Kant: AA XX, Preisschrift über die ... , Seite 332

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Begriffe des allerrealesten Wesens die Existenz desselben, denn sie ist      
  02 Realität. 2) Es liegt im Begriffe eines nothwendig existirenden Wesens      
  03 der Begriff der höchsten Realität, als die einzige Art, wie die absolute      
  04 Nothwendigkeit eines Dinges (welche, wenn irgend was existirt, angenommen      
  05 werden muß) gedacht werden kann. Sollte nun ein nothwendiges      
  06 Wesen in seinem Begriff schon die höchste Realität einschließen,      
  07 diese aber (wie No.1 sagt) nicht den Begriff einer absoluten Nothwendigkeit,      
  08 folglich die Begriffe sich nicht reciprociren lassen, so würde der Begriff      
  09 des realissimi conceptus latior seyn als der Begriff des necessarii, d.i.      
  10 es würden noch andre Dinge, als das realissimum, entia necessaria      
  11 seyn können. Nun wird aber der Beweis gerade dadurch geführt, daß      
  12 das ens necessarium nur auf eine einzige Art gedacht werden könne, usw.      
           
  13 Eigentlich ist das proton pseudos darin gelegen: das necessarium      
  14 enthält in seinem Begriffe die Existenz, folglich eines Dinges, als omnimoda      
  15 determinatio, folglich läßt sich diese omnimoda determinatio      
  16 aus seinem Begriffe (nicht bloß schließen) ableiten, welches falsch ist,      
  17 denn es wird nur Bewiesen, daß, wenn er sich aus einem Begriffe ableiten      
  18 lassen sollte, dieses der Begriff des realissimi (der allein ein Begriff      
  19 ist, welcher zugleich die durchgängige Bestimmung enthält) seyn muß.      
           
  20 Es heißt also: wenn wir die Existenz eines necessarii, als eines      
  21 solchen, sollten einsehen können, so müßten wir die Existenz eines Dinges      
  22 aus irgend einem Begriffe ableiten können, d.i. die omnimodam determinationem.      
  23 Dieses ist aber der Begriff eines realissimi. Also müßten      
  24 wir die Existenz eines necessarii aus dem Begriffe des realissimi ableiten      
  25 können, welches falsch ist. Wir können nicht sagen, daß ein Wesen diejenigen      
  26 Eigenschaften habe, ohne welche ich sein Daseyn, als nothwendig,      
  27 nicht aus Begriffen erkennen würde, wenn gleich diese Eigenschaften      
  28 nicht als constitutive Produkte des ersten Begriffes, sondern nur als      
  29 conditio sine qua non angenommen werden.      
           
  30 Zum Prinzip der Erkenntniß, die a priori synthetisch ist, gehört,      
  31 daß die Zusammensetzung das einzige a priori ist, was, wenn es nach      
  32 Raum und Zeit überhaupt geschieht, von uns gemacht erden muß.      
  33 Das Erkenntniß aber für die Erfahrung enthält den Schematism, entweder      
  34 den realen Schematism (transscendental), oder den Schematism      
  35 nach der Analogie (symbolisch). — Die objective Realität der Categorie      
  36 ist theoretisch, die der Idee ist nur praktisch. — Natur und Freyheit.      
           
           
           
           
     

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