Kant: AA X, Briefwechsel 1759 , Seite 016 |
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01 | - wornach ich aber nicht trachte, weil ich sonst den Seegen des vierten | ||||||
02 | Gebots darüber verlieren könnte. Wenn ich sterben sollte: so will ich ihm | ||||||
03 | obeninn meinen Leichnam vermachen, an dem er sich wie Egyptier | ||||||
04 | pfänden kann, wie in dem angenehmen Happelio Griechenlandes, dem | ||||||
05 | Herodot, geschrieben stehen soll. | ||||||
06 | Das leirische der lyrischen Dichtkunst ist das Tireli der Lerche. | ||||||
07 | Wenn ich wie eine Nachtigall schlagen könnte; so muß sie wenigstens | ||||||
08 | an den Vögeln Kunstrichter haben, die immer singen, und mit ihrem | ||||||
09 | unaufhörlichen Fleiß prahlen. | ||||||
10 | Sie wißen, HochzuEhrender Herr Magister, daß die Genii Flügel | ||||||
11 | haben und daß das Rauschen derselben dem Klatschen der Menge | ||||||
12 | gleich kommt. | ||||||
13 | Wenn sich über Gott mit Anmuth und Stärke spotten läßet; warum | ||||||
14 | soll man mit Götzen nicht sein Kurzweil treiben können. Mutter | ||||||
15 | Lyse singt: | ||||||
16 | Die falschen Götzen macht zu spott | ||||||
17 | Ein Philosoph sieht aber auf die Dichter, Liebhaber und Projecktmacher, | ||||||
18 | wie ein Mensch auf einen Affen, mit Lust und Mitleiden. | ||||||
19 | Sobald sich die Menschen verstehen einander können Sie arbeiten. | ||||||
20 | Der die Sprachen verwirrte - und die Schemata des Stoltzes aus | ||||||
21 | Liebe und politischen Absichten, zum besten der Bevölkerung, wie ein | ||||||
22 | Menschenfreund strafte - vereinigte sie an dem Tage, da man Menschen | ||||||
23 | mit feurigen Zungen als Köpfe berauscht vom süßen Wein lästerte. | ||||||
24 | Die Wahrheit wollte sich von Straßenräubern nicht zu nahe kommen | ||||||
25 | laßen, sie trug Kleid auf Kleid, daß man zweifelte ihren Leib zu finden. | ||||||
26 | Wie erschracken, da sie ihren Willen hatten und d[as] schreckl[iche] | ||||||
27 | Gespenst, die Wahrheit, vor sich sahen. | ||||||
28 | Ich werde diesen Brief ehster Tags in Person abholen kommen. | ||||||
12. | [ Handschriftliche Notiz 1343 zum Brief: AA 15, Seite 584 ] | ||||||
30 | Von Iohann Gotthelf Lindner. | ||||||
31 | Riga d. 20ten Oct. 1759. | ||||||
32 | Hochedelgeborner | ||||||
33 | Hochzuehrender Herr Magister! | ||||||
34 | Werther Freund ! | ||||||
35 | Ich nehme mir die Freiheit, mir von Ew. Hochedelgeb. selbst eine | ||||||
36 | Nachricht auszubitten, ob der Stud. Jonzon die schuldige 20 thl. albt für | ||||||
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