Kant: AA XX, Bemerkungen zu den Beobachtungen ... , Seite 144

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Die Fähigkeit etwas als Vollkommenheit an andern zu erkennen      
  02 bringt noch gar nicht die Folge hervor daß wir selbst daran vergnügen      
  03 fühlen. Wenn wir aber ein Gefühl haben daran Vergnügen zu finden      
  04 so werden wir auch bewogen werden es zu begehren und unsere Kräfte      
  05 dazu anzuwenden. Es frägt sich also ob wir unmittelbar an anderer Wohl      
  06 vergnügen fühlen oder eigentlich die Unmittelbare Lust in der möglichen      
  07 Anwendung unserer Kraft liegt es zu befordern. Es ist beydes möglich      
  08 welches aber ist wirklich? Die Erfahrung lehrt daß beym einfaltigen      
  09 Zustande ein Mensch andrer Glük mit gleichgütigkeit ansieht hat er es      
  10 aber befördert so gefallt es ihm unendlich mehr. Andrer Übel ist gemeiniglich      
  11 eben so gleichgültig habe ich es aber verursacht so kränkt es      
  12 imgleichen wenn es ein andrer gethen hat. Und was die theilnehmende      
  13 Instinkte des Mitleidens und der Wohlgewogenheit anlangt so haben      
  14 wir Ursach zu glauben es seyn blos große Bestrebungen andrer Ubel zu      
  15 lindern aus der selbstbilligung der Seele hergenommen welche diese      
  16 Empfindungen hervorbringen.      
           
  17 Wir haben vergnügen an gewissen von unseren Vollkommenheiten      
  18 aber weit mehr wenn wir selbst die Ursache seyn. Am allermeisten      
  19 wenn wir die frey wirkende Ursache seyn. Der freien Willkühr alles zu      
  20 subordiniren ist die Größte Vollkommenheit. Und die Vollkommeit      
           
    01 Durchschuß zu S. 87; nicht eingerückt. Dunkelbraune Tinte, gleichmäßige Schrift.      
    07 befordern b v.a. f      
    08 Punkt statt Fragezeichen.      
           
           
     

[ Seite 143 ] [ Seite 145 ] [ Inhaltsverzeichnis ]