnd bluͦt Christi in der substantz/
8 das ist/ in seinem wesen/ oder ein
9 Sacrament des Leibs vnd bluͦts
10 Christi / welche baide mainung als
11 jrrig vnd vnrecht/ auß den worten
12 der Euangelisten klaͤrlich erwisen
13 vnd vberzeügt werden. Dann wo
14 den blossen worten dise kraft zuͦgeschriben
15 wurde/ waͤre zufragen/
16 welche wort vnter den vier Euangelisten
17 zuͦgebrauchen waͤren: dan̅
18 thuͦn es die wort des Euangeliste̅
19 Mathei / so thuͦn es nicht die wort
20 Luce / dann Lucas andere wort
21 braucht/ dann der haylige Mattheus:
Blatt 22 verso
1 So braucht auch S. Paulus
2 andere wort/ dann bayde die
3 Euangelisten. Derhalben wo in
4 ain erzelung oder sprechung der
5 wort Christi / die krafft des Consecrierens
6 stuͤnde/ so muͤste̅ wir ain
7 außtruckenlichen befelch haben/
8 welches Euangelisten oder Apostels
9 beschreibung/ wir solten nachgehn:
10 Oder aber/ wir muͤssen die
11 wort auß allen Euangelisten zuͦsamen setzen/
12 damit kain wort außgelassen
13 wurd/ welchs aber nit allain
14 gantz vngereimpt sein wurde/
15 sonder auch ain zweyfel machen
16 moͤchte/ als ob die lieben Apostel
17 nicht zugleich consecriert hetten.
18 Das wir aber nicht ohn vrsach
19 solches anzaigen/ wissen alle die so
20 im̅ Bapstumb aufferzogen sein/ da
21 den Messzpriestern sonderlich befolhen/
Blatt 23 recto
1 das sy in der Stilmeß/ sonderlich
2 aber wann es soll angehn/
3 kain wort außlassen/ vn̅ sonderlich
4 gefahr darauff gestellet/ wann ainer
5 die wort nicht recht gesprochen
6 dardurch er gewandelt/ wie man
7 es hat pflegen zuͦnennen.
8 Deßhalben sollen wir wissen/
9 weyl die Euangeliste̅/ die stifftung
10 des Nachtmals Christi ( wie hieher
11 verzaichnet ) nicht mit einerlay
12 worten beschribe̅/ haben sy dar
13 mit anzaigen/ vnd vns lehren woͤllen/
14 das man fürnaͤmlich auff den
15 sin̅ vnd mainung/ vnnd nicht auff
16 die blosse wort achtung haben solle/
17 naͤmlich/ wie neben Brot vnnd
18 Wein vnns Christus mit seinem
19 warhafftigen Flaisch vnd Bluͦt/
20 speisen vnd trencken woͤlle/ das er
21 sein leben in vns erhalt vn̅ furdere.
Blatt 23 verso
1 Darumb ob wol die wort der
2 Euangelisten/ nit einerlay seyen/
3 dann da S. Lucas spricht: Das
4 ist mein Leib/ der für euch gegebe̅:
5 da spricht Sanct Paulus / Das ist
6 mein Leyb/ der für euch gebrochen
7 wirt. Jtem Mattheus vnd Marcus
8 sprechend: Das ist mein Bluͦt
9 des newen Testaments: da spricht
10 Lucas / Das ist der Kelch des neüwen
11 Testaments in meinem Bluͦt.
12 Vnd S. Paulus: Diser Kelch ist
13 ain new Testament in meine̅ Bluͦt.
14 Jtem Lucas setzt/ Dz ist mein leib/
15 der für euch gegeben wirt. Sanct
16 Mattheus aber vnd S. Marcus
17 lassen dise wort auß/ Der für euch
18 gegeben. Dardurch in den worten/
19 auch in der zal derselbigen/ grosse
20 vngleichhait gesehen wirt/ yedoch
21 so ist jrer aller mainung einerlay/
Blatt 24 recto
1 baides des Herren Christi der sie
2 geredt/ vnd der Jünger die es beschriben
3 haben/ das er vnns nicht
4 nur Brot geb/ sonder seinen warhaftigen
5 Leib: vn̅ nicht nur wein/
6 sonder sein warhafftig Bluͦt zuͦtrincken.
7 Derhalben auff das maͤnigklich
8 verstehe/ was die wahre
9 Consecration sey/ vnnd wie bey
10 vns die wort von der stiftung des
11 Nachtmals Christi / nicht vndterlassen/
12 sonder allwegen/ vnd so oft
13 wir das haylig Sacrament empfangen
14 woͤllen/ gebraucht werden/
15 sollen wir wissen/ das/ so der
16 Kirchendiener vor dem tisch oder
17 Altar die wort der Stifftung des
18 Nachtmals erzelet: Der Herr Jesus
19 rc. Das er nicht mit Brot vn̅
20 Wein redet/ wiewol Wein vnnd
21 Brot vor seinen augen stehet/ oder
Blatt 24 verso
1 in den haͤnden hat/ Sonder er redet
2 mit dem volck/ so das haylige
3 Nachtmal mit jme halte̅ wil/ welchen
4 er anzaigt/ wie Christus ein
5 mal eingesetzt vnnd gestifftet hab/
6 sein Leib zuͦ essen mit dem Brot/
7 vnnd sein Bluͦt mit dem Wein zuͦtrincken:
8 derhalben auf seinen befelch
9 sollen sy herzuͦ gehen dieweil
10 dasselbig wort/ sein befelch vn̅ stiftung
11 noch wehret/ vnd bleiben soll
12 biß an das end der welt: auch nit
13 zweyfeln/ sy werden mit dem warhafftigen
14 leyb Christi gespeyset/
15 vnnd mit seinem Bluͦt getrenckt
16 werden/ wie er es einmal verhayssen
17 vnd versprochen hat. Also sprechen
18 wir die wort/ durch welches
19 sprechen wir die menschen hindersich
20 auff die wort Christi weysen/
21 die er einmal geredt/ von dene̅ wir
Blatt 25 recto
1 im̅ gehaymnuß haben/ alles was
2 vns vber Brot vnd Wein im hailigen
3 Nachtmal gegeben/ sein Leib
4 naͤmlich vnnd sein Bluͦt mit allen
5 seinen guͤttern. Wie aber die wort
6 des hailigen Augustini zuͦuerstehn
7 seien/ da er spricht: Das wort kom̅
8 zum Element/ so wirt ein Sacrament:
9 woͤllen wir hernach mit der
10 hilff Gottes also erklaͤren/ das alle
11 die/ so ain liebe zur warhait haben/
12 noch besser verstehn/ warin̅en
13 die krafft der weyhung des Brots
14 vnd Weins zum Sacrament/ des
15 Leibs vnd Bluͦts Christi stehe.
16 Yetzund ist gnuͦg daruon geredt/
17 dardurch vil vnnützer fragen werden
18 auffgehebt vnd fürkom̅en/ mit
19 welchen man vor der zeyt vm̅gangen
20 ist/ als da man gefragt: Wan̅
21 der Priester ein woͤrtlin ohngefahr
Blatt 25 verso
1 vndterließ/ wie Mattheus vnnd
2 Marcus lassen auß/ die wort vom
3 Leib/ Der für euch gegeben wirt/
4 Welche aber Lucas hinzuͦ setzt: oder
5 anders was gedaͤchte/ so er die
6 wort der einsatzung spreche/ ob er
7 auch consecrierte? Jtem von dem
8 partickel so vberbliben nach außspendung
9 des Sacraments/ ob es
10 ain Sacrament sey oder nicht?
11 Jtem/ So ein Wein vberbliben/
12 ob man soll aufbehalten/ außtrincken/
13 oder zuͦ dem andern thuͦn?
14 Jtem/ Ob ma̅ die wort so offt sprechen
15 soll/ so offt man in den Kelch
16 einschenckt/ das es auch consecriert
17 werd? Welche fragen alle erwachsen
18 auß dem vnrechten verstandt
19 der consecration/ das ist/ der weyhung/
20 damit biß anher vil leüt sein
21 jrr gemacht worden. Dan̅ die wort
Blatt 26 recto
1 des Herre̅ Christi / durch jn ein mal
2 gesprochn̅/ auch die mit lauter haͤller
3 stim̅ vor der Gemaind ein mal
4 gesprochen werden/ die erstrecken
5 sich auff den brauch des hayligen
6 Nachtmals/ Derhalbe̅ souil brots
7 vnd weins zuͦ disem gehaymnus/
8 der außspendung des Leibs vnnd
9 bluͦts Christi gebraucht wirdt/ sollen
10 wir wissen/ daß es nicht blosse
11 zaichen/ Brot vnnd Wein/ sonder
12 ain Sacrament des Leibs vnnd
13 bluͦts Christi sein/ welche der Herr
14 Christus selbs durch de̅ dienst des
15 Dieners vbergibt vnnd darraicht
16 zum leben/ allen denen/ die in warem
17 glauben hinzuͦ gehen. Damit
18 wir aber den natürlichen verstand
19 der wort Christi nicht verlieren/
20 vnnd nicht zuͦ weyt von der Warhait
21 auff die Rechten oder lingken
Blatt 26 verso
1 seyten gehen/ hat vnns der haylig
2 Paulus dise zway ding fein deütlich
3 vnterschaiden/ auff das wir sy
4 nicht eintweders vndter einander
5 vermische̅/ oder von einander trennen
6 vnd absondern/ welches aber
7 baydes disem Gehaymnus entgegen
8 vnd zuͦwider ist/ da er spricht:
9 Der gesegnete Kelch/ welchen wir
10 segnen/ ist der nit die gemainschafft
11 des bluͦts Christi? Das Brot das
12 wir brechen/ ist das nit die gemainschafft
13 des Leibs Christi? Welche
14 wort S. Paulus wie sy vnwidersprechlich
15 von de̅ Nachtmal Christi
16 geredt/ Also zaygen sy fein vnterschidlich
17 an/ wz vns im̅ Nachtmal
18 geraicht werd/ vnnd wir empfangen.
19 Dann er will darmit zuͦverstehn
20 geben/ daß das Brot nit
21 in den Leib/ noch der Wein in das
Blatt 27 recto
1 bluͦt Christi verwandelt werden/
2 Sonder wer sich des Weins vnd
3 Brots thailhafftig mach/ der mache
4 sich auch thailhaftig des Leibs
5 vnd bluͦts Christi. Auß disem kan
6 auch ain Christenlicher Leser wol
7 vernemen/ warum̅ ich ains yeden
8 Euangelisten zeügknus in sonderhait
9 hieher gesetzt/ Naͤmlich/ das/
10 so dieselbigen gegen einander gehalten
11 werden/ sich diser verstand
12 gantz klar finden wirt: Dan̅ da die
13 Euangelisten Matheus vn̅ Marcus
14 schreiben/ Das ist mein Bluͦt
15 des newen Testaments: da setzen
16 Lucas vn̅ Paulus dise wort/ Das
17 ist der Kelch/ das new Testament
18 in meinem Bluͦt: Vn̅/ Diser Kelch
19 ist das new Testament in meinem
20 Bluͦt. Dise zway vndterschidliche
21 ding im̅ Nachtmal anzuzaygen/
Blatt 27 verso
1 naͤmlich mit Brot vnd Wein/ den
2 Leib vnnd bluͦt Jesu Christi. Darum̅
3 so man spricht/ Das Brot sey
4 der Leib Christi: vnd der Kelch oder
5 Wein/ sey das bluͦt Christi / soll
6 man es nit so grob verstehen/ das
7 Brot vnd Wein/ nicht mehr verhanden/
8 oder in den Leib vnd bluͦt
9 Christi verwandelt worden/ welcher
10 verstand vnrecht/ den worten
11 Christi zuͦwider ist/ sonder also sollen
12 sy verstanden werden/ wie der
13 haylige Jreneus daruon schreibt:
14 Daß das Brot/ so von der erden
15 ist/ als bald es den beruͦff Gottes
16 empfahet/ das ist/ wann es Gott
17 vber den gewohnlichen vnd natürlichen
18 brauch/ anderßwo hin das
19 ist/ zuͦ seinen gehaymnussen verordnet
20 ( welches aigentlich/ dz ruͤffen
21 Gottes ist ) ist nicht mehr gemain
Blatt 28 recto
1 brot/ sonder Eucharistia, das ist/ ein
2 brot der dancksagung ( oder wie
3 es S. Paulus genennet hat ) ain
4 gesegnets brot/ das da begreyfft
5 zway ding/ ain jrrdisch vnd hym̅lisch:
6 das jrrdisch/ ist Brot vnnd
7 wein: das hym̅lisch/ ist der Leib
8 vnd bluͦt Christi.
9 Darauß haben wir nun auffs
10 einfeltigst bewisen vnd angezaigt/
11 das in de̅ Nachtmal Christi zway
12 vnterschidliche ding seyen/ nemlich
13 Brot vnd Wein/ der Leib vn̅ bluͦt
14 Christi. Also vnnd nicht anderst/
15 wirdt in vnsern Kirchen/ von der
16 substantz des Nachtmals/ das ist/
17 was das haylig Nachtmal sey/ gelehret
18 vnd geprediget.
19 Nun woͤllen wir für vns nemen
20 die Erste spaltung/ naͤmlich der
21 Paͤblster vnd jrer widersacher/ vn̅
Blatt 28 verso
1 dieselbigen klaͤrlich entschayden.
2 Dann die Paͤbstler lehren/ das in
3 dem Nachtmal/ weder Brot noch
4 Wein bleib/ sonder Brot vn̅ wein
5 werden/ in den Leib vn̅ bluͦt Christi
6 verwandelt/ das ist/ es werde
7 ( wie etlich zuͦ vnsern zeyte̅/ so grob
8 verworren/ vnd vnlauter/ daruon
9 reden ) auß dem wesen des Brots
10 vnd weins/ der Leib vn̅ bluͦt Christi
11 gemacht. Der Paͤbstler gegenthail
12 aber/ bekennet vnnd lehret/
13 das Brot vnd Wein in den Leyb
14 Christi nicht verwandelt werden/
15 sonder das wesen des Brots vnd
16 Weins/ bleyben vnueraͤndert/ mit
17 welchen aber der warhafftig Leib
18 vnd bluͦt Christi / als die hym̅lische
19 speiß vnnd tranck vbergeben vnd
20 geraicht werden. Hie ist die frag/
21 welche mainung den worten Christi
Blatt 29 recto
1 aͤhnlicher/ vn̅ gemesser sey? Darauff
2 neme ain einfaͤltiger Christ /
3 vber den obgesetzten bericht/ auch
4 diß zuͦ ainer antwort/ wider die so
5 maynen oder reden/ Das wesen
6 des Brots vnnd Weins werde in
7 das wesen des Leibs vnnd bluͦts
8 Christi gemacht oder verkert. Vnser
9 Christlicher glaub lehret vns/
10 da wir beken̅en von Christo: Geboren
11 auß Maria der Jungkfrauwen/
12 das der Herr Christus sein
13 Leib vnnd bluͦt/ auß der substantz
14 vnd wesen/ des Leibs vnnd bluͦts
15 Marie / der hochgelobten Jungkfrawen/
16 vnnd muͦtter Gottes/ genom̅en
17 hab/ Darumb er dann des
18 weibs Same genennet. Vnnd die
19 Epistel zun Hebreern sagt: Er habe
20 den samen Abrahams an sich
21 genom̅en/ welches flaisch/ so er in
Blatt 29 verso
1 ainigkait der person an sich genommen/
2 für vnd für behelt/ vnd nicht
3 taͤglich ain new Flaisch/ auß ainer
4 neuwen substantz an sich nimpt/
5 oder in jn verwandelt wirt/ Sonder
6 wie er es gesetzt hat/ zuͦ der gerechten
7 des Vaters/ also behelt ers
8 in ewigkait.
