Quelle Nummer 360
Rubrik 09 : WIRTSCHAFT Unterrubrik 09.12 : WOCHENZEITUNGEN
DT. VOLKSZEITUNG
NR.44, 29.10.1970, DUESSELDORF S.9- (WIRTSCHAFT)
001 Der wachsende Einfluß des US-Kapitals in
002 Westeuropa hat vor wenigen Tagen eine für bundesrepublikanische
003 Verhältnisse sensationell deutliche Erklärung im Jahresbericht
004 des Bundesverbandes Deutscher Banken provoziert: " (...) der
005 Dollar ist - über seine Funktion als Leitwährung hinaus -
006 mehr und mehr zu einem Instrument geworden, das es den Vereinigten
007 Staaten erlaubt, Teile des Sozialprodukts und Volksvermögens
008 anderer Länder zugunsten der nationalen und auch weltweiten Ziele
009 der USA in Anspruch zu nehmen. Damit wurde der Dollar zu einem
010 Politikum, mit dem sich die europäischen Länder
011 auseinandersetzen müssen (...) " Das " politikum Dollar ", von
012 dem der bundesdeutsche Bankenverband spricht, hat eine ganze Reihe
013 von Aspekten, angefangen von der versteckten Finanzierung der
014 amerikanischen Kriege in Vietnam, Kambodscha und Laos durch die
015 westeuropäischen Industrieländer bis zum immer mächtiger
016 werdenden Einfluß des US-Kapitals in diesen Ländern selbst.
017 Vor allem zur wachsenden Amerikanisierung der Industrie ist in
018 den letzten Jahren eine ganze Literatur entstanden, die dieses
019 Problem von den verschiedensten Seiten untersucht. Unter den
020 zahlreichen Neuerscheinungen zeichnen sich vor allem zwei Bücher
021 durch eine profunde Sachkenntnis und eine entsprechende
022 Tatsachenfülle aus: " Erdteil zweiter Klasse? Europas
023 technologische Lücke " von Kurt Blauhorn, im Bertelsmann-
024 Sachbuchverlag und " 1000 Milliarden Dollar - 60
025 Mammutkonzerne beherrschen 1985 die Wirtschaft der Welt " von dem
026 Franzosen Robert LattŠs, in deutscher Sprache jetzt
027 erschienen bei Kurt Desch, München. Beide Autoren, so
028 verschiedene Komplexe sie untersuchen, haben einiges gemeinsam:
029 Sie greifen ihr Thema von jener Position auf, die 1964 J.J.
030 Servan-Schreiber mit seinem Buch " Die amerikanische
031 Herausforderung " bezogen hat. Sie dokumentierte sich in der
032 Wahl des " Europäers " Franz Josef Strauß für das Vorwort
033 zu der deutschen Ausgabe von Servan-Schreibers Buch
034 " Europa ", das ist die EWG plus Großbritannien, die
035 " Weltwirtschaft " bei LattŠs setzt sich aus zehn
036 kapitalistischen Industriestaaten zusammen. Blauhorn nimmt bei der
037 Beschreibung der " technologischen Lücke " Kleineuropas
038 immerhin noch die Sowjetunion als zweite technische Supermacht
039 neben den USA zur Kenntnis. Aber interessant sind an den
040 Büchern von LattŠs und Blauhorn nicht die direkt oder
041 indirekt angebotenen Programme oder Lösungen, sondern die exakte
042 Beschreibung jener Situation, die in der Erklärung des
043 Bankenverbandes so kurz und präzis angesprochen wird.
044 DER DOLLAR - Offensivwaffe des US-Imperialismus
045 In einer kurzen Pressenotiz gab Mitte Oktober die renommierte
046 Düsseldorfer Maschinenfabrik Losenhausen AG bekannt, daß die
047 Mehrheit des Aktienkapitals von 4,5 Millionen an die Tenneco
048 Inc, Houston/Texas/USA überging. Losenhausen werde
049 dadurch " in die Lage versetzt, zusätzliche Märkte für sich zu
050 erschließen ". Kein Wort über die Lage, in die sich die
051 Tenneco Inc., ein Riesenkonzern mit 7,3 Milliarden DM
052 Umsatz durch den Erwerb eines westdeutschen Mittelbetriebes
053 versetzt. Dieser Vorgang, willkürlich gewählt aus einer langen
054 Reihe gleicher Erscheinungen, ist symptomatisch für die
055 Großoffensive des US-Kapitals auf dem europäischen
056 Kontinent. Fünf Dutzend Konzerne. Die amerikanischen
057 Direktinvestitionen in Westeuropa stiegen von 1,7 Milliarden
058 Dollar im Jahre 1950 auf 18,6 Milliarden im Jahre 1969.
059 Finanziert wurde dieser Einbruch der US-Konzerne in die
060 Nationalwirtschaften der EWG und EFTA mit europäischem Geld,
061 denn die Verschuldung der USA auf dem europäischen
062 Kapitalmarkt stieg im gleichen Zeitraum auf etwa 40 Milliarden
063 Dollar. Die Differenz zwischen der Höhe der US-
064 Investitionen und der Verschuldung fraß entweder der Vietnam-
065 Krieg, oder sie diente zur Finanzierung der US-Konzerne in
066 anderen Erdteilen. Die US-Industrie außerhalb der
067 USA stellt heute nach der US-Industrie in den USA das
068 zweitgrößte Produktionspotential der westlichen Welt. Mit 550
069 Milliarden DM Jahresproduktion und einer Wachstumsrate, die
070 weit über den vergleichbaren Werten etwa der Bundesrepublik liegt
071 und sogar japanische Prozentsätze erreicht, fertigt die US-
072 Industrie in ihren ausländischen Betrieben dreimal mehr Güter
073 als sie selbst aus den USA exportiert. Drei von vier britischen
074 Betrieben, an denen ausländisches Kapital beteiligt ist,
075 gehören US-Firmen. In der Bundesrepublik stammt jede
076 zweite Auslandsbeteiligung aus den USA. Aber diese Zahlen
077 erschöpfen noch nicht die Übermacht der US-Konzerne. Dazu
078 kommen noch die Milliarden nicht entnommener Gewinne, die sich nur
079 in den Jahresabschlüssen der US-Tochterfirmen niederschlagen.
080 Der Franzose Robert LattŠs unternimmt in seinem Buch den
081 Versuch, anhand der Entwicklung der letzten 15 Jahre die
082 Entwicklung bis zum Jahre 1984 zu prognostizieren. Er schreibt:
083 " In etwa 15 Jahren, also um 1985, werden schätzungsweise fünf
084 Dutzend Konzerne die Welt beherrschen, wenn nicht eine
085 entscheidende Wendung - oder Katastrophe - die Entwicklung der
086 Weltwirtschaft grundlegend verändert. Der jährliche Umsatz
087 dieser Konzerne wird 1000 Milliarden Dollar betragen. Auf jeden
088 von ihnen entfallen also durchschnittlich 16 Milliarden Dollar.
089 Das bedeutet, daß die Spitzenkonzerne dieser Führungsgruppe
090 einen Jahresumsatz erreichen, der den französischen
091 Staatshaushalt übersteigt. Die Finanzkraft jedes einzelnen
092 dieser Giganten wird eines Tages größer sein, als die
093 Frankreichs. Von diesen Gesellschaften werden annähernd fünfzig
094 amerikanischen Ursprungs sein (...) " LattŠs stellt mit Recht
095 die Frage, welche Bedeutung eine derartige Konzentration der
096 wirtschaftlichen Macht haben wird und welcher Art die Beziehungen
097 dieser Riesengesellschaften zu den Nationalstaaten sein werden.
098 Werden solche multinationalen Supergesellschaften sich nicht
099 ohnehin eines Tages aufgrund ihrer Machtstellung jeder Kontrolle
100 durch das Ursprungsland entziehen oder überhaupt jeder Kontrolle?
