Kant: AA XII, Briefwechsel 1795 , Seite 010

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 und besten Herzen die ich kenne mitzuwirken. Er verdient Ihre persönliche      
  02 Bekanntschaft eben so sehr als er dieselbe wünscht, und er      
  03 wünscht sie nicht wenig; denn er geht schlechterdings aus keiner andern      
  04 Absicht von Kiel nach Königsberg. Er sehnt sich der Humanität in      
  05 der Person des Mannes zu huldigen, dem er mit Zeitgenossen und      
  06 Nachwelt den bestimten Begrif von der Würde derselben verdankt, und      
  07 hoft von Ihm den Seegen zur Ausführung desjenigen zu empfangen,      
  08 was er durch Ihn kennen und wollen gelernt hat, und wozu er vor      
  09 so vielen andern durch Natur und Glück ausgerüstet ist. Es sey auch      
  10 mir vergönnt die Versicherung meiner Verehrung, Liebe, Dankbarkeit,      
  11 und Bewunderung, die kein todter Buchstabe auszudrücken vermag,      
  12 und die ich Ihnen diesseits des Grabes wohl schwerlich in Person      
  13 darbringen kann, durch Ihn - ich kenne keinen lieberen Stellvertreter      
  14 - an Sie gelangen zu lassen. Ich werde Sie durch seine Augen      
  15 sehen, durch seine Ohren hören - und falls Sie mir selbst dieß erlauben      
  16 würden - durch sein Herz Sie an das Meinige drücken. - Aber      
  17 er hat den Wehrt Ihrer Zeit kennen gelernt; und wird sich in den      
  18 wenigen Wochen seines Aufenthaltes in Königsberg mit wenigen Zeittrümmerchen,      
  19 die Sie Ihm ohne Ihre Ungelegenheit zukommen lassen      
  20 können, genügen lassen.      
           
  21 Er wird Ihnen sagen: daß auch hier das Evangelium der praktischen      
  22 Vernunft nicht weniger als in Iena Eingang gefunden hat.      
  23 Doch ich besinne mich, daß ich für dieses mal nichts schreiben kann,      
  24 was Sie nicht durch seinen Mund ausführlicher vernehmen könnten.      
  25 Es soll mir genug seyn wenn Sie mir durch Ihn antworten; mich      
  26 durch Ihn hören lassen, was ich nicht oft genug hören kann, daß sich      
  27 noch immer Ihrer Liebe zu erfreuen hat      
           
  28 Kiel den 29 Merz 1795. Ihr wärmster Verehrer      
  29   Reinhold.      
           
           
    656.      
  31 An Friedrich Schiller.      
           
  32   Koenigsberg den 3Osten Märtz      
  33   1795      
           
  34 Hochzuverehrender Herr      
           
  35 Die Bekandtschaft und das litterärische Verkehr mit einem Gelehrten      
  36 und talentvollen Mann, wie Sie Theuerster Freund, anzutreten      
           
     

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