Kant: AA XI, Briefwechsel 1790 , Seite 227 |
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| 01 | an Sie zu bestellen habe. - In wenigen Tagen gehe ich von hier | ||||||
| 02 | nach Iena und vielleicht auch Weimar und dann über Leipzig nach | ||||||
| 03 | Berlin. Ich nähere mich also dem Ziel meiner Reise und denke schon | ||||||
| 04 | mit entzückender Freude an die Zeit, da ich wieder in Königsberg seyn | ||||||
| 05 | 5 und das Glük haben werde, Ihren unmittelbaren Umgang zu genießen. | ||||||
| 06 | Ich vereinige hier den wärmsten Wunsch meines Herzens mit dem oft | ||||||
| 07 | gehörten Wunsch Ihrer Freunde und Verehrer für Ihr Glük, langes | ||||||
| 08 | Lebens, und die dauerhafteste Gesundheit zur Glorie unseres Vaterlandes | ||||||
| 09 | und zum Wohl der Menschheit. - In einem Briefe aus Paris | ||||||
| 10 | an meinen Bruder nahm ich mir die Freyheit, Sie um einige Briefe | ||||||
| 11 | für mich an Ihre Freunde in Deutschland zu bitten, bis jetzt habe ich | ||||||
| 12 | noch keine erhalten, es sey, daß sie entweder mich verfehlt, oder Ihre | ||||||
| 13 | viele Geschäfte Ihnen nicht erlaubt haben sie zu schreiben. Ihre mir | ||||||
| 14 | vielfältig erwiesene Gefälligkeiten machen mich so dreist, Sie nochmahls | ||||||
| 15 | zu bitten, wofern Ihre Geschäfte es erlauben, mir einige Briefe an | ||||||
| 16 | Ihre Freunde in Berlin zu schicken, und vorzüglich an solche Leute, | ||||||
| 17 | die mir vielleicht nützlich seyn könnten, wenn ich etwa suchen sollte bey | ||||||
| 18 | der Universität angestellt zu werden; doch werde ich mich hierüber | ||||||
| 19 | zu einer andern Zeit Ihren gütigen Rath ausbitten, für jetzt will's | ||||||
| 20 | der Raum nicht verstatten. Sollten Herr Gh. Rath Hippel oder Prof | ||||||
| 21 | Kraus einige Freunde in Berlin haben; so würden Sie mir vielleicht | ||||||
| 22 | von diesen Herren gleichfalls welche auswirken können. Sie werden | ||||||
| 23 | gütigst verzeihen, daß ich mich gerade zu mit dieser Bitte an Sie | ||||||
| 24 | verwende, da ich doch weiß, wie sehr Sie beschäftigt sind, ich kenne aber | ||||||
| 25 | auch zugleich Ihre Gefälligkeit, und bitte nur bey Gelegenheit einige | ||||||
| 26 | müssige Augenblicke darauf zu verwenden. Ich hoffe auch gütige Nachsicht | ||||||
| 27 | von Ihnen zu erhalten, daß ich Sie mit einem so langen Briefe, | ||||||
| 28 | und mit so vielen unbedeutenden Nachrichten belästige; da ich ihn aber | ||||||
| 29 | schon in Göttingen angefangen habe und so oft während dem Schreiben | ||||||
| 30 | desselben bin unterbrochen worden; so ist's mir nicht möglich gewesen | ||||||
| 31 | alles gehörig zu ordnen und das Unwichtige vom Wichtigern abzusondern. | ||||||
| 32 | Ich empfhele mich und meinen Bruder der fernern Fortdauer | ||||||
| 33 | Ihrer Gewogenheit und verharre mit der vollkommensten Hochachtung | ||||||
| 34 | und in der tiefsten Ergebenheit | ||||||
| 35 | Ew: Wohlgebohren | ||||||
| 36 | Halle den 14ten Octobr | dankbarster Schüler und Freund | |||||
| 37 | 1790. | Ioh. Benj. Iachmann. | |||||
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