Quelle Nummer 377
Rubrik 33 : BELLETRISTIK Unterrubrik 33.03 : HISTORISCHE
DER GROSSINQUISITOR
EDUARD FOERTSCH
"IM NAMEN DER HEILIGEN INQUISITION"
DIE VERNICHTUNG DER LUTHERANER IN SPANIEN
HISTORISCHER ROMAN UNTER VERWENDUNG ZEITGENOESSISCHER
DOKUMENTE UND DER PROZESSAKTEN
HANS PFEIFFER VERLAG GMBH HANNOVER 1970, S.393-
001 Der Großinquisitor - Die Post aus Rom. Am frühen
002 Morgen eines nebeligen Tages, kaum war es hell geworden, ritt der
003 Inquisitor Baca durch das Feldtor aus der Stadt. Er saß auf
004 einem starken Maultier, das eine lang herabhängende schwarze
005 Satteldecke trug und am Lederzeug des Kopfes mit schwarzen
006 Wollquasten geschmückt war. Zwei bewaffnete Familiaren folgten
007 zu Pferd. Nicht weit hinter dem Bethause hielt Baca an.
008 Nebelschwaden lagen über der kahlen Fläche wie Rauch.
009 Abschätzend, prüfend, messend blickte der Inquisitor nach
010 rechts und nach links; auch nach rückwärts. Die Augen auf eine
011 bestimmte Stelle des Erdbodens gerichtet, verharrte er eine
012 Zeitlang bewegungslos. Ein leichter Hieb mit der Gerte; und
013 das Maultier trottete weiter. Jenseits des ausgedehnten Campo
014 Grande beginnt die Landstraße nach Olmedo und Villacastˇn.
015 Baca befand sich unterwegs nach El Abroxo, dem derzeitigen
016 Wohnsitz Seiner Erlauchtheit. Noch vor Tagesanbruch hatte ihm
017 der Großinquisitor einen Boten mit dem Auftrag gesandt: er
018 möge unverzüglich kommen. Der Großinquisitor, Don Fernando
019 Vald‚s, ist vielleicht nicht der mächtigste Mann im
020 Königreich, wohl aber der gefürchtetste. Dem Dominikanerorden
021 angehörend, Professor für kanonisches Recht in Salamca,
022 Mitglied des Obersten Inquisitionsrates, vor Jahren Präsident
023 der Rätekammer Kastilien, war er, der bereits mehrere Bistümer
024 innegehabt hatte, vom Kaiser zum Erzbischof von Sevilla ernannt
025 worden; und fast gleichzeitig zum Groß-Inquisitor
026 oder General-Inquisitor. Durch Bulle vom 20.Januar 1547
027 bestätigte Paul 3.diese Ernennung; und verlieh ihm damit die
028 dafür notwendigen apostolischen Rechte: darunter die Befugnis,
029 von sich aus die Richter der verschiedenen Tribunale zu bestimmen
030 und in ihr Amt einzusetzen. Erzbischof Vald‚s, ein Mann
031 von nie erlahmender Tatkraft und bewundernswertem Ehrgeiz, ist in
032 der Reihe der General-Inquisitoren der achte. Baca hatte das
033 Große Feld längst hiner sich gelassen. Mit der höher
034 steigenden Sonne lichtete sich der Nebel. Der weißbraune
035 Tafelberg zur Linken lag bereits in hellem Sonnenschein. Auch
036 die breiten Kronen der vereinzelt wachsenden Pinien waren schon
037 beleuchtet, während die niedrigen Steineichen noch in den langsam
038 dahinziehenden Dunst gehüllt waren. Es schien ein schöner
039 Wintertag zu werden. Kein Wölkchen trübte den blaßblauen
040 Himmel. Viele Bauern, auch Weiber, mit Körben oder Bündeln
041 beladen, kamen dem Inquisitor entgegen. Einige trieben bepackte
042 Esel vor sich her. Alle verließen sie den Weg und standen
043 verschüchtert da, die Mütze in der Hand. Die meisten der
044 Frauen waren niedergekniet. Kaum einer wagte, verstohlen die
045 Augen zu heben. Sie wurden keines Blickes gewürdigt. Als ein
046 junger Bursche heranlief, um dem hochehrwürdigen Herrn den Schuh
047 zu küssen, setzte der Reiter sein Maultier in Trab. Baca hielt
048 sich genau in der Mitte des immer schmaler werdenden Weges, der
049 zumeist nur noch aus weit ausgefahrenen Räderspuren und tiefen
050 Löchern bestand. Ein sich nähernder Reisewagen wurde von einem
051 der rasch hinreitenden Familiaren zur Seite gewiesen. Das
052 hochgebaute Gefährt geriet bedenklich ins Schwanken, als es über
053 dort herumliegende große Steine fahren mußte. Der Kutscher und
054 die zwei berittenen Lakaien hatten Mühe, die Pferde zu beruhigen.
