Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 354

   
         
 

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  01 theilnehmend. Daher ist der Geschmak eigentlich ein Verstand, der etwas    
  02 mit der sinnlichkeit dem Wohlgefallen oder misfallen nach vergleicht.    
         
    (g    
  03 Ehre, (g Mode, ) Eitelkeit.    
  04 Prahlerey und Pracht.    
    )    
         
  05 Schöne gegenstände und schöne Vorstellungen von Gegenständen entwöhnen    
  06 von dem bloßen Vergnügen des Genusses und dem Eigennutz    
  07 und bringen das Gemüth der Moralitaet näher, indem das Wohlgefallen    
  08 aus Anschauung noch obiectiv ist.    
         
  09 Sie gewöhnen, dem Verstande Sinnlichkeit zu geben und ihn zum    
  10 Gesunden und praktischen zu machen. Imgleichen: die idee Anschauend    
  11 zu machen und dadurch der moralitaet fortzuhelfen, um sie mit sinnlichem    
  12 Wohlgefallen zu vereinigen.    
         
  13 Das wesentlich schöne besteht in der Übereinstimung der sinnlichen    
  14 Anschauung mit der idee oder auch der Art der Erkenntnis subiec desienigen,    
  15 was subiectiv gefällt, mit dem Obiectiven.    
         
  16 Summa: der Geschmak befreyet von bloßen sinnen und macht dem    
  17 Verstande Empfehlung.    
         
  18 Also alles, was das Leben unsrer Erkenntnis befördert, gefällt im    
  19 Geschmake. Das thierische Leben durch Empfindung. Rührungen und    
  20 reitzen müssen neben der idee vorh des guten gehen, aber sie nicht ersetzen.    
         
  21 Der Geschmak verstattet keine doctrin, sondern critick. Erfodert    
  22 practischen Verstand und, um ihn zu erhalten, Muster.    
         
  23 Alles, was unsere Anschauungen erleichtert, wodurch man die Gegenstände    
  24 den Verstandesbegriffen auf leichte Weise nahe bringt oder dem    
  25 intellectualen sinnlichkeit giebt, was ein freyes Spiel unsren Vermögen    
  26 giebt: gefällt subiectiv. Die Schönheit welche Erscheinung, so fern sie mit    
  27 der idee zusammen stimmt, macht das wesentlich schone. Der Reitz rührt    
     

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