Kant: AA XXIII, Vorarbeit zu Über den Gebrauch ... , Seite 076

   
         
 

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  01 in der Natur anzutreffen seyn müssen. Denn gehen wir hievon    
  02 ab nehmen wir an daß Abartungen auch unzweckmäßig seyn und sich    
  03 doch verewigen können so muß man schon die erste Anlage für die Bestimmung    
  04 des Geschöpfes unzweckmäßig (wenigstens im Ganzen der Fortdauer    
  05 der Art) annehmen. Nun erhebt sich ein Grund zur Misdeutung    
  06 Erstlich als wolte ich die Zweckmäßigkeit in allen Stücken zu wirklichen    
  07 Zwecken machen welche ich darum nicht behaupte und jedem die Freyheit    
  08 lasse sie als nothwendige natürliche Folgen die aus anderen eigentlichen    
  09 Zwecken fließen anzusehen wenn man dieses es sey auf welche Art zu    
  10 beweisen denkt. Oder als wolte ich in einer blos philosophischen Untersuchung    
  11 ein einziges Elternpaar aufdringen denn man mag auch uranfänglich    
  12 so viel deren annehmen als man will. Allein weil in der Philosophie    
  13 die Erspähung der Erklärungsgründe ein wichtig Gebot ist so ists doch    
  14 nöthig wenigstens zu versuchen die Möglichkeit der ersteren Hypothese    
  15 vorstellig zu machen. Aber mit der zufälligen Erzeugung oder Modification    
  16 der Gestalten sich an diese Eigenthümlichkeit der Organischen    
  17 Natur wagen mit diesem Versuche geräth die Vernunft unausbleiblich    
  18 auf den Strand denn ein solches verflochtenes und zum Abgrunde für die    
  19 Vernunft bis aufs unendlichkleine gehendes System von Zwecken als    
  20 ein Thier in seinem Baue enthält ohne eine zu Grunde gelegte Idee    
  21 entstehen zu lassen weil man da nichts vernünftiges mehr als Grund    
  22 der Möglichkeit nennen kann heißt mit der Vernunft selbst spott treiben.    
  23 Wir werden also so lange immer noch Natur als Ursache nennen als wir    
  24 die nächste Qvellen sehen.    
         
         
     

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