9 So nun vns im̅ hailigen Nachtmal
10 das flaisch Christi zu essen gegeben/
11 so am Creütz gehangen:
12 das flaysch aber so am Creütz gehangen/
13 das flaysch ist/ so er auß
14 Maria genom̅en hat/ So volget
15 klaͤrlich darauß/ das auß der substantz
16 des Brots vnd Weins/ der
17 Leib vnnd bluͦt Christi / nicht kan
18 gemacht werden. Darum̅ wer die
19 leüt beredt/ daß durch das hauchtzen
20 des Priesters ( mit welchen er
21 die wort der stifftung des Nachtmals
Blatt 30 recto
1 hauchtzet/ dann sy redens nit
2 wie andere wort/ sonder auff zauberische
3 arth hauchtzend sy es ) die
4 substantz des brots in die substantz
5 des leibs Christi verwandelt werde/
6 der gibt an statt des leibs Christi /
7 ainen newgemachten Abgott/
8 vnd nicht den waren leyb Christi /
9 welcher nicht auß brot/ sonder auß
10 dem flaisch vnnd bluͦt/ der raynen
11 Jungkfrauwen Maria erschaffen
12 vnd genommen ist.
13 Es verwundern sich aber nicht
14 vnbillich/ die frommen einfaͤltige
15 Christen / so der Priester nach seiner
16 vermainten Consecration nit
17 mehr brot/ sonder den natürlichen
18 leyb Christi hat/ welchen er den
19 vmbstehenden zaiget/ vn̅ anzubaͤthen
20 auffhebet/ so er jn widerumb
21 herab hebt/ vn̅ zerbricht jn in drey
Blatt 30 verso
1 stuck/ deren zway er in den Kelch
2 wirfft/ vnnd das dritt jsset/ was er
3 zurbreche? Es kan zwar der Meßpriester
4 nicht sagen/ das er dz brot
5 breche: dan̅ dieweyl sein vermaint
6 Consecration soll bestehen/ so bleibet
7 seiner maynung nach kain substantz
8 des Brots mehr da/ sonder
9 es ist der leyb Christi worden. So
10 nun kain ander substantz mehr da bleibt/
11 dann der newgemacht leyb
12 Christi: so volget/ wen̅ er den leyb
13 Christi hat/ das er denselbigen leib
14 Christi in drey stuck breche/ dann
15 die gestalt kan er nicht brechen/ er
16 muͦß ein substantz/ das ist/ etwas
17 wesentlichs brechen: Daher nachmals
18 die Pawrn̅ gesagt/ Die Pfaffen
19 radbrechen vnsern Herrn̅ Got
20 in der Messz. Dieweil aber sich der
21 leib Christi nicht brechen laßt/ dan̅
Blatt 31 recto
1 so jme nach der Schrifft kain bein
2 gebrochen/ wie solt sein Leyb gebrochen
3 werden? Vnnd aber die
4 gestalt für sich selbst nicht kan gebrochen
5 werden/ so volget herauß
6 vnwidersprechlich/ das Brot vnd
7 wein/ in den leib Christi / nicht verwandelt
8 werden/ sonder baide tail
9 des Sacraments/ Brot vn̅ Leib/
10 Wein vnd bluͦt Christi bleiben jrer
11 substantz halber vnuerruckt/ werden
12 aber bayde mit einander im̅
13 Nachtmal geraicht vn̅ vbergeben.
14 Vnd ob schon sy ain Mirackel erdichten/
15 vnnd sagen/ Die gestalt
16 werde gebrochen/ gillt jr dichten
17 vnd liegen ains souil als ander.
18 Demnach sihet ain yeder/ das
19 der Paͤbstler maynunge von dem
20 Nachtmal Christi / wie sy yetzt der
21 zeyt daruon lehren vnd schreiben/
Blatt 31 verso
1 souil die Substantz belangt/ nicht
2 recht/ sonder den worten Christi /
3 vnd vnserm Christlichen glauben
4 strack zuͦwider sey. Es suchen wol
5 die Paͤbstler allerlay außflucht vo̅
6 der gstalt des Brots vnd Weins/
7 damit sy jren verstand verbluͤme̅.
8 Aber wo sy auff jrem vermainten
9 sinn/ von verwandlu̅g des Brots
10 vnd Weins verharren/ sollen die
11 Christen fúr gewiß vnd vngezweifelt
12 halten/ daß sy kainen andern
13 Christu̅ in jren vermainten Nachtmal
14 vnd Messz haben/ dan̅ wie angezaigt/
15 naͤmlich/ der auß Brot vn̅
16 Wein/ wider den glauben vn̅ stifftung
17 Christi gemacht worden.
18 Darumb so auff dise oberzelte
19 Paͤbstische weiß/ von dem Nachtmal
20 gelehret/ so fragend die rechtglaͤubigen
21 nichts darnach/ man
Blatt 32 recto
1 raiche es jnen in einer oder baiderlay
2 gestalten: dann es ist ain Abgott/
3 wann er gleich in dreyen gestalten
4 gegeben würdt/ dauon die
5 Christen nichts wissen/ dieweil sy
6 kain anders Flaisch vn̅ Bluͦt Christi
7 kennen/ dann das auß Maria
8 der Jungkfrawen genom̅en/ vnnd
9 nicht auß Brot vn̅ Wein von neüwem
10 gemacht/ gewandelt/ oder geweihet/
11 vn̅ hie her gebracht würt:
12 demnach fliehen sy solch Nachtmal/
13 es sey in ainer oder baiderlay
14 gestalt/ vnnd woͤllen disen Abgott
15 vnd verkerte lehr/ mit jrer gegenwaͤrtigkait/
16 weder ehren noch empfahen.
17 Will hiemit noch nichts
18 von dem grewel der Opffermessz
19 geredt haben.
20 Jch soll auch hie die einfaͤltigen
21 Christen warnen/ wann sy hoͤren
Blatt 32 verso
1 auch von den vnsern nennen/ das
2 Sacrament/ in bayder gstalt/ das
3 vnsere Prediger das wort/ GESTALT/
4 anderst brauche̅ dan̅
5 die Paͤbstler: Dan̅ bey vns ist vnd
6 hayßt die gestalt des Brots vnnd
7 Weins/ anderst nichts/ dan̅ Brot
8 vnnd Wein selber/ in jrem wesen
9 gantz vnueraͤndert/ aber zuͦ ainem
10 andern brauch verwendet. Den
11 Paͤbstlern aber haißt es nicht das
12 wesen des Brots vnd Weins/ sonder
13 allain die gestalt/ als die farb/
14 die form̅/ den geschmack: Den̅ also
15 lehren sy die einfaͤltige̅ albern leüt/
16 Du sihest nichts/ schmeckest nichts
17 dan̅ Brot vnd Wein/ Aber du solt
18 glauben/ das es nicht mehr Brot
19 vnd Wein/ sonder das Brot in seinem
20 wesen ist der leib Christi worden:
21 der Wein/ ist in dz bluͦt Christi
Blatt 33 recto
1 verwandelt/ Ja es ist alles zuͦ
2 Bluͦt worden/ also daß der Kelch
3 voller bluͦt Christi ist/ darumb sy
4 so Aberglaͤubisch vom bluͦt Christi
5 geredt/ vnd den Layen vndter
6 andern vrsachen/ auch vmb diser
7 willen/ den ainen thail/ oder wie sy
8 reden/ die aine gestalt des Sacraments
9 entzogen/ darmit kain troͤpfflein
10 Buͦt verschüttet/ oder den
11 Pawren an die knoͤbel baͤrt gehencket
12 wurde/ wie Gerson bezeügt.
13 Jtem/ die erden geschaben/ darauf
14 ain troͤpfflein Wein gefallen/ vermaint
15 das bluͦt Christi widerumb
16 herauß zukratzen oder zuschaben.
17 Jtem vmb der vrsach willen/ auch
18 die aine gestalt/ nicht auff behalten
19 wie das Brot/ dann sy die fúr sorg
20 tragen/ das bluͦt Christi moͤcht zuͦ
21 essig werden. Darauß abermal die
Blatt 33 verso
1 glaͤubigen sehe̅/ was fúr ain Christum
2 die Paͤbstler in jrer Messz vn̅
3 Nachtmal haben vn̅ raichen: auch
4 was für erschrockenliche jrrthumb
5 vnter disem einigen woͤrtlein GESTALT
6 stecken/ darumb es billich
7 verdacht/ vnnd demnach entweder
8 vndterlassen werden soll/
9 vnnd darfür gebraucht das wort
10 THAJL: oder aber so man es
11 braucht vm̅ des Gemainen man̅s
12 willen/ es wol vndterschaide/ warumb
13 vnnd in was verstand man
14 es gebraucht hab: dann so man
15 das Brot vnnd den Leyb Christi
16 mit einander vergleicht/ mag das
17 Brot wol ain Gestalt genennet
18 werden/ ob es wol in seinem wesen
19 vnuerruckt bleibt.
20 Demnach/ wol ain hertzlich mitleyden
21 zuhabe̅ ist/ mit allen denen/
Blatt 34 recto
1 so noch vnter dem Papsthum̅ sein/
2 dan̅ da die armen Leütlin vermainen/
3 den leib Christi zuͦ empfahen/
4 so gibt jnen der Messzpriester ain
5 gemachten Leib/ vnd ain gemacht
6 Bluͦt/ das haißt ja die Leüt effen.
7 Der ander span hat sich erhebt/
8 zwischen den Lutherischen / wie
9 man sy nennet/ vnnd den Widertaͤuffern:
10 dan̅ nach dem durch zeügknus
11 der hayligen Schrifft/ vnd
12 der hailigen Vátter/ erhalten vnd
13 erwisen worden/ das Brot vnnd
14 Wein/ in den Leib vnd bluͦt Christi /
15 nicht verwandelt werde̅/ seind
16 die Widertaͤuffer / zuͦ weyt auff die
17 rechten seyten gangen/ vnnd zuͦgefaren/
18 gelehret vnd geglaubt/ das
19 in dem Nachtmal nichts anders
20 sey/ dan̅ ain Brot brechen/ welchs
21 sy/ Des Herren Brot brechen/ genennet
Blatt 34 verso
1 habe̅/ darbey aber jnen nit
2 traͤwmen lassen/ von ainer gmainschaft
3 des Leibs vn̅ bluͦts Christi /
4 das sy mit Brot vn̅ Wein/ als ain
5 hym̅lische speyß empfangen solten.
6 Darmit sy aber jrer mainung
7 ain schein machen/ ziehen sy an das
8 orth/ auß der Apostel geschicht/ da
9 also geschriben stehet: Sy ( die
10 Jünger ) bliben aber bestaͤndig in
11 der Apostel lehr/ vn̅ in der gemainschafft/
12 vnnd in Brot brechen. An
13 disem orth/ weyl allain des Brot brechens
14 gedacht worden/ vn̅ kain
15 meldung geschehen des Leibs vnd
16 bluͦts Christi / seind sy darauff gefallen/
17 es muͤß darauß volgen/ das
18 in dem Nachtmal/ vber das sichtbarlich
19 Brot brechen/ kain speyß
20 noch tranck sey. Demnach sy hiebey/
21 allain der Bruͤderlichen liebe
Blatt 35 recto
1 vnd ainigkait einander ermanen/
2 dieweil sy alle von ainem Brot essen/
3 vn̅ auß ainem Kelch trincken.
4 Darneben auch das leyden vnnd
5 sterben Christi verkündigen/ das
6 er für sy gestorben/ vnd jnen die liebe
7 befolhen/ dabey man sy als seine
8 Junger erkennen werd. Wider dise
9 hat sich D. Luther hefftig gesetzt/
10 vn̅ auß obgeschribnem grund
11 angezaigt/ das in dem Nachtmal
12 nicht allain Brot brechen geweßt/
13 sonder der war Leib vn̅ bluͦt Christi /
14 zuͦ ainer Gaistlichen vnd hym̅lischen
15 speyß außgethailt worden/
16 dardurch sein leben in vnns zuͦfúrdern
17 vnd zuͦerhalten.
18 Demnach gehet es den Widertaͤuffern /
19 in verstand vnnd außlegung
20 des worts/ Brotbrechen: wie
21 den Paͤbstlern in den worten/ Das
Blatt 35 verso
1 ist mein Leyb/ Das ist mein Bluͦt:
2 dann wie die Paͤbstischen die blossen
3 wort ergriffen/ weyl da stehet/
4 Das ist mein Leib/ daß nichts dan̅
5 der Leyb Christi / vnd nicht mehr
6 Brot zuͦgegen sey. Also fallen die
7 Widertaͤuffer auff das woͤrtlein/
8 Brotbrechen/ das nichts dan̅ brot
9 vorhanden sey/ das man in der lieb
10 mit einander brechen soll. Hieher
11 soll man wider erhole̅/ das droben
12 gesagt ist/ wie das Brot ain gemainschafft
13 des Leibs Christi sey.
14 Demnach kundt nicht nur Brot
15 vnd Wein zuͦgegen sein/ sonder es
16 wer hie mit disen zaichen/ gegenwaͤrtig
17 der warhafftig Leib vnnd
18 bluͦt Christi / dargeraicht. Das aber
19 allhie allain des ainen thails
20 gedacht wirdt/ Jst eben geredt als
21 wie vom Tauff/ das die Junger
Blatt 36 recto
1 auff den nam̅en JESV getaufft
2 haben/ so sy doch die weyß zutauffen
3 nicht geaͤndert haben/ die jnen
4 Christus fürgeschribe̅ hat/ zuͦ tauffen
5 im̅ Nam̅en des Vatters/ des
6 Sons/ vnd des hayligen Gaists/
7 Dan̅ das allain in der Apostel geschicht/
8 der nam̅e Jesus genennet/
9 würdt mehr dardurch angezaigt/
10 was jnen ( den getaufften ) durch
11 den Tauff geschenckt vnd vbergeben
12 worden/ Ja was sy angezogen
13 haben/ naͤmlich den Herren Jesum Christum /
14 mit aller seiner from̅kait
15 vnnd gerechtigkait/ Dann mit
16 was form̅ sy getaufft seyen worden/
17 welche auß dem befelch Christi
18 zuͦerholen ist: Also wurd wol
19 allain des Brots gedacht/ dieweil
20 sy aber des Herren Nachtmal gehalten/
21 welchs auff seiner stifftung
Blatt 36 verso
1 besteht/ ist daselbst her zuͦerholen/
2 was darin̅en der Herr seinen glaͤubigen
3 fúr ain speyß gegeben/ naͤmlich
4 neben vnd mit dem Brot vnd
5 Wein/ seinen Leib vnd Bluͦt.
6 Demnach künden sich die glaͤubigen
7 auch wol bewaren/ daß sy
8 nicht zuͦ weyt auff die rechten seytten
9 tretten/ damit sy nicht das besst
10 vn̅ hauptstuck im̅ hailigen Nachtmal
11 verlieren/ naͤmlich den Leyb
12 vnd bluͦt Christi: Dan̅ wer in dem
13 Nachtmal nicht mehr suchet dann
14 Brot vnd Wein/ der esse vnd trincke/
15 nach dem rhat Pauli / dahaymen:
16 Hie bey disem hym̅lischen gehaymnuß
17 wirdt mehr außgespendet/
18 dann bloß Brot vnnd Wein/
19 wie wir dann bald hernach hoͤren
20 werden.
21 Also haben wir kürtzlich außgericht/
Blatt 37 recto
1 baide die Paͤbstischen vnnd
2 Widertaͤuffer / die vns eintweder
3 zuͦ weyt auff die rechten/ oder zuͦ
4 weyt auff die lingken seytten gefuͤrt:
5 Dann die Paͤbstler vns kain
6 Brot vnnd Wein im̅ Nachtmal
7 lassen/ die Widertaͤuffer aber/ weder
8 den Leib/ noch das bluͦt Christi /
9 gegenwaͤrtig sein beken̅en. Die
10 Rechtglaͤubigen gehen die mittel straß/
11 glauben vnd bekennen/ das
12 nicht allain Brot vnd Wein/ auch
13 nicht allain der Leib vn̅ bluͦt Christi /
14 sonder mit Brot vnnd Wein/
15 der warhafftig Leib vn̅ bluͦt Christi
16 gegeben vn̅ vberraicht werden.
17 Der dritt Span/ zwischen den
18 Zwinglischen vnnd Lutherischen /
19 wie man sy zuͦ baiden thailen nennet/
20 Jst/ souil die substantz vnd das
21 wesen des Nachtmals belanget/
Blatt 37 verso
1 der aller hefftigest/ weytleuffigest
2 vnd verwürteste/ den woͤllen wir
3 auch vnter die handt nemen/ vnd
4 vermittelst Goͤtlicher genaden/
5 vns vndterstehen/ den einfaͤltigen
6 ain wege anzuzaygen/ wie sy sich
7 auch in dise zwyspalt schicken sollen/
8 damit sy der warhait nit verfehlen.
9
10 Diser Span/ meines einfaͤltige̅
11 verstandts/ erhebt sich aygentlich
12 nicht vber diser Frag ( wie er diser
13 zeyt von bayden thaylen erklaͤret
14 wirt ) Ob in dem hailigen Nachtmal/
15 der warhafftig Leyb vn̅ bluͦt
16 Christi / außgethailt werden. Dan̅
17 nicht allein D. Luther seliger gedaͤchtnus/
18 die gegenwertigkait des
19 Leybs Christi bekennet/ Sonder
20 es woͤllens auch die Zwinglischen
21 nyemals geleügnet habe̅/ dan̅ ( sagen
Blatt 38 recto
1 vnnd schreiben sy ) was waͤre
2 das für ein Nachtmal des Herren/
3 so der Herr selbs nicht gegenwaͤrtig
4 waͤre/ der zuͦmal der Wirt/ die
5 speiß/ vnd das tranck seiner beruͦffnen
6 vnd erwoͤlten gesst ist? Sonder
7 die frag ist aigentlich dise/ wie/
8 vnd auff was weyß/ der Leyb vnd
9 bluͦt Christi im̅ haylige̅ Nachtmal
10 mit Brot vnd wein gegenwaͤrtig
11 sey/ vnd vbergeben werd?
12 Auff dise Frag hat D. M. Luther
13 seliger/ sampt allen so seinem
14 verstandt nach gelehret/ die wort
15 Christi außgelegt ( Das ist mein
16 Leyb ) das ist/ mit dem Brot/ neben
17 dem Brot/ in dem Brot/ bey
18 dem Brot/ werd vns sein Leyb gegeben/
19 mit welchen viererlay weiß
20 zuͤreden/ er aber nichts anders in
21 der warhait anzaigen woͤllen/ dan̅
Blatt 38 verso
1 die warhafftige gegenwaͤrtigkait
2 des flayschs Christi / welches mit
3 dem Brot ain Sacrame̅t machet.
4 Die Zwinglischen aber/ haben
5 die wort Christi ( Das ist mein
6 Leib ) außgelegt/ das bedeüt mein
7 Leyb/ Das ist ain Figur meines
8 Leybs/ Das ist ain zaichen meins
9 Leibs/ darmit anzuzaign̅/ eintweder
10 ( wie sy von vilen beschuldigt
11 werden ) kain gegenwertigkait des
12 Flaischs vnd bluͦts Christi / im̅ hailigen
13 Nachtmal/ oder den vnderschaidt
14 zwischen dem Brot vnnd
15 Leyb Christi / auff das diß Brot
16 nach seiner substantz nicht für den
17 natürlichen Leib Christi gehalten
18 werd/ welchs des Pabsts mainu̅g
19 vnnd vor oben einfaͤltigklich mit
20 grundt der warhait widerlegt ist.
21 Wie nun Doctor Luthern seligen/
Blatt 39 recto
1 sein verklaͤrung/ vbel gedeütet
2 worde̅/ als ob er den Leib Christi
3 in̅s Brot einschliesse/ oder an dz
4 Brot heffte/ welches weder er/
5 noch die seinen gestaͤndig/ sonder
6 darmit allain auffs groͤbest vnnd
7 einfaͤltigest/ die gegenwertigkait
8 des Leibs vn̅ bluͦts Christi woͤllen
9 lehren vnd anzaigen/ welche mainung
10 er nicht vo̅ jme selber erdichtet/
11 sonder von Sanct Paulo gelehrnet/
12 der da sagt: Das brot das
13 wir breche̅/ ist es nicht ein gemainschafft
14 des Leibs Christi?
15 Das aber ( spricht Luther ) die
16 Vaͤtter/ vnnd wir zuͦ weylen so reden/
17 Christus Leib ist im̅ Brot/ geschicht
18 einfeltiger maynunge/ darum̅
19 das vnser Glaub will bekennen/
20 das Christus Leyb da sey/
21 sonst moͤgen wir wol leyden/ man
Blatt 39 verso
1 sage/ Er sey im̅ Brot/ Er sey das
2 Brot/ Er sey/ da dz Brot/ ist/ Oder
3 wie man will/ vber worte̅ woͤllen
4 wir nicht zancken/ allain daß der
5 sinn da bleybe/ daß nicht schlecht
6 Brot da sey/ das wir im̅ Abendtmal
7 Christi essen/ sonder der Leyb
8 Christi.
9 Darmit nun das Brot darfür
10 angesehen werd/ dieweyl es sonst
11 kain ander ansehen hat/ dann wie
12 ain ander gemain Brot/ hat Luther
13 auffs verstaͤndtlichst vnd groͤbest
14 den einfaͤltigen anzaigen woͤllen/
15 mit dem Brot/ vnder dem brot
16 in dem Brot/ nebe̅ dem Brot/ gab
17 er vns seinen Leib/ welchs/ dieweil
18 es nicht auff einerlay weyse geredt
19 maͤnigklich vrthailen kan/ das es
20 nicht so grob soll verstanden werden/
21 wie es jme etlich deüten vnnd
Blatt 40 recto
1 außlegen/ als ob er ain Papist widerumb
2 worden waͤre/ der so hefftig
3 wider sy in disen puncte̅ gestritten.
4 Also weyl die Zwinglischen die
5 wort Christi auff ain bedeütung
6 gezogen/ das bedeüt mein Leib/ dz
7 ist ain zaichen meins Leibs/ das ist
8 ain Figur meins Leibs/ seind jnen
9 solche reden außgelegt/ vnd gedeütet
10 worden/ als verleügneten sy jn
11 alle weg/ die gegenwertigkait des
12 Leibs Christi / Das sy aber kaines
13 wegs woͤllen bestaͤndig sein.
14 Demnach von noͤthen sein wirt/
15 das wir dise bayde mainung auffs
16 kürtzest wol erwegen/ damit wir
17 den grundt der warhait treffen.
18 Es moͤgen aber anfengklich fromme
19 vnd Gotsfoͤrchtige Leüt wol
20 leyden/ das man sagt vnd lehret/
21 das Brot bedeütet den Leib Christi /
Blatt 40 verso
1 das Brot ist ain Figur des Leibes
2 Christi / das Brot ist ain zaychen
3 des Leibs Christi / wann es
4 allain recht verstanden vnnd außgelegt
5 wirt/ vnd der mainung der
6 worten Christi / hieroben verzaichnet/
7 nichts benimpt.
8 Dan̅ wer will leügnen/ daß das
9 Brot den Leib Christi nicht bedeüte?
10 Wer will leügnen/ das es ain
11 zaychen oder Figur seines Leibs
12 sey? Dan̅ also haben auch die hailigen
13 Vaͤtter geredt/ sonderlich der
14 haylige Augustinus / da er spricht:
15 Wann die Sacrament nicht ain
16 gleichnus mit denen dingen hette̅/
17 deren sy Sacrament seyen/ so waͤren
18 sy nicht Sacrament: hat auch
19 mehr mal das Sacrament beschriben/
20 das es sey ains hailigen dings
21 zaichen.
Blatt 41 recto
1 So man aber sage̅ wolt/ es waͤre
2 ain bloß zaichen/ Figur oder bedeütung
3 des leibs Christi / vn̅ darzuͦ
4 nicht des gegenwaͤrtigen/ sonder
5 abwesenden Leybs.
6 Diser verstandt/ will sich weder
7 mit des Herren Christi / noch S. Paulus
8 worten verantworten/
9 noch vergleichen lassen/ dann wir
10 daroben genuͦgsam erwisen vnnd
11 angezaigt/ daß der war Leyb vnd
12 bluͦt Christi / als das wesentlichst
13 vnd fürnemest stuck/ in dem hayligen
14 Nachtmal gegenwaͤrtig sey.
15 Dieweil aber solchs ain gehaimnuß
16 ist/ wie es dann allweg die allten
17 Lehrer Mystirion, das ist/ ain
18 gehaymnus/ genennet haben/ soll
19 es nyemandt wunder nemen/ das
20 es nicht alle Lehrer zuͦ gleich/ auff
21 eynerlay weyß verstanden vnd begriffen
Blatt 41 verso
1 haben/ vnnd sonderlich am
2 anfang/ da erst die Son̅ des hayligen
3 Euangeliums auffgieng/ zuͦ
4 welcher zeyt kain thail Christenlicher
5 lehr/ hoͤher vertunckelt oder
6 laͤsterlicher ist verkert worden/ als
7 dise vnsers Herrn̅ Christi stifftung
8 vnd befelch/ seines hailigen Nachtmals.
9
10 Ein grosse vermessenhait zwar
11 were es/ in so tieffem Gehaimnuß/
12 vnd souil hochgelerter leüten zwyspalt/
13 sich selbs zuͦ ainem Richter
14 oder Schidman̅ setzen.
15 Dieweil aber dises Gehaimnuß
16 eben so wol den einfeltigen vn̅ vnmündigen/
17 als hochuerstaͤndigen/
18 gestifft vn̅ eingesetzt worden/ Verhoff
19 ich/ es soll mir von nyemand
20 verarget/ oder vbel gedeütet werden/
21 so denselbigen ain einfeltiger
Blatt 42 recto
1 bericht gegebe̅ wurd/ die der hochgelerten
2 schrifft/ wider einander/ in
3 Truck offentlich außgangen/ weder
4 richten noch vrthailen kúnde̅/
5 Sonder ye laͤnger sy lesen/ ye verjrrter
6 sy werden/ nicht daß die Gelerten/
7 ain yeder sein maynung/ nit
8 Teütsch genuͦg dargethon/ sonder
9 das allerley ym̅er mitgeloffen/ das
10 ain thail dem andern zuͦgelegt/ der
11 ander aber nicht gestehn woͤllen/
12 das sy nicht so leichtlich sehen noch
13 richten künden.
14 So hab ich mich in diser zwyspalt
15 gar nicht vndterstanden/ baide
16 thail zuͦuergleichen/ Dann ich
17 wol erachten künden/ das ich von
18 kainem thail grossen danck erjage̅
19 wurd/ Sonder die einfaͤltigen allain
20 kürtzlich vnterrichten woͤllen/
21 Jm̅ fahl sy lust hetten/ die buͤcher
Blatt 42 verso
1 zulesen/ wie sy sich darein schicken
2 solten. Oder so sy die zeit besser anlegten/
3 vnd die Bibel lesen/ sich solche
4 zwyspalt nicht jrren liessen.
5 Dann mir zweyfelt gaͤntzlich
6 nichts daran/ wie es Doctor Luther
7 selber klagt vnnd vermanet/
8 Es wolten bayde thayl vil lieber
9 die zeyt/ so sy auf des schreibe̅ wenden/
10 in hayliger Goͤtlicher schrifft
11 der Bibel/ zuͦbringen/ dann darmit
12 verzeren/ dardurch auch die einfeltigen
13 von der hayligen Schrifft
14 abgezogen werden. Es seind ohn
15 zweifel dero noch vil/ die nicht verhoffen
16 zusterben/ biß in disem puncten
17 ain Christliche vergleichung
18 geschehe/ dadurch dem reich des
19 Antichrists vil mocht abgebrochen
20 werden ( wie dan̅ layder durch dise
21 zwispalt der lauff des Euangeliums
Blatt 43 recto
1 an vilen orthen verhindert
2 wirdt. )
3 Es zweyfelt mir auch nicht/ es
4 seyen der Christlichen Fürste̅ nicht
5 in geringer anzal/ die nach jrem
6 hoͤchsten vermoͤgen darzuͦ rhaten
7 vnd helffen wurden. Aber es will
8 sein zeyt haben/ darumb der Herr
9 will gebetten sein/ der wirdt auch
10 der seinen seufftzen erhoͤren/ vnd sy
11 auffs wenigst in kainem zweyfel
12 stecken lassen/ sonder sy in der warhait
13 vnd liebe gründen/ vnnd mit
14 fridenreichem gemuͤt in den ewign̅
15 friden faren lassen.
16 Souil nun disen Span belangt
17 zwischen den Lutherischen vnnd
18 Zwinglischen / vonn des Herren
19 Nachtmal. Als vil ich baider thail
20 Buͤcher hieruon bekom̅en moͤgen/
21 vnd nicht vnfleyssig gelesen/ hielte
Blatt 43 verso
1 ich darfür/ es solt der verstandt/
2 verklaͤruug vnnd eroͤrterung diser
3 vnainigkait vnd traͤwmung stehn
4 in disen fünff woͤrtlein: LEJBLJCH/
5 GEJSTLJCH/ JM
6 SACRAMENT/ JM
7 GLAVBEN/ THEJLHAFTJG
8 WERDEN/ das ist/ essen/
9 vnd trincken.
10 Dan̅ ob sy wol zuͦ bayden thailen
11 mit dem mundt bekennen die
12 gegenwertigkeit des flaischs Christi /
13 so reden sy doch zuͦ bayden thailen
14 nicht gleich daruon.
15 Dann Doctor Luther seliger/
16 die gegenwaͤrtigkait des flaysches
17 Christi anzuzaigen/ braucht ym̅er
18 das wort/ Leiblich. Sein gegenthail
19 aber/ das wort/ Gaistlich.
20 Gleich wie auch das wort/ Jm̅
21 Glauben/ dargegen die Lutherischen /
Blatt 44 recto
1 Jm̅ Sacrament. Es verstehen
2 auch/ vnd legen nicht gleich
3 auß/ zuͦ bayden thailen/ das wort/
4 Thailhafftig werden.
5 Dieweyl dann dise oberzaygte
6 wort/ nicht auff einerlay weiß moͤgen
7 verstanden vn̅ außgelegt werden/
8 Jst fast der zanck vnnd zwyspalt
9 daher erwachsen/ daß sy jm̅er
10 ainer anderst außgelegt/ dann sy
11 der ander verstanden hat. Demnach
12 woͤllen wir/ obgesetzte woͤrtlein/
13 für vns nemen/ vnd sy gründtlich
14 erklaͤren/ wie sy nicht auf einerlay
15 weyse moͤgen verstanden werden/
16 ob Christliche̅ gemuͤtern/ zum
17 friden/ nach gedenckens gemacht
18 wurde.
