Text 117, DEO GRATIAS

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Text 117

Oesterreichisches DEO GRATIAS, Das ist: Eine ausfuͤhrliche Beschreibung eines Hochfeyerlichen Danck=Fests [...] Samt einer kurtzen Predigt / [...] vorgetragen. Durch P.F. Abraham a S. Clara Reformirten Augustiner Baarfuͤsser und Kaͤyserlichen Prediger.

Peter Paul Vivian (Hrsg.). Wien, 1680.
Mittelbairisch (Wien), Wien.
Zeitraum: VII, 1680.
aufgenommen: Gesamttext.
Seite [Deo Gratias] 3
1 Beschreibung deß gezierten
2 Platzes/ insgemein der Graben
3 genannt.
4 ALlweilen die Kaͤyserliche Residentz-Stadt/
5 das weit und
6 Weltberuͤhmte Wienn / den Nahmen
7 erhalten von dem naͤchst vorbey rinnendem
8 Wasser/ welches unfern dieser
9 Stadt in dem dicken Gehoͤltz und Schatten-reichen
10 Wald den Ursprung nimt/ jedoch
11 bald wieder in die breite Donau einfaͤllet;
12 Also hat obberuͦhrte Residentz-Stadt
13 auch einem Fluß wollen nacharten/
14 unter dessen Eigenschafften absonderlich
15 die Danckbarkeit erhellet/ dann ein jeder
16 Fluß urspruͤnglich herruͤhret von dem
17 Meer/ und erwirbt sein gantze nasse Haabschafft
18 von der grundlosen Schoß deß
19 Meers/ damit er sich aber danckbar um
20 solche Gutthat erweise/ also giest er sich
21 wieder mit all seinem Gewaͤsser ins Meer/
22 zu zeigen/ er habe gelernt/ was Aristoteles
23 gelehrt lib. 1. Eth. Oportet regratiari qui
Seite [Deo Gratias] 4
1 gratiam fecit; Solche danckbare Art hat
2 das beruͤhmte Wienn zwar aus hoͤchst-obliegender
3 Schuldigkeit der Allerheiligsten
4 Dreyfaltigkeit erweisen wollen/ um weilen
5 es durch dero unergruͤndliche Guͤtigkeit
6 von der harten Pestilentzischen Seuch
7 und unerhoͤrten Sterbens-Noth ist erloͤst
8 worden.
9 Es hat die Wiennstadt wollen tretten in
10 die Fusstapffen der krancken Schwiger deß
11 Heil. Petri / welche nach laut deß Evangelisten
12 Lucæ mit einem starcken Fieber behafft
13 ware/ weilen aber die Gegenwaͤrtige
14 Christum den HErrn eyffrigst ersuchten/
15 Er wolle doch mittels seiner wunderthaͤtigen
16 Vermoͤgenheit ihr die gewuͤnschte Gesundheit
17 erstatten/ also hat hieruͤber sich der
18 HErr erbarmet/ und sich mit maͤnniglichen
19 Frolocken augenblicklich von dem Fieber
20 curiert/ fuͤr welche grosse Gutthat die
21 Schwiger Petri sich wolt Gebuͤhr und
22 Schuldigkeit halber danckbar erzeigen/ deßwegen
23 sich eylfertig aus dem Beth begeben/
24 und Christo dem HErrn zu Tisch gedienet.
25 Ministrabat Christo'& Commensalibus
26 ejus, tanquam grata de beneficio sanitatis
27 sibi tam miraculosé collato. Dionis:
28 chartus: ser. 4.
Seite [Deo Gratias] 5
1 Anno 1679. ware das betrangte
2 Wienn mit einem solchen harten Fieber behafft/
3 daß fast allhier maͤnniglich an Haͤnd
4 und Fuͤssen gezittert/ ob edr grausamen und
5 mit unbeschreiblichem Gewalt und Qual
6 grassirender Pest; Indeme aber Wienn
7 durch die Goͤttliche Huͤlff der unzertheilten
8 Allerheiligsten Dreyfaltigkeit so wunderbarlich
9 von diesem groͤsten Ubel erloͤst worden/
10 also hat es mit der Schwiger deß Heil.
11 Petri um die tausend gewuͤnschte Gesundheit
12 nicht wollen das DEO gratias vergessen/
13 sondern dessenthalben ein allgemeines
14 Danck-Fest mit gesamtem Eyfer begehen/
15 wie dann hierzu Jhr Excellentz Herr Hans
16 Balthasar Graff von Hojos / Gehaimer
17 Deputirter Rath/ und der Zeit werthister
18 Land-Marschall mit samt den Loͤbl.
19 N. O. Herren Landsstaͤnden den gantzen
20 Platz/ allwo die auffgerichtete Bildnus-Saͤulen
21 der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit
22 stehet/ nicht ohne grossen Unkosten zieren
23 lassen/ wie folgends zu lesen.
24 Erstlich ware der gantze Graben mit
25 einer schoͤnst verfertigten Gallerie von
26 hundert und mehr aufgerichten Schwibboͤgen
27 fast zu trutz einem Roͤmischen Amphitheatro,
Seite [Deo Gratias] 6
1 und vielleicht deß Ptolomæi
2 Philadelphi praͤchtigsten Triumphboͤgen
3 nicht ungleich gezieret/ also daß gedachter
4 Platz/ welcher mit etlich zwantzig hohen
5 und schoͤnen Haͤusern eingeschraͤnckt/ schier
6 aͤhnlicher und gleicher scheinte einer koͤstlichen
7 Schaubuͤhn/ als einer Gassen.
8 Die zwey Bruͤnnen auf erst-gedachtem
9 Platz waren in Gestalt zweyer schoͤnen
10 Piramidum formiret/ welche mit ihren
11 hohen Gipffeln die Menschliche Augen zugleich
12 den Himmel locketen/ dem Allerhoͤchsten
13 zu dancken: Auf einer Piramide stunde
14 die Bildnus deß H. Josephs / welcher in
15 der rechten Hand ein Lilien/ in der lincken
16 aber ein brennendes Hertz gehalten/ mit
17 beygefuͤgter Schrifft/ subveniam HISOPE
18 meá, wordurch auf den Nahmen
19 deß H. Josephs anagrammaticé alludirt
20 wird; Auf der andern Seyten waren folgende
21 Wunsch-Woͤrter zu lesen/ Austria
22 perpetuis florescat fertilis annis. Auf der
23 andern Piramide stunde die hoch-erhebte
24 Bildnus deß H. Oesterreichischen Marg-Graffen
25 und Landes-Patron Leopoldi, in
26 dessen rechter Hand eine Kirchen/ in der
27 lincken aber ein blauer Fahn mit fuͤnff Lerchen/
Seite [Deo Gratias] 7
1 welche Lieb- und Lob-Voͤgel in ihren
2 Schnaͤblen fuͤnf folgende Wort fuͤhrten/
3 Splendescat felix Austria SOLE DUPLO,
4 worinnen der Namen Leopoldus per anagramma
5 oder Buchstaben-Wechsel zu
6 finden/ auf der andern Seiten waren diese
7 Trost-Wort gezeichnet/ Austria turgescat
8 fructu fæcunda perenni; Auf dem
9 Schild der ersten Piramidis, so mit lauter
10 Purpurfarben Rosen kuͤnstlich umflochten/
11 seynd folgende Wort gestanden: Austria Electum
12 In Orbe Viridarium, der andere
13 Schild mit mehristen fruchtbaren Weintrauben
14 umgeben/ zeigte diese Schrifft: Austria
15 Electa In Orbe Vinea.
16 Mehr stunde vor der Saͤulen der
17 Allerheiligsten Dreyfaltigkeit eine sehr
18 praͤchtig-erbaute Capellen von klaristen
19 Spiegelglaͤsern zusammen gefuͤgt/ welche
20 allerseits wegen verguldter Architectur und
21 schoͤnster Zierrathen kostbar anzusehen/
22 in Mitte dieser ware ein Altar von dem
23 puristen Feinsilber herrlich getrieben/ auf
24 deme das H. Hoch-Amt mit hoͤchstloͤblichem
25 Eyfer gehalten worden/ dergestalten/
26 daß wegen der klar-durchscheinenden
27 Glaͤsern/ von allen Seyten das haͤuffige
Seite [Deo Gratias] 8
1 Volk/ dem H. Hoch-Amt mit gebogenen
2 Knien andaͤchtigst beywohnte/ und dem guͤtigsten
3 GOTT um die empfangene Gesundheit
4 schuldigst danckte/ wie auch Jhn
5 um fernern Wohlstand eyfferigst ersuchte.
6
7 So ware auch die Saͤulen der Allerheiligsten
8 Dreyfaltigkeit mit haͤuffigem
9 Silber und kunstreichen Blumen-Werck
10 dermassen geziert/ daß alles und jedes den
11 Augen so wohl koͤstlich als kuͤnstlich vorkommen/
12 und haben die herum gestellte
13 kostbare Laternen und Crystalline Lampen
14 gleichsam einen kleinen gestirnten
15 Himmel angezeigt; Mehr hielten die neun
16 Engel so viel schoͤne Fahnen von blauen/
17 rothen und weissen Taffet/ worinnen unterschiedliche
18 Sinn-Bilder der Allerheiligsten
19 Dreyfaltigkeit gemahlt waren/ und
20 zwar das erste thaͤte vorbilden die strahlende
21 Sonn/ wie selbige durch zwey Wolcken
22 scheinend/ und darinnen noch zwey andere
23 Sonnen-Bildnusser præsentirt/ mit
24 der Uberschrifft/ Lux ab uno. Das andere
25 ein Triangel/ mit der Uberschrifft/
26 æqualis undique; Das dritte ein dreyfaͤrbiger
27 Regen-Bogen/ mit der Uberschrifft/
Seite [Deo Gratias] 9
1 Nullus altero potior. Das vierdte ein
2 Haupt mit dreyen Gesichtern/ mit der
3 Uberschrifft/ Mens unica; Das fuͤnffte ein
4 Thurn mit dreyen Fenstern/ mit der Uberschrifft/
5 Turris fortissima Nomen Domini;
6 Das sechste ein Denck-Ring von drey Gliedern/
7 mit der Uberschrifft/ Memoriale Domini,
8 Das siebende ein Hand/ mit dreyen
9 Fingern die Welt-Kugel haltend/ mit der
10 Uberschrifft/ Qui appendit tribus digitis
11 Molem terræ; Das achte ein dreyfaches
12 Kleeblat/ mit der Uberschrifft/ Una'& divina
13 Trinitas; Das neundte drey Cronen/
14 in deren einer geschrieben/ Soli, in der
15 andern Deo, in der dritten Gloria. Ware
16 also die schoͤne Geluͤbd-Saͤulen SS. Trinitatis
17 mit solchen praͤchtigen Aufbutz geziert/
18 daß selbige so wohl zur Verwunderung
19 als zur Andacht maͤnniglich bewegt hat/
20 und weilen aus weisester Anordnung eine
21 staͤte Schildwacht gedachter Saͤulen beywohnet/
22 also war selbiger Soldat mit stattlichem
23 und von Gold sehr reich gebrambten
24 Kleyd angelegt/ dessen Brustschild mit einem
25 von Gold hochgestickten Adler gantz
26 schoͤn und herrlich anzusehen war.
27 Es seynd auch fuͤr die Hochloͤbliche
Seite [Deo Gratias] 10
1 N. O. Herren Land-Staͤnd/ auch andere
2 Hoch-Adeliche Stands-Personen schoͤne
3 und mit kostbaren Tappezereyen gezierte
4 Oratoria aufgerichtet worden; Der gantze
5 Graben und grosse Platz ist mit solchem
6 Pomp und wunderschoͤnen apparat
7 versehen gewest/ daß er einem grossen Salomonischen
8 Tempel gleichte/ ja die aus
9 allen Fenstern ausgehengte kostbare Tappezereyen/
10 die uͤberal angehaͤffte wohlriechende
11 Blumen-Buͤsch/ die an allen Haͤusern
12 hoͤchst-befliessene Zierungen thaͤten
13 fast den Menschlichen Augen ein irrdisches
14 Paradeys vorstellen/ und weilen der lobwuͤrdigsten
15 Andacht der Tag viel zu kurtz
16 scheinte/ also hat auch die Nacht muͤssen die
17 Allerheiligste Dreyfaltigkeit preysen/ indeme
18 nemlich alle Fenster mit zierlichen
19 Laternen von gruͤner/ rother und weisser
20 Farb illuminirt waren/ und also etlich
21 tausend Lichter schier die Nacht in einem hellen
22 Tag verstellten.
23 Die Andacht aber und grosse Solenitaͤt
24 desselbigen Tags ist folgender Weis
25 angestellt worden; Erstlich befuͤgte sich die
26 gantze Clerisey um acht Uhr fruͤhe in St.
27 Stephans Thumkirchen/ wie auch die
Seite [Deo Gratias] 11
1 Hochloͤbl. N. O. Herren Land-Staͤnd alda
2 emsig erschienen/ von dort aus um neun
3 Uhr erhebte sich die Procession auf den
4 Graben in Volck-reicher Versammlung/
5 zu der aufgerichten Geluͤbds-Saͤulen der
6 Allerheiligsten Dreyfaltigkeit/ allwo der
7 Wohl-Ehrwuͤrdige Pater Fridericus Jellenschitz
8 aus der Societaͤt Jesu der Zeit
9 Thum-Prediger eine Predigt gehalten/
10 nach dero Vollendung ein gesungenes
11 Hoch-Amt in der daselbst aufgerichten
12 Glaͤsern Capellen celebrirt worden von
13 dem Hochwuͤrdigsten Herrn/ Herrn Francisco Bonvisto /
14 Ertz-Bischoffen zu Thessalonica /
15 unsers Heiligsten Vatters Innocentii
16 deß Eylfften Hoff-Praͤlaten und Assistenten/
17 wie auch desselben bey dem Kaͤyserlichen
18 Hoff hohen Legaten und Nuncio
19 Apostol.@. allwo die sehr schoͤne und
20 kuͤnstliche Music von zweyen hierzu aufgerichten
21 Choͤren mit maͤnniglichen Trost
22 gantz Freuden-voll erschallte/ beynebens
23 auch die allda auf dem Graben versammlete
24 Stadt-Guardia unter dem gesungenen
25 Hoch-Amt mit ruͤhmlicher Anstalt in
26 schoͤner Ordnung beygewohnt/ und also
27 nach vollendtem Hoch-Amt die Procession
Seite [Deo Gratias] 12
1 ihre Ruckkehr nach St. Stephans Thumkirchen
2 genommen. Nachmittag um drey
3 Uhr haben die Wohl-Ehrwuͤrdige PP. Dominicani
4 mit ihrer Loͤbl. Ertz-Bruderschafft
5 deß Heil. Rosenkrantz gleichfalls eine
6 Procession zu besagter Geluͤbd-Saͤulen
7 der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit gefuͤhrt/
8 allwo der Ehrwuͤrdige Pater Ambrosius Angerer
9 dessen Ordens ein Sermon
10 gehalten/ und mit dem andaͤchtigen Volck
11 den H. Rosenkrantz offentlich gebetet/ und
12 denselbigen mit einem Trost-reichen Lob-Gesang
13 der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit
14 geschlossen/ auch folgends in guter Ordnung
15 die Procession ihren Ruckweg genommen.
16 Auf den Abend zwischen sieben
17 und acht Uhr ist die Bruderschafft der Allerheiligsten
18 Dreyfaltigkeit von St. Peters
19 Kirchen aus mit einer schoͤnen Procession
20 zu mehr-gedachter Geluͤbds-Saͤulen
21 gangen/ und allda in Beysein der Hochloͤbl.
22 N. O. Herren Landstaͤnd ich die hierbey gefuͤgte
23 Predigt gehalten/ nach welcher ein sehr
24 schoͤne und von Music und Trompetenschall
25 wohllautende Letaney der Andacht deß
26 voͤlligen Tags ein Ende gemacht/ den andern
27 Tag haben die Wohl-Ehrwuͤrdige
Seite [Deo Gratias] 13
1 PP. Franciscaner von S. Hieronymo gleichmaͤssig
2 mit einer schoͤnen Procession samt
3 kurtzer Predigt vielgedachte Geluͤbds-Saͤulen
4 auf den Graben verehrt; Wordurch die
5 Allerheiligste Dreyfaltigkeit gepriesen/ das
6 Volck in der Andacht vermehrt/ und die
7 Residentz-Stadt absonderlich getroͤstet worden/
8 worbey auch unter andern die Loͤbl.
9 Waͤllische Nation/ hohen und niedern
10 Stands/ ihren ruͤhmlich-bekandten Eyffer
11 insonderheit verspuͤhren lassen/ in vester und
12 bester Zuversicht/ daß sie hinfuͤhro von allem
13 Ubel und uͤblen Sterbens-Noͤthen/
14 werde frey und unberuͤhrt bleiben durch die
15 Gnad und Schutz GOtt deß Vatters und
16 deß Sohns/ und deß H. Geists/ dieser
17 Allerheiligsten Dreyfaltigkeit.
Seite [Deo Gratias] 14
1 GLORIA PATRI, ET
2 FILIO, ET SPIRITUI
3 SANCTO.
4 Glori/ Ehr/ Preiß und Danck
5 seye GOtt dem Vatter/ und
6 dem Sohn/ und dem
7 H. Geist.
8 79.O Wohl ein ungluͤckseelige
9 Zahl 80. O wohl ein gluͤckseelige
10 Zahl Wie bist du
11 gewest/ du ansehnliche Stadt Constantinopel
12 Anno Christi 379. Antwort/ ich bin
13 uͤberfuͤllt und uͤberhuͤllt gewest mit lauter
14 Truͤbsalen und Elend/ und foͤrderst wegen
15 der Unruhe und hoͤchstschaͤdlichen Zwiespalts
16 deß Alexandrinischen Maximi. O
17 ungluͤckseeliges 79. Wie bist du gewest/
18 du fromme Stadt Antiochia Anno Christi
19 479. Antwort/ ich hab muͤssen leben
20 und schweben in einer unermaͤßlichen Betrangnus
21 wegen harter Verfolgung von
22 den Eutichianischen Ketzern. O ungluͤckseeliges
23 79. Wie bist du gewest/ du beruͤhmte
24 Stadt Pariß Anno Christi 579.
25 Antwort/ ich bin gleichsam versenckt und
26 ertraͤnckt gewest in lauter Widerwaͤrtigkeiten/
27 absonderlich wegen deß Todts meines
28 Koͤnigs Sigiberti; Welcher durch gottlose
29 Anleitung Fridigundis ist ermordet worden.
Seite [Deo Gratias] 15
1 O ungluͤckseeliges 79 Wie bist du
2 gewest/ du vortreffliches Northumbria
3 Anno Christi 679? Antwort/ ich hab unbeschreibliche
4 Kriegs-Empoͤrungen gefunden
5 und empfunden unter meinem Koͤnig
6 Egfrido. O ungluͤckseeliges 79 Wie
7 bist du gewest/ du ansehliches Sachsen Anno
8 Christi 779? Antwort/ mich hat mit
9 Kriegs-Waffen uͤberzogen und uͤberwogen
10 Carolus Magnus der Kaͤyser; O ungluͤckseeliges
11 79 Wie bist du gewest/ du
12 Weltkuͤndiges Rom Anno Christi 879?
13 Antwort/ mein Stand hatte damal keinen
14 Bestand/ und muste ich sitzen und
15 schwitzen mitten unter denen Saracenern /
16 so mich aͤusserst verfolgten; O ungluͤckseeliges
17 79 Wie bist du gewest/ du Schutzreiches
18 Engelland Anno Christi 979? Antwprt/
19 mein Handel/ mein Wandel stund
20 dazumahl in immerwaͤhrender Forcht und
21 Zittern/ zumahl dieses ganze Jahr eine
22 blutige Wolcken ober meiner erschienen/
23 welche deß kuͤnfftigen Ubels eine warhaffte
24 Prophetin gewest ist; O ungluͤckseeliges
25 79 Wie bist du gewest/ du herrliches
26 Koͤnigreich Pohlen An. Christi 1079?
27 Antwort/ uͤber mich ist kommen ein Guß
28 und Uberfluß aller Truͤbsalen/ forderist ist
29 wegen deß Todts meines H. Bischoffs
30 Stanislai / welchen mein gewissenloser
31 Koͤnig Boleslaus ermordt/ und dessentwegen
32 durch gerechtes Urtheil GOttes
Seite [Deo Gratias] 16
1 ganz wuͤtend und unverstandlos/ endlich
2 von den Hunden zerrissen worden; O ungluͤckseeliges
3 79 Wie bist dann du gewest/
4 du beruͤhmteste Kaͤiserl. Residentz-Stadt
5 Wienn Anno Christi 1679? zumahlen
6 Num. 79. fast allerseits lauter Truͤbsal mit
7 sich gezogen? antwort/ Anno Christi 1679.
8 bin ich gewest ein Jnhalt alles Elends/ ein
9 Einkehr aller Truͤbsal/ ein Ort voller
10 Schrecken und Zittern/ ein angefuͤllter
11 Kraͤiß mit Pestilentzischem Gifft/ ein untergebene
12 Vasallin deß Todts/ ja ein lauterer
13 Freythoff; Die belaͤgerte Stadt Bethulia
14 hat nicht also getrauret wie ich Die
15 bedrangte Stadt Jerusalem hat von Tito Vespasiano
16 nicht also gelitten wie ich; Die
17 abgesetzte Koͤnigin Vasthi ist nicht also bedrangt
18 gewest/ wie ich; Die Wittib zu
19 Nain hat nicht also geweinet/ wie ich elende
20 Troͤpfin in diesem 79sten Jahr; Aber
21 wahr ist es/ was der Poet sagt:
22 Imber adest soli, comitantur gaudia
23 fletum.
24 Es kommt Seegen nach dem Regen/
25 Es kommt Freud nach dem Leyd.
26 Jn diesem 1680sten Jahr bist du Wienn
27 wieder in den vorigen Gluͤckstand erhoben
28 in allen deinen Gassen erschallet mehrmal
29 ein Christliches Frolocken/ deine Volckreiche
30 Versam̅lung und eiverige Gewerbschafften
31 haben wiederum den vergnuͤgten
32 Gang und Fortgang/ aller Jam̅er scheint
Seite [Deo Gratias] 17
1 verschwunden/ und prangest du mehrmal
2 mit dem vorigen Ehren-Krantz; Wem
3 hast du dieses zuzuschreiben/ als eben der
4 Allerheiligsten Dreyfaltigkeit/ deßwegen
5 hebe mit gesamtem Eiffer deine Haͤnd gen
6 Himmel/ und widerhole zu tausendmal
7 aus schuldigster Danckbarkeit/ Gloria Patri,
8 '&Filio,'& Spiritui Sancto; Glory/
9 Ehr/ Preiß und Dank seye der unzertheilten
10 Allerheiligsten Dreyfaltigkeit.
11 Was Gaben und Gnaden haben die
12 Jsraeliter empfangen von dem hohe̅ Himmel
13 Sie waren in einer harten Dienstbarkeit
14 bey den Egyptiern / und GOtt hat
15 sie nach erwiesenen vielfaͤltigen Wunderthate̅
16 erloͤset/ auch seynd sie durch die wunderthaͤtige
17 Ruthen Mosis der uͤbelthaͤtigen
18 Ruthen Pharaonis entgangen/ lauter
19 Gnaden
20 Es hat den Jsraeliten das tieffe Meer
21 solche unerhoͤrte Courtesi erwiesen/ daß es
22 sich von freyen Stucken voneinander zertheilt/
23 und beederseits wie zwey Chrystallene
24 Mauren stillgestanden/ bis sie mit
25 trucknen Fuͤssen durchmarschirt/ entgegen
26 die nachfolgende und verfolgende Egyptier
27 in dem Meer ertrucken/ wie koͤnnte es anderst
28 seyn/ als daß das schwere Gewissen
29 nicht sollte zu Boden sincken; lauter Gnaden
30
31 Weil den Jsraelitern in der Wuͤsten
32 die nothwendige Unterhaltung scheinte abzugehen/
Seite [Deo Gratias] 18
1 hat ihnen GOtt lassen das suͦsse
2 Manna oder Himmelbrod regnen/ und
3 es ihnen dißfalls gekiechlet/ zumalen eines
4 jeden Appetit dardurch ersaͤttiget worden
5 lauter Gnaden.
6 Weil der Durst nicht ein wenig einen
7 trucken und trucknen thut/ auch unter den
8 Peinen nicht die geringste/ also hat sie
9 GOtt mit einem Brunnen/ so wunderbarlich
10 aus einem truckenen Felsen heraus quellte/
11 sattsam getroͤst; lauter Gnaden.
