Quelle Nummer 366
Rubrik 09 : WIRTSCHAFT Unterrubrik 09.13 : UEBRIGE
WERTPAPIER
ZEITSCHRIFT FUER KAPITALANLAGE, 19.JG.,DUESSELDORF
1.4.1971, S.221-
001 Im Brennpunkt. Gewinnstreben. Jede
002 Gesellschaft ist darauf aus, Gewinne zu erzielen. Jeder Anleger
003 und Aktionär natürlich auch. Die AG-Gewinne dienen dem
004 Aktionär dabei als Richtschnur für seine Auswahl. Nun hat sich
005 zur Bewertung von Aktien der " Gewinn je Aktie " als sehr
006 nützliche Größe herausgeschält. Verdient ein Unternehmen z.B.
007 10 DM je Aktie im Jahr und notiert der Kurs der
008 Aktie bei 100, so ist für die Aktie das Zehnfache der Gewinne
009 je Aktie zu zahlen. Das ist für den Aktionär ein wichtiges
010 Bewertungskriterium. Dieses sogenannte Kurs/Gewinn-
011 Verhältnis (KGV) zieht der Aktionär nun zu Vergleichen
012 heran. Diese Vergleiche stoßen jedoch gleich auf Schwierigkeiten.
013 Häufig ist festzustellen, daß die Ausgangsbasis für die
014 Errechnung des KGV, der Gewinn je Aktie, nicht nach
015 einheitlichen Grundlagen ermittelt wird. Und das, obwohl bereits
016 seit geraumer Zeit die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse
017 (DVFA) eine empfehlung zur Bildung eines einheitlichen
018 Gewinnbegriffes, und zwar nach Zahlung von Steuern, auf den
019 Tisch gelegt hat. Ein Vergleich der aus unterschiedlich
020 ermittelten Gewinnen abgeleiteten KGV ergibt falsche Schlüsse.
021 Das führt zu Verwirrungen der Aktionäre. Gibt z. B.
022 Thyssen einen Gewinn je Aktie von 45 DM an, so errechnen sicher
023 flugs viele Anleger ein KGV von nur rd. 2. Das erscheint
024 sagenhaft preiswert. Doch ist dieser Gewinn berechnet " vor
025 Steuern ". Fällt dem Anleger dies wirklich auf, so hat er
026 nicht mehr, als wenn keine Je-Aktie-Ziffer genannt worden
027 wäre. Sicher haben manche Gesellschaften im Einzelfalle etwas an
028 der DVFA-Empfehlung auszusetzen. Doch ist nicht einzusehen,
029 warum sie dies daran hindern sollte, nach diesen Empfehlungen
030 errechneten Gewinn zu veröffentlichen. Einen annehmbaren Weg
031 fand Dr. Sonne von KHD, der eine Gewinnziffer angab, die
032 er für richtig hielt, und eine weitere, ermittelt nach den
033 DVFA-Empfehlungen. Dann weiß jeder Aktionär, was er
034 hiervon zu halten hat. Bleibe. im Lande und nähre dich
035 redlich. Dieses geflügelte Wort hat für den aufgeschlossenen
036 Anleger kaum noch Bedeutung. Warum soll er auch seine Anlagen,
037 seien es Aktien oder Investments, auf den deutschen Markt
038 beschränken. Nicht zuletzt aus Risikostreuungs-
039 Gesichtspunkten sehen mehr und mehr Investoren ihre Börsenchancen
040 weltweit. Und dies nicht nur unter dem Gesichtspunkt der
041 georaphischen, sondern auch der branchenmäßigen Streuung.
042 Schließlich sind an den deutschen Börsen einige Branchen gar
043 nicht oder nur kümmerlich vertreten. Zu den klassischen
044 Anlageländern gehört nun seit einigen Jahren auch Japan. Wie
045 die Börsenchancen in diesem Land zur Zeit zu beurteilen sind,
046 zeigt unser Beitrag " Japans Wirtschaft im Bauboom " auf.