19 Das wort/ Leiblich/ in disem gegenwaͤrtigen
20 handel/ von dem
21 Nachtmal des Herren/ mag auff
Blatt 44 verso
1 dreyerlay weyß verstanden werden.
2 Erstlich nach gemainem vnd
3 natürlichem verstand/ den vns die
4 vernunfft gibt/ haißt vnd bedeütet
5 es/ ain weyß/ da ain ding/ nach
6 weiß/ art vnd natur/ dises natürlichen
7 lebens geessen vnd getruncken
8 wirt.
9 Auff dise weyß namen die Capernaiter
10 die wort vnsers Herren
11 Christi an/ da er von dem essen seines
12 Flaischs/ vnnd trincken seines
13 Bluͦts/ redet/ da sy sagten: Das ist
14 ain hardte rede/ wer kan sy hoͤren?
15 dann sy vermainten/ solte das flaische
16 Christi geessen/ vnd sein Bluͦt
17 getruncken werde̅/ so muͤste es natúrlich
18 vnnd flayschlich zuͦgehen.
19 Wie Nicodemus auch vo̅ der neüwen
20 geburt redet/ als er von Christo
21 hoͤret/ wir solten new geboren
Blatt 45 recto
1 werden/ vermainte/ es kündt nicht
2 anderst zuͦgehen/ dann das er widerumb
3 in seiner muͦtter leyb eingieng/
4 Da Christus wol von ainer
5 warhaftigen wesentlichen Geburt
6 redet/ Die aber auff ain andere
7 weiß zuͦgieng/ dan̅ sy Nicodemus
8 het verstehen künden.
9 Darnach würdt das woͤrtlein
10 ( Leiblich ) genom̅en/ vnd darmit
11 angezaigt/ daß nit blosse zaichen/
12 Figur oder Bedeütung/ des leybs
13 Christi / zuͦgegen seyen/ sonder das
14 vns mit dem Brot/ Leiblich gegeben
15 werd/ das ist eben der leyb/ der
16 für vns ist an das Creütz gegeben/
17 daruon des Herren wort reden/
18 Das ist mein Leib/ der für euch gegeben
19 würdt: Vnd/ Das ist das
20 Bluͦt des newen Testaments/ das
21 für euch vnnd für vil vergossen
Blatt 45 verso
1 würdt/ zur vergebung der sünden.
2 Dann ausserhalb disem Wesentlichen
3 leib/ ist kain ander leib Christi
4 zuͦdichten: Vnd ausserhalb seinem
5 flaisch/ so er zur gerechten seines
6 Vatters gesetzt/ ist kain ander
7 flaisch Christi im̅ Nachtmal zuͦsuchen
8 noch zufinden. Vnnd also
9 braucht auch S. Paulus das wort
10 ( Leiblich ) zuͦ den Colossern am 2.
11 Capitel: Jn jme ( Christo ) wohnet
12 die gantze fúlle/ der Gothait
13 leibhafftig.
14 Zum dritten/ wirt das woͤrtlein
15 ( Leiblich ) auch in disem handel
16 verstanden/ vn̅ außgelegt/ von den
17 eüsserlichen leiblichen zaychen des
18 Brots vnd Weins/ das vns Christus
19 seinen Leib gebe ( so ain Gaistliche
20 speyß ist ) Leiblich/ Das ist/
21 mit leiblichen dingen oder zaichen.
Blatt 46 recto
1 Dan̅ ye Brot vnd Wein leybliche
2 speyse vnd tranck seyen/ neben vnd
3 mit welchen aber die Gaistlichen
4 speiß vnd tranck geraicht vnnd vbergeben
5 werden.
6 So nun Doctor Luther / vnnd
7 alle so es mit jm halten/ lehret vnd
8 beken̅et/ daß der leib Christi in dem
9 hayligen Nachtmal leiblich geessen
10 werd/ braucht er das wort ( Leiblich )
11 nicht im̅ ersten verstandt/
12 nach der Capernaiter mainung/
13 das es also flayschlich vnd natürlich
14 geessen werd/ Wie er sich dann
15 in allen seinen Schrifften hieruon
16 deutlich verklaͤret/ vn̅ verantwortet.
17 Es geschehe jme vnd vns vnguͤtlich
18 vnd vnrecht/ das man jme
19 oder vns zuͦlege/ wir lehren ain solche
20 grobe Capernaitische weyß/
21 den Leib Christi in dem H. Nachtmal
22 zuessen.
Blatt 46 verso
1 Sonder das woͤrtlein ( Leyblich )
2 braucht er in dem andern verstandt/
3 darmit anderst nichts anzuzaigen/
4 dann des warhafftigen
5 Leibs vnd bluͦts Christi gemainschafft/
6 so wir in dem hayligen Abendtmal
7 neben den sichtbarlichen
8 zaichen Brots vnd Weins haben/
9 Dan̅ weil dise speysung ain hohes
10 vnerforschlichs Gehaymnus ist/
11 welches nit mag begriffen werden
12 mit menschlicher vernunfft/ die sich
13 gar leichtlich zuͦ jrer arth wendet/
14 wo sy nicht in dem gehorsam̅ Christi
15 gefangen wirdt.
16 Darmit nicht alßbald die leüth
17 moͤchten zuͦfaren/ vnd halten/ es
18 wer nichts dann Brot vnd Wein
19 vor handen/ hat Luther das wort
20 ( Leiblich ) getribe̅/ damit die leút
21 mehr auff dieselbig speyß achtung
Blatt 47 recto
1 hetten/ dan̅ die vernunfft laßt begreiffen.
2
3 Dann man kan Christus leyb
4 nicht anderst thaylhafftig werde̅/
5 ohn auf die zwuͦ weiß/ Gaistlich oder
6 Leyblich/ Widerum̅ dise Leibliche
7 gemainschaft/ kan nicht sichtbarlich
8 noch empfindtlich sein/
9 sonst wurde kain brot da bleyben.
10 Wideru̅b/ kan es nicht eitel schlecht
11 brot sein/ sonst wer es nit ein Leibliche
12 gemainschaft des leibs Christi /
13 sonder des brots. Drumb muͦß/
14 da das gebroche̅ brot ist/ auch warhafftig
15 vnd leiblich der Leib Christi
16 sein/ wiewol vnsichtbarlich.
17 Demnach/ das wort ( Leiblich )
18 es laut nach dem Gaistlichen verstand
19 so grob es jmmer will/ so sollents
20 doch die Christen / inn disem
21 letsten verstandt auffnemen/ wie
Blatt 47 verso
1 jetzt angezaygt/ wie wir auch vor
2 oben/ von der weyß zuͦreden gehoͤrt/
3 der Leyb Christi sey im̅ brot/
4 welches die vernunfft als bald ergreifft/
5 als ob auff ain solche grobe
6 weis der leib Christi gegenwertig/
7 oder inn das Brot reümlich eingeschlossen
8 werd/ So doch Luther
9 seliger/ die gegenwertigkayt des
10 leybs Christi / darmit hat woͤllen
11 dem groben gemainen volck einbilden/
12 das sie wissen/ was jhnen
13 Christus neben dem Brot für ain
14 himlische speyß geb/ dardurch die
15 Seel erquicket/ vnd der Leyb zur
16 vnsterbligkait gesterckt würt. Vnd
17 souil kurtzlich vo̅ wort ( Leyblich )
18 wie es in Luthers buͤchern vn̅ vnsern
19 predige̅ verstanden werde̅ sol.
20 Das wort ( Gaistlich ) wirdt
21 auch nicht auff einerlay/ sonder
Blatt 48 recto
1 fünfferlay weiß verstanden/ vnnd
2 außgelegt. Erstlich/ so man sagt/
3 Der leyb vnd bluͦt Christi seyen im̅
4 nachtmal gege̅wertig/ aber Gaistlich/
5 Woͤllen etlich souil darmit
6 verstanden haben/ das es sey ain
7 Erinnerung/ das der leib Christi
8 für vns ans creütz gegeben/ vnnd
9 sein bluͦt vmb vnserer sünd willen
10 am creütz vergossen/ welches im̅
11 Gaist geschehe. Vnd so der mensch
12 als dan̅ von disem Brot esse/ vnd
13 von disem Kelch trincke/ so werd
14 von jme gesagt/ Er esse vnd trinck
15 den leyb vn̅ bluͦt Christi Gaistlich/
16 die weil Brot vnd Wein zu disen
17 Gedancken/ vom flaysch vnd bluͦt
18 Christi kommen. Als wann ich an
19 Rom / an Jerusalem / oder an S. Paulum
20 gedenck/ so sey Rom / Jerusalem /
21 oder S. Paulus gegenwertig/
Blatt 48 verso
1 gleich wie wir ain gemaine
2 red haben/ das ainer zuͦ dem anderen
3 sagt: Du bist gestern bey vnns
4 geweßt/ das ist/ Wir haben an dich
5 gedacht/ oder von dir geredt.
6 Solche mainung vnd verstand
7 aber/ will sich mit des Herre̅ worten
8 nit reymen/ in welchen er nicht
9 redet von vnsern gedancken/ die
10 wir von seinem Leib vn̅ Bluͦt haben/
11 sonder von seinem warhaften
12 vnnd lebendigmachenden Flaysch
13 vnd Bluͦt/ wie vnns dieselbigen in
14 disem Gehaymnuß mitgethaylet
15 werden.
16 ( Joan. 6. stehet/ Mein flaisch
17 ist warhaftig ain speiß/ Mein
18 Bluͦt ist warhafftig ain trancke.
19
20 Matthei 26. stehet/ Das ist
21 mein Leyb/ der für euch gegeben
22 würt. )
Blatt 49 recto
1 Darnach mag das woͤrtlein
2 ( Gaistlich ) verstanden werden/
3 Als ob Christus nicht mehr den
4 leib nach der Substantz vnnd wesen
5 hette/ so vor seiner herrlichen
6 Aufferstehung von den Todten/
7 ain natülicher leib genan̅t ( doch
8 aber auß heilige̅ Gaist empfangen/
9 vnnd von einer Jungkfrawen geboren )
10 der nicht allein in der klarhait/
11 sonder auch in seiner Substantz
12 vnnd Wesen nicht anders
13 dann Gott sey worden. Das vns
14 derselbige gaistlich leib/ im̅ Nachtmal
15 gegeben werd.
16 Wiewol nun nicht weniger das
17 S. Paulus 1. Cor. 15. von vnserm
18 leib schreibet: Es würdt geseet ain
19 natürlicher Leib/ vnd wirt aufferstehen
20 ain Gaystlicher leyb/ So
21 sollen wir doch darumb nicht gedencken/
Blatt 49 verso
1 das solche gaistliche leib/
2 in jrer Substantz geendert/ wiewol
3 sy Gaystliche vnnd him̅lische
4 klarhait angezogen.
5 Also bedurffen wir nicht den leib
6 Christi in seiner substantz vergaysten
7 vnd vergotten/ seine warhafftige
8 Gegenwaͤrtigkait im̅ Nachtmal
9 zuͦerhalte̅/ welchs die menschhait
10 Christi mehr hieß verleügne̅/
11 dann vns zuͦ ainer speyß im̅ hayligen
12 Nachmal fürstellen.
13 Dann ob wol der leyb Christi
14 Goͤtliche klarhait angezogen/ vnd
15 ( also zureden ) in die Gothait versetzt/
16 vnd in Gott auffgenommen
17 worden/ wie Athanasius redet/ so
18 ist doch gebliben/ das noch in der
19 warhait der leib Christi genennet
20 würdt/ welches warhaftigen Leibes
21 oder Flaisches gemainschafft/
Blatt 50 recto
1 wir inn dem hayligen Nachtmal
2 haben.
3 Zum dritten/ würdt das wort
4 ( Gaistlich ) verstanden/ das wir
5 jnnerlich/ neben Brot vnd Wein/
6 mit dem hayligen Gaist gespeyset
7 werden/ so er in vns den Glauben
8 würckt/ die lieb mehret/ die hoffnung
9 vnd gedult in vns erhaltet/
10 welche würckhung dem hayligen
11 Gaist zuͦ geschriben wirt/ ohn die
12 gegenwaͤrtigkait des flaischs Christi /
13 welchs das leben durch die verainigung
14 mit dem Ewigen wort
15 worden ist. Dieweil aber Christus
16 nicht von dem wesen oder würckhung
17 des hayligen Gaists/ Sonder
18 von dem wesen vnnd würckhung
19 seines Flaysches redet/ Das
20 ist mein Leib/ Das ist mein Bluͦt/
21 kan ain yeder leychtlich verstehn/
Blatt 50 verso
1 daß dise Außlegung/ ob sy wol etwas
2 redet/ dises Gehaimnus nicht
3 erraichet/ vnd demnach den worten
4 Christi ( so sy zuͦ wenig zuͦgibt )
5 vngemeß sey/ Dann es wissen
6 die Schuͦler wol/ das Gayst
7 leib/ vnd Bluͦt Christi nicht ainerlay
8 hayssen/ noch ainerlay wesen
9 vnnd Natur sein ( von der Substantz
10 reden w[?]r ) damit vnns die
11 wort nicht von yemandt moͤchten
12 verkert werden.
13 Zum vierdten/ würdt etlichen in
14 verstandt vnnd außlegung dises
15 worts Gaystlich zuͦgelegt/ daß sy
16 es hielten vnd verstuͦnden/ der leib
17 Christi werd im̅ glauben Gaystlich/
18 das ist/ auff ain subtile weyß
19 außgethaylet/ aber im̅ hayligen
20 Nachtmal ( Leiblich ) das ist/ auf
21 ain grobe weyß: Aber das solches
Blatt 51 recto
1 jnen vnbillicher weiß zuͦgelegt/ haben
2 wir genuͦgsam̅ in Außlegung
3 des worts ( Leiblich ) angezaygt/
4 das in dem Nachtmal nichts grobes/
5 flaischlichs oder natürlichs sol
6 gedacht werden/ Sonder alles in
7 der warhait des warhafftige̅ leibs
8 Christi erwegen/ wie es das Gehaimnuß
9 mit sich bringt/ So werden
10 wir auch hernach hoͤren/ wie
11 sich das wesen des flaischs Christi
12 nicht endere/ ob sich wol die Element
13 vnd gebrauch der hayligen
14 Sacrament endern.
15 Gaistlich essen/ haißt Doctor
16 Luther nichts anders/ dann Christi
17 Leib recht erken̅en/ vnd sein gedencken/
18 da er das wort Gaistlich
19 auch anders versteht/ dan̅ sein gegenthail:
20 Dann es nicht allain ain
21 dauck ist/ sonder des warhaftigen
Blatt 51 verso
1 Leybs Christi gemeinschafft vnd
2 gegenwertigkait.
3 Zum fünfften wirt verstanden/
4 durch das wort ( Gaistlich ) ein
5 him̅lische/ Goͤtliche/ vbernatürliche/
6 vnd gaistliche weiß der gegenwertigkait
7 des flaischs vnd Bluͦts
8 Christi / welche der Mensch wol
9 glauben/ aber weil es ein Geheimnus
10 des reichs Gottes ist/ in disem
11 leben nicht verstehen/ noch mit seiner
12 vernunfft begreiffen kan.