12 Der Fluß Jordan hat den Jsraelitern
13 freyen Paß gestatt/ also zwar/ daß sie
14 nicht den geringsten Fuß genetzt/ sondern
15 durch das nasse gangen/ und nicht naß
16 worden/ welches Privilegium sonst alleinig
17 den Sonnenstralen vergunt ist; lauter
18 Gnaden.
19 Daß sie die Amelechiter uͤberwunden/
20 ist ein Gnad gewest von GOtt/ daß sie die
21 Chananeer geschlagen/ ist ein Gnad gewest
22 von GOtt/ daß sie die Chaldeer obgesieget/
23 ist ein Gnad gewest von GOtt/
24 daß sie die Ameniter zuruck getrieben/ ist
25 ein Gnad gewest von GOtt/ daß sie von
26 den Assiriern seynd erloͤst worden/ ist ein
27 Gnad gewest von GOtt; lauter Gnade.
28 Unter andern Gnaden aber ist diese
29 nicht die geringste/ als sie nemlich der Koͤnig
30 Pharao frey und ledig gelassen/ hat
31 sie der Allmaͤchtige GOtt wunderbarlich
32 durch die Wuͤsten gefuͤhrt/ und aus der
Seite [Deo Gratias] 19
1 Wuͤsten; nemlich beym Tag in Gestalt
2 einer Saͤulen oder Wolken-Saͤul/ bey
3 der Nacht aber in Gestalt einer Feuer-Saͤul/
4 Dominus autem præcedebat eos
5 ad ostendendam viam per diem in columna
6 Nubis,'& per noctem in columna
7 ignis. Exod. 13. Es ware auch bey den
8 Hebreern schon bereits in ein Sprichwort
9 kommen/ und die kleine Kinder es schon
10 auf der Gassen/ Gesang-weis nachgatzeten
11 diesen Reim:
12 Quis fuit Ductor meus, nisi in columna
13 DEUS;
14 Wer thaͤt uns erloͤsen/
15 Als GOtt/ der auf der Saͤul gewesen/
16 Jetzt wolt ich ehender zehlen die Stern/
17 so GOtt der HErr gezeigt hat dem Patriarchen
18 Abraham; ehender wolt ich zehlen
19 die Tropffen deß Meers/ in welchem
20 Jonas die schwimmende Herberg durch 3.
21 Tage genossen; ehender wolt ich zehlen die
22 Blaͤtter auf den Baͤumen deß weiten und
23 breiten Bergs Libani, ehender wolt ich
24 zehlen die Haar in dem Strobel-Kopf deß
25 stolzen und hochmuͤthigen Absalon / ehender
26 wolt ich zehlen die Traͤidkoͤrnlein der
27 Philistæischen Aecker/ welche der Samson
28 mit brennenden Fuchsschweiffen wol nicht
29 auf ein Schmaichl-Weiß in den Aschen
30 gelegt/ als zehlen/ und zehlen die jenige
31 Gnaden/ welche wir da hie von dem guͤtigsten
32 GOtt durch so viel Jahr empfangen/
Seite [Deo Gratias] 20
1 mehr als die Israeliter; Daß Wienn
2 schon lang gewest ist ein Rosen-Garten/
3 trutz dem Garten der Semiramidis; Daß
4 Wienn schon lang gewest ist ein Lusthaus/
5 trutz dem Lusthaus deß Macedonischen
6 Archelai; Daß Wienn schon laͤngst gewest
7 ist ein Schaubuͤhn aller Begnuͤgung/ trutz
8 der Schaubuͤhn deß Roͤmischen Trajani;
9 Daß Wienn schon lang ganz Glorreich/
10 Trost-reich/ Freuden-reich/ Frieden-reich/
11 Ehrnreich/ Schutzreich/ Schatzreich/ Lobreich/
12 Liebreich/ Volckreich/ Siegreich/
13 Kunstreich/ Gunstreich/ Gnadenreich gewest/
14 ist es alles der Goͤttlichen Guͤte zuzuschreiben;
15 unter andern Gnaden O Wien /
16 schreibe dieses zum allerersten/ daß dich
17 GOtt der HErr auf der Saͤulen wie die
18 Jsraeliter aus der Wuͤsten gefuͤhrt;
19 Wienn / du must es bekennen/ daß Anno
20 1679. in dem Monat August/ Septembr/
21 October/ November/ wegen der grassirenden
22 Pest in dir nichts anderst gewest ist/
23 als ein lautere Wuͤsten; ware es dann nit
24 wuͤst? Wie man in allen Gassen Todte gesehen/
25 von allen Haͤusern Todte geschleifft/
26 in allen Winckeln Todte begraben/ auf allen
27 Waͤgen Todte gefuͤhrt/ an allen Orten
28 Todte gelegen/ bey allen Leuten/ von Todten
29 geredt; Wienn ein solche Wuͤsten ganz
30 oͤd/ und wo man vorhero hundert auf der
31 Gassen angetroffen/ bey der Zeit aber kaum
32 einen und diesen nicht gesund; Die Jsraeliter
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1 haben ewig bekennt/ daß Gott auf einer
2 Saͤulen sie aus der Wuͤsten gefuͤhrt.
3 Jhr Wienner / wir Wienner / die Wienner
4 muͤssen es bekennen/ bekennen es auch
5 gern/ daß sie niemand anders aus solcher
6 elenden Wuͤsten habe gefuͤhrt/ als GOtt
7 auf der Saͤul/ dann sobald wir ein Saͤulen
8 der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit mit
9 gesammtem Eiffer auf dem Graben aufgericht/
10 alsbald haben wir augenscheinlich
11 wahrgenommen/ daß die Wuͤsten und
12 Verwuͤstung der Stadt aufgehoͤrt; O
13 gebenedeyte Saͤulen/ die du uns ewig erinnerst
14 der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit/
15 welcher ein jeder heut und vielfaͤltig widerholt:
16 Gloria Patri,'& Filio,'& Spiritui
17 Sancto. Glory/ Ehr/ Preiß und Dank
18 seye der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit.
19 So bringt dann das Drey fast allzeit
20 Freuden/ nach drey Tagen ist der gebenedeyte
21 JEsus gefunden worden im Tempel;
22 So ist dann das Drey allezeit gluͤckseelig.
23 Nach drey Tagen ist der Sieghaffte Heyland
24 von Todten auferstanden; So ist
25 dann das Drey fast allezeit Gnaden voll.
26 Nach drey Tagen hat der HErr JEsus
27 das Volck wunderbarlich gespeist in der
28 Wuͤsten; So ist schier das Drey fast allezeit
29 heilsam. Nach drey Tagen ist der Jonas
30 von dem nassen Arrest deß Wallfisch
31 erloͤst worden; So ist dann das Drey allezeit
32 ein gutes Zeichen. Jn dem dritten Jahr
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1 hat die Judith den Holofernem obgesieget
2 So bringt dann das Drey fast allemal etwas
3 guts Drey Mariæ seynd gewest/
4 welche die Freuden-volle Urstaͤnd Christi
5 haben ausgebreit; So ist dann das Drey
6 zum oͤfftern Trost-voll. Drey gecroͤnte Monarchen
7 seynd gewest/ welche mit dreyen
8 Schenkungen den neugebohrnen JEsum
9 angebetet; So ist dann das Drey fast allezeit
10 gewuͤnscht. Drey Apostel sind gewest/
11 welche den Abriß der himmlischen Glori
12 gesehen auf dem Berg Thabor; So ist dan̅
13 das Drey mehristen Lobreich. Drey Sprachen
14 seynd gewest/ welche JEsumi von Nazareth
15 ein wahren Koͤnig der Juden auf
16 dem Creutz-Tittel erklaͤrt haben; Aber kein
17 bessers Drey/ kein gluͤckseeligers Drey ist/
18 als die Allerheiligste Dreyfaltigkeit/ dann
19 dieses Goͤttliche Drey/ machte uns von der
20 Pest frey; Weßwegen ein Ursach ist/ daß
21 ich mit einem jeden/ ein jeder mit mir heut
22 und allezeit singet und klinget: Gloria Patri,
23 '&Filio,'& Spiritui Sancto.
24 Der allwissende/ und allweisende/ und
25 allerweiseste GOtt hat so gar den vernunfftlosen
26 Thieren gewisse Kraͤutlein und
27 Erdgewaͤchs verordnet/ zu denen sie in ihren
28 Krankheiten und Leibspresten ihre Zuflucht
29 nehmen; Der Hirsch/ wann er sich
30 uͤbel befind/ so curirt er sich mit dem Kraͤutlein
31 Dictam. Der Beer/ wann er uͤbel auf
32 ist/ so heilet er sich mit dem Epheu. Der
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1 Drach/ wann er krank ist/ so curirt er sich
2 mit den wilden Lattichblaͤttern. Die Katz
3 braucht fuͤr ihre dunkle Augen das Neptenkraut.
4 Die Haͤnnen und Turteltauben/
5 wann sie nit gar gesund seyn/ curiren
6 sich mit dem Kraut/ Tag und Nacht genannt/
7 auf Lateinisch Parietaria. Die
8 Schwalmen curiren sich mit dem Schaͤllkraut.
9 Die Schlang curirt sich mit dem
10 Fenchel; so gar der schmutzige Schnek curirt
11 sich mit dem Kraut Cunila oder Quendel.
12 Es ist kein Thierl noch Thier so gering/
13 deme GOtt nicht sein Medicin haͤtte vorgeschrieben
14 in den Kaͤutern und Erdgewaͤchsen/
15 und soll dann dem Menschen/
16 welcher nach dem Ebenbild GOttes erschaffen/
17 nicht auch ein Kraͤutl fuͤr die Pest
18 von dem guͤtigsten GOtt verordnet seyn?