101 LattŠs stellt in diesem Zusammenhang die Frage, welches
102 Regime überhaupt noch einer Royal Dutch oder IBM tatsächlich
103 gefährlich werden kann. Umsatz und Profit. LattŠs
104 stützt seine These, daß 1984 60 Superkonzerne die westliche
105 Industriewelt sowie die der Entwicklungsländer beherrschen, auf
106 die Tatsache, daß der Umsatz der Riesenkonzerne um das Doppelte
107 schneller wächst als das der Gesamtwirtschaft. So stieg zwischen
108 1960 und 1968 das Bruttosozialprodukt der USA um 40 Prozent,
109 der Umsatz der 50 größten US-Firmen aber um mehr als 100
110 Prozent. In diesen Zahlen dokumentiert sich der ungeheure
111 Konzentrationsprozeß, den die USA, aber auch die anderen
112 hochentwickelten Industriestaaten durchmachen. Er drückt sich
113 auch in dem unaufhörlich wachsenden Anteil dieser 50 beherrschenden
114 Großfirmen am Sozialprodukt aus - von 16 Prozent im Jahre 1960
115 auf 22,5 Prozent im Jahre 1968. Können diese 50 Firmen
116 dieses Konzentrationstempo und Entwicklungstempo
117 beibehalten, so würde ihr Anteil auf 50 Prozent bis 1984
118 gestiegen sein. Selbst wenn man der einfachen Hochrechnung nicht
119 folgt - und LattŠs stellt das Ergebnis selbst in Frage -
120 weil zuviele Unwägbarkeiten politischer Natur ausgeschaltet
121 bleiben, so bleibt andererseits doch die Tatsache offenkundig,
122 daß hier eine Entwicklung in Gang gekommen ist, die ihre
123 Eigengesetzlichkeit hat. Pentagon und Industrie. 1968
124 erreichten die 6000 größten Firmen der kapitalistischen Welt
125 einen Gesamtumsatz von 1000 Milliarden Dollar. 1976 kann dieser
126 Umsatz von 600, im Jahr 1984 von 60 Firmen erreicht werden.
127 Eine phantastische Konzentration, die fast die Vorstellungskraft
128 übersteigt. Aber ist sie irreal? Vier US-Firmen -
129 General Motors, Ford, ESSO und General Electric -
130 erreichen 15 Prozent des Umsatzes der 500 größten Firmen der
131 USA. Sie tragen 22 Prozent aller Ausgaben für Forschung und
132 Entwicklung der gesamten amerikanischen Industrie, fast ebensoviel
133 wie die gesamte Industrie der EWG zusammen! General Motors
134 beschäftigte 1968 757 230 Personen, soviel wie Köln Einwohner
135 hat. Die Aktiva von ESSO sind mit 13,8 Milliarden
136 Dollar größer als der Goldvorrat der USA in Fort Knox!
137 LattŠs meint, es sei falsch anzunehmen, daß die
138 Militarisierung der US-Industrie und konkret die
139 Auftragsvergabe durch das Pentagon diesen Prozeß ausgelöst habe.
140 Er zieht diesen Schluß aus der Tatsache, daß das Pentagon
141 1968 " nur " 13 Milliarden Dollar Aufträge an die 50 größten
142 Firmen und damit etwas weniger als 6 Prozent des Umsatzes dieser
143 Firmen abgeschlossen habe. Aber einmal scheint hier die Statistik
144 nicht zu stimmen, denn in seiner Aufstellung fehlt z. B.
