Kant: AA VIII, Über eine Entdeckung, nach ... , Seite 213

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 Allgemeinheit annimmt, wo er aber eine ganz andere Art der Unterscheidung      
  02 des Sinnlichen vom Intellectuellen erfordert, als er wohl einräumen      
  03 will, sondern auch seiner Formel nach vorsichtig vom Satze der      
  04 Causalität unterscheidet, weil er sich dadurch in seiner eigenen Absicht im      
  05 Wege sein würde*). Aber es ist mit dieser Brücke nicht genug; denn am      
  06 jenseitigen Ufer kann man mit keinen Materialien der Sinnesvorstellung      
  07 bauen. Nun bedient er sich dieser zwar, weil es ihm (wie jedem Menschen)      
  08 an anderen mangelt; aber das Einfache, was er vorher als Theil der Sinnenvorstellung      
  09 aufgefunden zu haben glaubt, wäscht und reinigt er dadurch      
  10 von diesem Makel, daß er es in die Materie hineindemonstrirt zu haben      
  11 sich berühmt, da es in der Sinnenvorstellung durch bloße Wahrnehmung      
  12 nie wäre aufgefunden worden. Nun ist aber doch diese Partialvorstellung      
  13 (das Einfache) einmal in der Materie, als Gegenstande der Sinne, seinem      
  14 Vorgeben nach wirklich; und da bleibt jener Demonstration unbeschadet      
  15 immer der kleine Scrupel, wie man einem Begriffe, den man nur an einem      
  16 Sinnengegenstande bewiesen hat, seine Realität sichern soll, wenn er ein      
  17 Wesen bedeuten soll, das gar kein Gegenstand der Sinne (auch nicht ein      
  18 homogener Theil eines solchen) sein kann. Denn es ist einmal ungewiß, ob,      
  19 wenn an dem Einfachen alle die Eigenschaften nimmt, wodurch es ein      
  20 Theil der Materie sein kann, überhaupt irgend etwas übrig bleibe, was ein      
  21 mögliches Ding heißen könne. Folglich hätte er durch jene Demonstration      
  22 die objective Realität des Einfachen, als Theils der Materie, mithin als      
  23 eines lediglich zur Sinnenanschauung und einer an sich möglichen Erfahrung      
  24 gehörigen Objects, keineswegs aber als für einen jeden Gegenstand,      
           
    *) Der Satz: Alle Dinge haben ihren Grund, oder mit anderen Worten, alles existirt nur als Folge, d. i. abhängig seiner Bestimmung nach von etwas anderem, gilt ohne Ausnahme von allen Dingen als Erscheinungen im Raume und Zeit, aber keineswegs von Dingen an sich selbst, um derenwillen Herr Eberhard dem Satze eigentlich jene Allgemeinheit gegeben hatte. Ihn aber als Grundsatz der Causalität so allgemein auszudrücken: Alles Existirende hat eine Ursache, d. i. existirt nur als Wirkung, wäre noch weniger in seinen Kram tauglich gewesen: weil er eben vorhatte, die Realität des Begriffs von einem Urwesen zu beweisen, welches weiter von keiner Ursache abhängig ist. So sieht man sich genöthigt sich hinter Ausdrücken zu verbergen, die sich nach Belieben drehen lassen; wie er denn S. 259 das Wort Grund so braucht, daß man verleitet wird zu glauben, er habe etwas von den Empfindungen Unterschiedenes im Sinne, da er doch für diesmal blos die Theilempfindungen versteht, welche man im logischen Betracht auch wohl Gründe der Möglichkeit eines Ganzen zu nennen pflegt.      
           
     

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