Kant: Briefwechsel, Brief 802, Von Iohann Ernst Lüdeke. |
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Von Iohann Ernst Lüdeke. | |||||||
6. März 1798. | |||||||
Wohlgebohrner Herr, Hochzuverehrender Herr Profeßor | |||||||
Innigst geliebter Gönner! | |||||||
Nicht von neuem, Sie mit einem Wörterreichen Schreiben | |||||||
Zeiträuberisch beschwehren will ich - Nein nur auf einem leichten | |||||||
Blatte Ihnen den innigsten Dank sagen für die wahrhafte Seelenfreude, | |||||||
die Sie mir durch Ihr so sehr gütiges Schreiben erweckt | |||||||
haben. | |||||||
Nicht zur Prahlerey; aber zu einem Denkmal Ihrer mir so theuern | |||||||
Liebe soll dieses Schreiben von mir und meinen Nachkommen als ein | |||||||
Kleinod aufbewahrt bleiben. Es thut dem Herzen so wohl wenn uns | |||||||
wahrhaft große Seelen ihrer Zuneigung nicht unwürdig finden: Und | |||||||
die Beweise dieser mir gegönnten Zuneigung sollen mich immer beleben, | |||||||
fortgesetzt mit angestrengtem Fleiße nach Bewahrung dieser | |||||||
Würdigkeit und dieser Würde zu streben -. | |||||||
Um Ihnen nicht durch einen Farrago von Nachrichten lästig zu | |||||||
werden habe ich den duldsamen H. K[irchen] R[ath] Borowsky beladen. | |||||||
Extensive hat er genug bekommen - Intensive ists freilich wenig. | |||||||
Wenn ein Staubregen aufgefangen wird, füllt er kaum das Bette | |||||||
eines Bächleins | |||||||
Alle die Ihren Werth kennen freuen sich mit mir daß die Gefangenen | |||||||
die unter dem Interdikt standen freygelaßen werden sollen -. | |||||||
Was für ein Gegengewicht doch die Elenden dem Gefühl der verdienten | |||||||
Schande anhängen mögen? Etwa die Märtyrer Ehre? Zum | |||||||
Unglück für sie sind sie so dumm nicht. HE Hermes macht sich in | |||||||
etwas Luft daß er wiederhohlentlich den Glauben an den Teufel predigt | |||||||
der freilich an dem Zerstöhren ihres Reiches unschuldig ist und es gewiß | |||||||
länger geschützt hätte wenn er es vermogt hätte | |||||||
Was der unphilosophische Schulz für antiphilosophische Plumpheiten | |||||||
dem Könige vorgelegt, habe ich HE K. R. Bor: geschrieben. | |||||||
Zu sichtbar ist es daß in dem Manne alles stürmt und dabey ist | |||||||
kein ruhig helles Licht denkbar. | |||||||
Voll von Hochachtung, Liebe und Dank bin ich so ganz und von | |||||||
Herzen | |||||||
Ihr | |||||||
Ihnen Ergebenster bis in den Tod | |||||||
Lüdeke. | |||||||
Berlin | |||||||
am 6. Maerz | |||||||
1798. | |||||||
[ abgedruckt in : AA XII, Seite 236 ] [ Brief 801a ] [ Brief 803 ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] |