Kant: AA X, Briefwechsel 1784 , Seite 371

     
           
 

Zeile:

 

Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Ich erbitte mir deshalb nochmals Ew Wolgebornen gütige Entscheidung,      
  02 und bin mit der vollkommensten Hochachtung      
           
  03   Eur Wolgebornen      
  04 Königsberg ganz gehorsamester Diner      
  05 den 15 ten März 1784. L. v. Baczko      
           
           
    226.      
  07 Von Friedrich Victor Leberecht Plessing.      
           
  08 15. März 1784.      
           
  09 Da Briefe nach Westpreußen abgehen, so lege ich dies Blat an      
  10 Ew. Wohlgeb. bei, Denenselben meine immerwährende Hochachtung zu      
  11 bezeigen und zu versichern, wie Dero Andenken immer unter den innigsten      
  12 Empfindungen in meiner Seele gegenwärtig ist. Ich habe diesen Winter      
  13 sehr kränklich zugebracht und leide noch sehr an Augen=Übel, so da      
  14 ich zu Geschäften ganz unfähig geworden, doch aber nun Hoffnung zur      
  15 Beßerung habe. Ich schreibe also, da durch meinen Vater heut Briefe      
  16 nach Graudenz abgeschikt werden, nur diese wenige Zeilen, durch die      
  17 ich Ew. Wohlgeb. zugleich Dank für die Güte sage, mit der Sie meine      
  18 Bitte erfüllet haben, wie mich Dero Brief vom 3 Febr. hievon überzeugt.      
  19 - Im Vertrauen zu Dero mir so sehr bewußten edlen Gesinnungen,      
  20 nehme ich mir izt noch mahls die Freiheit 3 rthl. an Dieselben      
  21 zu übermachen, mit gehorsamster Bitte, sie an HE Iohn zu      
  22 übersenden, um den vierteljährlichen Abtrag davon zu besorgen; dies      
  23 Geld kommt über Graudenz. - Ich denke doch, daß HE Iohn das      
  24 Geld immer richtig abtragen wird; zwar weiß ich nicht, ob er      
  25 sich von der Person Quittung geben läßt; denn HE Iohn hat nun      
  26 schon in Iahr und Tag nicht an mich geschrieben. Wüßte ich die      
  27 Sache anders einzurichten, so würde ich ihn nicht mit Auszahlung der      
  28 Gelder mehr beschwerlich fallen.      
           
  29 So viel ich kann und die Natur der Sache erlaubt, antworte ich      
  30 auf den Punkt, worüber Sie nähere Erörterung von mir verlangen,      
  31 folgendes: Durch Schwärmerei und Aberglauben steht uns allerdings      
  32 (:traurigen Warscheinlichkeiten zufolge:) wieder große Einschränkung      
  33 der Denk=Freiheit, ia, wohl noch was schlimmers bevor; und alle Rechtschaffne,      
  34 die die Menschheit lieben, zittern. Ew. Wohlgeb. haben die      
  35 eine Seite, von der Gefahr droht, gerathen: nur daß Sie sich dieselbe      
  36 etwas zu gering vorstellen. Die Iesuiten sind vorzüglich diejenigen,      
           
     

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