13 Jn disem letsten verstandt/ wirt
14 recht vnnd wol gelehret/ daß der
15 warhafftig Leib vnd Bluͦt Christi /
16 im̅ hayligen Nachtmal/ Gaistlich/
17 das ist/ auff ein him̅lische vnd
18 der vernunfft vnerforschliche weiß
19 gegeben werd: dann dieweyl der
20 Herre Christus ain mal spricht:
21 Sein flaysch sey die warhafftige
Blatt 52 recto
1 speiß ( verstehe/ die nicht vergengklich
2 ist/ oder verderben kan/ sonder
3 vnueraͤndert ewigklich bleibt )
4 vnnd sein Bluͦt/ warhafftig ein
5 tranck. Muͦß ja ainer ains groben
6 verstands sein/ der auß diser speyß
7 vnnd tranck nichts dann ain deütung/
8 oder lauter vn̅ blosse gedancken
9 machet/ welche in jrer art/
10 nicht weniger ein warhafftige/
11 doch Gaistliche vn̅ him̅lische speyß
12 dann Brot vnnd Wein/ ain warhafftige/
13 doch leibliche speyß seien.
14 Den leib Christi gaistlich essen/
15 haißt nicht nur allain glauben/
16 das sein Leyb fúr vns gegeben sey
17 in den todt/ welchs gschehe̅ kunde/
18 wan̅ gleich Christus nicht in vns
19 were/ sonder weil durch den glauben
20 Christus inn vnns ist/ so haißt
21 sein fleisch essen/ de̅ Herren Christu̅
22 gegenwertig
Blatt 52 verso
1 haben/ der wesentlich inn
2 vns das leben erhellt/ wie dz Brot
3 im̅ Leib/ das natürlich leben auffenthelt.
4 Dises essen des Flaisches
5 Christi / volget auß dem Glauben.
6 Jst des gegenwertigen Leibs vnd
7 Bluͦts Christi / lebendige gemainschafft/
8 welches warhafftig das
9 Gaistlich essen des flaischs Christi
10 ist/ vnd nicht ain laͤhrer gedanck/
11 wie jnen vil traͤwmen lassen/ Dan̅
12 wir auch durch den Glauben anderst
13 nicht gerechtfertigt werden/
14 das wir Gottes kinder sein/ vnnd
15 hayssen/ dann so wir also in den
16 Herren Christum versetzt/ er vnns
17 geschenckt/ wir mit des gegenwertigen
18 Christi / so in vns ist/ gehorsam̅
19 bedeckt/ vmb welches willen
20 er vns verzeyhung vn̅ vergebung
21 der sünden in seinem gehorsam̅/ der
Blatt 53 recto
1 yetzt vnser worden ( weyl wir mit
2 Christo ain leib ) zuͦgerechnet hat.
3 Lutherus in der Sermon vo̅
4 Sacrament/ Jn Tomo
5 2. am C. 15. blat.
6 Wie man nun das nicht leügnen
7 kan/ daß sy ( Maria ) so durchs
8 Wort schwanger wirt/ vnnd nyemandt
9 waiß wie es zuͦ gehet/ also
10 ist es hie auch: dann so bald Christus
11 spricht/ Das ist mein Leyb/ so
12 ist sein Leib da/ durchs wort vnnd
13 krafft des hayligen Gaists: Wan̅
14 das Wort nit da ist/ so ists schlecht
15 Brot: aber so die wort darzuͦ kommen/
16 bringen sy das mit/ daruon
17 sy lauten.
18 Hie zaigt Doctor Luther selbst
19 die weyß an/ auch der gegenwertigkait
20 des Flaischs Christi im̅ hayligen
21 Nachtmal/ naͤmlich/ das es
Blatt 53 verso
1 geschehe durchs wort vnnd krafft
2 des hayligen Gaists.
3 Dieweil aber die menschlich natur
4 in Christo souil die Substantz
5 des fleyschs belangt/ nicht Got ist/
6 dan̅ wer wolt sagen/ das die Goͤtlich
7 natur/ die Menschlich/ vnnd
8 die Menschlich natur/ in der Substantz
9 vnd wesen/ die Goͤtlich were/
10 wie Eutyches der ketzer sy vermengt
11 soll habe̅. Wiewol die menschlich
12 Natur in die Gotthait also
13 aufgenom̅en/ in dem sy zur gerechten
14 Gottes gesetzet/ das sy aller
15 Goͤtlichen klarhait/ gewalt vnnd
16 Ehre thailhafftig worden. So ist
17 auch ain Frag vnter den Gelerten
18 entstanden/ wie es müglich sey/
19 das im hayligen Nachtmal/ der
20 Leib vnd bluͦt Christi außgethailt
21 werde? Hie gebraucht der ain tail
Blatt 54 recto
1 die allmechtigkait Gottes/ der ander/
2 die krafft des hailigen Gaists/
3 durch welche vns der Herr Christus
4 seins flayschs vn̅ Bluͦts thaylhafftig
5 mach ( dann man rede mit
6 was worten man woͤlle/ so behalt
7 du Christlicher Leser eben vn̅ wol
8 vnd laß dir das nicht nemen/ das
9 du des warchafftige̅ leibs vn̅ bluͦts
10 Christi thailhafftig werdest. )
11 Auf baide mainung zu antworten/
12 Jst erstlich gewiß/ vn̅ vnlaugbar/
13 das vns das flaisch vnd bluͦt
14 Christi nicht geraicht/ noch im̅ hailigen
15 nachtmal mitgethaylt wurde/
16 wo nicht Christus / der vns solches
17 verhaißt vnd gibt/ almechtig
18 were/ Dann das flaysch Christi
19 für sich selber/ weder das leben ist/
20 noch lebendig machen kan/ sonder
21 alles was es ist vnd vermag/ das
Blatt 54 verso
1 hat es vom wort/ welches das leben
2 ist/ vnnd lebendig machet/ wie
3 der haylig Cyrillus daruon schreibet/
4 weyl es mit demselbigen wort
5 ain Person worden ist/ hat es mit
6 jm auch gleiche krafft vnd würckhung/
7 daß also das flaisch mit dem
8 wort/ vnd das wort/ mit dem flaische/
9 lebendig machet.
10 So ists auch gewiß/ daß Christus
11 nicht ohn seinen Gaist ist/ der
12 auch sein natur/ vnd demnach die
13 Allmaͤchtigkait selbs ist. Das aber
14 etlich dardurch verstehn moͤchten/
15 Christus der Herr/ so durch den
16 hayligen Gaist in vns würckt/ gebe
17 vns kain ferner gemainschafft
18 im̅ hayligen Nachtmal/ dann seines
19 Gaists. Solches wer nit weniger
20 wider des Herren wort/ als
21 die vorgehende mainungen: Dan̅
Blatt 55 recto
1 Christus redet von seinem warhaftigen
2 Flaisch/ das wir essen sollen/
3 Darumb wir nicht des Gaists
4 allain/ sonder auch seines Flaischs
5 thailhafftig werden.
6 Auß disen vnterschidlichen außlegungen
7 bayder woͤrtlin ( Leiblich
8 vnd Gaistlich ) ist nun leychtlich
9 abzunemen/ bayde/ Der recht
10 verstandt der wort Christi / vnd/
11 Wie sich ain yede außlegung mit
12 denselbigen vergleichen/ oder nicht
13 vergleichen moͤge.
14 Derhalben/ ob wol auß dem
15 woͤrtlin ( Das ist mein Leib ) moͤgen
16 allerlay deütungen vnnd außlegung
17 eingefuͤrt werden: Als/ daß
18 sy solten haissen/ Das Flaisch Christi /
19 Ein Figur seins Leibs/ Sein
20 leyden/ Sein todt/ Gedaͤchtnus
21 seines leydens/ Die Gothait Christi /
Blatt 55 verso
1 Den glauben/ Die krafft des
2 leibs Christi / Den verdienst vn̅ die
3 guͦtthaten Christi / Die handlung
4 vnd form̅ des nachtmals/ Die Gerechtigkait
5 vn̅ verdienst in seinem
6 leib/ Die Gemainschafft der kirche̅
7 vnd dergleiche̅. So wissen jme die
8 glaͤubigen wol zugeben/ vnd zunemen/
9 vnnd jrret sy dise vngleichait
10 gar nichts an jrem verstand/ Dan̅
11 so man es aigentlich besicht/ so finden
12 sich dise stuck alle/ so jetzt erzelt
13 worden/ bey dem hayligen Nachtmal/
14 nemlich/ sein leib/ sein flaysch
15 ein figur seines leibs/ nemlich/ das
16 brot/ Sein leiden/ Sein todt/ Gedechtnuß
17 seins leydens/ Die Gothait
18 Christi / Der Glaub/ baides/
19 Gottes in seiner verhaissung/ vnd
20 der menschen/ so Gottes zuͦsagung
21 trwen. Die kraft des leibs Christi /
Blatt 56 recto
1 die verdienst des leidens Christi /
2 vnd aller seiner guͦthaten vns bewisen/
3 vnnd erzaigt/ Dergleichen
4 die Ansprüch/ so wir zu dem Leyb
5 Christi haben/ die Gemainschafft
6 der kirchen/ die Form̅ vnnd weyß
7 das Nachtmal Christi zuͦhalten.
8 Dardurch aber jnen an jrem verstand
9 nichts benom̅en/ dz mit dem
10 Brot vnd wein in diser handlung
11 der warhafftig Leib vn̅ bluͦt Christi
12 jnen gegeben werden. Vnd dardurch
13 nit allain jnen der todt Christi
14 erneüwert/ sondern all sein verdienst
15 vn̅ guͦthaten mitgethailt vn̅
16 zuͦgeaignet/ der nit allain ain mensche/
17 sonder auch warhaftiger/ allmechtiger
18 vn̅ ewiger Got ist. Aber
19 doch so gehnd sy nicht so stuckweiß
20 mit vm̅/ lassen jnen auch nit gefallen
21 solche vngleicheit/ sonder bleibe̅
Blatt 56 verso
1 bey den einfaͤlige̅ worten des Herren
2 Christi / die vns baides/ die gegenwertigkait
3 vnd gemainschafft
4 des Leibs vnnd bluͦts Christi zeügen
5 vnnd anbieten/ daran sy nicht
6 zweyfeln/ vnnd vnser Herr Gott
7 reichlich in jnen erstattet/ was seine
8 wort verhaissen vnd zuͦsagen.
9 Darumb sollen vor erzelte maynung
10 nicht bloß vnd gentzlich verworffen
11 werde̅/ dieweil sich solchs
12 alles im̅ hailigen nachtmal findet/
13 wann es nach der stifftung vnnd
14 einsatzung Jesu Christi gehalten
15 wirt/ Sonder wa die leüt mit solchen
16 mainungen verhafft/ vnnd sy
17 also bestreiten/ soll man jne̅ freüntlich
18 anzaygen/ Ob wol solchs sich
19 auch bey dem hayligen Nachtmal
20 findet/ so moͤg es doch/ noch dises
21 Gehaimnus nicht erraichen/ dann
Blatt 57 recto
1 im̅ hayligen Nachtmal vber vnnd
2 neben solchen/ noch vil ein groͤssers
3 gegeben vnd geraicht werde/ nemlich
4 der Leyb vnnd Bluͦt vnsers
5 Herren Jesu Christi / wie wir hernach
6 weiter hoͤren werden.
7 Es werden wol zuͦ erklerung
8 dises Gehaimnus allerlay gleychnus
9 gebraucht. Als/ Doctor Luther
10 braucht das gleychnus von
11 eins predigers stim̅. Es steht da
12 ein Prediger vnd predigt/ sein stim̅
13 ist ain ainige stim̅/ die auß seinem
14 mundt geht/ vnd in seinem mundt
15 gemacht wirt vnd ist/ Noch kompt
16 die selbig ainig stim̅/ so an ainem
17 ort ist/ nemlich in seinem mund/ in
18 vier/ fünff/ tausent/ oder zehen tausent
19 ohren/ in ainem augenblick/
20 vnnd ist doch kain andere stim̅ in
21 den selbigen vil tausent ohren/ dan̅
Blatt 57 verso
1 die in des Predigers mund ist/ vnd
2 ist zugleich in aim augenblick ain
3 einige stim̅ im̅ mund des predigers
4 vnnd in allen ohren des volcks/ als
5 wer sein mund vnd jre ohren/ ohn
6 alle mitel ein ort/ da die stim̅ were.
7 Sein gegenthail/ die Zwinglischen /
8 brauchen das gleichnus der
9 Sonnen/ die zuͦmal an vil orthen
10 durch jren glantz vnd schein würcke.
11 Aber es bekennen bayde thail/
12 das solchs nur gedancken der menschen
13 seind/ die das Gehaimnus
14 nicht moͤgen erraichen/ in welchen
15 wir gemainschafft des Leibs vnd
16 bluͦts Christi haben.
17 Zuͦ bayden thailen wirdt eingefuͤrt
18 vnd gebraucht das gleichnus
19 von der Tawben/ in dero gestalt
20 der hailig Gaist/ sich bey der Tauf
21 vnsers Herren Christi geoffenbaret
Blatt 58 recto
1 hat/ daß zuͦ gleicher weyß/ wie
2 die Tawb/ der hailig Gaist genennet
3 werd: Also werd im̅ Nachtmal
4 dz Brot/ der Leib: vnd der Wein/
5 das Bluͦt Christi genennet. Dann
6 wie die Tawb nit sey gewesen der
7 hailig Gaist selbs/ sonder in der gestalt
8 diser Tawben wirdt geoffenbart
9 die gegenwaͤrtigkait des hayligen
10 Gaysts/ Also sey das Brot
11 nit der Leib Christi / sonder mit vn̅
12 bey disem Brot/ geb vns Christus
13 seinen Leib/ wie er in seinem wort
14 vns verhaissen hat.
15 Es brauchen bayde thail auch
16 ain gleichnus auß dem propheten
17 Esaia / da geschriben stehe/ daß der
18 Prophet hab den Herren gesehen/
19 welche von bayden thailen auff dz
20 haylig Sacrament gezogen worden:
21 Dan̅ da der Prophet die gestalt
Blatt 58 verso
1 des Herren sihet/ schreybet er
2 dannoch/ er hab den Herren gesehen/
3 Darum̅/ das es nicht ain laͤhre
4 gestalt/ sonder dz wesen der Goͤtlichen
5 Maiestat darbey vnd zuͦgegen
6 ware/ welche mit leyblichen
7 augen nicht mocht gesehen werde̅:
8 Dan̅/ gestalt des Herren/ vnd der
9 Herr/ werden durch ain arth der
10 rede ( schreibt Doctor Luther seliger )
11 für ains genom̅en. Also der
12 Leib des Herren/ vnnd das Brot
13 des herren/ werden für ains genommen/
14 das/ wer diß Brot jsset/
15 von dem wirt auch gesagt/ das er
16 den Leib Christi geessen hab/ wie
17 Esaias sagt/ Er habe den Herren
18 gesehen/ da er sein gestalt sahe. Also
19 werde es baides gezaigt/ daß da
20 begreift/ vn̅ daß da begriffen wirt.
21 Jch kan es nicht vnderlassen hieher zusetzen/
Blatt 59 recto
1 daß Doctor Luther
2 seliger/ geschriben hat/ zuͦ fürkommen
3 ain falschen gezüg/ Wan̅ habt
4 jr jemals von vns gehoͤrt/ daß wir
5 das Abendtmal Christi also essen/
6 oder zu essen lehren/ das allain ain
7 eusserlich Leiblich essen da sey des
8 leibs Christi? Haben wir nicht also
9 gelert durch vil Buͤcher/ daß im̅
10 Abendtmal sein zwey stuck zumercken.
11 Eins/ das allerhoͤchst vnnd
12 noͤttigst/ das seind die wort/ Nemend/
13 esset/ das ist mein Leib: Nemend/
14 trincket/ das ist mein Bluͦt.
