Kant: AA VIII, Etwas über den ... , Seite 323 |
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01 | Veränderung der Witterung (nach B), aber eigentlich nach chemischen | ||||||
02 | Gesetzen Einfluß haben könne. - Zwischen dem Satz aber: der Mond hat | ||||||
03 | direct keinen Einfluß auf die Witterung, und dem Gegensatz: er hat | ||||||
04 | indirect einen Einfluß auf dieselbe, - ist kein Widerspruch. | ||||||
05 | Diese imponderable Materie wird vielleicht auch als incoercibel | ||||||
06 | (unsperrbar) angenommen werden müssen, das ist als eine solche, die von | ||||||
07 | andern Materien nicht anders als dadurch, daß sie mit ihnen in chemischer | ||||||
08 | Verwandtschaft steht (dergleichen zwischen der magnetischen und dem alleinigen | ||||||
09 | Eisen Statt findet), gesperrt werden kann, durch alle übrigen | ||||||
10 | aber frei hindurch wirkt: wenn man die Gemeinschaft der Luft der | ||||||
11 | höheren (jovialischen), über die Region der Blitze hinaus liegenden | ||||||
12 | Regionen mit der unterirdischen (vulkanischen), tief unter den Gebirgen | ||||||
13 | befindlichen, die sich in manchen Meteoren nicht undeutlich offenbart, in | ||||||
14 | Erwägung zieht. Vielleicht gehört dahin auch die Luftbeschaffenheit, | ||||||
15 | welche einige Krankheiten in gewissen Ländern zu gewisser Zeit epidemisch | ||||||
16 | (eigentlich grassirend) macht, und die ihren Einfluß nicht bloß auf | ||||||
17 | ein Volk von Menschen, sondern auch ein Volk von gewissen Arten von | ||||||
18 | Thieren oder Gewächsen beweiset, deren Lebensprincip Hr. Dr. Schäffer | ||||||
19 | in Regensburg in seiner scharfsinnigen Schrift über die Sensibilität | ||||||
20 | nicht in ihnen, sondern in einer sie durchdringenden, jener analogischen | ||||||
21 | äußeren Materie setzt. | ||||||
22 | Dieses "Etwas" ist also nur klein und wohl wenig mehr, als das | ||||||
23 | Geständniß der Unwissenheit: welches aber, seitdem uns ein de Luc bewiesen | ||||||
24 | hat, daß wir, was eine Wolke und wie sie möglich sei, (eine Sache, | ||||||
25 | die vor 20 Jahren kinderleicht war) gar nicht einsehen, nicht mehr sonderlich | ||||||
26 | auffallen und befremden kann. Geht es uns doch hiemit eben so, wie | ||||||
27 | mit dem Katechism, den wir in unserer Kindheit auf ein Haar inne hatten | ||||||
28 | und zu verstehen glaubten, den wir aber, je älter und überlegender wir | ||||||
29 | werden, desto weniger verstehen und deshalb noch einmal in die Schule | ||||||
30 | gewiesen zu werden wohl verdienten: wenn wir nur Jemanden (außer | ||||||
31 | uns selbst) auffinden könnten, der ihn besser verstände. | ||||||
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