Kant: AA XXII, Zehntes Convolut , Seite 303 |
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01 | sich aber darin willkührlich zu begeben eine Pflichtverletzung (etwas | ||||||
02 | moralisch//Böses) man mag sie nun sich vorsetzlich zuziehen oder sich | ||||||
03 | auch nur hierin dem Zufall überlassen denn die Maxime des Verhaltens | ||||||
04 | in solchen Umstanden zieht dem hiebey gleichgültigen doch den Vorwurf | ||||||
05 | des Selbstmordes zu. | ||||||
06 | Wer sich oder andere wenn er es hat verhüten können in Todes Gefahr | ||||||
07 | kommen läßt fehlt (peccat) der sich darinn begiebt verbricht (delinquit). | ||||||
08 | Beyde sind strafbar der eine blos vor dem Richterstuhl seiner eigenen | ||||||
09 | Vernunft (ethisch) oder dem eines äußeren Machthabers (juridisch) | ||||||
10 | Unter allen Gefahren aber in die sich jemand begeben oder in die | ||||||
11 | er gerathen mag ist die der Pflichtverletzung wenn man sich ihr aussetzt | ||||||
12 | die bey weitem größte zwar sich auszusetzen nicht so wohl (qvantitativ) | ||||||
13 | daß man öfterer und leichter in sie zu gerathen fürchten muß als | ||||||
14 | (qvalitativ) daß sie durch kein Verdienst aufgewogen und getilgt | ||||||
15 | werden und so auf gewisse Weise moralisch//unsterblich ist. | ||||||
16 | Es sind zweyerley Gefahren in die ein Mensch der etwas wagt | ||||||
17 | gerathen kann nämlich entweder an seinem Vorteil einzubüssen oder | ||||||
18 | seine Pflicht zu verletzen bey welcher die Zufälligkeit (in Gefahr zu | ||||||
19 | kommen z. B. auf einem schmalen Brett über einem Abgrunde oder über | ||||||
20 | eine Brücke ohne Lehnen) in Gefahr zu kommen größer sey wird hier | ||||||
21 | nicht in Betrachtung gezogen sondern was ärger ist Wir wollen | ||||||
22 | aber nicht die Große der Gefahr wieder die Klugheit in Beobachtung | ||||||
01 darinn willkührlich erst: überlegterweise begeben erst: versetzen (etwas g.Z. | |||||||
02 sie g.Z. | |||||||
04 dem — doch g.Z. am Rande. | |||||||
06 oder andere g.Z. verhüten v.a. vermeiden Todes g.Z. | |||||||
08 strafbar δ entweder der eine g.Z. | |||||||
09 (ethisch) erst: (moralisch) Statt oderdem lies: der andere vor dem ? dem erst: den | |||||||
10-11 oder — gerathen g.Z. | |||||||
12 die g.Z. (qvantitativ) g.Z. am Rande. | |||||||
13 und leichter g.Z. zu g.Z. als δ daß sie | |||||||
14 durch δ nichts vollig dahinter undurchstrichen noch einmal: durch | |||||||
15 werden ergänze: kann Links abgewinkelt. | |||||||
21 was erst: welche | |||||||
18-21 bey welcher — ist s.Z. | |||||||
21-22 hier aber hier (statt: hier aber) δ die | |||||||
22 nicht — der g.Z. R. läßt den Passus: Wir —Gefahr weg und schreibt: ist: wieder die Durchstrichene Fortsetzung hinter Gefahr: und wenn sie vonderselben Art1) (der Qvalität nach einerley) ist ob manleichter darinn fallen kann oder nicht2) dieGefährlichkeit meiner Unternehmung3) (z. B. obich auf einem4) schmalen Brett über einen Abgrund5) oder über eine Brücke ohne Gelander schreite) sondern6) nur das Object derselben seiner Qvalität nach in Betrachtung ziehen ob es Ärger ist | |||||||
1) Art δ ist | |||||||
2) nicht δ d.i. darüber noch einmal: nicht | |||||||
3) meiner Unternehmung g.Z. | |||||||
4) auf einem erst: über ein | |||||||
5) Abgrund δ schreite | |||||||
6) sondern erste Silbe v.a. in | |||||||
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