19 Aesculapius, Machaon, Podalirius, Serapio,
20 Mesue, Avicenna, Apulejus, lauter
21 hocherfahrne Maͤnner eignen den Kraͤutern
22 und Wurtzeln Tormentill/ Bibenell/
23 Weißwurz/ Diptam, Rauten/ Baldrian/
24 Angelica, Borragen rc. solche starcke
25 Wuͤrckung zu/ daß sie nemlich gut und
26 heylsam seyn fuͤr die Pest; Es kan seyn/ ich
27 laß seyn; Aber ein anders/ und ein bessers
28 und heylsamers Kraͤutl haben wir Wienner
29 fuͤr die Pest gefunden/ solche Kraͤutlein
30 nennt Plinius viola flamméa, etliche tituliren
31 es Phlox oder Phlagion, andere geben
32 ihm den Namen Freissam/ insgemein
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1 aber wird es genen̅t Flos Trinitatis Dreyfaltigkeit-Bluͤmel/
2 waͤchset gemeiniglich in
3 den Gaͤrten; wo und woher diesem Bluͤmel
4 solcher Namen ruͤhret/ ist mir unbekant/
5 allein ihr hochgelaͤhrte Medici habt
6 nie gewust/ daß dieses gut seye fuͤr die Pest;
7 Du allweisester Salomon / der du aller
8 Kraͤuter Wuͤrckung und Eigenschafft wol
9 gewust/ und von allen natuͤrlichen Dingen
10 disputirt und geredt/ von dem Cederbaum
11 an bis auf den Hysop/ der aus der Mauer
12 kriecht/ hast dannoch nicht so viel ergruͤnd/
13 daß dieses Kraͤutel heilsam fuͤr die Pest
14 sey/ wir Wienner aber bekennen es offentlich/
15 bestaͤttigen es schrifftlich und muͤndlich/
16 bezeugen es unwiederrufflich/ daß uns
17 aus allen Kraͤutern/ Wurzeln/ kein bessers
18 Mittel fuͤr die Pest seye gewest/ als Flos
19 Trinitatis, das Dreyfaltigkeit-Bluͤmel/
20 verstehe die Allerheiligste Dreyfaltigkeit/
21 GOtt Vatter/ der uns erschaffen/ GOtt
22 Sohn/ der uns erloͤst/ GOtt H. Geist/ der
23 uns geheiliget/ diese drey Allerheiligste
24 Personen in einer einigen unzertrennten
25 Gottheit/ diese hat uns die schaͤdliche Pest
26 vertrieben/ diese hat uns erloͤst/ dieser seynd
27 wir verpflicht unendlich Dank zu sagen:
28 Gloria Patri,'& Filio,'& Spititui Sancto.
29 Wie Moses dem feindlichen Pharaoni
30 entgangen/ und samt seinem ganzen Jsraelitischen
31 Volck durch das Meer kommen/
32 und das gewuͤnschte Gestatt erhalten/ so
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1 hat er angefangen GOtt den HErrn zu loben/
2 und schuldigsten Dank abzulegen mit
3 allen den Seinigen/ also zwar/ daß durch
4 ein Wunderwerck auch die kleine unmuͤndige/
5 und erst zwey oder drey Monat alte
6 Kinder auf den Armen ihrer Muͤtter redend
7 worden/ GOtt mit gelobt und mit
8 gedankt: Cantemus Domino. Verwichnes
9 Jahr/ als nemlich 1679. hat uns ein starcker
10 Feind verfolgt/ nemlich die grassirende
11 Pest/ aus den unsern viel tausend erlegt/
12 die Stadt/ die Hoͤf/ die Haͤuser/ die Zimmer
13 schier ganz oͤd gemacht/ und niemand
14 kan es anderst aussagen/ als daß wir etlich
15 Monat aneinander durch das Meer gewandert/
16 das ist/ durch lauter Bitterkeit
17 und Truͤbsalen/ endlich seynd wir mit der
18 Huͤlff der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit an
19 das Gestatt deß vorigen Wolstandes und
20 Gluͤckstandes gelanget/ Cantemus Domino,
21 deßwegen ihr gesamte Jnnwohner zu
22 Wienn / Reiche und Arme/ Alte und Junge/
23 auch ihr kleine Kinder/ dafern euch die
24 Natur die Red-Stuben noch versperrt/ so
25 last euch doch von euren Amlen die zarte
26 Haͤndl gen Himmel heben/ und helfft uns
27 dancken der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit/
28 Gloria Patri,'& Filio,'& Spiritui Sancto.
29 Mit einer dreyfachen Lantzen ist Absolon
30 der Feind deß Davids aus dem Weg
31 geraumt worden/ auch mit einer dreyfachen
32 Lantzen/ das ist: mit der Allerheiligsten
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1 Dreyfaltigkeit wir die Pest/ diesen harten
2 Feind aus dem Weg geraumet/ das
3 bekennen wir mit aufgehebten Haͤnden/
4 last uns deßwegen dancken/ und tausendmal
5 dancken.
6 Drey Maͤnner haben den Abraham
7 die Freuden-volle Zeitung gebracht/ daß er
8 werde einen Sohn bekommen/ den Jsaac /
9 so da verdolmetscht wird/ Risus, ein Gelaͤchter;
10 Drey seynd gewest/ nemlich GOtt
11 Vatter/ Sohn/ und H. Geist/ welche uns
12 nach so grossen Drangsaal eine Freud/ und
13 Frolocken gebracht/ als nemlich die Erloͤsung
14 von der Pest/ das bekennen wir mit
15 aufgehebten Haͤnden/ last uns deßwegen
16 dancken und tausendmal dancken.
17 Die drey Knaben in dem Babylonischen
18 Ofen seynd beym Leben erhalten worden/
19 weil sie die Zahl Drey bey sich hatten.
20 Joannes Chrysostomus hom. 46. Auch
21 wir zu Wienn seyn bey einer grossen Sterbens-Noth
22 beym Leben erhalten worden/
23 um weil wir dem Drey/ das ist/ der Allerheiligsten
24 Dreyfaltigkeit ein Ort vergunt
25 auf dem Graben / das bekennen wir mit
26 aufgehebten Haͤnden/ last uns deßwegen
27 dancken/ und tausendmal dancken.
28 Der Poet sagt:
29 Hæc TRIA tabificam pellunt adverbia
30 pestem,
31 Mox, longé, tardé, cede, recede, redi.
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1 Drey Ding seynd gut zur Pest/ die merken
2 soll ein jeder/
3 Weich bald/ mach dich weit weg und
4 komm fein langsam wieder.
5 Uns Wienner aber hat ein anders
6 Drey von der Pest erloͤset/ nemlich die
7 Allerheiligste Dreyfaltigkeit/ das bekennen
8 wir mit aufgehebten Haͤnden/ last uns
9 deßwegen dancken/ und tausendmal dancken/
10 und zugleich preisen die grundlose
11 Guͤte der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit/
12 wie gethan jener/ von deme Raderus schreibet:
13
14 Unter dem Kaͤiser Mauritio befande
15 sich zu Constantinopel ein Advocat/ benebenst
16 aber ein Erz-Zauberer/ welcher auf
17 eine Zeit einen Juͤngling an- und aufgenommen/
18 mit dem Titul/ daß er sein Notari
19 und Secretari solle seyn; Dem guten
20 jungen Blut ware unbekannt die schwarze
21 Kunst seines Herrn/ einmal ist geschehen/
22 daß beede zu Pferd gegen den Abend hinaus geritten/
23 und nach geraumer Zeit in
24 ein unbekannte Wuͤsten kommen/ alldort
25 stunde ein Castell oder Geschloß/ mit starcken
26 eisenen Pforten verschlossen/ nachdem
27 solches durch unsichtbaren Gewalt aufgesperrt
28 worden/ zeigte sich gleich in Mitte
29 deß Hofs ein gantz guldener Tempel mit
30 viel guldenen Lampen und Liechter auf das
31 herrlichste erleucht/ in welchem Tempel die
32 Stuͤhl ganz ordentlich ausgetheilt/ und
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1 mit lauter schwarzen Mohren besetzt/ absonderlich
2 ware sehr stattlich der erste Sitz/
3 so in Form eines ansehnlichen Throns/
4 worauf ein Mohren-Koͤnig mit einer
5 ernsthafften Authoritaͤt den obbenennten
6 Advocaten bewillkommt/ und unverzuͤglich
7 gefragt/ wer der Juͤngling seye/ den er
8 mit sich gebracht? Dein Diener/ antwortet
9 der Advocat/ du mein Diener? Sagte
10 hieruͤber der hoͤllische Mohren-Koͤnig?
