Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 180 |
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01 | auch hat sein können. Die besondere Beschaffenheit dieses vorhabenden | ||||||
02 | Versuches giebt noch einige außerordentliche Merkmale an die Hand, | ||||||
03 | die zu besondern Anmerkungen Anlaß geben können; allein ich kann | ||||||
04 | mich durchaus in dieselbe nicht einlassen, nachdem die Aufmerksamkeit | ||||||
05 | des geneigten Lesers, durch so viel verwickelte Untersuchungen ermüdet, | ||||||
06 | vielleicht nichts mehr als den Schluß dieser Betrachtungen wünscht. | ||||||
07 | Es ist aber noch ein einziges, welches ich nicht unberührt lassen kann, | ||||||
08 | weil es die vorhergehende Gesetze bestätigt und ihnen ein großes Licht | ||||||
09 | ertheilt. Der Versuch, den wir vorhaben, beweiset solche Kräfte, die | ||||||
10 | die Schätzung nach dem Quadrat der Geschwindigkeit an sich haben, | ||||||
11 | daher müssen nach Maßgebung der 4ten Nummer des 138. § die Geschwindigkeiten | ||||||
12 | der Widerstrebung jedes Elementes der Hinderniß in | ||||||
13 | diesem Versuche mit endlichen Graden geschehen; denn wenn sie nur | ||||||
14 | mit unendlich kleinen geschehen möchten, wie die Drückungen der Schwere, | ||||||
15 | so würde die Überwindung derselben eben so wenig als an diesen eine | ||||||
16 | nach dem Quadrat zu schätzende Kraft zu erkennen geben (§ 139). Wir | ||||||
17 | wollen also beweisen: daß der Renisus eines jeglichen Elementes der | ||||||
18 | weichen Masse nicht mit unendlich kleiner Geschwindigkeit, wie die | ||||||
19 | Schwere, sondern mit einem endlichen Grade geschehe. | ||||||
20 | § 162. |
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21 | Wenn man die cylindrische Höhle, welche der kugelförmichte | Das Moment | |||||
22 | Körper in die weiche Materie einschlägt, in ihre | der Hinderniß | |||||
23 | übereinanderliegende Cirkelscheibchen, deren Dicke unendlich | der weichen | |||||
24 | klein ist, eintheilt, so zeigt ein jegliches derselben | Materie geschieht | |||||
25 | das Element der verrückten Masse an. Ein jedes von | mit endlicher | |||||
26 | diesen benimmt also dem eindringenden Körper einen | Geschwindigkeit. | |||||
27 | unendlich kleinen Theil seiner Geschwindigkeit, weil sie | ||||||
28 | alle insgesammt ihm die ganze Geschwindigkeit nehmen. Da | ||||||
29 | aber die Quantität eines solchen Cirkelscheibchens gegen die Masse der | ||||||
30 | Kugel unendlich klein ist, so folgt, daß die Geschwindigkeit seiner | ||||||
31 | Widerstrebung von endlicher Größe sein müsse, damit er dem Körper | ||||||
32 | einen unendlich kleinen Theil seiner Bewegung durch seinen Widerstand | ||||||
33 | benehmen könne. Also leistet ein jegliches Element der weichen Materie | ||||||
34 | dem hineinschlagenden Körper ihren Widerstand mit einer Bestrebung, | ||||||
35 | die ein endliches Maß der Geschwindigkeit hat. W. Z. E. | ||||||
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