047 Japans Wirtschaft im Bau-Boom. Die japanische
048 Wirtschaft durchläuft zur Zeit eine Korrekturphase. Das rasante
049 konjunkturelle Wachstum wird auf ein gemäßigteres Tempo
050 abgebremst, die Zuwachsraten der Investitionen und der Gewinne
051 der Industrieunternehmen schrumpfen fühlbar, die
052 Arbeitskräfteknappheit wird immer akuter und treibt Löhne und
053 Preise in die Höhe. Die wesentlichen Impulse für die
054 wirtschaftliche Weiterentwicklung gehen momentan von der Nachfrage
055 des Staates und vom privaten Verbrauch aus. Mit dieser
056 Verlagerung der Antriebskräfte geht gleichzeitig eine
057 Neuorientierung in der Wirtschaftspolitik und in der Zielsetzung
058 des Wachstums einher: Nachdem Japan sich innerhalb weniger
059 Jahre seinen Platz im Kreis der großen Industrienationen der
060 Welt erobert hat, besinnt sich das Land jetzt verstärkt seiner
061 eigenen, internen Probleme. Unter den 1970 als Leitlinie
062 propagierten " Neuen Dimensionen der japanischen Wirtschaft "
063 steht an vorrangiger Stelle die Forderung nach der Verbesserung
064 des Lebensstandards des Einzelnen, der Verstärkung der
065 Infrastrukturinvestitionen und Sozialinvestitionen mit
066 allen Mitteln, der Verbesserung der Umweltbedingungen
067 und Lebensbedingungen, kurz: nach der Erhöhung des Wohlstands
068 der Nation. Der große Plan. Der Weg zu diesem Ziel
069 führt - wie in Japan üblich - über einen großen, bis in das
070 Jahr 1975 hineinreichenden Plan: " The New Economic and
071 Development Plan ". Man könnte ihn genausogut als Investitions
072 plan und Bauplan bezeichnen, so dominierend ist die Rolle,
073 die die private und die öffentliche Bautätigkeit spielen. Wer
074 sich mit den Lebensbedingungen in Japan beschäftigt hat, dem sind
075 folgende Vergleiche geläufig: Zwar besitzt jeder 12.
076 Japaner ein Auto, aber im Jahre 1969 waren lediglich 12 % des
077 Straßennetzes gepflastert (Großbritannien 100 %,
078 Deutschland 80 %). Bezogen auf die verkehrsmäßig nutzbare
079 Fläche (ohne Berge) ist die Verkehrsdichte doppelt so hoch wie
080 in Deutschland und 2 1 (math.Op.) 2 mal größer als in Großbritannien.
081 Nur 18 % der Fläche des Landes sind wirtschaftlich
082 nutzbar; die Bevölkerungsdichte, bezogen auf flaches und
083 hügeliges Land, ist fünfmal größer als in Großbritannien und
084 dreimal so groß wie in Deutschland, aber (...) das typische
085 japanische Haus ist einstöckig. In öffentlichen Gebäuden
086 und Hotels übernehmen Lichtzellen die Funktion von Wasserkränen,
087 aber im Landesdurchschnitt verfügen nur rd. 80 % der
088 Haushalte über fließendes Wasser (zum Teil außerhalb der
089 Wohnung). Waren die Elektroindustrie, die Autoindustrie, die
090 optische und feinmechanische Industrie (um nur einige zu nennen)
091 die Wachstumsbereiche der 60er Jahre, zu Beginn der 70er wird es,
092 daran gibt es keinen Zweifel, die Bauindustrie sein. Die
093 japanische Bauindustrie ist der wichtigste Industriezweig des
094 Landes: Ein Fünftel (1960: 15 %) des
095 Bruttosozialproduktes entfällt auf Ausgaben für Bauinvestitionen.
096 In den acht Jahren von 1960 bis 1968 wuchsen die Bauausgaben um
097 280 %, der expansivste Zweig war der Wohnungsbau mit plus 470
098 %, es folgte der gesamte Hochbau mit plus 244 %; die
099 öffentlichen Bauausgaben vergrößerten sich um 237 %. Das
100 Schwergewicht der japanischen Bautätigkeit entfällt auf den
101 Hochbau. Im Jahre 1968 wurden umgerechnet von den rd. 100 Mrd
102 DM an Bauinvestitionen 67,5 % für den Hochbau
103 aufgewendet. Unterscheidet man nach den Auftraggebern, so
104 stammten lediglich 17,7 % der Ausgaben von öffentlichen
105 Stellen, die große Mehrheit dagegen von Privatleuten. 32,5
106 % der Bauausgaben entfielen auf den, zum überwiegenden Teil
107 (67 %) vom Staat und von den Gemeinden bestrittenen, Tief
108 bau und Ingenieurbau. Trotz des verglichen mit dem
109 Bruttosozialprodukt überdurchschnittlichen Wachstums der
110 Bauindustrie in den letzten Jahren leidet Japan an einer akuten
111 Wohnungsknappheit, ist der Wohnungsstandard hinter dem anderer
112 Industrienationen zurückgeblieben und ist der Nachholbedarf an
113 Infrastrukturinvestitionen größer denn je. Diesen Rückstand
114 aufzuholen, das ist das Ziel der kommenden Jahre. Eine der
115 Wurzeln für die unbefriedigende Situation im Wohnungsbau-
116 Sektor liegt in der traditionellen Bauweise der Japaner. Wer
117 kennt nicht die Darstellung der fast unübersehbaren Ballung von
118 meist einstöckigen Wohnhäusern nahe den Industriezentren zwischen
119 Tokio und Osaka. Das typische japanische Wohnhaus besteht aus
120 Holz, ist selten unterkellert, Schiebetüren und Schiebe
121 fenster sorgen auch in geschlossenem Zustand für
122 kontinuierliche Frischluftzufuhr, Zentralheizung gibt es so gut
123 wie gar nicht, für ein einzelnes Familienmitglied steht eine
124 Wohnfläche von selten mehr als 10 qm zur Verfügung. Die Quote
125 der Haushalte, die in der bevorzugten Lage sind, Toiletten mit
126 Wasserspülung benutzen zu können, liegt im Landesdurchschnitt
127 bei 18 %. Es wundert kaum, daß, jüngsten Umfragen zufolge,
128 37 % aller japanischen Familien unzufrieden mit ihren
129 Wohnverhältnissen sind. In den Riesenstädten Tokio und Osaka
130 machen die Unzufriedenen sogar über 40 % aus. Zu der
131 qualitativen Verbesserungswürdigkeit des Wohnstandards kommt in
132 den nächsten Jahren ein hiher Neubedarf hinzu: Die
133 Konzentration der Bevölkerung in den Stadtgebieten wird sich noch
134 verstärken. Zur Zeit leben rd. 20 % der japanischen
135 Bevölkerung in Städten mit mehr als 1 Million Einwohner
136 (BRD rd. 9 %). Betrachtet man die näheren
137 Einzugsgebiete dieser Millionen-Städte, so leben hier sogar
138 42 % aller Japaner. Im Jahre 1985 schätzen die Statistiker
139 der Regierung den Anteil der städtischen Bevölkerung auf sage
140 und schreibe 80 %. Die Bevölkerung des Großraums Tokio
141 (Hauptstadt Tokio und Präfekturen Kanagawa, Chiba und Saitama)
142 soll von derzeit rund 20 Millionen bis 1985 auf kaum vorstellbare
143 31 Millionen, das entspricht etwa der heutigen Bevölkerung
144 Spaniens, anwachsen. Die Zahl der Haushalte, momentan gehören
145 dazu im Durchschnitt jeweils vier Personen, wird sich von etwa 25
146 Mio 1969 auf 34 Mio 1985 ausdehnen. Die Prokopfzahl je Haushalt
147 wird sich dann auf 3,2 Personen reduziert haben. Der Baby
148 -Boom der Nachkriegsjahre schließlich wird eine wahre
149 Heiratswelle Anfang der 70er Jahre mit einem stürmischen Anstieg
150 der Wohnungssuchenden mit sich bringen. Der private Wohnungsbau
151 ist in den letzten Jahren, begünstigt durch die rasche Zunahme
152 der verfügbaren Einkommen der Privaten stärker als das
153 Bruttosozialprodukt gewachsen. Bei einer durchschnittlichen
154 jährlichen Steigerung der Ausgaben der Privaten für den
155 Wohnungsbau um 22 % in den letzten fünf Jahren erhöhte sich
156 deren Anteil am Bruttosozialprodukt von 4,1 % 1960 auf 7,
157 3 % 1969. Nach den neuen Planungen werden die privaten
158 Wohnungsbauinvestitionen in Japan um jährlich etwa 24 %
159 wachsen und 1975 mit umgerechnet 150 Mrd DM etwa 10,7 %
160 des Bruttosozialproduktes ausmachen. Auch die Regierung wird ihre
161 Aktivitäten im Wohnungsbau beschleunigen. Die Rahmenplanung
162 sieht für den Zeitraum 1970 bis 1975 Ausgaben für den
163 Wohnungsbau von umgerechnet 39 Mrd DM vor. Verglichen mit 12
164 Mrd DM in den Jahren 1964 bis 1969 entspricht das einer
165 jährlichen Ausgabensteigerung von etwa 25 % p. a..
