Kant: AA XII, Briefwechsel 1796 , Seite 084

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 dem Publikum vorzulegen, was die Umstände untersagen.      
  02 Und würde daher auch in keinem Fall von Ihren Aeußerungen über      
  03 mich selbst, oder andere, selbst nicht einmal für meine Freunde, viel      
  04 weniger denn für das Publikum, Gebrauch machen. Der Verfaßer      
  05 so vieler unsterblichen Werke hat nicht Zeit, lange Briefe eines so unbedeutenden      
  06 Mannes, als ich bin, zu lesen.      
           
  07 Ich wage es, meine eben=vorgebrachte Bitte um eine - wenn      
  08 auch noch so lange, verzögerte Antwort, u. wär's auch nur über das      
  09 Ganze meines Werks, zu widerholen; und nenne mich mit dem      
  10 dankbarsten Herzen,      
           
  11   Ew Wohlgebornen!      
  12   Meines Hochzuehrenden Herrn Profeßors      
  13 Berlin verpflichtetster Schüler      
  14 den 22. May Dan. Dan. Ienisch,      
  15 1796. Prediger an der Nicolai= u. Kloster=Kirche      
           
           
    707.      
  17 Von Georg Samuel Albert Mellin.      
           
  18 23. Mai 1796.      
           
  19 Wohlgeborner Herr,      
  20 Höchstzuverehrender Herr Professor,      
           
  21 Mit einer Ew Wohlgebornen leicht erklärbaren Schüchternheit überreiche      
  22 ich Ihnen hiermit das, was ich über die ersten Gründe des      
  23 Naturrechts gedacht habe. Was davon irgend wahr und unumstößlich      
  24 ist, das ist Ihr Werk, mein theuerster und innig geschätzter Lehrer,      
  25 was vor der Prüfung nicht bestehen kann, das wird man der Schwäche      
  26 meiner Denkkraft zu gute halten. ich wage nicht mehr und nicht      
  27 weniger, als was so viele in unsern Tagen geachtete Männer, mit so      
  28 wenigem Erfolg, gewagt haben, und gebe mit Vergnügen meine Ueberzeugungen      
  29 Preis, wenn ich werde eines bessern belehrt werden.      
           
  30 Möchte es doch der Vorsehung gefallen Ew Wohlgeboren auch in      
  31 diesem Iahre Munterkeit und Kräfte zu schenken Herr Böttcher,      
  32 Lehrer und Erzieher der Stiefkinder des Generallieut. von Kalkstein      
  33 hat mir, zu meiner großen Freude erzählt, daß Sie sich meiner mit      
  34 Güte erinnern. ich wage es nicht um Ihre Belehrungen und Zurechtweisungen      
  35 über meine Vorstellungen im Naturrecht zu bitten, sondern      
  36 setze nur noch die Versicherung der aufrichtigsten und innigsten Hochachtung      
           
     

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