15 Das ander/ Jst das Sacrament/
16 oder Leiblich essen des leibs Christi.
17 Nun die wort/ kan freylich nyemandt
18 durch den halß in bauch jagen/
19 sonder muͦß sy durch die ohren
20 in̅s hertz fassen/ Was fasset er aber
21 in̅s hertz durch die wort? Nichts
Blatt 59 verso
1 anders/ dann das sy lauten/ naͤmlich/
2 Den Leib für vnns gegeben/
3 Welchs ist das Geistlich essen. Vn̅
4 haben weiter gesagt/ das/ wer das
5 Sacrament jsset Leiblich/ ohn solche
6 wort/ oder ohn solch Gaistlich
7 essen/ dem ists nit allain kain nutz/
8 sonder auch schedlich/ wie Paulus
9 sagt/ Wer das Brot vnwürdig jsset/
10 der ist schuldig am Leyb des
11 Herren.
12 Jn Summa/ Doctor Luthers
13 seligen mainung/ vnd vnser aller/
14 die wir jme nachreden/ ist anderst
15 nicht/ dann die gegenwaͤrtigkait
16 des leibs Christi im̅ Nachtmal zuͦ
17 erhalten/ welchs wir mit/ vnnd
18 durch das woͤrtlin Leyblich verstehen/
19 so vns aber weder auff natürlich
20 noch reimlich gedeütet/ sonder
21 bey vns dise baide red/ in einerlay
Blatt 60 recto
1 verstandt geredt vnnd außgelegt
2 werden/ Der Leib Christi ist
3 warhafftig im̅ hayligen Nachtmal:
4 Vnd/ Der leib Christi würdt
5 Leyblich geessen/ welches aigentlich
6 nicht nach arth dises naturlichen
7 lebens/ sonder auff ain Him̅lische
8 weyß soll zuͦgehn/ dann wir
9 ye den leyb Christi nicht mit zaͤnen
10 zerbeyssen/ wie anderßwo weytlaͤuffig
11 außgefuͤrt worden.
12 Das aber fürgewendet wirdt/
13 Christus Leib sey gehn Hym̅el gefaren/
14 vnd zuͦ der gerechten Gotes
15 gesetzet/ darumb werde er in dem
16 hayligen Nachtmal nicht geessen/
17 noch sein Bluͦt getruncken/ Kan
18 auß vorgesatzter erklaͤrung lauter
19 vermerckt werden/ wie es der gegenwertigkait/
20 des Leibs vn̅ bluͦts
21 Christi im̅ Nachtmal/ nichts beneme/
Blatt 60 verso
1 Dan̅ so man in disem Gehaimnuß
2 auff ain gewiß orth dringen
3 wolt/ Jst kain zweyfel/ dz alle jünger/
4 so ferr von dem Herren gesessen/
5 eben souil empfangen haben/
6 als Johannes / der an seiner Brust
7 ruͦwet: dann souil dises Gehaymnuß
8 belangt/ gibt das orth nichts/
9 so nimpt es vnns auch nichts/ dieweyl
10 wir in dem Nachtmal nicht
11 das fleisch Christi bloß suchen/ wie
12 wir es sollen angreiffen/ antasten/
13 sonder wie wir darauß das leben
14 haben. Wie dan̅ hergegen die vnglaͤubigen
15 vnd Gotlosen/ das gericht
16 darauß empfahen vnnd empfinden.
17
18 Dan̅ so wir vnserm natürlichen
19 vnd groben verstandt nachgehen
20 woͤllen/ vnd vns vil vm̅ das orth
21 bekúm̅eren/ wurden sich drey weg
Blatt 61 recto
1 finden: Eintweder daß der Leyb
2 Christi allenthalben außgedoͤhnet
3 vnd außgespannen waͤre: Oder/
4 das er von ainem orth in das ander
5 faͤre: Oder/ das taͤglich auß den
6 partickeln des Brots/ vil leib Christi
7 hin vnnd wider gemacht wurden/
8 wie von den grobe̅ Baͤpstlern
9 daroben angezaigt worden. Aber
10 nach disen mainunge̅ wurden wir
11 die gegenwaͤrtigkait des Flaischs
12 vnnd Bluͦts Christi im̅ hayligen
13 Nachtmal verlieren/ wie hernach
14 volget.
15 Es bekennen ye baide thail/ das
16 im̅ hayligen Nachtmal nicht ain
17 troͤpflin Bluͦt/ sonder das ganntz
18 Bluͦt vnnd der gantz leyb vnsers
19 Herren Christi mitgethailt werd.
20 Wo nun dem also/ wie vnwidersprechlich
21 war ist/ So kan der leib
Blatt 61 verso
1 Christi nicht außgedoͤhnet sein/
2 dann wo er in alle welt waͤre außgedoͤnet/
3 so wurd er nicht zugleich
4 in allen orthen empfangen/ sonder
5 da ain fuͦß/ da ain arm̅ sein: So
6 kan man auch nicht sagen/ daß der
7 leib Christi von ainem orth in das
8 ander fare/ vnd demnach nicht in
9 das Brot fare/ Dann so er von ainem
10 orth in das ander fuͤre/ wurd
11 er sich abermals nicht allenthalbe̅
12 zugleich gegenwaͤrtig darstellen.
13 Zuͦ dem/ so redet die Schrifft nit
14 von jm/ das er von ainem orth in
15 das ander fare/ sonder stehe oder
16 sitzt zur gerechten Gottes/ welche
17 zwar nichts anders ist/ dann sein
18 Goͤtlich wesen/ krafft/ vn̅ allmaͤchtigkait/
19 dieweil in Got nichts leiblichs/
20 vnd demnach weder rechtes
21 noch linckes ist.
Blatt 62 recto
1 So ist daroben gnuͦgsam angezaigt/
2 wie gar es vnserm Christenlichen
3 glaube̅ zuwider seye/ vil leib
4 auß dem wesen des Brots/ durch
5 ain Zauberischen segen zumachen.
6 So stell dir nun Christum also
7 dar/ daß sein Flaisch nicht an alle
8 orth außgespannen/ das es auch
9 nicht von ainem orth in das ander
10 fare/ sonder stehe zuͦ der gerechten
11 Gottes/ vnnd geb dir also daselbst
12 sein Flaisch vn̅ Bluͦt/ so er ain warhafftig
13 speiß vnnd tranck nennet/
14 zuͦ essen vnd zutrincken. Jst es dir
15 auch müglich dises Gehaimnus zuͦ
16 verstehen? wie die Goͤtliche krafft
17 solches zuwegen bring? Dises fasset
18 allain der Glaub/ vnnd kan es
19 die vernunft nym̅ermehr verstehn
20 noch außrechnen. Es kan wol ein
21 glaͤubiger mensch jm ain rechnung
Blatt 62 verso
1 machen/ wie er durch den hayligen
2 Gaist werd lebendig gmacht: Wie
3 aber die Gemainschafft des leibs
4 Christi mit vns/ vn̅ in vns zuͦgehe/
5 ist so ain hoch Gehaymnuß/ das
6 es kain mensch in disem leben/ mit
7 seiner vernunfft begreiffen mag.
8 Also sihest du/ Christlicher Leser/
9 daß dir diser Artickel den Leib
10 vnnd bluͦt Christi / nicht auß dem
11 Nachtmal nimpt/ sonder dir vil
12 mehr als in aim Gehaymnus für
13 die augen darstellet/ vil naͤher/ dan̅
14 dein Seel/ vnd wann er gleich vil
15 tausentmal tausent meyl erhaben
16 wer. Dan̅ ob du wol sein warhaftig
17 vnd wesentlich Flaisch suchest/
18 vnnd findest/ so suchest du doch
19 nichts flaischlichs/ oder nach flaischlicher
20 vn̅ natürlicher weyß/ sonder
21 allain/ das eintweder lebendig
Blatt 63 recto
1 machet/ oder richtet/ welchs dem
2 flaysch Christi durch die verainigung
3 mit dem Wort/ vbergeben/
4 vnd ausserhalb dem Flaisch vnnd
5 bluͦt Christi nicht gefunden wirt.
6 Wer weyter grüblet/ ist zubesorge̅/
7 das er der warhait fehlen werde.
8 Dieweyl aber diser Artickel fürnaͤmlich
9 vnnd haͤfftig von bayden
10 thailen getriben wirt/ woͤllen wir
11 etwas klaͤrers vnd weytlaͤuffigers
12 daruon rede̅/ damit die glaͤubigen
13 sehen vnnd greiffen/ wie jnen diser
14 Artickel von der Him̅elfart Christi
15 so gar die gegenwaͤrtigkait des
16 leibs Christi nicht neme/ das vnns
17 auch kain Artickel des glaubens/
18 oder zeügknus der heylige̅ Schrift
19 gewaltiger den Herren Christum
20 darstellet/ dann eben diser von seiner
21 Hym̅elfart.
Blatt 63 verso
1 Auff das sich aber kain thail zuͦbeklage̅
2 hab/ will ich jrer bayder mainung
3 von disem Artickel/ vnd jrer
4 beweysung/ trewlich vnd warhaftig/
5 auffs einfaͤltigst darthuͦn.
6 Die Zwinglische̅ sprechen/ Christus
7 Leib vnd Bluͦt seyen nicht gegenwaͤrtig
8 im̅ haylige̅ Nachtmal/
9 wie oben angezaigt/ dan̅ sein Leib
10 sey gehn Him̅el gefare̅/ allda werd
11 er behalten/ biß er widerkom̅ zum
12 Gericht/ wie Petrus Actor. am 3.
13 Cap. bezeüget. Derhalben doͤrffe
14 man jn nicht auff Erden noch im̅
15 Nachtmal suchen/ welchs seins leidens
16 vnd sterbens/ Gaistliche gemainschafft
17 vnnd gedaͤchtnus ist.
18 Weyl er dann im̅ Hym̅el ist/ so leyde
19 die aigenschafft ains warhafftigen
20 vnnd natürlichen Leibs nicht/
21 das er zumal mehr dann an ainem
Blatt 64 recto
1 orth sey. Darumb so erzwing bayde
2 diser Artickel vnsers Christliche̅
3 glaubens/ von seiner Hym̅elfart/
4 auch die aygenschafft aines warhafftigen
5 Leibs/ das Christus leib
6 nicht gegenwaͤrtig im̅ Nachtmal/
7 sonder allain im̅ Hym̅el sey.
8 Jr gegenthail/ die Lutherischen
9 genan̅t/ keren dises jr Argument
10 starck vmb/ vnnd lehren/ das eben
11 darumb das flaysch Christi im̅
12 hayligen Nachtmal gegenwertig
13 sey/ dieweil es gen Him̅el gefaren/
14 vnd zuͦ der gerechten Gotes gesetzt
15 sey. Dann/ sprechen sy/ wann das
16 flaisch Christi nicht in Him̅el gefaren/
17 vnd zuͦ der gerechten Gottes
18 gesetzt were/ wurden wir weder
19 sein Leyb essen/ noch sein Bluͦt trincken
20 künden/ wie in dem hayligen
21 Nachtmal warhafftig beschicht.
Blatt 64 verso
1 Zuͦ dem/ haben wir nun zum ofter
2 mal gesagt/ Die glaͤubigen suchen
3 darum̅ das flaisch Christi im̅ nachtmal/
4 das sy leben/ Welchs leben
5 aber wir anderstwa her nit haben
6 künden/ dann auß der gerechten
7 Gottes/ zuͦ welcher Christus nach
8 dem flaisch gesetzt ist.
9 Dise bayde maynung/ darauff
10 gar nahe der gantz handel beruͦwet/
11 so sy ein ainfeltiger Mensche
12 gegen ainander hebt/ vnd erwigt/
13 würdt er auch nicht ansehen/ oder
14 leichtlich bey jm selbs schliessen moͤgen/
15 welchem thail er zuͦfallen soll/
16 dann sy baid ein fein ansehen habe̅.
17 Zuͦuor aber vnd ehe wir ainfeltigen
18 bericht dauon thuͦn/ sollen
19 wir wol mercken/ das sich bayde
20 thayl gegen einander abermals/
21 wie in andern puncten hefftig beklagen/
Blatt 65 recto
1 das jnen jre wort vnnd
2 außlegung vnrecht verstande̅ vnd
3 gedeütet worden/ darmit sy vns
4 zuͦuerstehen geben/ das man jre
5 wort vnd red nicht so grob auffnemen/
6 oder außlegen soll/ wie etwa
7 moͤcht beschehen sein/ als die es vil
8 anderst woͤllen gemainet haben.
9 den Zwinglischen hat jr gegenthail
10 zuͦgelegt ( dan̅ sy jr mainung
11 anderst nit verstanden haben ) als
12 glaubten vnd bekendten sy/ Christus
13 waͤre also in disen sichtbarn
14 him̅el gefaren/ das er alda an ain
15 ort gehefftet oder gebunden/ oder
16 als in ain Taubhauß eingeschlossen
17 waͤre/ welche maynung zwar
18 vnrecht/ vnd die him̅elfart Christi
19 im̅ grund hieß verleügnen/ wann
20 Christ' nur solt in disen sichtbarn
21 Hymmel gefaren sein/ Welchs die
Blatt 65 verso
1 Zwinglischen kaynes weges gestehen/
2 vnangesehen was sy vom
3 him̅el oder oͤrtern in dem him̅el geschriben
4 haben.
5 Dargege̅/ so verstehn die Zwinglischen
6 der Lutherischen maynung
7 von der him̅elfart Christi so grob/
8 als ob sy darmit verleügneten vnd
9 vernichteten/ die menschlich natur
10 in Christo / die er vo̅ Maria durch
11 wirckung des hayligen Gaists genommen
12 hat/ Welchs sy aber gleicher
13 gestalt auch nicht gestehen/
14 Dan̅ sy warhafftig vnd vngezweifelt
15 glauben/ das Christus auch
16 nach seiner him̅elfart/ die Menschlich
17 natur behalt/ die mit der Goͤtlichen
18 natur weder vermischet/
19 noch in die selbigen verwandelt/
20 sonder inn ainer Person verainigt
21 sey.
Blatt 66 recto
1 So steht nun der aigentlich verstandt
2 dises streyts darinnen/ das
3 wir wissen/ was der him̅el sey/ dahin
4 Christus gefaren/ vnd die gerechte
5 Gotes/ zuͦ welcher Christus
6 nach dem flaysch gesetzt ist. Dieweil
7 wir aber solchs baydes glauben
8 vn̅ nit sehen so ist auch schwer
9 also daruon zuͦschreiben/ das Gottes
10 herligkait nichts abgebrochen/
11 vn̅ es einfeltige leüt fassen künden/
12 welchen wir hie allaine dienen/
13 Dann leüthen die nur lust zuͦ zancken
14 haben/ kan nichts so aigentlich
15 vnd fleyssig dargethan werde̅/
16 das sy nicht tadlen kündten. So
17 nun der haylig Paulus sagt/ Es
18 sey in kains menschen hertzen kommen/
19 es hab es kaines Menschen
20 ohr gehoͤret/ noch aug gesehen/ die
21 frewd/ so Got seinen außerwoͤlten
Blatt 66 verso
1 kindern berait hat. Wer will dann
2 von dem wesen des Him̅els reden/
3 in welchem solche herligkait ist/ davon
4 hie Paulus redet.
