Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 104 |
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01 | gänzlich ändern, wenn man sie nur als empirische Producte | ||||||
02 | behandeln wollte. | ||||||
03 | § 14. |
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04 | Übergang |
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05 | zur transscendentalen Deduction der Kategorien. |
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06 | Es sind nur zwei Fälle möglich, unter denen synthetische Vorstellung | ||||||
07 | und ihre Gegenstände zusammentreffen, sich auf einander nothwendiger | ||||||
08 | Weise beziehen und gleichsam einander begegnen können: entweder wenn | ||||||
09 | der Gegenstand die Vorstellung, oder diese den Gegenstand allein möglich | ||||||
10 | macht. Ist das erstere, so ist diese Beziehung nur empirisch, und die Vorstellung | ||||||
11 | ist niemals a priori möglich. Und dies ist der Fall mit Erscheinung | ||||||
12 | in Ansehung dessen, was an ihnen zur Empfindung gehört. Ist | ||||||
13 | aber das zweite, weil Vorstellung an sich selbst (denn von deren Causalität | ||||||
14 | vermittelst des Willens ist hier gar nicht die Rede) ihren Gegenstand dem | ||||||
15 | Dasein nach nicht hervorbringt, so ist doch die Vorstellung in Ansehung | ||||||
16 | des Gegenstandes alsdann a priori bestimmend, wenn durch sie allein es | ||||||
17 | möglich ist, etwas als einen Gegenstand zu erkennen. Es sind aber | ||||||
18 | zwei Bedingungen, unter denen allein die Erkenntniß eines Gegenstandes | ||||||
19 | möglich ist, erstlich Anschauung, dadurch derselbe, aber nur als Erscheinung, | ||||||
20 | gegeben wird; zweitens Begriff, dadurch ein Gegenstand gedacht | ||||||
21 | wird, der dieser Anschauung entspricht. Es ist aber aus dem obigen klar, | ||||||
22 | daß die erste Bedingung, nämlich die, unter der allein Gegenstände angeschaut | ||||||
23 | werden können, in der That den Objecten der Form nach a priori | ||||||
24 | im Gemüth zum Grunde liege. Mit dieser formalen Bedingung der Sinnlichkeit | ||||||
25 | Stimmen also alle Erscheinungen nothwendig überein, weil sie nur | ||||||
26 | durch dieselbe erscheinen, d. i. empirisch angeschauet und gegeben werden | ||||||
27 | können. Nun frägt es sich, ob nicht auch Begriffe a priori vorausgehen, | ||||||
28 | als Bedingungen, unter denen allein etwas, wenn gleich nicht angeschauet, | ||||||
29 | dennoch als Gegenstand überhaupt gedacht wird; denn alsdann ist alle | ||||||
30 | empirische Erkenntniß der Gegenstände solchen Begriffen nothwendiger | ||||||
31 | Weise gemäß, weil ohne deren Voraussetzung nichts als Object der Erfahrung | ||||||
32 | möglich ist. Nun enthält aber alle Erfahrung außer der Anschauung | ||||||
33 | der Sinne, wodurch etwas gegeben wird, noch einen Begriff | ||||||
34 | von einem Gegenstande, der in der Anschauung gegeben wird oder erscheint: | ||||||
35 | demnach werden Begriffe von Gegenständen überhaupt als Bedingungen | ||||||
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