Kant: AA XXII, Zwölftes Convolut , Seite 544

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 philosophiren,* als in dem der Philosophie durch Mathematik Fortschritte [Faksimile]     
  02 machen zu wollen so wohl was den Zweck als auch das zu beyden      
  03 erforderliche Talent betrifft** die beyderseitig auf Vernunft gegründet      
           
           
  04 * Es könnte wohl geschehen daß über Gegenstände der Mathematik      
  05 (geometrische) discursiv, aber freylich fruchtlos vernünftelt würde; allenfalls      
  06 kann es in der Absicht versucht werden, um den Unterschied der Philosopheme      
  07 von den Mathematemen in ein helles Licht zu stellen. — Z.B. aus lauter      
  08 Begriffen a priori Antwort auf die Frage zu verlangen: warum eine krume      
  09 Linie (Linie deren kein Theil gerade ist) auf einer Ebene von durchgängig      
  10 gleicher Krümmung (d.i. deren gleiche Theile auch einander decken) wenn      
  11 sie in dieser Qvalität fortgesetzt wird in sich selbst zurückkehre und als Kreis      
  12 eine Fläche einschließe: — oder auch warum innerhalb der Fläche von dieser      
  13 Krümmung ein Punct ist der von jedem anderen desselben Umkreises gleichweit      
  14 absteht: oder etwa auch die Aufgabe ob eine gerade Linie zur krummen      
  15 jemals als in demselben Verhaltnis wie eine gerade Linie zur anderen stehend      
  16 a priori gegeben werden könne? u.d.g. — Das würde über Gegenstände      
  17 der Mathematik philosophiren heissen welches aber für diese Wissenschaft      
  18 keinen baaren Gewinn abwirft.      
           
           
  19 ** D' Alembert in dem seinem encyclopädischen Wörterbuch vorangeschickten      
  20 Discurs ist unerachtet des hohen und gerechten Anspruchs des      
  21 Mathematikers in Vergleichung mit dem Philosophen doch der den arroganten      
  22 Ton des ersteren ziemlich herabstimmenden Meynung daß das Interesse was      
  23 die Mathematik jetzt einflößt (da sie zwar im Fortschreiten ist aber doch ihrer      
  24 Vollendung stark entgegen eilt) bald und zwar nicht ohne Ursach sehr abnehmen      
  25 dürfte; um, weil doch der menschliche Geist nicht unbeschäftigt bleiben kann,      
  26 der Philosophie dagegen mehr Platz zu verschaffen. — Nämlich daß die Astronomie      
  27 es bewirken werde: deren Eroberung bey allmälig für sie unzulänglich      
  28 werdenden Instrumenten für die Weltbeobachtung im unermeßlichen      
  29 Raum, wenn dann noch die mathematische Analysis auch ihre Fülle erreicht      
  30 haben wird (wozu es jetzt schon gekommen zu seyn scheint) die rastlose Vernunft,      
  31 sich einem anderen Zweige der Vernunftwissemschaft, der Philosophie,      
  32 zu wendend von jener, die doch immer nur Instrument für den Kunstgebrauch      
  33 der Vernunft war, zur Weisheitslehre der Wissenschaft des Endzwecks,      
  34 doch unbeschadet der Mathematik zuwenden müsse.      
  35 Von dieser Epoche nun scheint Hr. Kästner aus Erfahrung von der (Fortsetzung der Fußnote auf Seite 545)      
           
    01 Von Philosophie an I Bogen, 2. Seite.      
    03 betrift      
    04 Die Sternanmerkung beginnt I, 1 unterer Rand (bis: durchgängig , Zeile 9).      
    05 allenfalls s.Z. (Kant), erst: zum wenigsten      
    07 Z.B. v.a. z. B. (Kant).      
    10 Von gleicher an Fortsetzung I, 2, 4 Zeilen von oben.      
    23 da δ zwar      
    26 Nämlich v.a. nämlich (Kant).      
           
           
     

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