Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 038 |
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| 01 | Anschauung sei, weil alle ihre Verhältnisse sich an einer äußern Anschauung | ||||||
| 02 | ausdrücken lassen. | ||||||
| 03 | c) Die Zeit ist die formale Bedingung a priori aller Erscheinungen | ||||||
| 04 | überhaupt. Der Raum als die reine Form aller äußeren Anschauung ist | ||||||
| 05 | als Bedingung a priori blos auf äußere Erscheinungen eingeschränkt. | ||||||
| 06 | Dagegen weil alle Vorstellungen, sie mögen nun äußere Dinge zum Gegenstande | ||||||
| 07 | haben oder nicht, doch an sich selbst als Bestimmungen des Gemüths | ||||||
| 08 | zum innern Zustande gehören; dieser innere Zustand aber unter der formalen | ||||||
| 09 | Bedingung der innern Anschauung, mithin der Zeit gehört: so ist | ||||||
| 10 | die Zeit eine Bedingung a priori von aller Erscheinung überhaupt und | ||||||
| 11 | zwar die unmittelbare Bedingung der inneren (unserer Seelen) und eben | ||||||
| 12 | dadurch mittelbar auch der äußern Erscheinungen. Wenn ich a priori | ||||||
| 13 | sagen kann: alle äußere Erscheinungen sind im Raume und nach den Verhältnissen | ||||||
| 14 | des Raumes a priori bestimmt, so kann ich aus dem Princip | ||||||
| 15 | des innern Sinnes ganz allgemein sagen: alle Erscheinungen überhaupt, | ||||||
| 16 | d. i. alle Gegenstände der Sinne, sind in der Zeit und stehen nothwendiger | ||||||
| 17 | Weise in Verhältnissen der Zeit. | ||||||
| 18 | Wenn wir von unsrer Art, uns selbst innerlich anzuschauen und vermittelst | ||||||
| 19 | dieser Anschauung auch alle äußere Anschauungen in der Vorstellungskraft | ||||||
| 20 | zu befassen, abstrahiren und mithin die Gegenstände nehmen, | ||||||
| 21 | so wie sie an sich selbst sein mögen, so ist die Zeit Nichts. Sie ist nur von | ||||||
| 22 | objectiver Gültigkeit in Ansehung der Erscheinungen, weil dieses schon | ||||||
| 23 | Dinge sind, die wir als Gegenstände unsrer Sinne annehmen; aber | ||||||
| 24 | sie ist nicht mehr objectiv, wenn man von der Sinnlichkeit unsrer Anschauung, | ||||||
| 25 | mithin derjenigen Vorstellungsart, welche uns eigenthümlich | ||||||
| 26 | ist, abstrahirt und von Dingen überhaupt redet. Die Zeit ist also | ||||||
| 27 | lediglich eine subjective Bedingung unserer (menschlichen) Anschauung | ||||||
| 28 | (welche jederzeit sinnlich ist, d. i. so fern wir von Gegenständen afficirt | ||||||
| 29 | werden) und an sich, außer dem Subjecte, nichts. Nichts desto weniger | ||||||
| 30 | ist sie in Ansehung aller Erscheinungen, mithin auch aller Dinge, die uns | ||||||
| 31 | in der Erfahrung vorkommen können, nothwendiger Weise objectiv. Wir | ||||||
| 32 | können nicht sagen: alle Dinge sind in der Zeit, weil bei dem Begriff der | ||||||
| 33 | Dinge überhaupt von aller Art der Anschauung derselben abstrahirt wird, | ||||||
| 34 | diese aber die eigentliche Bedingung ist, unter der die Zeit in die Vorstellung | ||||||
| 35 | der Gegenstände gehört. Wird nun die Bedingung zum Begriffe | ||||||
| 36 | hinzugefügt, und es heißt: alle Dinge als Erscheinungen (Gegenstände | ||||||
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