5 Dieweil dan̅ etwas daruo̅ muͦß
6 geredt sein/ soll man anderst disen
7 span entschayden/ so woͤllen wir
8 den sichersten weg gehn/ vnd davon
9 hoͤren/ den ausserwoͤlte̅ werckzeüg
10 Gottes/ den H. Apostel Paulum /
11 der nicht allain in den dritten
12 him̅el verzuckt worden ist/ sonder
13 der auch auß/ oder in dem hymel
14 auf erde̅/ den Herrn̅ Christum
15 nach seiner Him̅elfart gesehen vnd
16 gehoͤrt hatt/ der schreibet also zun
17 Ephesiern / am ersten capitel: Gott
18 hab Christum aufferwecket von
19 den todten/ vnd gesetzt zuͦ seiner gerechten
20 im̅ Hym̅el/ vber alle Fürstenthum̅/
21 Gewalt/ Macht Herrschafft/
Blatt 67 recto
1 vnnd alles was genandt
2 mag werden/ nicht allain in diser
3 welt/ sonder auch in der zuͦkünfftigen/
4 vnnd hat alle ding vnter seine
5 fuͤsse gethan.
6 Jtem hernach im̅ 4. cap. Der
7 hinundter gefaren ist/ das ist derselbig/
8 der auffgefaren ist vber alle
9 him̅el/ auff das er alles erfüllet. Jn
10 disen bayden sprüchen/ redet Paulus
11 nicht mit ainerlay oder gleichfoͤrmigen
12 worten von der himmelfart
13 Christi / den̅ in dem ersten sagt
14 er: Christus sey gsetzt zur gerechten
15 Gottes im̅ Himmel. Jm andern
16 spruch aber sagt er: Christus sey gefaren
17 vber alle Him̅el.
18 Zum dritten/ so bezeügt Lucas
19 im̅ buͦch der Apostel geschicht/ das
20 Christus mit S. Paulo vor Damasco
21 nach seiner him̅elfart geredt
Blatt 67 verso
1 hab/ Jch bin Jesus / den du verfolgest.
2 Dise drey zeugknus gegeneinander
3 gehalten/ lehren vns/ das
4 es nichts dann ain lauter Menschlicher
5 gedanck sey/ vom him̅el/ als
6 von einem besondern ort zuͦgedencke̅/
7 dahin vnser Herr Christus gefare̅
8 sey/ dieweil S. Paulus zeüget
9 Er sey vber alle himmel/ vnnd in
10 him̅el gefaren: Vnd/ Der mit jme
11 vor Damasco redet/ der den him̅el
12 nicht verlasset. Wie sich nun dise
13 sprüch/ mit einem gedichten ort reimen/
14 kan ein jegklicher/ auch vnverstendiger
15 mensch/ leichtlich sehen.
16 Was dann der Himmel nicht
17 sey/ hab ich jetzt angezaigt/ Nemlich/
18 nicht ain solch ort/ wie jnen die
19 Menschen ohn Gottes wort mit
20 lauter Menschlich gedancken/ erdichten
21 vnd einbilden/ Eygentlich
Blatt 68 recto
1 aber lehren/ was er sey/ kan kain
2 Mensch sagen/ so lang wir hie auff
3 erden leben/ sondern dieweil es ein
4 Artickel des Glaubens ist/ Ein
5 Him̅el vnd ewigs leben glauben/
6 so künden wir eben daruon reden/
7 wie vo̅ andern Artickeln des Glaubens/
8 nemlich/ stam̅len wie die kinder/
9 biß es vns von Gott offenbaret/
10 das wir es von angesicht zuͦ
11 angesicht sehen/ vnd erkennen wie
12 wir erken̅et worden sein. Also glauben
13 wir/ das das ewig vnendtlich
14 Wort/ oder Son Gottes/ sey
15 flaisch worden/ das ist/ Er hab
16 menschlich natur an sich gnom̅en/
17 das nun die Goͤtlich vnnd menschlich
18 natur mit einander verainiget
19 sein/ glauben wir vngezweyfelt/
20 daran vnns auch vnser Erloͤsung
21 vnd seligkait stehet. Wir verstehn
Blatt 68 verso
1 aber solchs nicht/ vnnd kündens
2 nim̅ermehr begreiffen/ so lang wir
3 hie auff Erden leben.
4 Also glauben wir ainen hym̅el/
5 vnnd zwar die außerwoͤlten leben
6 auch berait darin̅/ zuͦuor vnnd ehe
7 sy sterbe̅. Was er aber sey/ kan kein
8 mensch außsprechen.
9 Dergleichen moͤge̅ wir auch reden/
10 von der gerechten Gottes/ dz
11 in der hayligen Goͤtlichen schrifft/
12 dardurch nicht verstanden ain besonder
13 orth/ sonder der Gewalt/
14 Maiestaͤt/ vnd herrligkait Gotes/
15 zuͦwelchen Christus nach de̅ flaisch
16 ist gesetzt worden. Vnd weyl wir
17 dieselbigen eben so wenig als den
18 Him̅el verstehen/ darmit wir dannoch
19 etwas daruo̅ wissen/ biß wir
20 es sehen/ so stam̅elt Gott selbs mit
21 vns als seinen lieben kindern. Vnd
Blatt 69 recto
1 beschreybet dieselbigen durch ain
2 gleichnus von weltliche̅ Künigen
3 vnd Fúrsten/ die da pflegen neben
4 sich zuͦsetzen/ welchen sie jre gewalt
5 vbergeben/ daß sy mit jnen herrschen
6 vn̅ Regieren sollen/ dardurch
7 gibt vnns Gott sein Allmaͤchtige
8 Glorj vnd herrligkait zuͦuerstehen/
9 welche durch die Gerechte in der
10 hailigen Schrift verstanden wirt.
11 Also sagten die zauberer zuͦ Pharao:
12 Das ist Gottes finger/ da sy
13 Mosi die zaichen nit kundten nach thuͦn/
14 dardurch sy Gottes krafft
15 vnnd allmaͤchtigkait verstuͦnden.
16 Von diser gerechten hand Gottes
17 redet Salomon: Sihe/ der hymmel/
18 vn̅ aller him̅eln him̅el/ moͤgen
19 dich nicht begreiffen/ wie solts dan̅
20 dises Hauß thuͦn/ das ich deinem
21 Nam̅en gebawet hab? Deßgleiche̅
Blatt 69 verso
1 im̅ Propheten Esaia: Sihe/ der
2 Him̅el ist mein stuͦhl/ vnd die Erd
3 meiner fuͤß schaͤmel/ Was ists dan̅
4 fúr ain hawß/ das jr mir bauwen
5 wolt? Vnd souil künden wir aufs
6 kürtzest anzeigen/ was vns der hymel
7 sey/ dahin Christus gefaren/
8 vnd die gerechten Gottes/ zuͦ welcher
9 Christus gesetzt.
10 So zeüget nun die hailig schrift
11 das Christus sey zuͦ der gerechten
12 Gotes in him̅el gesetzet. Der Herr
13 hat gesagt zuͦ meinem Herren/ setz
14 dich zuͦ meiner Gerechten/ biß das
15 ich lege meine feinde zum schaͤmel
16 deiner fuͤsse/ vnd was er dardurch
17 empfangen hab/ zeüget Christus
18 selbs: Mir ist geben ( spricht er )
19 aller gewalt in hym̅el vnd auff erden.
20 Dieweil dan̅ Christus als des
21 menschen Son/ gehn Him̅el gefaren/
Blatt 70 recto
1 vnd gesetzt zuͦ der gerechten
2 Gottes: Die gerechte Gotes aber
3 erfúllet hym̅el vnd Erden/ so volget
4 hierauß klaͤrlich/ das nun auch
5 des mensche̅ Son alle ding gegenwaͤrtig
6 sey/ vnd das er alles erfülle/
7 der vber alles herrschet vnd regieret.
8 Dann wie nach der hym̅elfart
9 Christi / nicht nur die Goͤtliche
10 natur Regiert/ Sonder auch der
11 mensch Christus / dem aller gewalt
12 im̅ hym̅el vnd auff erden gegeben
13 ist: Also erfüllet nit allein der Son
14 Gotes alles/ sonder auch des menschen
15 Son/ der vber alle hym̅el gefaren
16 ist/ daß er alles erfülle. Solches
17 erfüllen aber/ ist nicht natürlich/
18 dadurch die menschlich natur
19 in Christo verleügnet/ sonder ein
20 Goͤtlichs/ dadurch er alles regiert/
21 welches wir glauben/ aber nicht
Blatt 70 verso
1 verstehen künden. Vnd hieher gehoͤrt
2 auch/ das wir d` oben vo̅ dem
3 woͤrtlein/ Leiblich/ gesagt haben/
4 daß sein Flaisch vnns im̅ hayligen
5 Nachtmal/ LEJBLJCH/ gegeben
6 wirt/ das ist/ Eben der Leib/
7 der ans Creutz gehenckt wirt/ aber
8 auff ein vnerforschliche weyß. Also
9 sage̅ auch wir hie/ Es erfuͤlle auch
10 des menschen Son/ der zuͦ der gerechten
11 Gottes gesetzt ist/ alles/ also/
12 das jme alle ding gegenwaͤrtig
13 sein. Vnd widerum̅: Er allen creaturn/
14 sonderlich seinen glaͤubigen/
15 in welchen er mit seiner gnad sonderlich
16 wohnet.
17 Darmit ichs aber den einfaͤltige̅
18 noch klaͤrer fürmahle/ sollen sy also
19 gedencken/ daß vor Got alle orth/
20 hoch vnd tieff/ weyt vnnd brayt/
21 nur ain orth/ oder also zu reden/
Blatt 71 recto
1 kain orth sein/ Dan̅ wir reden yetzt
2 von de̅ herrlichen grossen Pallast/
3 darin̅ Got wohnet/ welcher so gar
4 an kain orth gebunde̅/ das ferr von
5 vns sey/ das vns vil mehr die hailig
6 Goͤtlich schrifft bezeüget/ wann
7 es Gott ainem menschen wolt offenbaren/
8 Er doͤrff sich nicht ferr
9 von dannen bewegen/ Sonder er
10 wurd die gerechten Gottes/ das
11 Reich/ den Gewalt/ Maiestet vnd
12 herrligkait Gottes/ bey jme/ vnter
13 jme/ neben jme/ ja allenthalben/
14 vmb jne her sehen/ wie auff dem
15 berg Thabor gschehen/ da Moses
16 vnd Elias den hym̅el nicht verlassen/
17 vnd doch auff de̅ berg Thabor
18 mit Christo reden. Jtem/ daß
19 die Engel bey vns vnd vnter vns
20 auf erden sein/ vnd auß dem hymmel
21 nicht faren/ sonder ohn vnterlaß
Blatt 71 verso
1 das angesicht des Vatters im̅
2 him̅el sehen/ Also auch der glaͤubigen
3 Seelen/ doͤrffen nicht ferr faren/
4 wann sy auffgeloͤset werden/
5 vnd bey Christo dem Herren alßbald
6 sein/ denen man kain fenster
7 darff auffthuͦn ( wie die alten weiber
8 pflegen bey den sterbende̅ Christen /
9 damit die Seele künde hinauß faren )
10 die offenbarung ist berait
11 da/ wie auch der verdampten
12 ewiger tod/ etwan auch scheinbar
13 ehe sy sterben. Von dem ort redet
14 die Schrifft auf menschliche weiß/
15 das Lazarus vber sich getragen/
16 vnd der Reich man̅ in die Hell hinab
17 begraben sey/ Welches wir
18 nach anlaitung des glaubens verstehn
19 vnd außlegen.
20 So nun ain ainfaltiger Mensch
21 also gedacht hat/ das alle orth nur
Blatt 72 recto
1 ain ort sein/ welches alles Gott erfüllet/
2 so nim̅ die gleichnus Lutheri /
3 daroben gesetzt/ von ainer stim̅
4 aines predigers/ die in vil tausent
5 ohren zuͦmal ist/ so wirdst du etlicher
6 massen dir einbilden künden/
7 wie Christus als des Menschen
8 Son alles erfúlle/ vnnd gedencke
9 auch/ das hieher kain natúrliches/
10 aber doch ein warhafftigs erfüllen
11 gehoͤr/ so wirdst du auch bald verstehen
12 künden/ wie Christus der
13 Herr im̅ hayligen Nachtmal gegenwertig/
14 den wir nicht natürlich
15 oder auff die art dises lebens/ aber
16 doch warhafftig geessen/ dardurch
17 weder die me̅schlich natur in Christo
18 verleügnet/ oder vernichtet/
19 noch Christus vom him̅el auf vnd
20 ab gezoge̅/ sonder durch die handlung
21 des hayligen Nachtmals gegenwertig
Blatt 72 verso
1 geoffenbart werden.
2 Lucanus lib. 9.
3 Est' Dei sedes vbi terra,'& pontus,'&
4 aer,
5 Et c[?]lum,'& virtus superos, quid que[?]rimus
6 vltra,
7 Iupiter est, quocun' vides, quocun'
8 moueris,
9 Iouis omnia plena.
10 Das aber fürgebracht wirt auß
11 der Epistel S. Pauli an die Philipper /
12 das Christus vnsere nichtige
13 leib verklere̅ werd/ das sy seinem
14 verklerte̅ leib ehnlich werden/ nach
15 der würckung/ damit er kan alle
16 ding jme vnterthenig mache̅/ darauß
17 dan̅ volg/ das auch vnsere leib
18 muͤssen allenthalben sein/ nach der
19 aufferstehung von den todte̅/ wan̅
20 Christus leib allenthalben were.
21 Darauff gebe ich zur antwurt/
Blatt 73 recto
1 Das noch ain grosser vnterschaid
2 zwischen dem leib Christi vnd vnsern
3 leiben sey. Dan̅ Christus leib/
4 ist das leben worden/ das er nicht
5 nur lebt/ sonder auch lebendig machet/
6 welchs aber vnserm leib nimmermehr
7 kan zuͦgeschribe̅ werden.
8 Also auch/ ob wol wir mit Christo
9 seind in das him̅lisch wesen gesetzt/
10 so sind wir doch nicht zur gerechte̅
11 Gottes gesetzt/ Demnach/ das vnser
12 leib in der Glorj des Vatters
13 sein werd/ da Christus ist/ das haben
14 sy daher/ das der mensch Christus /
15 zur gerechten Gottes gesetzt
16 ist/ für sein Person/ Des Gaistliche̅
17 leibs/ wir aber glider sein/ vnnd er
18 vnser haupt/ der aber in allen dingen
19 den fürgang hat. Darum̅ hat
20 es weit ain andere gstalt/ vmb den
21 leib Christi / dem aller gewalt ist
Blatt 73 verso
1 geben/ vnd vm̅ vnsere leib/ die also
2 dises gewalts geniessen/ das sy
3 dardurch ewig erhalten werden.
4 Dieweil sich dan̅ baide thail jetzt
5 der zeit erklere̅/ das sy weder durch
6 den himmel/ noch gerechte Gottes
7 ein sonder orth verstehen/ sonder
8 die Maiestet/ Gewalt/ Glorj/ vn̅
9 herrligkait Gotes/ so man die groben
10 einbildung gefalle̅ last/ darmit
11 baide thail einander beschuldigen/
12 da man das flaisch Christi weder
13 natürlich jsset/ noch in ain ort beschleüßt/
14 werde̅ sich einfeltige Christen
15 auch wol selbst berichten kúnden/
16 wie Christus zur gerechten
17 Gottes/ im̅ himmel vnd vber alle
18 him̅el sitzet/ sein Flaisch vnd Bluͦt
19 im̅ hayligen Nachtmal zuͦ ainer
20 lebendigen vnd warhafftige̅ speys
21 gebe. Wer vber den Glaubn̅/ darvon
Blatt 74 recto
1 mehr begert zuͦwissen/ der bitt
2 Gott mit vns/ das sich der Son
3 Gottes zur Erloͤsung der seinen/
4 bald sehen laß/ vnd vns offenbar/
5 wz wir lang geglaubt habe̅. Mehr
6 kan ich daruon nicht sagen.