11 Auf diese Rede faste der Juͤngling ein
12 Herz/ und schreyet mit lauter Stimm auf/
13 Ego sum Famulus Dei Patris,'& Filii,'&
14 Spiritus Sancti: Ich bin ein Diener GOtt
15 deß Vatters/ und deß Sohns/ und deß
16 H. Geistes: Auf solche Rede ist alles uhrploͤtzlich
17 verschwunden/ der Advocat und
18 der Juͤngling allein sammt den Pferden
19 sich in einer wilden Einoͤde befunden/ auf
20 solches hat der Juͤngling eilfertig nach der
21 Stadt getracht/ und den ganzen Verlauff
22 mit einem Eidschwur betheuret/ kurz
23 hernach ist er von einem frommen Herrn in
24 Dienst aufgenommen worden/ welcher
25 nach loͤblicher Gewohnheit gegen Abend in
26 die Kirchen mit Namen Pietro, sich begeben/
27 und allda seine Andacht verricht/ siehe
28 Wunder Mitten unter waͤhrendem Gebet
29 wendet das geschnitzelte Crucifix-Bild
30 sein Gesicht ab von dem Herrn/ und schaute
31 ganz freundlich den Diener an/ als der
32 fromme Herr solches hatte beobachtet/
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1 schaffte er dem Juͤngling/ er soll auf die
2 rechte Seiten knyen/ als nun hierinn der
3 Diener den Gehorsam geleist/ so hat sich
4 gleichmaͤssig das Crucifix auch auf die rechte
5 Seiten gewendet/ woruͤber der Herr
6 mit ganz bestuͤrtztem Herzen sich zur Erden
7 niedergeworffen/ und mit unaufhoͤrlichen
8 Thraͤnen zu GOtt geschryen: O JESU
9 quare avertis faciam tuam á me?
10 O JEsu / warum wendest du dein Angesicht
11 von mir ab? Habe ich doch niemal
12 meine Augen abgewendt von den Armen/
13 der deine Stelle vertritt/ auf solche Wort
14 vernimt er aus dem Bild folgende Stim̅:
15 Tibi quidem gratias habeo pro obsequio
16 in mei mihi præstito'& acceptæ sunt tuæ
17 eleemosynæ, sed huic famulo tuo plus debeo,
18 in summo terrore me non neganti,
19 sed me palum acPatrem'& Spiritum Sanctum
20 profitenti. Du hast viel gethan/
21 sagte der gecreutzigte JEsus / indem du
22 meinen Armen das Deinige gereicht/ aber
23 diesen Juͤngling bin ich mehr schuldig/ weilen
24 er in der groͤsten Forcht und Schrecken
25 mich nicht verlaugnet/ sondern GOTT
26 Vatter/ Sohn/ und H. Geist oͤffentlich
27 bekennt; Aus dem erhellet dann/ was
28 Nutz und Schutz mit sich bringe die Andacht
29 zu der allerheiligsten Dreyfaltigkeit;
30 O wie Trost-voll ist dieses Goͤttliche Drey;
31 wol recht lautet das allgemeine Sprichwort/
32 alle gute Ding seynd Drey. Drey
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1 Farben hatte jener wunderschoͤne Regenbogen/
2 welchen GOtt nach dem Suͤndfluß
3 an den blauen gewoͤlbten Himmel gestellt
4 hat/ zum Zeichen/ daß Er nicht mehr wolle
5 auf solche Weis straffen. Alle gute Ding
6 seynd Drey; Drey Soldaten seynd gewest/
7 welche mit unerhoͤrten Heldenmuth
8 durch die feindliche Waffen gedrungen/
9 und aus der Cistern zu Bethlehem dem
10 David einen frischen Trunk offerirten.
11 Alle gute Ding seynd Drey; Drey Staͤtte
12 hat Moses verordnet den Jsraelitern /
13 welche er Civitates refugiorum aus Befelch
14 GOttes/ Staͤdt der Zuflucht benahmsete.
15 Alle gute Ding seynd Drey;
16 Dreymahl hat der HErr JEsus gebetten
17 in dem Garten/ das Drittemahl ist er von
18 dem Engel Michael gestaͤrkt worden. Alle
19 gute Ding seynd Drey? Jn Drey-Himmel
20 ist der H. Paulus dieser Tarsensische
21 Prediger verzuckt worden. Alle gute Ding
22 seynd Drey; Drey Brod hat ein Freund
23 von dem andern gebetten/ nach der Parabel
24 Christi. Alle gute Ding seynd Drey;
25 den dritten Tag ist die Esther mit Koͤniglichen
26 Kleinodien und Zierden angethan
27 worden. Alle gute Ding seynd Drey;
28 Das jenige himmlische Jerusalem / welches
29 in einer wunderlichen Verzuckung der
30 H. Johannes gesehen/ hatte auf einer jeden
31 Seiten drey Porten/ von Aufgang
32 Drey/ von Mittag Drey/ von Mitternacht
Seite [Deo Gratias] 31
1 Drey; alle gute Ding seynd Drey/
2 forderst in der Gottheit/ in dieser seynd
3 drey heiligste Personen/ GOtt Vatter/
4 Sohn/ und Heiliger Geist/ dieses Goͤttliche
5 Drey ist von Natur gut/ in Natur
6 gut/ an Natur gut/ gut/ und aber gut/
7 gut haben es wir erfahren/ indeme uns
8 dieses gute Drey/ machte von der Pest
9 frey/ weßwegen Ursach alle haben ihre
10 Haͤnde aufzuheben/ und der Allerheiligsten
11 Dreyfaltigkeit danken/ Gloria Patri,
12 '&Filio, 'Spiritui Sancto.
13 Philibertus Marchinus tract. de B. D.
14 remed. 114. notirt, daß die Bononienser
15 und Florentiner ein bewaͤhrtes Amulet erfunden
16 fuͤr die Pest/ nemlich:
17 Recipe:
18 Schwefel/ zwoͤlff Loth.
19 Arsenici/ zwey Loth.
20 Weihrauch/ zwoͤlff Loth.
21 Naͤgele und Lorbeer.
22 Muscatnuß mit der Bluͤhe.
23 St. Peters-Blaͤtter.
24 Wie auch Rettichblaͤtter.
25 Tausendguͤldenkraut-Blaͤtter.
26 Granulirte Myrrhen.
27 Mastix fuͤnf Gran jedes.
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1 Eisenkraut-Wurzel.
2 Jngwer-Wurzel.
3 Ein Peonien-Blat/ Rautensamen.
4
5 Alle groblecht gepuͤlvert/ und in ein seidenes
6 Saͤckel an Hals gehaͤngt/ gegen dem
7 Herzen/ das ist ein bewaͤhrtes Amuletum,
8 probatum.
9 Ich laß seyn/ aber weit ein bessers hat
10 die Stadt Wienn / die Burger in der
11 Stadt Wienn / forderst die Geistliche und
12 Weltliche Obrigkeit in der Stadt Wienn
13 erfunden/ und zwar ein solches Amuletum,
14 wie da der Heilige Gregorius Nazianzenus
15 jenen Muͤttern vorgeschrieben/
16 welche allerley Mittel gebrauchen/ damit
17 ihre Kinder vom Vergifften und Anschreyen
18 befreyt seyn/ Orat. 40. Nil tibi amuletis
19 opus est, Trinitatem ipsi da, magnum
20 inquam illud'& pulchrum amuletum; Es
21 ist unnoͤthig/ um viel Mittel und Præservativen
22 umzuschauen/ gib einem die Allerheiligste
23 Dreyfaltigkeit/ diß ist das beste
24 Mittel.
25 Solches Mittel haben wir Wienner
26 erfunden/ haben es an den Hals gehaͤngt/
27 gegen dem Herzen/ ja gar in das Herz
28 hinein/ und seynd von nun an alle Wienner-Herzen
29 gewidmet der Allerheiligsten
30 [?]yfaltigkeit/ welche uns in der grassirenden
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1 Pest erhoͤret hat/ unser erbarmet
2 hat/ uns erloͤset hat.
3 Wann jemand fragen solte/ wer
4 den Lazarum einen Bruder Marthæ und
5 Magdalenæ / vom Tod und vom Grab erloͤset
6 habe? Wer ihn getroͤstet habe? so
7 antworte ich ihm nicht/ sondern an statt
8 meiner antwortet der heilige Erzvatter Augustinus.
9 Weil der HErr JEsus bey dem
10 Grab Lazari seine Augen gen Himmel gewendet/
11 und seinen himmlischen Vatter
12 gebetten/ Pater gratias ago tibi, Joh. 11.
