Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 166 |
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| 01 | § 144. |
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| 02 | Da nun also die Wirkung des Körpers, der sich mit | Die Masse | |||||
| 03 | endlicher Kraft, aber unendlich kleiner Masse bewegt, | muß bestimmt | |||||
| 04 | nirgend in der Natur dem Quadrate der Geschwindigkeit, | sein, mit welcher | |||||
| 05 | sondern nur derselben schlechthin proportionirt ist: so | ein Körper die | |||||
| 06 | folgt vermöge der Art zu schließen, die uns schon durch | seiner lebendigen | |||||
| 07 | die oftmalige Ausübung bekannt sein muß, daß man nicht | Kraft | |||||
| 08 | allgemein und ohne Einschränkung sagen könne: Dieser | proportionirte | |||||
| 09 | Körper hat eine lebendige Kraft, folglich wird seine Wirkung | Wirkung ausüben | |||||
| 10 | bei gehörigen*) Umständen seiner lebendigen Kraft | kann; | |||||
| 11 | auch proportional sein, die Masse mag sonst so klein sein, | unter dieser | |||||
| 12 | wie sie wolle; sondern es wird eine gewisse Quantität der | Größe können | |||||
| 13 | Masse dazu erfordert werden, daß man dieses sagen könne, | kleinere Massen | |||||
| 14 | und unter diesem bestimmten Maße wird keine Wirkung | dieses nicht | |||||
| 15 | eines solchen Körpers in die Hindernisse der Natur seiner lebendigen | thun. | |||||
| 16 | Kraft proportionirt sein können, sie mögen auch sein, welche sie wollen; | ||||||
| 17 | es wird aber die Wirkung um desto mehr von dem Verhältniß der | ||||||
| 18 | lebendigen Kraft abgehen, jemehr die Quantität der Masse unter | ||||||
| 19 | diesem bestimmten Maße ist, in allen höhern Größen aber über dieselbe | ||||||
| 20 | versteht es sich schon von selber, daß diese Abweichung gar nicht | ||||||
| 21 | angetroffen werde. | ||||||
| 22 | § 145. |
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| 23 | Es folgen hieraus nachstehende Anmerkungen: | ||||||
| 24 | 1. Daß ein kleines Theilchen Materie in fester Vereinigung | Folgerungen. | |||||
| 25 | mit einer großen Masse mit lebendiger Kraft eine ganz andere | ||||||
| 26 | und ausnehmend größere Wirkung ausüben könne, als es allein | ||||||
| 27 | und von derselben getrennt verrichten kann. | ||||||
| 28 | 2. Daß dieser Unterschied dennoch nicht nothwendig sei, sondern | ||||||
| 29 | auf dieser zufälligen Eigenschaft der Natur beruhe; daß alle ihre Hindernisse | ||||||
| 30 | der Regel der Continuität gemäß schon von weitem und mit | ||||||
| 31 | unendlich kleinen Graden anheben, ehe sie ihre endliche Widerstrebung | ||||||
| 32 | dem anlaufenden Körper entgegensetzen, daß aber diesem ungeachtet die | ||||||
| 33 | Natur schon keine andere Wirkung verstattet. | ||||||
| *) Nämlich in denjenigen, darin ein anderer von größerer Masse mit derselben Geschwindigkeit seine lebendige Kraft ganz anwendet. | |||||||
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