055 Im Wagenfenster zeigte sich das empörte Gesicht des vornehmen
056 Reisenden, der jedoch sogleich mehrmals und freundlichst grüßte,
057 da der hochwürdige Herr Inquisitor ihm offenbar bekannt war.
058 Baca blickte gleichgültig in die Ferne, auf das Pinienwäldchen
059 jenseits des Stromes Duero. Im Dorfe Laguna waren nur wenige
060 Leute zu sehen. Wohl aber konnte man beobachten, wie einige
061 schnell in irgendein Häuschen hineingingen, nachdem sie des
062 schwarzen Reiters ansichtig geworden waren. Gleich darauf wälzte
063 sich ein schwerer zweirädriger Ochsenkarren daher, sehr langsam,
064 laut knarrend und quietschend. Zwei der langhörnigen glotzäugigen
065 Tiere waren nebeneinander davorgespannt. Der Fuhrmann stieß die
066 Eisenspitze seines langen Stockes mehrmals seitlich in die Stirn
067 des einen Ochsen, damit er nach links ausbiege; doch stets
068 drängte das andere Tier dann kraftvoll nach rechts, so daß der
069 Karren auf der Fahrspur blieb. Der Inquisitor fühlte sich
070 veranlaßt, jetzt selbst auszuweichen. Baca war kurze Strecken in
071 leichtem Trab geritten; und so hatte er die zwei Meilen rasch
072 zurückgelegt. Bald sah er hinter der Umfassungsmauer die kahlen
073 Äste des Klostergartens. Das 150 Tagewerk große Besitztum ist
074 königliches Patrimonium; doch hatten die Franziskaner die
075 Vergünstigung bekommen, sich hier ein Konvent zu errichten:
076 " Scala Coeli " mit Namen, doch wird es allgemein " El Abroxo "
