Kant: AA I, M. Immanuel Kants neue ... , Seite 499 |
|||||||
Zeile:
|
Text (Kant):
|
|
|
||||
01 | nach dieser Seite ab. Also muß die Äquatorsluft, weil sie niemals | ||||||
02 | höher steigen kann als die in den temperirten Zonen und dennoch eine | ||||||
03 | dünnere Luft in sich enthält, immer leichter sein als diese und dem Drucke | ||||||
04 | derselben nachgeben. | ||||||
05 | Erklärung der Westwinde, welche den Ocean in dem | ||||||
06 | Zwischenraume zwischen dem 28sten und 40sten Grade größtentheils | ||||||
07 | beherrschen. | ||||||
08 | Die Richtigkeit der Beobachtung selber ist durch die Erfahrung der | ||||||
09 | Seefahrenden sowohl im Stillen als Atlantischen als auch Japonischen | ||||||
10 | Meere hinlänglich bestätigt. Zur Ursache bedarf man keines andern | ||||||
11 | Grundsatzes, als desjenigen aus der vorigen Anmerkung. Eigentlich sollte | ||||||
12 | aus dem daselbst angeführten Grunde hier ein gemäßigter Nordostwind | ||||||
13 | wehen. Weil aber die Luft, die sich von beiden Hemisphärien zu dem | ||||||
14 | Äquator häuft, daselbst unaufhörlich überfließt und sich in der obern | ||||||
15 | Region unserer Halbkugel nach Norden ausbreitet und, da sie von dem | ||||||
16 | Äquator herkommt, beinahe völlig die Bewegung desselben überkommen | ||||||
17 | hat, so muß sie mit einer Collateralbewegung von Abend gegen Morgen | ||||||
18 | über die untere Luft in den entfernteren Parallelzirkeln fortrücken (siehe | ||||||
19 | die dritte Anmerkung), sie wird aber ihre Wirkung nur da auf die niedrige | ||||||
20 | Luft thun, wo die entgegengesetzte Bewegung derselben schwächer wird, | ||||||
21 | und wo sie selber in die untere Region herabtritt. Dieses aber muß in | ||||||
22 | einer ziemlich namhaften Entfernung von dem Äquator geschehen, und | ||||||
23 | daselbst werden West= und Collateralwinde herrschen. | ||||||
24 | Fünfte Anmerkung. |
||||||
25 | Die Moussons oder periodische Winde, die den Arabischen, | ||||||
26 | Persischen und Indischen Ocean beherrschen, werden ganz | ||||||
27 | natürlich aus dem in der dritten Anmerkung erwiesenen Gesetz | ||||||
28 | erklärt. | ||||||
29 | In diesen Meeren wehen vom April bis in den September Südwestwinde, | ||||||
30 | eine Zeit lang folgen Windstillen darauf, und von dem October | ||||||
31 | bis in den März wehen wieder die entgegengesetzten Nordostwinde. Man | ||||||
32 | sieht, durch das vorige vorbereitet, in einem Augenblicke die Ursache davon | ||||||
33 | ein. Die Sonne tritt in dem Märzmonat in unsere nordliche Halbkugel | ||||||
34 | hinüber und erhitzt Arabien, Persien, Indostan, die anliegende | ||||||
[ Seite 498 ] [ Seite 500 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |