Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 630 |
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01 | Form unnd der Materie der Urtheile so. Da, wo es das Urtheil die | |||||||||
02 | formale Bedingung der bloßen Moglichkeit des Urtheils eines Begrifs | |||||||||
03 | aussagt (wie der Satz des Wiederspruchs), gilt der Grundsatz (g auch ) von | |||||||||
04 | Dingen negativ, d. i. das Alles ist unmöglich, wovon sich selbst der | |||||||||
05 | Gedanke wiederspricht, und so fern stehen alle objecte unter diesem Grundsatze, | |||||||||
06 | daß der Begrif von ihnen diesem nicht entgegen seyn muß. Der Satz | |||||||||
07 | dagegen: alles hat seinen Grund, auf Sachen bezogen, hat gar keine | |||||||||
08 | Gültigkeit (ist vielmehr falsch); aber von Urtheilen als Sätzen gilt er. | |||||||||
09 | Eben so der Satz der Eintheilung. — Also gelten alle (g blos ) logische | |||||||||
10 | Principien als constitutive Grundsätze (nicht blos conditio sine qua non) | |||||||||
11 | blos von analytischen Urtheilen, nämlich da blos aus Begriffen geurtheilt | |||||||||
12 | werden soll. In Ansehung der synthetischen kan durch sie nichts bestimmt | |||||||||
13 | werden. Das will nicht sagen: sie gelten so fern nicht von ihnen, daß diese | |||||||||
14 | ihnen auch zuwieder seyn könten, sondern: sie bestimmen verschaffen nur | |||||||||
15 | kein solches Erkentnis. Man könnte sagen: die synthetische Erkentnisse Urtheile | |||||||||
16 | bestimmen ein Object in Ansehung dessen, wo wogegen der Begrif | |||||||||
17 | unbestimmt war, die analytische sind blos auslegend. Zu den ersteren | |||||||||
18 | (g als Urtheilen ) a priori wird keine Transs cendentaluntersuchung der | |||||||||
19 | Moglichkeit solcher Erkenntnisse erfordert, wohl aber zu den zweyten, indem | |||||||||
20 | da zu dem Begriffe noch Anschauung gezogen werden muß. | |||||||||
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22 | Es ist hier nicht vom (g theoretischen ) Zweifel bey dem Glauben an | |||||||||
23 | Gott die Rede, sondern davon, daß wir uns von einem solchen Wes en gar | |||||||||
24 | keinen best objectiv bestimmten Begrif machen können und, wollen wir | |||||||||
25 | ihn nach den subjectiven Bedingungen unserer Vernunfterklarung uns vorstellen, | |||||||||
26 | wir doch nichts mit dem Begriffe anfangen können, um unser | |||||||||
27 | theoretisch Erkentnis zu erweitern. Nur der Begrif von demselben daß | |||||||||
28 | als einem Wesen, welches die Ursache der Möglichkeit der Ausführung und | |||||||||
29 | Erreichung aller uns von der Vernunft aufgegebenen moralischen Zwecke | |||||||||
30 | ist, ist so wohl den subjectiven Bedingungen des theoretischen als vornehmlich | |||||||||
31 | des practischen Gebrauchs angemessen und davon unzertrennlich. | |||||||||
32 | S. II: | |||||||||
33 | N. II der Critik in Ansehung der Theologie. | |||||||||
34 | 1. Gott ist Ewig. Ewigkeit ist eine Da unendliche Dauer: Dauer | |||||||||
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