Kant: Briefwechsel, Brief 649, Von Samuel Collenbusch. |
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Von Samuel Collenbusch. | |||||||
23. Ian. 1795. | |||||||
Mein Lieber Herr Professor. | |||||||
Die Hoffnung Erfreüet Das Hertze, | |||||||
Ich Verkauffe meine Hoffnung nicht für Taussend Tonnen Goldes. | |||||||
Mein Glaube Hoffet Erstaunlich Viel Gutes von Gott. | |||||||
Ich Bin ein Alter Siebemzig Iähriger Mann, Ich bin BejNahe | |||||||
Blind, als Artz urtheille ich Daß ich in Kurtzer Zeit Völlich Blind | |||||||
sein Werde. | |||||||
Ich Bin auch nicht Reich, aber meine Hoffnung ist so groß Da | |||||||
ich mit keinem Keyser Tauschen mag, | |||||||
Diese Hoffnung Erfreüet mein Hertze! | |||||||
Ich habe mir Diesen Somer Ihre Morall und Religion ein par | |||||||
mahl Vorlesen Lassen, Ich kan mich nicht überreden Daß es Ihnen | |||||||
ein Ernst sein solte, Was Sie Da Geschribem Habem, Ein Von aller | |||||||
Hoffnung gantz reiner Glaube, und ein Von aller Liebe gantz Reine | |||||||
Morall, - Daß ist eine seltsame Erscheinung in Der Repuplick Der | |||||||
Gelehrten. | |||||||
Der Entzweck so etwas zu schreibem ist Vieleicht eine Lust sich | |||||||
zu ergötzen, über Die Inclination solcher Menschen, Welche Die Gewohnheit | |||||||
Habem sich über alles zu Verwunderen Was seltsam ist. Ich | |||||||
halte Es mit einem Hoffnungs Reichen Glaubem, Der Durch Die Sich | |||||||
Selbst und Den Nächsten Besserenden Liebe Thätig ist. | |||||||
Im Christenthum Gelten keine Statuten, keine Beschneidung noch | |||||||
Vorhaut etwas Gal: 5 Keine Möncherrej, keine Messen, keine Wallfarten, | |||||||
kein fiß essen. etc. | |||||||
Ich Glaube Was Iohannes Schreibet. Ioh: 4, 16. Gott ist | |||||||
Die Liebe und Wer in Der Liebe Bleibet, Der Bleibet in Gott, und | |||||||
Gott in Ihm. | |||||||
Gott ist Die seine Vernünftige Chreaturen Besserenden Liebe, | |||||||
Wer in Diesem Glaubem an Gott und Dem Nächsten Besserenden | |||||||
Liebe Bleibet, Der Wird es Von Gott in Dieser Welt mit Geistlichen | |||||||
Seegen Eph: 1, 3. 4. und in der zukünftigen Welt mit Persöhnlicher | |||||||
Herrlichkeit, und einem Reichem Erbe Wohl belohnt werden, Diesen | |||||||
Hoffnungs Reichen Glaubem kan meine Vernunft und mein Wille unmöglich | |||||||
Vertauschen, mit einem Von aller Hoffnung gantz Reinen | |||||||
Glaubem, | |||||||
Es thut mir Leid daß I: Kant nichts Gutes Von Gott Hoffet, | |||||||
Weder in Dieser noch in der zukünftigen Welt, Ich hoffe Viel Gutes | |||||||
Von Gott. Ich wünsche Ihnen eine Gleiche Gesinnung, und Verharre | |||||||
mit Hochachtung und Liebe, zu sein | |||||||
Ihr Freünd und Dinner | |||||||
Gemarke den 23ten Ienner | Samuel, Collenbusch. | ||||||
1795. | |||||||
Nachschrift | |||||||
Die Heilige Schrift ist eine Stuffenweise, Austeigender, mit sich | |||||||
Selbst über einstimmender, Zusammen Hängender, Vollständiger Plan, | |||||||
Der seine Chreaturen Besserenden Liebe Gottes. Z: E: Die auferstehung | |||||||
Der Todten Halte ich für eine ausübung Der seine Chreaturen | |||||||
Besserenden Liebe Gottes, | |||||||
Ich freue mich Darauf, | |||||||
[ abgedruckt in : AA XII, Seite 002 ] [ Brief 648 ] [ Brief 649a ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] |