Kant: AA XXIII, Vorarbeit zu Jachmanns Prüfung ... , Seite 467

   
         
 

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LBl Prussia Museum Altpr. Mon. 36, 1899 (349-351)

   
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VIII 441

   
         
  03 Philosophie (in der eigentümlichen Bedeutung des Worts) als Weisheitslehre    
  04 d. i. als einer Wissenschaft des Endzwecks der menschlichen    
  05 Vernunft ist das gerade Wiederspiel der Philosophie die man unter dem    
  06 Titel der Mystik aufstellt und die Vernunft aber dadurch daß sie die Vernunft    
  07 in einen Nebel hüllt Licht und Aufklärung in sie zu bringen sich    
  08 anheischig macht. - Die Anmaßung statt eines Wissenschaftlichen Vernunfterkenntnisses    
  09 ein Princip innerer geistigen Anschauung und eines    
  10 Gefühls von dem sich keine nähere Erörterung geben läßt aufzustellen.    
  11 Mystik ist der antipodische Standpunkt der Philosophie in welchem die    
  12 Weisheitslehre sich um eine Achse dreht die selbst einer solchen bedarf und    
  13 für sich selbst nichts haltbares enthält.    
         
  14 Wir können durch nichts anders zum Erkenntnis des Endzwecks    
  15 unseres Daseyns gelangen als durch die Vernunft deren Vorschrift Philosophie    
  16 heißt denn dieses ist die Definition dieser Lehre. Aber nicht das    
  17 was wir gelehret worden sondern was wir selbst hineingelegt haben und    
  18 wenn es auch Eröffnung eines höchsten Geistes wäre nur durch das was    
  19 die Philosophie eine menschliche Erkenntnis nicht können können wir das    
  20 was wir zu wissen bedürfen uns erringen. Mystik ist das gerade Wiederspiel    
  21 der Philosophie.    
         
  22 Daß im Fortschreiten der menschlichen Vernunft die Philosophie    
  23 aus der Nachforschung ihrer Principien endlich die Aufgabe von dem    
  24 Urgrunde ihrer Verknüpfung den Cirkel ihrer Doctrin endlich in einem    
  25 Unbedingten es sey Erfahrungsbegriff oder ein postuliertes a priori begründetes    
  26 subjektives Princip schließen müsse war unvermeidlich.    
         
  27 Ein Princip des Übersinnlichen hierzu anzunehmen. - Von dem    
  28 Realen was aber nicht Erfahrungsgegenstand seyn kann, mithin der    
  29 Erscheinung auszugehen wäre nicht philosophisch: denn Philosophie    
  30 in der eigentümlichen Bedeutung des Worts (als Weisheitslehre)    
  31 ist die Lehre vom Endzweck aller Vernunftsbestimmung, der der    
         
     

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