13 Also habe Lazarum die Allerheiligste Dreyfaltigkeit
14 erwecket/ Ego'& Lazarus, quod
15 resurrexit,'& á Patré,'& á Filio suscitatus
16 est,'& gratia Spiritus Sancti,'& illud mirabile
17 opus Trinitas fecit.
18 Lazarus und Lazareth fuͤhren fast einen
19 Namen/ frag mich ein Jnlaͤnder/ ein
20 Auslaͤnder/ weil unser Wiennerisches Lazareth
21 mit etlich tausend ware angefuͤllt/
22 und nichts darinn/ daran/ darum/ darob/
23 als Elend/ daß sich ein harter Stein haͤtte
24 moͤgen erbarmen/ und waͤre kein Wunder
25 gewest/ die Mauren und Eckstein deß Lazareths
26 haͤtten die bittere Zaͤhren vergossen/
27 in Ansehung deß grossen Elends/ so einen
28 nunmehr unmuͤglich scheinet zu beschreibe̅/
29 dieses Lazareth hat in kurzer Zeit mit hoͤchster
30 Verwunderung also abgenommen/
31 daß in diesem 1680sten Jahr den 29. Maji
32 kein einiger Kranker mehr darinn gefunden
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1 worden/ mit hoͤchster Verwunderung/
2 weil die Stadt wieder so volkreich wie zuvor/
3 und weil die benachbarte Oerter
4 und Laͤnder in der Pest/ und doch Wienn
5 ohne Pest/ als kan es niemand anders als
6 ein Wunderwerk tauffen; Fragt mich jemand/
7 wer diß gethan? dem antworte ich
8 also: Lazarum hat vom Tod erweckt die
9 Allerheiligste Dreyfaltigkeit/ unser Lazareth
10 hat von Todten/ von Elend/ von der
11 Pest erlediget/ auch die Allerheiligste Dreyfaltigkeit/
12 Illud mirabile opus Trinitas fecit.
13 Dann so bald wir diese gegenwaͤrtige
14 Geluͤbds-Seulen/ aus gesamtem Eifer/
15 da auf dem Graben ausgerichtet/ hat
16 das Graben und Todtengraben ein Ende
17 genommen/ so bald wir dieses Ehren-Gebaͤu
18 der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit haben
19 aufgerichtet/ seynd alle Leut weit aufrichtiger/
20 das ist/ froͤlicher daher gangen;
21 Samson durch Umwerffung der Seulen/
22 hat etlich tausend umgebracht/ wir Wienner
23 aber/ durch Aufrichtung der Seulen/
24 haben viel tausend beym Leben erhalten/
25 das muͤssen wir alle bekennen/ alle/ alle/
26 und dessenthalben unendlich danken/ danken
27 mit gebogenen Knien/ danken mit aufgehebten
28 Haͤnden/ danken mit Mund
29 und Herzen/ Gloria Patri,'& Filio,'& Spiritui
30 Sancto.
31 Es wird sehr denkwuͤrdig von dem
32 großen heiligen Lehrer Basilio geschrieben/
Seite [Deo Gratias] 35
1 daß er allen muͤglichsten Fleiß habe angewendet/
2 die Allerheiligste Dreyfaltigkeit/
3 und dero unzertrennte Einigkeit wider die
4 Arianische Ketzer zu defendiren/ ob welchen
5 dann der Kaͤyser Valens als gleichfoͤrmig
6 Arianisch/ nicht einen geringen
7 Widerwillen schoͤpffte; Alle diese in Jrrthum
8 verblendete Ketzer seynd der irrigen
9 Meinung und Aussag gewest/ als seye die
10 Goͤttliche Natur in diesen drey Allerheiligsten
11 Personen ungleich/ wider welches
12 dann unaufhoͤrlich der heilige Lehrer Basilius
13 geschryen und geschrieben/ so lang/ bis
14 der Kaͤyser Valens aus gefasten Grimmen
15 unwiederrufflich beschlossen/ erstgedachten
16 Lehrer Basilium in das Elend zu
17 schicken/ wie er dann selbst der erzuͤrnete
18 Kaͤyser sich niedergesetzt/ und mit eigenen
19 Haͤnden das Decret wollen verfertigen/
20 sihe aber die wunderbarliche Guͤte der Allerheiligsten
21 Dreyfaltigkeit gegen den Basilium
22 Kaͤyser Valens ergreifft die Feder/
23 diese wolte aber keine Dinte lassen/ er
24 nimmt eine andere/ die thaͤte deßgleichen/
25 er nimmt mit Unwillen die dritte Feder/
26 so aber auch die Dinten halsstarrig innen hielte/
27 da er nun nach der vierdten griffe/
28 zitterte er an dem ganzen Leibe dergestalt/
29 daß es ihn gedunckte/ alle Glieder und
30 Senn-Adern wollen sich zertheilen/ daruͤber
31 zerreisset er das Papier/ weilen er nemlich
32 augenscheinlich wargenommen/ daß
Seite [Deo Gratias] 36
1 durch diese drey Federn die Allerheiligste
2 Dreyfaltigkeit/ dem Lehrer Basilio beygestanden/
3 als welcher dieses Goͤttliche Drey
4 jederzeit geliebet/ gelobet und defendiret.
5 Wer hat nun den heiligen Lehrer Basilium
6 vom Elend errettet? Es antwortet der heilige
7 Effrem / Tres calami consubstantialitatem
8 Trinitatis prædicanti patrocinati.
9 Jhn hat vom Elend erhalten die Allerheiligste
10 Dreyfaltigkeit.
11 Ein groß Elend/ ein groͤssers Elend/
12 das groͤste Elend ware die von uns ausgestandene
13 Pest-Noth/ daß wir aber nunmehr
14 von diesem Elend erlediget worden/
15 muͤssen es wir auch mit Basilio zuschreiben
16 der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit. Daß
17 Esther aus einem gemeinen Maͤgdlein eine
18 Koͤnigin worden/ das hat sie zu danken
19 gehabt dem Aluero. Daß den Jsraelitern
20 das bittere Wasser in ein suͦsses verkehrt
21 worden/ das haben sie zu danken gehabt
22 dem Moysi. Daß dem Tobias das
23 Gesicht wieder erstattet worden/ das hat
24 er zu danken gehabt dem Raphael diesem
25 Erz-Engel. Daß der Kraut-Topff der
26 Propheten Kinder ist versuͦst worden/ das
27 haben sie zu danken gehabt dem Elisaͤo.
28 Daß die arme Wittib zu Sarepta ist getroͤstet
29 worden/ das hat sie zu danken gehabt
30 dem Eliæ. Daß wir Wienner wieder
31 von dem Ungluͤcks-Stand zu dem
32 Gluͤcks-Stand komme̅/ daß unser Wienn
Seite [Deo Gratias] 37
1 wieder aus einem Freythoff ein Freudenhoff
2 worden. Daß bey uns Wiennern
3 das vielfaͤltige Lamentiren in ein Jubiliren
4 verkehret worden/ das haben wir zu
5 danken dir/ O Allerheiligste Dreyfaltigkeit
6
7 Weilen der heilige Lehrer und Erzvatter
8 Augustinus nicht ohne Geheimus
9 auch die Buchstaben zaͤhlet in dem Wort
10 Adam / also weil wir Wienner verwichen
11 den Tod nur gar zu wol betrachten koͤnnen/
12 haben wir gleichmaͤssig gar die
13 Buchstaben in dem Woͤrtlein Tod gezaͤhlet/
14 und endlich leicht gefunden/ daß
15 derselben nicht mehr noch weniger als 3.
16 seyn/ Tod. Jst uns demnach der heilige
17 Gedanken eingefallen/ als sollen wir wider
18 dieses 3. ein anders 3. brauchen/ nemlich
19 die Allerheiligste Dreyfaltigkeit/ und
20 solches also gewuͤnscht abgeloffen/ daß
21 wir nicht anders bishero bekennet haben/
22 nicht anders annoch bekennen/ nicht anders
23 hinfuͦran bekennen werden/ als daß
24 uns erloͤset habe die Allerheiligste Dreyfaltigkeit.
