Kant: AA XII, Briefwechsel 1796 , Seite 087 |
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01 | Lebensgeschichte, seine Grundsäzze zu handeln und seine Absichten selbst | ||||||
02 | erzählen. Was ich hiebei noch zu sagen habe, ist: Sie zu bitten ihm | ||||||
03 | zur Ausführung seines von ihm selbst entworfnen und mit Festigkeit | ||||||
04 | beschloßnen Lebensplan, der zwar paradox und ungewöhnlich, aber doch | ||||||
05 | keinesweges phantastisch ist, durch Ihren Rath und Empfehlung beförderlich | ||||||
06 | zu seyn, oder auch allenfalls, wenn sich Ihres Orts dazu Gelegenheit | ||||||
07 | fände, ihm einen andern Plan vorzuschlagen; denn sein | ||||||
08 | Talent, seine Geschicklichkeit (zumal da er in der Mathematik nicht | ||||||
09 | unbewandert ist) und sein Charakter, der nicht allein untadelig, sondern | ||||||
10 | auch entschloßen und so weit ich ihn kenne ausdaurend ist, laßen | ||||||
11 | an ihm einen guten und brauchbaren Bürger erwarten, als worin | ||||||
12 | er auch ohne Rücksicht auf Standesunterschiede (die doch größtentheils | ||||||
13 | von der Meinung abhängen) seinen Ehrbegrif sezt. | ||||||
710. | |||||||
15 | Von den Herausgebern des "Kosmopolit". | ||||||
16 | Iuni 1796. | ||||||
17 | Hochzuehrender Herr! | ||||||
18 | Im Vertrauen auf Ihre bekannte kosmopolitische Denkungsart | ||||||
19 | und warmes Interesse für Alles, was nutzbare und edle Zwecke hat | ||||||
20 | und zu erreichen strebt, nehmen wir uns die Freiheit, Ihnen inliegenden | ||||||
21 | Entwurf zu einer gemeinnützigen Zeitschrift mitzutheilen, und Sie | ||||||
22 | zur Theilnahme und Beförderung aufzufordern. Unser Wunsch und | ||||||
23 | Gesuch geht dahin, daß Sie sich einige der angegebenen kosmopolitischen | ||||||
24 | Standpunkte besonders auswählen und sich zu einer fortgesetzten Mittheilung | ||||||
25 | Ihrer aus denselben gemachten Beobachtungen anheischig | ||||||
26 | machen mögen; doch wird uns auch jeder einzelne Beitrag, zumahl | ||||||
27 | wenn wir ihn bald erhalten könnten, willkommen seyn, und Sie dürfen | ||||||
28 | nicht nur auf unsre lebhafteste Erkenntlichkeit, sondern auch auf eine | ||||||
29 | verhältnißmäßige Honorirung rechnen. | ||||||
30 | Indem wir uns mit der Hoffnung einer günstigen Aufnahme | ||||||
31 | unsers Antrags und einem baldigen werkthätigen Beweise davon | ||||||
32 | schmeicheln, rechnen wir zugleich darauf, daß Sie unserm Unternehmen | ||||||
33 | auch unter Ihren Freunden noch Beiträge, Unterstützung und Eingang | ||||||
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