145 die IBM, andererseits vergißt LattŠs zu erwähnen, was
146 Kurt Blauhorn als Hauptursache für die " technologische Lücke "
147 EWG-Europas gegenüber den US-Superkonzernen
148 erkannt hat: daß von den 100 Milliarden DM, die die US-
149 Industrie 1968 für Forschung und Entwicklung ausgab, allein 66
150 Milliarden vom Pentagon und anderen staatlichen Institutionen
151 kamen. Bei dem Übergewicht der Superkonzerne auf diesem Gebiet
152 kann man damit rechnen, daß diese riesige staatliche Subvention
153 genau den Effekt hat, den LattŠs bestreitet, nämlich als
154 Initialzündung für den phantastischen Konzentrationsprozeß der
155 US-Industrie zu dienen. Außerdem wird die von LattŠs
156 angegebene Zahl auch der Tatsache nicht gerecht, daß die Mittel
157 des Pentagon vor allem in die Wachstumsindustrien wandern: 1969
158 ging von dem Gesamtumsatz der Elektronik-Industrie von über
159 25 Milliarden Dollar genau die Hälfte, nämlich 12,3
160 Milliarden, auf Rechnung des Pentagon. Welchen Effekt das hat,
161 dafür liefert LattŠs selbst den Beweis: Hat der
162 " Klub der 60 " seinen Umsatz von 1960 bis 1968 verdoppelt, so
163 haben die Elektrik-Mitglieder und Elektronik-
164 Mitglieder dieses Klubs ihre Umsätze im gleichen Zeitraum
165 verdreifacht, von 12 auf 36 Milliarden Dollar. Und innerhalb
166 dieser Gruppe wiederum erreicht der Größte, die IBM ein
167 jährliches Wachstum von 22,5 Prozent. Sie hat inzwischen 70
168 prozent des USAmarktes und des Weltmarktes unter
169 Kontrolle und ist für so manches Land bereits zu einem Problem
170 geworden, da die mehr oder weniger schnelle Entwicklung einer
171 Volkswirtschaft heute von den Datenverarbeitungsanlagen der IBM
172 abhängt. Allerdings eben nur im kapitalistischen Bereich, wie
173 der allgewaltige Präsident des IBM-Konzerns bei einem
174 Besuch in Moskau Anfang Oktober erkennen mußte. Die
175 " Produktionsphilosophie " der IBM verhindere in naher Zukunft
176 eine engere Zusammenarbeit mit der Sowjetunion, erklärte Mr.
177 Watson nach seiner Rückkehr. Es ist auch schwer vorstellbar,
178 daß die sowjetische Industrie jenes Leihsystem der IBM mitmacht,
179 das dem Konzern zusammen mit dem Service-Vertrag eine
180 Schlüsselposition im Produktionsablauf und
181 Verwaltungsablauf der Großindustrie der westlichen
182 Industrieländer einräumt, die nur zähneknirschend geduldet wird.
183 1969: 5700 Fusionen. Das ist eines der Beispiele,
184 welche Probleme auftauchen, wenn weitere Bereiche von
185 Superkonzernen einmal ähnlich beherrscht werden sollten! Nicht
186 weniger unwahrscheinlich war die Entwicklung der drei großen US
187 -Automobilkonzerne. Ihr Umsatz stieg in zehn Jahren von 15
188 auf 44 Milliarden Dollar, der Umsatz der Erdölkonzerne, fünf
189 an der Zahl, verdoppelte sich von 20 auf rund 39 Milliarden.
