Kant: AA XII, Briefwechsel 1796 , Seite 127 |
|||||||
Zeile:
|
Text (Kant):
|
|
|
||||
01 | bisher beehrt haben, hebe ich als ein Heiligthum auf, indem eine einzige | ||||||
02 | Zeile von der Hand eines so rechtschaffenen Mannes bei mir | ||||||
03 | einen unendlichen Werth hat. Sollten Sie mich mit einem Schreiben | ||||||
04 | beehren, so würde Kiesewetter, bei dem ich Sonntags Vorlesungen | ||||||
05 | über die phisische Geographie höre, mir solches einhändigen. | ||||||
06 | Inliegenden Brief bitte ich, Herrn Hofprediger Schulz abgeben | ||||||
07 | zu laßen. Mit der innigsten Verehrung bin ich | ||||||
08 | Ihr | ||||||
09 | ganz ergebner Freund | ||||||
10 | und Diener | ||||||
11 | Berlin den 3ten Deembr | Hahnrieder | |||||
12 | 1796. | ||||||
725. | |||||||
14 | Von Iohann Gottfried Carl Christian Kiesewetter. | ||||||
15 | Berlin den 3ten December. 1796. | ||||||
16 | Zärtlich geliebter Freund, | ||||||
17 | Der gütige Antheil den Sie an meinen Schicksalen nehmen und | ||||||
18 | von dem Sie mir auch in Ihrem letzten Briefe Beweise geben, macht | ||||||
19 | mich so dreist, Sie um eine Gefälligkeit zu bitten. Ich hatte die Ehre | ||||||
20 | Ihnen in meinem vorhergehenden Briefe zu melden, daß meine | ||||||
21 | Lage durch die Vermählung der Prinzessin Auguste mit dem Erbprinzen | ||||||
22 | von Hessenkassel, die zu Anfange des neuen Iahres erfolgt, | ||||||
23 | nothwendig verändert werden muß, weil das Gehalt was ich für den | ||||||
24 | Unterricht der beiden Prinzen erhalte, viel zu gering ist, um auch | ||||||
25 | nur meine nothwendigsten Bedürfnisse zu befriedigen. Eine Pension | ||||||
26 | vom Könige zu erhalten ist an sich schon schwierig, weil es an Geld | ||||||
27 | fehlt und für die Zukunft ungewiß, und überdis bin ich ein junger | ||||||
28 | Mann, der noch arbeiten kann und will. Daß man etwas für mich | ||||||
29 | thun wird, ist äußerst wahrscheinlich und ich habe durch achtjährigen | ||||||
30 | Fleiß Ansprüche darauf; ich wünschte daher eine Stelle zu erhalten, | ||||||
31 | die mich hinlänglich nährt, meinen Kenntnissen und Kräften angemessen | ||||||
32 | ist und mir doch noch Zeit zum fernern Studio der Wissenschaften | ||||||
33 | übrig läßt. Diese Stelle darf aber nicht von der Art sein, daß sie | ||||||
34 | Fakultätserkenntniße erforderte, denn die habe ich nicht und sie erst zu | ||||||
35 | erwerben ist zu viel Schwierigkeiten ausgesetzt. Ich glaube daher, | ||||||
[ Seite 126 ] [ Seite 128 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |