Kant: AA XII, Briefwechsel 1798 , Seite 234

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 die durch ihren ganzen Brief herrschende Heiterkeit nicht durch Beschwerden      
  02 des Alters wie ich sie wenigstens mit Intervallen fühlen      
  03 muß möge getrübt werden.      
           
  04 Doch da das Frohseyn nicht so ganz vom Körper abhängt da      
  05 nicht neue sich fürs Weltbeste eröfnende Aussichten wie die zu welchen      
  06 der junge König Hofnung giebt jene Beschwerden vergüten und von      
  07 Zeit zu Zeit überwiegen sollten so verliere ich darum nicht die Hofnung      
  08 wiederum so weit belebt zu werden daß ich einigen meiner Arbeiten      
  09 die bisher unter dem Interdict waren oder der Vollendung bedürfen      
  10 wiederum vornehmen sollte.      
           
  11 Mit dem Wunsche eines dem Spaldingschen Glücks würdigen      
  12 Alters für Sie werther Freund und der Bitte mich gelegentlich durch      
  13 HEn Kirchen Rath Borowski von litterärischen Neuigkeiten Nachricht zu      
  14 ertheilen bin ich mit etc.      
           
           
    799.      
  16 Von Georg Samuel Albert Mellin.      
           
  17 13. Febr. 1798.      
           
  18 Verehrungswürdiger Herr Professor,      
           
  19 Der Herr Stadrath Willodovius hat uns geschrieben, daß Sie      
  20 die erste Abtheilung des ersten Bandes meines Wörterbuchs      
  21 richtig erhalten haben, ich bin daher so frei Ihnen hiermit auch die      
  22 zweite Abtheilung zu überreichen. Möchten Sie doch diesen Theil,      
  23 bei vollkommen wiederhergestellter Gesundheit, erhalten! Wir, Ihre hiesigen      
  24 innigen Verehrer, haben aus Königsberg die Nachricht, da      
  25 Sie, Theuerster Lehrer, seit einiger Zeit an der einen Seite Ihres      
  26 Cörpers und dem einen Auge leiden. Gebe doch die gütige Vorsehung,      
  27 die indessen alles wohlmacht, Ihnen bald wieder eine gestärkte Gesundheit,      
  28 und erhalte Sie uns noch einen kleinen Zeittheil hindurch      
  29 von der unendlichen Zeitreihe, in der Ihr stets verehrter Name leben      
  30 und die dankbare Nachwelt ihn preisen wird.      
           
  31 Sie werden, mein theuerster Lehrer, gütige Nachricht haben, wenn      
  32 Sie irgend eine nicht ganz richtige Vorstellung, eine menschliche Inconsequenz,      
  33 im Wörterbuche finden sollten. Mein Zweck ist erreicht,      
           
     

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