166 Sonderrolle des Fertigbaus. Eine besondere Rolle wird der
167 Fertigbau in den kommenden Jahren spielen. Dieser Zweig, der in
168 der zweiten Hälfte der 50er und in der ersten Hälfte der 60er
169 Jahre kaum ins Gewicht fiel, wartete ab 1967 mit einem enormen
170 Expansionstempo auf. Noch ist sein Anteil mit gut 8 % der
171 neuerstellten Wohnungseinheiten bescheiden. Die Gründe, diese
172 Quote für die nächsten Jahre wesentlich höher anzusetzen -
173 1975 bereits mit 25 % - sind überzeugend: Der Erwerb
174 schlüsselfertiger Wohnungen - mit Grund und Boden und
175 einschließlich geregelter Finanzierung - von einem
176 Unternehmen ist für den Käufer ein bequemes und vergleichsweise
177 problemloses Unterfangen. Fertigwohnungen und Fertig
178 häuser sind in Fabriken bei entsprechend großen Stückzahlen
179 rationeller und rascher herzustellen als Wohnraum in traditioneller
180 Bauweise. Im Wohnungsbau fehlen in Japan 240 000 Arbeiter,
181 das sind rd. 25 % der momentan in diesem Zweige
182 Beschäftigten. Die Fertigbauindustrie kann Dank ihrer sehr viel
183 weitergehenden Mechanisierung mit dem Problem der
184 Arbeitskräfteknappheit eher fertigwerden.
185 Überdurchschnittlich hohe Lohnkostensteigerungen haben die
186 Baukosten stärker als die Produktionskosten anderer
187 Industriezweige in die Höhe getrieben. Fertighäuser
188 vergleichbarer Qualität sind jetzt billiger als in traditioneller
189 Weise errichtete Wohngebäude. Die Fertigbauindustrie konnte die
190 aufgestaute Nachfrage bisher nur unzureichend befriedigen. Im
191 Rahmen des " Ersten Fünf-Jahres-Wohnungsbau-Plans "
192 sollten von zwischen 1967 und insgesamt errichteten 6,7
193 Millionen Wohnungseinheiten 15 % oder 588 000 Fertigbau-
194 Einheiten sein. Nur 66 % davon wurden tatsächlich produziert.
195 Wegen des Nachfrageüberhangs bei Wohnungen einerseits und der
196 akuten Arbeitskräfteknappheit in der Bauindustrie andererseits
197 begünstigt und unterstützt die Regierung den Fertigbau in
198 besonderer Weise. Ob ihr Ziel, den Anteil der Fertigbauten an
199 den 1975 neu zu errichtenden Wohnungen auf 25 % anzuheben,
200 realisierbar ist, wird sich noch zeigen müssen. Fest steht
201 jedenfalls, daß die Expansionschancen der Fertigbauindustrie
202 hervorragend sind. Infrastrukturverbesserung. Wenn auch vom
203 Wohnungsbau in Zukunft die stärksten Antriebe für die
204 Bauindustrie ausgehen werden, so stehen doch auch die übrigen
205 wichtigen Sektoren, der rpivate Hochbau (ohne Wohnungsbau) und
206 der in die Zuständigkeit der Regierung fallende Tiefbau
207 und Ingenieurbau von einer Periode mit vielfältigen Aufgaben und
208 der dringenden Notwendigkeit zu expandieren. Die Aussichten im
209 Hochbau (ohne Wohnungsbau) hängen im wesentlichen von der
