Kant: Briefwechsel, Brief 734, Von Ludwig Heinrich Iakob.

     
           
 

 

 

 

 

 
  Von Ludwig Heinrich Iakob.      
           
  Halle den 2 Ian 97      
           
  Ich kann nicht einen Augenblick dulden, Würdiger Mann, da      
  Sie in der Meinung von mir bleiben, als ob meine letzte Bitte an      
  Sie dahin ginge, zu einer Art von Gegenintrigue Sie zu vermögen.      
  Es kann Niemand von einem solchen Mittel entfernter seyn als ich,      
  und es thut mir daher weh, wenn ich bemerken muß, daß ein Mann,      
  an dessen Achtung mir alles gelegen ist, in meinem Ansinnen etwas      
  dergleichen gefunden hat. Meine Meinung war bloß daß, im Falle      
  Sie mit einem jener Männer in Correspondenz stünden, eine gelegentliche      
           
  Empfehlung meiner zu jener Stelle mit der öffentlichen Aufrichtigkeit      
  vollkommen bestehen könne. Es war möglich, daß Sie dieses Mittel      
  unzweckmäßig fanden, wie es solches, da Sie nicht in besondren freundschaftl.      
  Vernehmen mit ihnen stehen, wirklich ist; aber es ist mir nicht      
  eingefallen, daß es auch nur einen Unmoralischen Schein haben könnte.      
  Es ist mir äusserst daran gelegen, daß Sie diesen in meinem Anmuthen      
  nicht finden, u. ich glaube deshalb, daß Sie meine lange u. schnelle      
  Apologie entschuldigen werden. Ich habe mir in dieser Sache keinen      
  Schritt erlaubt, den ich nicht hätte öffentlich vor jedermann thun können.      
  Ich bin im übrigen gerührt von der freundschaftlichen u. ausserst gütigen      
  Gesinnung welche Ihr Brief gegen mich spricht, die ich kaum verdienen      
  würde, wenn ich wirklich mich hätte entschliessen können, Sie      
  in eine heimliche Kabale ziehen zu wollen. Ich werde gewiß dieses      
  väterliche Vertrauen immer mehr zuverdienen suchen.      
           
  Man hat übrigens Hn. Schulzen in Helmstädt den Antrag wirklich      
  gemacht, der aber, da ihm sein Herzog den Hofrathstitel u. Gehalt      
  beygelegt hat, die Stelle ausgeschlagen hat. Es wird am besten seyn,      
  daß ich nun diese Sache, so wie bisher, ganz allein gehen lasse.      
           
  Die Annalen dauern nun fort, u. ich werde mich bemühen, die      
  von Ihnen vorgeschlagenen Verbesserungen anzubringen, so weit es      
  geht. Ich habe vor kurzen einen Brief von Hn. Nitzsch aus London      
  erhalten, wobey er mir eine von ihm verfertigte englische Schrift überschickt      
  u. die Bemühungen erzählt, welche er angewandt hat, die Engländer      
  mit den Grundsätzen Ihrer Philosophie bekannt zu machen. Der erste      
  Theil scheint mir auch wirklich sehr gut u. zweckmäßig geschrieben zu      
  seyn. Doch Sie werden höchst wahrscheinlich die Schrift schon lange      
  in Händen haben.      
           
  Ich empfehle mich Ihrem ferneren gütigen Wohlwollen u. bin      
  mit der größten Verehrung der      
           
    Ihrige      
    LHIakob      
           
           
           
     

[ abgedruckt in : AA XII, Seite 142 ] [ Brief 733 ] [ Brief 735 ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ]