Kant: AA VIII, Recensionen von J. G. Herders ... , Seite 045 |
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01 | I |
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02 | Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit von Joh. Gottfr. Herder. |
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03 | Quem te Deus esse iussit et humana qua parte locatus es in re disce. |
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04 | Erster Theil. S. 318. 4. Riga und Leipzig bei Hartknoch 1784. |
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05 | Der Geist unsers sinnreichen und beredten Verfassers zeigt in dieser | ||||||
06 | Schrift seine schon anerkannte Eigenthümlichkeit. Sie dürfte also wohl | ||||||
07 | eben so wenig, als manche andere aus seiner Feder geflossene nach dem | ||||||
08 | gewöhnlichen Maßstabe beurtheilt werden können. Es ist, als ob sein | ||||||
09 | Genie nicht etwa blos die Ideen aus dem weiten Felde der Wissenschaften | ||||||
10 | und Künste sammelte, um sie mit andern der Mittheilung fähigen zu vermehren, | ||||||
11 | sondern als verwandelte er sie (um ihm den Ausdruck abzuborgen) | ||||||
12 | nach einem gewissen Gesetze der Assimilation auf eine ihm eigene Weise | ||||||
13 | in seine specifische Denkungsart, wodurch sie von denjenigen, dadurch sich | ||||||
14 | andere Seelen nähren und wachsen (S. 292), merklich unterschieden und | ||||||
15 | der Mittheilung weniger fähig werden. Daher möchte wohl, was ihm | ||||||
16 | Philosophie der Geschichte der Menschheit heißt, etwas ganz anderes sein, | ||||||
17 | als was man gewöhnlich unter diesem Namen versteht: nicht etwa eine | ||||||
18 | logische Pünktlichkeit in Bestimmung der Begriffe, oder sorgfältige Unterscheidung | ||||||
19 | und Bewährung der Grundsätze, sondern ein sich nicht lange | ||||||
20 | verweilender, viel umfassender Blick, eine in Auffindung von Analogien | ||||||
21 | fertige Sagacität, im Gebrauche derselben aber kühne Einbildungskraft, | ||||||
22 | verbunden mit der Geschicklichkeit, für seinen immer in dunkeler Ferne | ||||||
23 | gehaltenen Gegenstand durch Gefühle und Empfindungen einzunehmen, | ||||||
24 | die als Wirkungen von einem großen Gehalte der Gedanken, oder als vielbedeutende | ||||||
25 | Winke mehr von sich vermuthen lassen, als kalte Beurtheilung | ||||||
26 | wohl gerade zu in denselben antreffen würde. Da indessen Freiheit im | ||||||
27 | Denken (die hier in großem Maße angetroffen wird), von einem fruchtbaren | ||||||
28 | Kopfe ausgeübt, immer Stoff zum Denken giebt, so wollen wir von | ||||||
29 | den Ideen desselben, soweit es uns glücken will, die wichtigsten und ihm | ||||||
30 | eigenthümlichsten auszuheben suchen und in seinem eigenen Ausdrucke | ||||||
31 | darstellen, zuletzt aber einige Anmerkungen über das Ganze hinzufügen. | ||||||
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