210 Investitionstätigkeit der Industrie, des Handels und anderer
211 gewerblicher Unternehmen ab. Zwar sind die Zeiten zunächst
212 vorbei, in denen die Industrie-Investitionen zwischen 20 und
213 30 % pro Jahr zunahmen; der Zwang allerdings, mit
214 Verwaltungsgebäuden und Fabrikgebäuden, mit
215 Warenhäusern und anderen Industriegebäuden " in die Höhe " zu
216 gehen, wird immer größer. Mit Zuwachsraten von ca. 12,5
217 % real und rd. 16 % nominal wird die private
218 Investitionstätigkeit und damit der private Hochbau (ohne
219 Wohnungsbau) zumindest mit dem Tempo der Gesamtwirtschaftlichen
220 Entwicklung gleichziehen. Enorm im Rückstand befindet sich die
221 Bautätigkeit der öffentlichen Hand in Japan. Während das
222 Land es in kurzer Zeit schaffte, den zweiten Rang unter den
223 westlichen Industrienationen mit einem Bruttosozialprodukt von rd.
224 200 Mrd Dollar 1970 einzunehmen, ist die Infrastruktur
225 vernachlässigt worden und hat sich die Kluft zum sozialen Status z.B.
226 der USA und der Bundesrepublik vergrößert. Jetzt
227 verlangt man lauthals, dem Ziel der " Wohlfahrts-
228 Gesellschaft " den Vorrang vor der " Industrie-Gesellschaft "
229 einzuräumen. Nicht von ungefähr wird das Wort " Japan "
230 immer häufiger mit negativen Assoziationen belegt:
231 Unerträgliche Verkehrsbedingungen, störendes und schädliches
232 Nebeneinander von Industrie und Wohnzentren, hochgradige
233 Verschmutzung der Luft und Gewässer, rückständiges
234 Kanalisationssystem. Nach dem " Fünf-Jahres-Sozial
235 -Plan " wird die Regierung für Sozialinvestitionen
236 und Infrastrukturinvestitionen in den Jahren 1970 bis 1975 alles in
237 allem umgerechnet 550 Mrd DM aufwenden, mehr als doppelt so viel
238 wie in der Fünfjahresperiode 1964 bis 1969 (254 Mrd DM). Die
239 Schwergewichte fallen auf die allerdringlichsten öffentlichen
240 Aufgaben: Den Ausbau des Straßennetzes und
241 Kanalisationsnetzes (jährliche Ausgabensteigerung um ca. 25
242 %), den Wohnungsbau (plus 25 % p. a.), die
243 Vergrößerung der Eisenbahnstrecken und die Erweiterung der
244 Telefoneinrichtungen und Telegrafeneinrichtungen
245 (jeweils plus 14 % p. a.). Aber selbst wenn dieser Plan
246 durchgeführt worden ist, werden neue, größere staatliche
247 Maßnahmen erforderlich sein, um dem Ziel der
248 " Wohlfahrtsgesellschaft " näherzukommen. Bau-Aktien an
249 der Börse. An der japanischen Börse und in Anlegerkreisen
250 stehen die Aktien der Bauindustrie im Mittelpunkt des Interesses
251 Zwar blieb auch diese Kategorie von Aktien von der Baisse des
252 Jahres 1970 nicht verschont - die Extremwerte des Branchenindex
253 der Bauindustrie lagen 1970 um 40 % voneinander entfernt -,
254 seit Beginn des lfd. Jahres haben sie sich aber merklich erholt.
