Kant: AA XX, Bemerkungen zu den Beobachtungen ... , Seite 039

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Aus eben dem vorigen Grunde solte man urtheilen daß diejenige      
  02 die hier zu viel frühzeitig wissen wollen dorten zur strafe mit Blödigkeit      
  03 werden gezüchtigt werden. So wie ein frühzeitig kluges Kind entweder      
  04 stirbt oder im unreifen Alter verwelkt u. dum wird.      
           
  05 Der Mensch mag künsteln so viel er will so kan er die Natur nicht      
  06 nöthigen andre Gesetze einzuschlagen. Er muß entweder selbst arbeiten      
  07 oder andre vor ihn, und diese Arbeit wird andern so viel von ihrer Glückseeligkeit      
  08 rauben als er seine eigene über das Mittelmaas steigern will      
           
  09 Wenn die einen geniessen wollen ohne zu arbeiten so werden andere      
  10 arbeiten wollen ohne zu geniessen      
           
  11 Man kann die Wohlfarth befordern entweder indem man die Begierden      
  12 sich erweitern läßt u. bestrebt ist sie zu befriedigen man kan      
  13 die Rechtschaffenheit befördern wenn man die Neigungen des Wahnes      
  14 u. der Üppigkeit wachsen läßt und sich um moralische Antriebe bemüht      
  15 ihnen zu wiederstehen In beyden Aufgaben ist aber noch eine andere      
  16 Auflösung nemlich diese Neigungen nicht entstehen zu lassen. Zuletzt      
  17 kan man auch das Wohlverhalten befordern indem man alle unmittelbare      
  18 moralische bonitat beyseite setzet und lediglich die Befehle eines lohnenden      
  19 u. strafenden Oberherren zum grunde legt.      
           
  20 Das übel passende der Wissenschaft vor die Menschen ist vornemlich      
  21 dieses daß der allergrößeste Theil derer die sich damit zieren wollen      
  22 gar keine Verbesserung des Verstandes sondern nur eine Verkehrtheit      
  23 desselben erwirbt nicht zu erwehnen daß sie den mehresten nur zu Werkzeugen      
  24 der Eitelkeit dienet. Der Nutze den die Wissenschaften haben      
  25 ist entweder die Üppigkeit, e.g. Mathematik oder die Verhinderung      
  26 der Übel die sie selbst angerichtet hat oder auch eine gewisse Sittsamkeit      
  27 als eine Nebenfolge.      
           
           
    04 im unreifen kann ebenso gelesen werden als: in unreifem dum? dürr??      
    07 ihn? ihm? Kommapunkt.      
    10 wolen Der letzte Absatz in kleiner Schrift, g.Z.?      
    11 Durchschuß zu Seite 20; Blei 10. Druckseite 18 u. 19 ohne Durchschuß. Tinte wie bisher.      
    16 nicht Sigel.      
    17 das v.a. die      
    20 Menschen abgekürzt.      
    25 Üppigkeit Kommapunkt.      
           
           
     

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