Kant: AA IX, Immanuel Kants physische ... , Seite 307 |
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01 | die in einer Gegend herrschen, beständige Winde, die Moussons, | ||||||
02 | Stürme usw. kennen, vornehmlich aber soll er: | ||||||
03 | 1. die Weltgegenden allezeit genau wissen; dieses geschieht vermöge des | ||||||
04 | Compasses, wenn man die Abweichung des Magnets zugleich erwägt; | ||||||
05 | nur muß man, so oft es zu thun möglich ist, durch die Observation | ||||||
06 | des Himmels seine Beobachtungen zu corrigiren suchen. | ||||||
07 | 2. Er muß wissen, nach welcher Gegend er in einem weiten Meere mit | ||||||
08 | einem gegebenen Winde nur immer fortsegeln darf, um an einen | ||||||
09 | begehrten Ort zu kommen. Die Gegend, nach welcher hin ihm der | ||||||
10 | Ort liegt, wenn er fortsegelt, ist nicht immer die Richtung, die das | ||||||
11 | Schiff nehmen muß. Dieses geschieht nur, wenn beide Örter, von | ||||||
12 | wo und wohin er segelt, unter einem Parallelcirkel oder Meridian | ||||||
13 | liegen; denn wenn z. E. Jemand aus Portugal nach dem Ausflusse | ||||||
14 | des Amazonenflusses hinsegeln wollte und suchte erstlich die Gegend | ||||||
15 | auf, nach welcher dieser Ausfluß hinliegt: so würde er finden, daß die | ||||||
16 | kürzeste Linie, die aus Portugal nach Brasilien gezogen worden, nicht | ||||||
17 | immer in einerlei Winkel die Meridiane durchschneidet, mithin nicht | ||||||
18 | immer nach einer Gegend hingerichtet ist. Wenn er also nach der | ||||||
19 | Gegend, nach welcher der Anfang dieser krummen Linie hinzielt, | ||||||
20 | immer fortfahren sollte: so würde er niemals den Ort, wo er hin will, | ||||||
21 | erreichen. Man kann aber nicht in der kürzesten Linie fahren, die | ||||||
22 | von einem Orte zum andern gezogen werden kann, wenn beide Örter | ||||||
23 | sowohl außer demselben Parallelkreise als außer demselben Meridian | ||||||
24 | liegen; denn ein Schiff müßte fast in jeder Stunde die Richtung seiner | ||||||
25 | Bewegung ändern, welches nicht möglich ist. Daher sucht man | ||||||
26 | diejenige Richtung, nach welcher, wenn das Schiff immer fortsegelt, | ||||||
27 | es zwar nicht durch den kürzesten Weg durchläuft, doch aber zu dem | ||||||
28 | Orte hingelangt. Diese Linie ist, wenn zwei Örter gerade in einem | ||||||
29 | Parallelcirkel liegen, der Parallelcirkel selber, wenn aber die Örter | ||||||
30 | außerhalb dem Meridian und Parallelcirkel liegen, so ist es die Loxodrome. | ||||||
31 | Diese wird durch die auf den Karten mit 32 auslaufenden | ||||||
32 | krummen Linien, die alle Meridiane in gleichen Winkeln durchschneiden, | ||||||
33 | gezeichnete Rose angezeigt. Wie man sich derselben bedient, wie | ||||||
34 | die Loxodrome, die von einem jeden Orte zum andern führt, zu finden, | ||||||
35 | ist zu weitläuftig zu zeigen. | ||||||
36 | 3. Muß er die Länge und Breite eines jeden Ortes wissen. Die erstere | ||||||
37 | ist am schwersten zu finden. Man bedient sich dazu der Sonnen= und | ||||||
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