Kant: AA IV, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 036

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01

Der

     
  02

Transscendentalen Ästhetik

     
           
  03

Zweiter Abschnitt.

     
  04

Von der Zeit.

     
           
  05 1) Die Zeit ist kein empirischer Begriff, der irgend von einer Erfahrung      
  06 abgezogen worden. Denn das Zugleichsein oder Aufeinanderfolgen      
  07 würde selbst nicht in die Wahrnehmung kommen, wenn die Vorstellung      
  08 der Zeit nicht a priori zum Grunde läge. Nur unter deren Voraussetzung      
  09 kann man sich vorstellen: daß einiges zu einer und derselben Zeit (zugleich)      
  10 oder in verschiedenen Zeiten (nach einander) sei.      
           
  11 2) Die Zeit ist eine nothwendige Vorstellung, die allen Anschauungen      
  12 zum Grunde liegt. Man kann in Ansehung der Erscheinungen überhaupt      
  13 die Zeit selbst nicht aufheben, ob man zwar ganz wohl die Erscheinungen      
  14 aus der Zeit wegnehmen kann. Die Zeit ist also a priori gegeben. In ihr      
  15 allein ist alle Wirklichkeit der Erscheinungen möglich. Diese können insgesammt      
  16 wegfallen, aber sie selbst (als die allgemeine Bedingung ihrer      
  17 Möglichkeit) kann nicht aufgehoben werden.      
           
  18 3) Auf diese Nothwendigkeit a priori gründet sich auch die Möglichkeit      
  19 apodiktischer Grundsätze von den Verhältnissen der Zeit oder Axiomen      
  20 von der Zeit überhaupt. Sie hat nur eine Dimension: verschiedene Zeiten      
  21 sind nicht zugleich, sondern nach einander (so wie verschiedene Räume      
  22 nicht nach einander, sondern zugleich sind). Diese Grundsätze können aus      
  23 der Erfahrung nicht gezogen werden, denn diese würde weder strenge      
  24 Allgemeinheit, noch apodiktische Gewißheit geben. Wir würden nur sagen      
  25 können: so lehrt es die gemeine Wahrnehmung, nicht aber: so muß es sich      
  26 verhalten. Diese Grundsätze gelten als Regeln, unter denen überhaupt      
  27 Erfahrungen möglich sind, und belehren uns vor derselben und nicht durch      
  28 dieselbe.      
           
  29 4) Die Zeit ist kein discursiver oder, wie man ihn nennt, allgemeiner      
  30 Begriff, sondern eine reine Form der sinnlichen Anschauung. Verschiedene      
  31 Zeiten sind nur Theile eben derselben Zeit. Die Vorstellung, die nur      
  32 durch einen einzigen Gegenstand gegeben werden kann, ist aber Anschauung.      
  33 Auch würde sich der Satz, daß verschiedene Zeiten nicht zugleich sein      
  34 können, aus einem allgemeinen Begriff nicht herleiten lassen. Der Satz      
           
     

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