Kant: Briefwechsel, Brief 465, Von Iacob Sigismund Beck.

     
           
 

 

 

 

 

 
  Von Iacob Sigismund Beck.      
           
  19. April 1791.      
           
  Wohlgeborner Herr,      
  Hochzuehrender Herr Professor!      
  Erlauben Sie daß ich Ihnen ein Exemplar meiner Dissertation      
  schicken darf. Dieses geschieht nicht, weil ich ihr einen Werth beylege;      
  sondern weil ich wünsche, daß Sie sich an mich eines ihrer Wahrheit      
  liebenden Schüler erinnern wollen. Mein eigenes Bewußtseyn überführt      
  mich, daß es auch solche Menschen giebt, die viel Gefühl für      
  Wahrheit haben und die mit wahrer Wärme andern ihre Einsichten      
  mittheilen mögen, die aber doch nur Pfuscher sind wenn sie Schriftsteller      
  seyn wollen. Dieses letzte in meiner Rücksicht beweißt meine      
  Ihnen mitgetheilte Schrift. Ich habe nunmehr die Licenz zu lesen.      
  Da ich die Freundschaft des Klügels besitze, so zweifele ich nicht Zuhörer      
  zu meinen mathematischen Collegien zu erhalten, und bin herzlich      
  froh, daß ich jetzt auf einer Laufbahn bin, zu der ich glaube bestimmt      
  zu seyn. Bekomme ich Zuhörer zu philosophischen Vorlesungen,      
  so werde ich im Stillen die Ueberzeugung zu verbreiten suchen, die      
  Ihr mündlicher und schriftlicher Unterricht in mir bewirkt hat. Ich      
  bin mit einer herzlichen Hochachtung ganz      
           
  Halle der Ihrige      
  den 19ten April 1791. Beck      
           
           
           
     

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