Kant: AA I, Gedanken von der wahren ... , Seite 018 |
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01 | § 2. |
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02 | Der Erfinder nannte diese Kraft mit dem allgemeinen | Diese Kraft | |||||
03 | Namen der wirkenden Kraft. Man hätte ihm in den | der Körper | |||||
04 | Lehrgebäuden der Metaphysik nur auf dem Fuße nachfolgen | nannte Leibniz | |||||
05 | sollen; allein man hat diese Kraft etwas näher zu | überhaupt die | |||||
06 | bestimmen gesucht. Der Körper, heißt es, hat eine bewegende | wirkende | |||||
07 | Kraft, denn man sieht ihn sonst nichts thun als | Kraft. | |||||
08 | Bewegungen hervorbringen. Wenn er drückt, so strebt er nach der | ||||||
09 | Bewegung; allein alsdann ist die Kraft in der Ausübung, wenn die | ||||||
10 | Bewegung wirklich ist. Ich behaupte aber, daß, wenn man dem Körper | ||||||
11 | eine wesentliche bewegende Kraft ( vim motricem ) beilegt, damit man | ||||||
12 | eine Antwort auf die Frage von der Ursache der Bewegung fertig habe, | ||||||
13 | so übe man in gewisser Maße den Kunstgriff aus, dessen sich die | ||||||
14 | Schullehrer bedienten, indem sie in der Untersuchung der Gründe der | ||||||
15 | Wärme oder der Kälte zu einer vi calorifica oder frigifaciente ihre | ||||||
16 | Zuflucht nahmen. | ||||||
17 | § 3. |
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18 | Man redet nicht richtig, wenn man die Bewegung | Man sollte | |||||
19 | zu einer Art Wirkungen macht und ihr deswegen eine | billig die | |||||
20 | gleichnamige Kraft beilegt. Ein Körper, dem unendlich | wesentliche | |||||
21 | wenig Widerstand geschieht, der mithin fast gar nicht | Kraft vim | |||||
22 | wirkt, der hat am meisten Bewegung. Die Bewegung | activam | |||||
23 | ist nur das äußerliche Phänomenon des Zustandes des | nennen. | |||||
24 | Körpers, da er zwar nicht wirkt, aber doch bemüht ist zu wirken; | ||||||
25 | allein wenn er seine Bewegung durch einen Gegenstand plötzlich verliert, | ||||||
26 | das ist in dem Augenblicke, darin er zur Ruhe gebracht wird, | ||||||
27 | darin wirkt er. Man sollte daher die Kraft einer Substanz nicht von | ||||||
28 | demjenigen benennen, was gar keine Wirkung ist, noch viel weniger | ||||||
29 | aber von den Körpern, die im Ruhestande wirken, (z. E. von einer | ||||||
30 | Kugel, die den Tisch, worauf sie liegt, durch ihre Schwere drückt) | ||||||
31 | sagen, daß sie eine Bemühung haben sich zu bewegen. Denn weil sie | ||||||
32 | alsdann nicht wirken würden, wenn sie sich bewegten, so müßte man | ||||||
33 | sagen: indem ein Körper wirkt, so hat er eine Bemühung in den | ||||||
34 | Zustand zu gerathen, darin er nicht wirkt. Man wird also die Kraft | ||||||
35 | eines Körpers viel eher eine vim activam überhaupt, als eine vim | ||||||
36 | motricem nennen sollen. | ||||||
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