255 Die Börsenumsätze in den typischen Bauwerten sind
256 überdurchschnittlich hoch, sie spiegeln nicht zuletzt auch das
257 Interesse der ausländischen Investoren. Relativ leicht fällt
258 die Unterscheidung in verschiedene Kategorien: In unserem Sinne
259 etwa als Standardwerte könnte man Kajima Corporation und Taisei
260 Construction einordnen. Beide Papiere haben vergleichsweise
261 niedrige Kurse (um 310 bzw. 290 Yen), beide sind
262 vergleichsweise niedrig bewertet (Kurs/Gewinn-
263 Verhältnisse unter 10). Die Strukturen dieses größten bzw.
264 zweitgrößten Unternehmens der Branchen ähneln sich sehr: Bei
265 beiden fällt das Umsatzschwergewicht auf den Hochbau (Wohn
266 häuser und Bürohäuser, Fabriken), der Ingebieurbau macht
267 nur etwa ein Drittel des Geschäftes aus. Kajima ist mit Abstand
268 führend im Bau von Wolkenkratzern; Taisei ist über
269 Tochtergesellschaften auch im Fertigbau, Straßenbau und auf dem
270 Grundstücksmarkt tätig. Der Auftragsbestand der Firmen sichert
271 die Beschäftigung für jeweils mehr als ein Jahr. Das jährliche
272 Umsatzwachstum und Ertragswachstum sollte die
273 geschätzten 15 % zumindest erreichen. Bei Taisei steht eine
274 Kapitalerhöhung bevor. Als " Highflyer " könnte man dagegen
275 etwa die Aktien der bedeutendsten börsennotierten Unternehmen des
276 Fertigbaus - Daiwa House, Eidai, Sekisui Prefabricated
277 Homes - charakterisieren. Von ihrem spektakulären Höhenflug
278 in den Jahren 1968 und 1969 stürzten sie mit bedrohlicher
279 Geschwindigkeit 1970 in die Tiefe - und wieder auf den Boden der
280 (Bewertungs-) Realitäten zurück. Alle drei gehören mit
281 Kursen zwischen 700 (Eidai) und 900 Yen (Sekisui) zu den
282 optisch teuren Papieren, die Börsenbewertung hebt sich -
283 besonders bei Daiwa House - mit einem Kurs/Gewinn-
284 Verhältnis von rd. 15 - deutlich vom Durchschnitt japanischer
285 Aktien ab. Diese Werte sind " Neulinge " an der Börse, sie
286 beschäftigen Analytiker und Anleger erst seit Beginn der letzten
287 Hausse Anfang 1968. Sekisui wird erst seit August 1970 an der
288 " Zweiten Sektion " der Tokioter Börse notiert. Die
289 Einführung an der ersten Sektion ist für dieses Jahr geplant.
290 Der vergleichsweise hohe Anteil, den Ausländer bereits am
291 Aktienkapital von Daiwa House halten, nämlich gut 10 % Ende
292 letzten Jahres, spricht für sich.
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