Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 617

     
           
 

Zeile:

 

Text:

 

 

 

 
  01 als Erscheinung. (Die Empfindungen, aufs Object bezogen, machen den      
  02 Schein.)      
           
  03 S. II:      
  04 Die Critische Philosophie bewirkt das, daß wir nicht fragen dürfen,      
  05 von welchen Eigenschaften Gott sey, um zu wissen, was wir in der Welt      
  06 zu thun haben, sondern nur in uns selbst die Stimme der Vernunft befragen      
  07 dürfen, die uns unmittelbar lehrt, was wir zu thun haben, und      
  08 den Willen an der obersten Ursache unseres Daseyns einen solchen Willen      
  09 annimmt, von dem jene Vernunftgesetze die Gebote sind, womit denn auch      
  10 alle Verheissungen für unsere Wünsche sind, die dieselbe Vernunft in uns      
  11 mit einem solchen Verhalten als übereinstimmend vorstellt.      
           
  12 Wir werden seinen Willen nicht aus der Be seiner offenbarung so      
  13 wohl in seinen Werken als in der Schrift zuerst lernen; denn diese können      
  14 auf mancherley Art ausgelegt werden, und nur derjenige Sinn, den wir      
  15 vermöge unserer sittlichen Bestimmung hineinlegen, ist unzweifelhaft      
  16 moralisch der richtige, da denn jene offenbarungen dazu dienen, diese in      
  17 uns zu bestärken.      
           
  18 Wir werden nicht nothig haben, uns mit den Zweif theoretischen      
  19 Zweifeln wieder jene theoretische Dogmen der gottlichen Natur und seiner      
  20 Absichten oder der Unsterblichkeitslehre in Kampf einzulassen. Denn weil      
  21 wir den Gegner überführen können, daß er, um hierüber verneinend abzusprechen,      
  22 Gerade eben so wenig von diesen Gegenständen verstehe, als      
  23 (g andere ) bejahend, so werden wir auf unserem Platze fest stehen, ohne      
  24 zu wanken; denn unser das Gesetz unseres Verhaltens, die Hofnung es      
  25 leisten zu können, weil wir sollen, die uninteressirte Vermuthung eines      
  26 Zustandes der Dinge, der im Ganzen mit der Moralität, die vor der      
  27 Vernunft die wich höchste Bedingung der Moglichkeit einer Welt nach      
  28 Weisheitsregeln ist, zusammen stimmt, werden eine uns zu der Idee einer      
  29 in die Welt weise regirenden Gottheit erheben und diese Zugleich mit      
  30 den Eigenschatfen versehen, die unsere Moralität stärken und aufrecht      
  31 erhalten.      
           
     

[ Seite 616 ] [ Seite 618 ] [ Inhaltsverzeichnis ]