Kant: AA XI, Briefwechsel 1794 , Seite 495 |
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| 01 | Abhandlungen aus meinem eigenen Fonds herausspinnen kann: was | ||||||
| 02 | aber z. B. ein Maimon mit seiner Nachbesserung der critischen | ||||||
| 03 | Philosophie (dergleichen die Iuden gerne versuchen, um sich auf fremde | ||||||
| 04 | Kosten ein Ansehen von Wichtigkeit zu geben) eigentlich wolle, nie | ||||||
| 05 | recht habe fassen können und dessen Zurechtweisung ich Anderen überlassen | ||||||
| 06 | muß. - Daß aber auch an diesem Mangel körperliche Ursachen | ||||||
| 07 | schuld seyn, schließe ich daraus: daß er sich von einer Zeit her datirt | ||||||
| 08 | vor etwas mehr als drey Iahren da ein Wochenlang anhaltender | ||||||
| 09 | Schnuppen eine schleimigte Materie verrieth, die, nachdem jener aufgehört | ||||||
| 10 | hat, sich nun auf die zum Haupt führende Gefäße geworfen | ||||||
| 11 | zu haben scheint, dessen stärkere Absonderung, durch dasselbe Organ, | ||||||
| 12 | wenn ein glückliches Niesen vorher geht, mich so gleich aufklärt, bald | ||||||
| 13 | darauf aber durch seine Anhäufung wiederum Umneblung eintreten | ||||||
| 14 | läßt. Sonst bin ich für einen 70 jährigen ziemlich gesund. - Dies | ||||||
| 15 | Bekenntnis, welches, einem Arzt gethan, ohne Nutzen seyn würde, weil | ||||||
| 16 | er wieder die Folgen des Alters nicht helfen kann, wird mir hoffentlich | ||||||
| 17 | in Ihrem Urtheile über meine wahrhaftig freundschaftlich=ergebene | ||||||
| 18 | Gesinnung den gewünschten Dienst thun, | ||||||
| 19 | Und nun noch etwas von unseren Freunden. - Was ist aus | ||||||
| 20 | unserem gemeinschaftlichen Freunde, D. Erhard aus Nürnberg, geworden? | ||||||
| 21 | Denn ohne Zweifel wird Ihnen nicht allein sein Abentheuer sondern, | ||||||
| 22 | woran mir vornehmlich gelegen ist es zu erfahren, vermuthlich auch | ||||||
| 23 | der Ausgang desselben bekannt geworden seyn. - In der Mitte des | ||||||
| 24 | Februars erhielt ich einen Brief dd. Würtzburg den 31 Januar. 94 von | ||||||
| 25 | einem (mir sonst unbekannten) Hrn. Baur, des dortigen Stifts Vikar, | ||||||
| 26 | welcher der Hauptsache nach folgendes enthielt: Daß ein gewisser sich | ||||||
| 27 | Williams nennender Engländer im Octobr. 93 sich in Nürnberg bey | ||||||
| 28 | Hr. Erhard eingefunden und von diesem, sammt seiner Frau und | ||||||
| 29 | Schwester, (beydes schönen Weibern) in sein Haus, unter dem Vorwande | ||||||
| 30 | das Englische von ihnen zu profitiren, aufgenommen worden: | ||||||
| 31 | Daß D. E. so viel Zutrauen auf jenes seine vorgezeigte Dokumente | ||||||
| 32 | bewiesen, ihm auf einen Wechsel nach London 2500 fl. zu geben: da | ||||||
| 33 | Williams mit Bewilligung der Ganzen Famil[i]e dem D. E. eine Regiments=Ober=chirurgus=stelle | ||||||
| 34 | zu 6000 fl. in Amerikanischen Diensten | ||||||
| 35 | (vorgeblich) verschaffte, und dieser im April 94 Europa zu verlassen | ||||||
| 36 | und nach Philadelphia reisen zu wollen an Hrn Baur den 22 Dec 93 | ||||||
| 37 | schrieb: daß W. eine Reise auf kurze Zeit vorschützte und den E bewog | ||||||
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