Kant: AA VII, Anthropologie in pragmatischer ... , Seite 271

   
         
 

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  01 der freien Willkür durch reine praktische Vernunft. Aber die Erregbarkeit    
  02 derselben durch bloße Selbstliebe, d. i. nur zu seinem Vortheil,    
  03 nicht zum Behuf einer Gesetzgebung für jedermann, ist sinnlicher Antrieb    
  04 des Hasses, nicht der Ungerechtigkeit, sondern des gegen uns Ungerechten:    
  05 welche Neigung (zu verfolgen und zu zerstören), da ihr eine Idee, obzwar    
  06 freilich selbstsüchtig angewandt, zum Grund liegt, die Rechtsbegierde gegen    
  07 den Beleidiger in Leidenschaft der Wiedervergeltung verwandelt, die oft    
  08 bis zum Wahnsinn heftig ist, sich selbst dem Verderben auszusetzen, wenn    
  09 nur der Feind demselben nicht entrinnt, und (in der Blutrache) diesen    
  10 Haß gar selbst zwischen Völkerschaften erblich zu machen; weil, wie es    
  11 heißt, das Blut des Beleidigten, aber noch nicht Gerächten schreie, bis    
  12 das unschuldig vergossene Blut wieder durch Blut - sollte es auch das    
  13 eines seiner unschuldigen Nachkommen sein - abgewaschen wird.    
         
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C.

[ entsprechender Abschnitt in den Reflexionen zur Antropologie (AA XV, 484) ]    
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Von der Neigung zum Vermögen, Einfluß überhaupt auf

   
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andere Menschen zu haben.

   
         
  17 § 84. Diese Neigung nährt sich am meisten der technisch=praktischen    
  18 Vernunft, d. i. der Klugheitsmaxime. - Denn anderer Menschen Neigungen    
  19 in seine Gewalt zu bekommen, um sie nach seinen Absichten lenken    
  20 und bestimmen zu können, ist beinahe eben so viel als im Besitz anderer,    
  21 als bloßer Werkzeuge seines Willens, zu sein. Kein Wunder, daß das    
  22 Streben nach einem solchen Vermögen, auf Andere Einfluß zu haben,    
  23 Leidenschaft wird.    
         
  24 Dieses Vermögen enthält gleichsam eine dreifache Macht in sich:    
  25 Ehre, Gewalt und Geld; durch die, wenn man im Besitz derselben ist,    
  26 man jedem Menschen, wenn nicht durch einen dieser Einflüsse, doch durch    
  27 den andern beikommen und ihn zu seinen Absichten brauchen kann.    
  28 Die Neigungen hiezu, wenn sie Leidenschaften werden, sind Ehrsucht,    
  29 Herrschsucht und Habsucht. Freilich daß hier der Mensch der Geck    
  30 (Betrogene) seiner eigenen Neigungen wird und im Gebrauch solcher Mittel    
  31 seinen Endzweck verfehlt; aber wir reden hier auch nicht von Weisheit,    
  32 welche gar keine Leidenschaften verstattet, sondern nur von der Klugheit,    
  33 mit welcher man die Narren handhaben kann.    
         
  34 Die Leidenschaften überhaupt aber, so heftig sie auch immer als sinnliche    
         
     

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