077 genannt. Unweit des Hauptgebäudes befindet sich ein kleiner
078 einfacher Bau, der oftmals königlichen Personen zum
079 Aufenthaltsort dient. Das zum Kloster gehörende Grundstück ist
080 durch künstliche Bewässerung und durch den Fleiß der Mönche in
081 fruchtbaren Boden umgewandelt: in Äcker, in Gemüse
082 Gärten und Obstgärten. Vorher war es, wie das übrige,
083 ein trockenes Stück Erde gewesen, auf dem nur Buschwerk und
084 zahllose Distelstauden wuchsen. " El Abroxo " heißt " der
085 Distelkopf ". Baca trieb sein Maultier zu rascherer Gangart an;
086 und so ritt er durch die breite Eingangspforte der
087 zinnengekrönten, zwei Klafter hohen Mauer; aus unbehauenen
088 Steinen errichtet, von Wachttürmchen überragt. Die zwei auf
089 Posten stehenden Hellebardiere grüßten soldatisch. Vier andere
090 Leibwächter eilten aus ihrem Häuschen zur Linken heraus und
091 traten an. Die persönliche Schutzwache des Herrn
092 Großinquisitors bestand aus fünfzehn Mann und ihrem Befehlshaber.
093 Seine Erlauchtheit war nicht nur gefürchtet, sondern auch
094 gehaßt; und nicht allein von den Ketzern. Die beiden
095 Familiaren hielten an. Zwei rasch aufgesessene Wächter gaben dem
096 Inquisitor das Geleit bis zu dem ziemlich entfernten Wohnhause des
097 Großinquisitors, das er sich dank königlicher Gunst dort gebaut
098 hatte. Diensteifrig erschien ein Lakai; und eilte noch
099 diensteifriger wieder fort. Baca stieg ab. Der Lakai kam zurück
100 und meldete: " Seine Erlauchtheit befindet sich auf der
101 Gartenterrasse, Hochwürden. " Baca betrat das niedrige kleine
102 Gebäude, durchschritt mit abgenommenem Hut zwei Zimmer und stand
103 dem Gewaltigen gegenüber. " Ihr habt mich lange warten lassen ",
104 war die mit schnarrender Stimme gesprochene Begrüßung. Baca
105 verneigte sich, trat näher, verneigte sich abermals und sprach,
106 ohne aufzublicken: " Gott schenke Eurer hochwürdigen
107 Erlauchtheit seinen Segen. " Mit gesenktem Kopf blieb er stehen,
108 bis er die übliche Antwort vernahm: " Der Herr segne uns
109 alle. " Der Großinquisitor war nahezu sechsundsiebzig Jahre alt;
