Kant: AA XII, Briefwechsel 1795 , Seite 045 |
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683. | |||||||
02 | An Iohann Gottfried Carl Christian Kiesewetter. | ||||||
03 | 15. Oct. 1795. | ||||||
04 | Werthester Freund | ||||||
05 | Sie haben mich durch die schöne Teltower Rüben vom vorigen | ||||||
06 | Iahre so verwöhnt, daß die hiesige meinem Gaumen nicht mehr behagen | ||||||
07 | wollen. Wollten Sie wohl auch jetzt die Güte haben, mir einen | ||||||
08 | Scheffel von diesem Hausbedarf zu überschicken? wo ich, wenn die | ||||||
09 | Addresse an den Kaufmann Hrn. J. Conrad Jacobi gestellt würde, | ||||||
10 | dem Fuhrmann die Kosten für Waare und Fuhrlohn entrichten könnte, | ||||||
11 | oder sonst auf eine Ihnen beliebige Art Ihre Auslage vergüten; Denn | ||||||
12 | es wäre unbescheiden Ihre Höflichkeit zur Gewohnheit werden zu lassen. | ||||||
13 | Ihr Versprechen, uns hier etwa in anderthalb Iahren zu besuchen, | ||||||
14 | ist mir und Ihren hiesigen Freunden sehr angenehm gewesen. | ||||||
15 | Eine Freundin von Ihnen, die Frau Hofpredigerin Schultz, werden | ||||||
16 | Sie nicht mehr antreffen; denn sie ist den 10ten Octobr. nach langem | ||||||
17 | Leiden verstorben. Vielleicht werde ich auch binnen dieser Zeit expedirt, | ||||||
18 | ob ich gleich jetzt noch so ziemlich gesund bin; denn die siebziger Iahre | ||||||
19 | machen gewöhnlich einen kurzen Proceß. | ||||||
20 | Wenn Sie mich mit einer baldigen gütigen Antwort beehren | ||||||
21 | wollen, so wünschte ich wohl über den wunderlichen Vorgang mit den | ||||||
22 | Preisaufgaben der Akad. d. Wissensch. einige Belehrung: z. B. warum | ||||||
23 | die Austheiluug nicht, wie gewöhnlich, am Geburtstage des Königes, | ||||||
24 | sondern 8 Tage hinten nach geschehen; wie es habe kommen können: | ||||||
25 | daß Schwab, Abicht und Reinhold in bunter Ordnung dabey zusammen | ||||||
26 | kommen und irgend etwas Einstimmiges aus so viel Dissonanzen | ||||||
27 | herausgebracht werden kann, u. d. g. | ||||||
28 | Meine reveries "zum ewigen Frieden", werden Sie durch | ||||||
29 | Nicolovius bekommen. Mit dem Unfrieden unter den Gelehrten hat | ||||||
30 | es nicht viel zu bedeuten, wenn sie nur nicht Cabalen machen und sich | ||||||
31 | mit den Politikern vom Handwerk verbrüdern, und Horazens atrum | ||||||
32 | desinit in piscem bey ihren höfischen Manieren darstellen. | ||||||
33 | Ich bin jederzeit mit Hochachtung und Freundschaft | ||||||
34 | Ihr | ||||||
35 | Königsberg | ergebenster treuer Diener | |||||
36 | den 15 Octobr. | I Kant | |||||
37 | 1795 | ||||||
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