25
26 O grundlose Guͤte O guͤtigste Dreyfaltigkeit
27 Dir sey demnach Glori/ Ehr/
28 Preis und Dank/ von Ewigkeit zu Ewigkeit;
29 Wir wollen/ wir versprechen/ wir
30 verheissen uns hinfuͤroan emsiger zu halten
31 als der Patriarch Jacob. Von diesem
32 verzeichnet die Heilige Schrifft/ daß
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1 er einest vor der Stadt Luca bey naͤchtlicher
2 Weil habe auf dem Feld geschlaffen/
3 vorhero aber etliche Stein an statt deß
4 Polsters seinem Haupt untergelegt/ welche
5 Steine nachmals durch ein Wunderwerk
6 in einen einigen sich verwandelt/ ja
7 die Lehrer geben vor/ als habe Jacob drey
8 Steine untergelegt/ welche er in der Fruͤhe
9 in einen verkehrt gefunden/ und seye ihme
10 hierdurch das Geheimnus des Allerheiligsten
11 Dreyfaltigkeit/ in dero eine einige
12 Gottheit/ und drey Personen/ geoffenbaret
13 worden: Jacob hatte solcher gestalten
14 ein steinernes Sinnbild der Allerheiligsten
15 Dreyfaltigkeit gehabt unter dem
16 Kopff/ wir wollen aber hinfuͤroan dieses
17 Goͤttliche Drey gar stets tragen in dem
18 Kopff/ das ist/ stets in der Gedaͤchtnus/
19 stets in Augen/ stets im Mund/ stets im
20 Herzen; zumal ohnedas deß Menschen
21 sein Namen und Herz der Allerheiligsten
22 Dreyfaltigkeit scheinet gewidmet zu seyn;
23 dann der Mensch in Lateinischer Sprach
24 genennet wird HOMO, der erste ist kein
25 Buchstab zu nennen/ sondern das H ist
26 nur ein aspiration; die zwey O seynd gleicher
27 massen keine Buchstaben/ sondern
28 nulla, bleibet dannenhero in dem Wort/
29 HOMO, das einige M, welches dann ein
30 eigentlicher Entwurff der Allerheiligsten
31 Dreyfaltigkeit: Dann dieser nur ein
32 Buchstab ist/ und dannoch hat er drey
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1 Buchstaben in sich/ als nemlich zwey I
2 und in der Mitte ein V. Durch das erste I
3 wird verstanden/ Initium, das ist/ GOtt
4 der Vatter/ welcher ein Anfang und ein
5 Schoͤpffer aller Ding/ durch das mittlere
6 V wird angedeutet/ Verbum caro factum,
7 der Sohn GOttes/ welcher die
8 Menschen angenommen; durch das andere
9 und letzte I wird verstanden Ignis, der
10 Heilige Geist/ so in Gestalt feuriger Zungen
11 erschienen: Traͤgt derohalben der
12 Mensch in seinem Namen Homo, wie hierbey
13 verzeichnet ein immerwaͤhrendes Gedenk-Zeichen
14 der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit.
15
16 1 3
17 2
18 HOMO
19 Mehr zeiget sich offtgedachtes Allerheiligstes
20 Geheimnus auch in der Figur
21 deß Menschlichen Herzens/ dann so man
22 uͤbersich macht ein 3 welches so viel bedeutet
23 als Trinum, untenher fuͤhret man den
24 Buchstaben V welches vnum heist/ diß
25 Trium'& Vnum stellt ein natuͤrliches Herz
26 vor/ wie oben zu sehen. Weil dann ohne
27 das in deß Menschen Namen und Herz
28 das Sigill der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit
29 scheinet eingedruckt zu seyn/ also wird
30 uns dieses noch ein groͤssere Anmahnung
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1 seyn zur Verehrung dieses Goͤttlichen
2 Drey; Ja unsere Herzen sollen seyn und
3 werden seyn/ wie das Herz deß Glorreiche̅
4 Lehrers Augustini, der also verliebt ware
5 in dieses allerheiligste Geheimnus/ daß
6 auch nach seinem Tod alle Jahr das in
7 Crystall eingeschlossene Herz an dem Fest
8 der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit auf den
9 Altar gestellt worden/ und dasselbige zu
10 dem Ausspruch deß Lobs der Allerheiligste̅
11 Dreyfaltigkeit sich merklich geruͤhrt/ und
12 sich wie ein Fisch im Wasser beweget hat.
13 Unsere Herzen sollen seyn/ und werden
14 seyn wie das Herz der heiligen Clara
15 de Monte Falconis, welche also verliebt
16 ware in dieses Goͤttliche Drey/ daß man
17 nach deroselbigen Ableiben/ in ihrem Herzen
18 drey Kuͤgelein gefunden/ deren eines
19 so groß als das andere/ eines so schwer als
20 das andere/ und alle drey so schwer als eines/
21 welches man nicht ohne Verwunderung
22 auf den Wagschalen abgenommen/
23 und darbey gelobt und gepriesen die Allerheiligste
24 Dreyfaltigkeit.
25 Unsere Herzen sollen seyn und werden
26 seyn/ wie das Herz deß Gottseligen
27 Manns Francisci Folliani, welcher eine
28 solche Jnbrunst getragen gegen der Allerheiligsten
29 Dreyfaltigkeit/ daß man nach
30 seinem Tod in seinem Herzen drey erhebte
31 Flammen angetroffen/ wordurch die Andacht
32 zu diesem Goͤttlichen Drey verspuͤhret
33 worden.
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1 Dir dann/ O Goͤttliches Drey
2 fallen wir heut sammentlich zu Fuͤssen/
3 und opffern nicht mit dem
4 Abraham einen Widder/ nicht mit
5 dem Salomon viel Ochsen/ nicht
6 mit dem Melchisedech Wein und
7 Brod/ nicht mit dem Abel einige
8 Korngarben/ nicht mit dem Noe
9 allerley Gefluͤgelwerk/ nicht mit
10 den drey Koͤnigen/ Gold/ Weihrauch
11 und Myrrhen/ sondern dir
12 schicken wir/ dir schenken wir/ dir
13 opffern wir unsere Herzen zu einem
14 ewigen Dank.
15 Jn dem Koͤnigreich Pohlen
16 gibts vornehme Grafen/ mit Namen
17 Hab Dank. Und hat solcher
18 Titul folgenden Ursprung;
19 Graf Scabricus wurde als ein Gesandter
20 aus Pohlen geschickt/ zu
21 dem Roͤmischen Kaͤyser Henricum 4.
22 welcher neben andern gedachtem
23 Gesandten einen unbeschreiblichen
24 großen Schatz gezeigt von purem
25 Gold/ mit dieser Rede: Hic
26 Polonos perdomabit: Dieser wird
27 die Polacken uͤberwinden; solchen
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1 schier unloͤblichen Hochmuth deß
2 Henrici manierlich zu treffen/ ziehet
3 der Gesandte einen guldenen
4 Ring von dem Finger/ wirfft selbigen
5 in den Schatz mit folgenden
6 Worten: Aurum adjiciamus auro,
7 last uns Gold zu Gold gesellen;
8 Der Kaͤyser aber/ als achtete er solchen
9 Schimpff nicht viel/ sagt zu
10 dem Legaten: Hab Dank. Worvon
11 es kommen/ daß dieser Graff und
12 sein ganzes Haus den Namen/ Hab Dank
13 angenommen/ Comites
14 Habtanck.
15 So gibt es dann vornehme Herren
16 in Pohlen / die heissen Hab Dank;
17 dahier gibt es aber noch
18 mehr; Die vier hinterlassene geheime
19 Deputirte hohe Kaͤiserliche
20 Raͤthe heissen Hab Dank / die Hochloͤbliche
21 N. O. Herren Land-Staͤnde
22 heissen Hab Dank / die wieder so viel
23 Hoch-Adeliche Damasen allhier
24 heissen Hab Dank / die ganze grosse
25 Clerisey zu Wienn heisset heut auch
26 Hab Dank / alle gesamte Jnwohner
27 zu Wienn heissen heut alle Hab Dank.
28
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1 Hab Dank/ hab Dank/
2 O Lieb-volle/ O Lob-volle/ O
3 Trost-volle/ O Gnaden-volle/
4 O Schutz-volle/ O Freudenvolle
5 Allerheiligste Dreyfaltigkeit/
6 hab Dank/ daß du
7 von uns hast abgewendet die
8 grassirende Pest. Hab Dank
9 du Goͤttliches Drey/ nicht nur
10 dreymal/ nicht nur dreyhundert
11 mal/ nicht nur dreytausend
12 mal/ nicht nur dreytausend
13 mal tausend mal/ sondern
14 unendlich hab Dank.
15 Gloria Patri,'& Filio,'&
16 Spiritui Sancto, Glori/ Ehr/
17 Preiß und Dank/ seye der Allerheiligsten
18 Dreyfaltigkeit/
19 also danke ich an statt aller/
20 und helfft mit mir danken
21 ihr hell-schallende
22 Trompeten
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1 Auf diß hat der gesammte
2 Chor der Trompeten/ mit helllautendem
3 Paucken-Schall
4 ganz Freuden-voll sich
5 hoͤren lassen.