110 mager, bartlos und beinahe kahlköpfig; nur in der Mitte,
111 ganz vorne, war ein weißer Haarbüschel übriggeblieben. Von den
112 Ohren aus zog sich übers Hinterhaupt ein breiter Kranz stark
113 gekräuselter eisgrauer Haare. Seine scharf geschnittenen
114 ebenmäßigen Züge zeigten Selbstbewußtsein und unbeugsame
115 Strenge; und Mißtrauen verriet der forschende Blick. Seine
116 Erscheinung machte nachhaltigen Eindruck; und jedermann war davon
117 überzeugt, daß seine Erlauchtheit eine sehr gewichtige, ja
118 hochbedeutende Persönlichkeit sei. Jetzt allerdings war das
119 Aussehen des Großinquisitors nicht auf den Empfang von Besuchern
120 abgestimmt. Zweifellos war er erst vor kurzem aus seinem
121 Schlafzimmer gekommen; hatte sich offenbar nicht gewaschen und war
122 seit mehreren Tagen unrasiert. Er war in keiner Weise
123 zurechtgemacht; trug eine schäbige, teils grünlich schillernde
124 Sutane und hatte sich ein grobes schwarzes Wolltuch um den Hals
125 gelegt. Eine gewöhnliche braune Wolldecke hatte er sich um die
126 Beine gewickelt. Die violetten Strümpfe steckten in
127 ausgetretenen rissigen Lederschuhen. Schroffen Gegensatz zu der
128 gänzlich vernachlässigten Kleidung bildete das auf der Brust
129 hängende prächtige Patriarchenkreuz aus schwerem Gold, mit fein
130 geschliffenen Amethysten. Der Großinquisitor saß an einem
131 einfachen Holztisch auf einer Bank an der Hauswand. Eine
132 silberne Glocke, ein halbvolles Glas Wasser und ein flaches
133 Körbchen mit wunderschönen Äpfeln hatte er vor sich stehen.
134 Neben dem Glas lag ein violettes Scheitelkäppchen. Seine
135 Erlauchtheit war damit beschäftigt, einen Apfel zu schälen.
136 Jetzt hielt er inne und streckte, ohne das Messer wegzulegen, die
137 Hand vor. Baca küßte den Ring. Nun hustete der
138 Großinquisitor und sagte: " Setzt Euch nieder. " Baca trat
139 wieder zwei Schritte zurück. Der Aufforderung, Platz zu nehmen,
140 hätte er schon deshalb nicht Folge leisten können, weil kein
141 Stuhl in der Nähe war. Auch ein an der Tür wartender Diener
142 machte keinerlei Anstalten, einen herbeizuholen. Und sofort
143 bedeutete ihm sein Herr mit befehlerischer Geste, sich flugs zu
144 entfernen. Mit dem Schälen des Apfels fertig, schnitt der
145 Großinquisitor ein Stückchen ab und fragte: " Also, was gibt
146 es? " " Darf ich nach dem Wohlbefinden Euer Erlauchtheit
147 fragen? " " Gut, sehr gut. Nächst Gott verdanke ich das
148 meinen Äpfeln. Ich esse jeden Tag früh nüchtern einen Apfel,
149 und trinke ein Glas Wasser dazu. Das fördert die Verdauung;
150 erhält frisch und gesund bis ins höchste Alter. Doch ich bin
151 nicht so alt, wie ich aussehe. Nur des schlechten Wetters wegen,
152 nicht aber weil ich erkältet gewesen wäre, blieb ich zwei Wochen
153 lang hier im Abroxo. Ich rate Euch; eßt jeden Morgen einen
154 Apfel oder zwei. " Nach einem kleinen Hustenanfall schnitt er
155 sich wiederum ein Stück ab; und es langsam zerkauend, fragte er:
156 " Nun, wie steht es mit meinem Freund Herrezuelo? " Baca
157 gab kurz Auskunft; und der Großinquisitor sagte: " Nomen
158 atque omen. " " Herrezuelo " bedeutet ja nichts anderes als ein
159 kleines Eisenstück. Er macht seinem Namen alle Ehre. Und was
160 treiben die übrigen Koryphäen? " Baca berichtete über den
161 Doktor Cazalla, Don Carlos de Sesso und Fray Domingo de
162 Roxas. Er erwähnte auch die Beata Beatriz. " Ist der
163 Kleriker Francisco nicht wieder anderen Sinnes geworden? " "
164 Nein, Erlauchtheit. Er glaubt an die Wahrheit seines Irrtums,
165 hat aber bisher sein Reuebekenntnis nicht widerrufen. " " Das
166 kommt noch, mein lieber Baca. Das kommt noch. " Der
167 Großinquisitor hatte seinen Apfel gegessen. Er warf die Schalen
168 auf den Boden, schob Wasserglas und Obstkorb bis an die
169 Tischkante, knackte mit seinen Fingern und fragte: " Was gibt
170 es Neues? " " Die Post aus Rom. " " Ei, ei! " Der
171 Großinquisitor lachte. " Da habt Ihr recht, mein Lieber.
172 Ich hätte es mir denken können. Ja, deshalb habe ich Euch
173 gerufen. " Er griff neben sich auf die Bank und legte eine große
174 Anzahl Pergamente und Foliobogen vor sich hin, machte das
175 Zeichen des Kreuzes darüber und begann: " Ein Füllhorn
176 reicher Gaben hat sich über uns ausgegossen. Der Dechant von
177 Oviedo, mein Neffe Don Alvaro, kehrte gestern aus Rom zurück
178 und kam um zehn Uhr nachts zu mir: mit allen diesen Bullen,
179 Breven und Briefen! Nur zwölf Tage war er unterwegs, scheute
180 keinerlei Strapazen; eine außergewöhnliche Leistung, für die
181 ich ihn fürstlich belohnen werde. Zusammengefaßt: der Heilige
182 Vater ist mit allem einverstanden! Ich habe nun völlig freie
183 Hand in allen Dingen, in jeder Weise, in jeder Beziehung. Vor
184 Freude konnte ich nicht einschlafen. Sonst schlafe ich auch nicht;
185 aber in der vergangenen Nacht konnte ich kein Auge zutun, weil
186 ich mich glücklich fühlte. Es ist also alles in allerbester
187 Ordnung. Was sagt Ihr dazu, mein lieber Baca? " " Seine
188 Heiligkeit weiß, was Spanien frommt; weiß, was Spanien für
189 die Kirche tut, und was die Kirche in Spanien ist. " " Gewiß.