7 Darauß moͤgen auch die baide
8 sprüch/ Flaisch ist kain nutz/ Vnnd/
9 Wir kennen nun Christum nicht
10 mehr nach dem flaisch/ leichtlich
11 verkleret vnd verstanden werden/
12 dann ein anders ist es gesagt/ Das
13 flaisch ist kain nutz/ vn̅ ein anders/
14 Das flaisch Christi ist kain nutz/
15 Dann auff das des Herrn junger
16 wüsten/ was dz flaisch Christi were/
17 setzt er hinzuͦ/ das für euch gegeben
18 wirt. Weil nun solchs die Christen
19 bey dem Herrn̅ suchen/ suchen
20 sy nicht bloß flaisch/ wie die Capernaiten:
21 Sonder also/ das sy auß de̅
Blatt 74 verso
1 flaisch das leben haben/ vnnd ein
2 newe creatur werden. Also kennen
3 wir wol kainen Erloͤser/ dann nur
4 Christum in seinem flaisch/ vnnd
5 kennen aber Christum nicht/ nach
6 dem flaysche/ Das ist/ Wir suchen
7 nichts flayschlichs an jme/ sonder
8 alles him̅lisch.
9 Dieweil aber auch disen spruch
10 Christi Joha. 6. cap. baidetail vngleich
11 außlege̅/ Der Gaist ists/ der
12 lebendig macht/ das flaisch ist kain
13 nutz/ woͤllen wir auch weitleuffiger
14 daruon handlen. Der ein thail
15 sagt/ Christus rede alhie nichts
16 von seinem flaisch/ dan̅ es were abschewlich
17 zuͦhoͤren/ so man sagt/
18 Das flaisch Christi wer kain nutz/
19 durch welches wir seind erloͤset
20 worden/ von welchem auch Christus
21 redet/ Mein Flaisch ist warhafftig
Blatt 75 recto
1 ein speiß/ sonder er rede von
2 dem flaischliche̅ verstand/ welcher
3 nicht nutz ist/ dan̅ wie S. Paulus
4 sagt/ Der natürlich Mensch ( welcher
5 flaisch ist ) vernimpt nicht wz
6 des Gaists Gottes ist.
7 Der ander thayl aber saget/ Der
8 Herr Christ' rede von seine̅ flaisch
9 welches natürlich/ leiblich/ oder
10 flaischlich geessen/ nicht nutze: aber
11 gaistlich geessen/ das ist/ glauben/
12 das er fur vns in den todt sey zur
13 erloͤsung geben/ das nütze. Den
14 span aber vber baide vngleiche außlegung/
15 waiß ich nit besser zuͦ entschaiden/
16 dann so wir den rechten
17 verstandt der wort Christi / durch
18 sein Gnade darthuͦn/ den vnns die
19 vorgehende wort in die handt geben:
20 Dan̅ Christus hat gerad daruor
21 gesagt/ Wie mich gesandt hat
Blatt 75 verso
1 der lebendig Vatter/ vnnd ich lebe
2 vmb des Vaters willen: Also wer
3 mich jsset/ der wirt leben vmb meinen
4 willen. Dise wort/ so sy mit den
5 nachuolgenden verglichen werde̅/
6 wirt sich der recht verstandt klaͤrlich
7 finden/ diss orts/ darüber man
8 sich zwayet.
9 Daß das flaisch Christi lebt/ dz
10 lebt es vmb des Vatters willen/
11 Dann alles das es ist/ das hat es
12 vom Vatter/ der Gaist ist einerlay
13 natur mit dem hayligen Gaist.
14 Wer nun das Flaisch Christi also
15 ansihet/ das es fur sich selbs lebe/
16 vnd esse es/ dem waͤre es warlich
17 nicht nutz. Der es aber ansihet/ dz
18 es lebt vmbs Vatters willen/ dem
19 ist es warlich nutz. Darumb sagt
20 Christus nicht bloß: Wer flaisch
21 jsset/ sonder wer mich jsset/ der wirt
Blatt 76 recto
1 leben vmb meinen willen: Dann
2 das wort Mich/ begreift nicht nur
3 flaisch/ sonder Gaist/ der fürnaͤmlich
4 lebendig macht/ vmb des willen
5 auch sein flaisch lebet/ vnnd lebendig
6 machet: Dann es ist yetzt
7 in der herrligkait Christi / schreibet
8 Cyrillus / ein würckhung bayder
9 naturen/ des Gaists vnd des flaisches.
10 Also braucht nun der Herr
11 Christus das woͤrtlein ( Flaisch )
12 auff zwo weyß.
13 Erstlich/ nach dem verstand der
14 Capernaiter / die nur allain vom
15 flaisch für sich selbst redeten. Darnach
16 in seinem warhafftigen verstandt/
17 da sein Flaisch von seinem
18 Gaist nicht abgesủndert ist.
19 Jm̅ ersten verstandt ist geredt/
20 Flaisch sey nicht nutz: Dan̅ so schon
21 ainer dem Herrn̅ Christo in ainen
Blatt 76 verso
1 Arm̅ oder schenckel gefalle̅ waͤre/
2 vnd daruon geessen het/ wurd es
3 jme nicht genutzet haben. Jm̅ andern
4 verstand/ so es mit dem Gaist
5 verstanden wirdt/ mit welchem es
6 auch vereinigt worden ist/ so ist es
7 ain warhafftige speyß zum ewigen
8 leben/ allen die es im̅ Glauben gebrauchen.
9 Weil aber diser Gaist dz
10 flaisch auch toͤdtet/ vnd in die Hell
11 fuͤret/ wie er lebendig machet/ vnd
12 in him̅el fuͤret/ so soll die meldung
13 des Gaists die vnbuͦßfertigen aber
14 mal schrecken/ vnnd ermanen zur
15 Bủß/ daß sy sich probiern/ vnd nit
16 am flaisch allain/ sonder fürnaͤmlich
17 am Gaist nicht versundigen.
18 Darauß kan nun ain yeder/ meines
19 verstands/ leichtlich die widerwaͤrtigen
20 außlegungen entschayden:
21 dan̅ es ist baydes war/ Christus
Blatt 77 recto
1 redet von seinem flaisch/ vnd
2 redet nicht von seinem flaisch/ souil
3 das wesen des Flaisches belangt/
4 wan̅ es fúr sich selbs ohn den gaist
5 gefasset wirdt/ so ist kain streyt/ es
6 nutze nicht/ Vnnd ist also zureden/
7 nicht sein flaisch. Ob ich wol kain
8 ander Substantz verstehe/ dann
9 eben seines flaischs/ noch dannoch
10 wer im̅ flaisch dichtet ohn den gaiste/
11 der dichtet an statt des flaischs
12 Christi ain flaisch/ das aigentlich
13 das flaisch Christi nicht ist. Darnach/
14 so ich es mit dem Gaist verstehe/
15 in welchem verstandt es aygentlich
16 das flaisch Christi genennet
17 wirt/ so ist es nutz.
18 Es ist auch hie wol zumercken/
19 daß Christus in disen sprüchen/ nit
20 bloß von seine̅ flaisch für sich selbs
21 redet/ Sonder also/ das es vns lebendig
Blatt 77 verso
1 mache/ vmb welches willen
2 er will verstanden haben/ wie
3 es vns nutz oder nicht nutz sey.
4 Dise erklerung ist wol de̅ gemeinen
5 man̅ etwas dunckel/ die doch
6 nicht wol klarer dargeben werden
7 mag/ Yedoch gibt sy in summa zuͦuerstehen/
8 was des Herren Christi
9 mainung sey/ vnnd wie ferr obgeschribne
10 Außlegung mit/ oder
11 wider ainander sein. Vnnd ist das
12 die sum̅a/ Das flaisch Christi ( von
13 welchem wir yetzt als ainer speyß
14 reden ) ohne Gaist/ als flaisch/ vn̅
15 nicht weiter betrachtet/ Jst nicht
16 nutz. Aber mit dem Gaist gefasset/
17 was ist es anders/ dann der gantz
18 Christus selber/ der vns nicht allain
19 nutz ist/ am creütz/ zur behaltung
20 vnser schuld/ Sonder gantz
21 von vnns im̅ hayligen Nachtmal
Blatt 78 recto
1 warhafftig geessen/ ist vnser lebe̅/
2 ohn welchen wir/ so wenig ewig
3 leben künden/ als das natürlich leben/
4 ohn natürliche speiß erhalten.
5 Das sey genuͦg auch vonn disem
6 puncten.
7 Damit aber aigentlich die glaͤubigen
8 wissen moͤgen/ was jnen im̅
9 hailigen Nachtmal gegebn̅ werd/
10 sollen sy es also fassen. Jm̅ haylige̅
11 Nachtmal/ seind sechs vnderschidliche
12 ding. Die drey/ sihet vnd hoͤret
13 man mit leiblichen augen vnnd
14 ohren. Die drey andern ding aber/
15 kan man weder mit leiblichen augen
16 sehen/ noch mit leiblichen ohren
17 hoͤren. Die drey eusserliche ding
18 seind das eüsserlich Wort/ das eüsserlich
19 Brot/ vnnd der eusserlich
20 Wein/ Dann das eusserlich wort/
21 so Gott selbs geredt/ vnnd auffzuschreiben
Blatt 78 verso
1 befolhen/ welches kain
2 mensch von jm selber erdichtet hat
3 sonder auß dem mundt des Sons
4 Gottes gangen/ vnd noch durch
5 den diener geredt wirdt/ das wirt
6 gehoͤrt: das Brot aber/ vnnd der
7 Wein/ werden gesehe̅/ geschmeckt/
8 angegriffen vnnd angetastet. Die
9 drey andern stuck/ so eusserlich weder
10 gesehen/ noch gehoͤrt werden/
11 seind: Erstlich/ das wort Gottes/
12 das Gott selbs/ das ist/ der ewig
13 Son Gottes ist/ das selbstendig
14 wesen Gottes. Das ander/ ist der
15 warhaftig leib Christi. Das drit/
16 ist das warhafftig Bluͦt Christi.
17 Dise sechs stuck vereinigen sich mit
18 einander in dem hayligen Sacrament/
19 das bey dem mündtlichen
20 wort der verhaissung/ das ewig
21 wort des Vaters ist. Bey dem leiblichen
Blatt 79 recto
1 Brot/ der war leyb Christi:
2 bey dem Wein/ dz warhafftig bluͦt
3 Christi / fúr vnser sünd vergossen.
4 Die drey letsten ding verainigten
5 sich in der person Christi: dan̅ wie
6 er das ewig Wort des Vaters ist/
7 also hat er vnser Flaisch vnd Bluͦt
8 an sich in ainigkait der Person genom̅en.
9 Darauß volget/ das Christus
10 gantz vnd vnzertrennet/ bey
11 seiner stifftung des hailige̅ Nachtmals
12 ist neben dem sichtbarn brot
13 vnd wein/ die recht war speiß vnd
14 tranck mit seinem Flaisch vn̅ bluͦt/
15 Wie er dann auch das ewig Brot
16 Gotes ist/ dz von hym̅el herab gestigen/
17 daz ist/ dz ewig wort vn̅ son
18 Gottes/ auß dem wir alle das leben
19 haben. Solchs hab ich darum̅
20 also vnderschidlich anzaygen woͤllen/
21 damit die einfảltigen wissen/
Blatt 79 verso
1 warinnen dises Sacraments gehaymnus
2 stehe/ auff daß sy nicht
3 die schelffen für den kern nemen.
4 Dann souil die verainigung selbst
5 belangt/ so gestehn auch die vnsern
6 nicht/ daß der leib Christi vnd sein
7 Bluͦt/ weder in das Brot vn̅ wein
8 veraͤndert/ noch in das Brot vnd
9 Wein eingeschlossen/ noch an das
10 Brot vnd Wein gehefftet/ oder gebunden
11 seyen/ Sonder nach des
12 Herrn̅ wort vnd verhaissung/ vnsern
13 armen gewissen zuͦ trost/ gegenwaͤrtig
14 sey. Was aber das für
15 ain verainigung sey/ ist noch von
16 kainem thail gnuͦgsam dargethon/
17 gedenck es werd auch noch wol ein
18 guͦte weyl verborgen bleiben.
19 Allain muͦß ich hie ain subtilen
20 jrrthumb anzaigen/ deren/ die da
21 woͤllen darfúr gehalten werden/
Blatt 80 recto
1 als ob sy nach der Apostel vnd allten
2 Kirchen lehrer mainung/ von
3 dem hayligen Nachtmal glauben
4 vn̅ halten. Dieselbigen vnterschaiden
5 nicht allain die bayde speiß vn̅
6 tranck/ sonder wider die Sacramentlich
7 ainigkait trennen sy es/
8 lassen in der warheit im̅ Nachtmal
9 ferner nichts dann Brot vn̅ wein/
10 welchs sy das Gratias nen̅en: dan̅
11 sprechen sy/ Wa die rechtgleubigen
12 sein/ da bringen sy in jren hertzen
13 mit sich Christum / die rechte speiß.
14 So sy nun von disem Brot essen/
15 so seind im̅ Nachtmal zuͦgegen bey
16 einander/ das Brot vnd der Leyb
17 Christi / den sy in jren hertzen mit
18 sich bringen. Dise Lehrer trennen
19 bayde speyß/ so sy es allain solten
20 vnderschayden. Aber jrem fürgeben
21 kúnden sy dennocht ain schein
Blatt 80 verso
1 machen/ dan̅ sy sprechen: Die rechtglaͤubigen
2 bringen Christum die
3 recht ware speyß/ allberait mit sich
4 zuͦ dem Brot des Nachtmals/ wie
5 solten sy jn dann erst empfangen.
6 Darum̅ empfangen sy allain Brot
7 vnd Wein/ vnnd nicht den waren
8 leyb Christi / den sy zuͦuor empfangen
9 haben: Daß sy aber den Leyb
10 Christi mit bringn̅/ sagen sy/ ist offenbar/
11 dan̅ die außerwoͤlten gehn
12 im̅ glauben zum Nachtmal: durch
13 den glaube̅ aber wohnet Christus
14 in jrem hertzen: So volget/ daß
15 sy im̅ glauben Christum mit bringen.
16 Dises Argument hat warlich
17 ain ansehen/ vnnd doͤrfft einfaͤltig
18 Leüt bald blenden/ Aber es fehlet
19 jme: Ob es wol war ist/ daß die
20 glaͤubigen/ Christum / sein Flaisch
21 vnd Bluͦt im̅ hertzen habe̅/ ob wol
Blatt 81 recto
1 der Herr Christus volkom̅en ist/
2 so erraichen doch die glaͤubigen die
3 volkom̅enhait nicht gantz vnd gar
4 ( Wir reden yetzo nicht von der
5 volkommenhayt des gehorsam̅s
6 Christi / welcher auch den schwachglaͤubigen
7 als volkom̅en zuͦgerechnet/
8 als volkom̅en er an jme selber
9 ist/ sonder von dem leben/ das wir
10 auß Christo ab dem haupt haben/
11 welchs in vns nicht volkom̅en sein
12 kan/ so lang wir mit disem sündigen
13 flaysch behengt sein. )