Kant: AA VII, Anthropologie in pragmatischer ... , Seite 162

   
         
 

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  01 gelegen hätte, und glaubt das, was er sich selbst aufdrang, in den Tiefen    
  02 seiner Seele nur entdeckt zu haben.    
  03 So war es mit den schwärmerisch=reizenden inneren Empfindungen    
  04 einer Bourignon, oder den schwärmerisch=schreckenden eines Pascal    
  05 bewandt. Diese Bestimmung des Gemüths kann nicht füglich durch vernünftige    
  06 Vorstellungen (denn was vermögen die wider vermeinte Anschauungen?)    
  07 gehoben werden. Der Hang in sich selbst gekehrt zu sein kann    
  08 sammt den daher kommenden Täuschungen des inneren Sinnes nur dadurch    
  09 in Ordnung gebracht werden, daß der Mensch in die äußere Welt    
  10 und hiemit in die Ordnung der Dinge, die den äußeren Sinnen vorliegen,    
  11 zurückgeführt wird.    
         
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Von den Ursachen der Vermehrung oder Verminderung der

[ entsprechender Abschnitt in den Reflexionen zur Antropologie (AA XV, 114) ]    
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Sinnenempfindungen dem Grade nach.

   
         
  14 § 25. Die Sinnenempfindungen werden dem Grade nach vermehrt    
  15 durch 1) den Contrast, 2) die Neuigkeit, 3) den Wechsel, 4) die Steigerung.    
         
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a.

   
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Der Contrast.

   
         
  18 Abstechung (Contrast) ist die Aufmerksamkeit erregende Nebeneinanderstellung    
  19 einander widerwärtiger Sinnesvorstellungen unter    
  20 einem und demselben Begriffe. Sie ist vom Widerspruch unterschieden,    
  21 welcher in der Verbindung einander widerstreitender Begriffe besteht.    
  22 Ein wohlgebautes Stück Landes in einer Sandwüste hebt die Vorstellung    
  23 des ersteren durch den bloßen Contrast; wie die angeblich paradiesischen    
  24 Gegenden in der Gegend von Damascus in Syrien. - Das Geräusch    
  25 und der Glanz eines Hofes oder auch nur einer großen Stadt neben dem    
  26 stillen, einfältigen und doch zufriedenen Leben des Landmanns; ein Haus    
  27 unter einem Strohdach, inwendig mit geschmackvollen und bequemen Zimmern    
  28 anzutreffen, belebt die Vorstellung, und man weilt gern dabei: weil    
  29 die Sinne dadurch gestärkt werden. -- Dagegen Armut und Hoffart,    
  30 prächtiger Putz einer Dame, die mit Brillanten umschimmert und deren    
  31 Wäsche unsauber ist; - oder, wie ehemals bei einem polnischen Magnaten,    
  32 verschwenderisch besetzte Tafeln und dabei zahlreiche Aufwärter, aber in    
         
     

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