190 Trotzdem, in Anbetracht der an sich feindlichen Einstellung
191 dieses Papstes (...). Bei aller Bescheidenheit halte ich das
192 Erreichte für einen meiner größten Triumphe. Denn ich habe es
193 gewollt. Der Kaiser hat es gewollt; der König will es. Alle
194 wollen es. Und durch Euren, von mir vervollständigten Bericht
195 an den Papst habt auch Ihr zu dem Erfolg beigetragen. " " Und
196 Gott der Herr gab seinen Segen. " " Selbstverständlich ",
197 murmelte ärgerlich der Großinquistior. Nachdem er einen
198 Hustenanfall überwunden hatte, fuhr er fort: " Wir können
199 somit zufrieden sein und stehen da zum Streit gegürtet.
200 Vielleicht werden sich nun auch unsere verborgenen Feinde am Hofe,
201 und wo sonst sie im Hinterhalt lauern mögen, in ihre
202 Schneckenhäuser zurückziehen. Wenn ich nicht hier wäre,
203 sondern in meiner Diözese residieren würde, wie man immer möchte,
204 hätten wir nocht weit größere Schwierigkeiten. Wer diese
205 heimlichen, aber gefährlichen Gegner sind, wissen wir noch immer
206 nicht. Ihr müßtet mehr hinterher sein, mein Lieber. Wir
207 müssen sie aus ihren Löchern herausziehen wie Regenwürmer,
208 selbst wenn sie dabei auseinanderreißen. Wer es auch sei! Ihr
209 sagtet einmal, daß wir in diesen mysteriösen, halb politischen
210 Fragen mit bleiernen Füßen voranschreiten müssen. Gut, so
211 behutsamt wie möglich; aber stehenbleiben dürfen wir nicht. Ist
212 uns bekannt, wer als treibende Kraft zu betrachten ist, dann wird
213 geschehen, was nottut. Gegen wen es auch sei! Nicht wahr?
214 " Baca verneigte sich wortlos. " Wir sind uns einig. Und nun
215 vernehmt, was seine Heiligkeit uns schreibt. " Suchend ging der
216 Blick seiner Erlauchtheit auf Tisch und Bank umher; ja er sah
217 auch auf den Steinboden. Zornig griff er nach der Glocke und
218 läutete. Sein Amanuensis, Hermenegildo mit Namen, erschien
219 unter der Tür. Er war ein hochaufgeschossener schmächtiger
220 junger Subdiakonus. " Wo hast du meine Brille hingetan?
221 " fragte ihn barsch der Großinquisitor. " Ich hatte sie vorhin
222 hier liegen. Mit den andern Papieren wirst du sie fortgeschleppt
223 haben, wie immer. " " Verzeihung, Erlauchtheit, ich habe die
224 Brille nicht weggenommen. " " Dann suche sie! " Furchtsam
225 trat der junge Mann an den Tisch, blickte überall umher und hob
226 in seiner Verwirrung sogar das Wasserglas auf. " Idiot ",
227 knurrte seine Erlauchtheit. Hermenegildo beugte sich nieder und
228 sah unter dem Tische nach. " Wenn die Brille hinuntergefallen
229 wäre, hätte ich das gehört. Du meinst wohl, ich höre nicht?
230 Gehe und suche die Brille; und wage es nicht, ohne sie
231 zurückzukommen! " Der Subdiakon ging eilig ins Haus. "
232 Meine Augen werden immer schwächer. Doch meine Augen haben viel
233 gesehen. Die Brille brachte ich mir aus Rom mit: feinstes
234 Murano-Glas, aus Venedig. Wenn ich sie verlöre, das
235 heißt: wenn man sie mir verlieren würde, oder wenn sie einmal
236 zerbräche, wäre das ein nicht gutzumachendes Unglück. Jeden
237 Tag jagt es mir einen neuen Schrecken ein. Tatsächlich, ich
238 glaube, der Teufel treibt sein boshaftes Spiel mit mir.
239 Vielleicht gibt es sogar ein kleines Extrateufelchen, das nur die
240 Aufgabe hat, mir fortwährend meine Brille zu verstecken.
241 " Fröhlich lächelnd sah der Gewaltige seinen Besucher an, der
242 eine unbewegte Miene stummer Höflichkeit zur Schau trug.
Zum Anfang dieser Seite