190 Diese Umsatzsteigerungen bei den Spitzenkonzernen sind nur zu
191 einem bescheidenen Teil auf die Erweiterung von Produktionsanlagen
192 in den USA zurückzuführen. Der größte Teil geht auf neue
193 Produktionsfirmen im Ausland oder auf den Zukauf bereits
194 vorhandener Fabriken zurück. Der Konzentrationsprozeß in den
195 USA hat Ausmaße und ein Tempo erreicht, die bedrohlich sind.
196 Für das Jahr 1969 wurden 5700 Fusionen und Aufkäufe
197 amerikanischer Firmen in den USA selbst registriert, über die
198 Aufkäufe im Ausland gibt es nur Globalzahlen, die sich an der
199 Summe der Direktinvestitionen orientieren. Da sich die US-
200 Firmen im Ausland nur in solchen Branchen engagieren, die
201 Zukunft haben oder besonders gewinnträchtig sind, ist es
202 natürlich, daß sie in den einzelnen Ländern auch einen
203 überdurchschnittlich großen Anteil am Export haben. In
204 Großbritannien haben US-Töchter 32 Prozent des britischen
205 Exports im Jahre 1968 bestritten. In Kanada wird der Anteil auf
206 50 Prozent geschätzt. US-Absolutismus. Das hat
207 doppelte Konsequenzen. Das Exportinteresse einer US-Firma
208 in einem bestimmten Land muß nicht identisch sein mit dem
209 Exportinteresse des Landes selbst. General Motors stellt 90
210 Prozent der australischen Autoproduktion. Sie verbot ihrer
211 australischen Tochter von heute auf morgen, Fahrzeuge eines
212 bestimmten Typs nach Japan zu liefern, da ihre kalifornischen
213 Werke Absatzschwierigkeiten hatten und nun diese Fahrzeuge nach
214 Japan liefern sollten. Das war sicher im Interesse der General
215 Motors und auch gut für die USA. Aber für Australien?
216 Bekannt sind auch die Fälle, wie US-Konzerne über ihre
217 ausländischen Tochterfirmen riesige Abwertungsgewinne in England
218 und Frankreich und Aufwertungsgewinne in der Bundesrepublik
219 machten. Nach einer neuesten Schätzung der Bundesbank wurde
220 allein die Hälfte jener 16 Milliarden DM, die zwischen dem 28.
221 4.und dem 9.Mai 1969 in die Bundesrepublik flossen,
222 von internationalen Großkonzernen und nicht von Banken dorthin
223 transferiert. Der Vizepräsident des Singer-Konzerns
224 erklärte im französischen " Express " vom 1.September 1969,
225 wie er vor der drohenden Aufwertung in der Bundesrepublik mit
226 französischen und englischen Krediten im voraus alle Rechnungen in
227 der Bundesrepublik zahlte. Andererseits warteten die deutschen
228 Konzerntöchter mit der Bezahlung ihrer Verbindlichkeiten
229 innerhalb des Konzerns bis nach der Aufwertung. So kann eine
230 Gruppe dieser Großkonzerne den Sinn einer Währungskorrektur ins
231 Gegenteil verkehren und daraus noch ungeahnte Sonderprofite ziehen.
232 Gerade Großbritannien mit seiner schon chronischen
233 Währungsschwäche ist ein abschreckendes Beispiel. Bei der
234 überragenden Position, die amerikanische Großkonzerne in der
235 britischen Industrie einnehmen, darf man direkte Zusammenhänge
236 annehmen. Großbritannien ist aber auch ein Beispiel dafür, daß
237 ein starkes Engagement der Superkonzerne absolut keine Garantie
238 für wirtschaftliches Wachstum ist, wie LattŠs meint. Der
239 französische Autor stellt sich selbst die Frage, wie die anderen
240 Industrieländer dieser Entwicklung zur " Weltherrschaft "
241 einiger weniger unkontrollierbarer Riesenfirmen begegnen können.
242 Sein Rezept ist nicht neu. Er träumt von einem " starken
243 europäischen Staatenbund ", der selbstverständlich an der Elbe
244 endet. Ebenso selbstverständlich ist für ihn - weil angeblich
245 zwangsläufig -, daß die angedeutete Entwicklung nicht
246 aufzuhalten ist. LattŠs negiert vollkommen den wachsenden
247 Anteil der sozialistischen Staaten an der Weltwirtschaft und am
248 Welthandel. Er nimmt auch nicht zur Kenntnis, daß gerade in
249 jüngster Zeit auch wirtschaftlich schwache Länder sich
250 erfolgreich gegen Superkonzerne durchzusetzen wissen. Libyen hat
251 die Ölkonzerne trotz ihrer einmaligen Position gezwungen,
252 libyschen Interessen gerecht zu werden. Der " Anaconda "-
253 Bergbautrust Bergbautrust sieht sich in Chile vor der gleichen Situation.
254 Warum sollten die westeuropäischen Industrieländer nicht den
255 gleichen Widerstandswillen aufbringen können? Allerdings -
256 solange die unbedingte Bindung an die NATO-Konzepte von den
257 Regierungen der EWG und den anderen NATO-Mitgliedern
258 eine Bindung auf Gedeih und Verderb an die US-Wirtschaft
259 mit sich bringt, solange werden die Monsterkonzerne sich
260 weiterentwickeln und die westeuropäische Wirtschaft überwuchern
261 können. Der Traum der Strauß und Co. von dem " starken
262 Kleineuropa " ist anachronistisch. Westeuropa wird sich nur aus
263 dem amerikanischen Würgegriff befreien können, wenn es sich auf
264 eine Kooperation mit Osteuropa besinnt. Vielleicht ist die
265 europäische Sicherheitskonferenz ein entscheidender Schritt dazu.
266 Präsident Pompidou scheint es erkannt zu haben.
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