Quelle Nummer 185
Rubrik 12 : BILDENDE Unterrubrik 12.02 : BUECHER
TRAUBENMADONNEN
HERMANN JUNG
TRAUBENMADONNEN UND WEINHEILIGE
VERLAG D. MEININGER, NEUSTADT/WEINSTRASSE 1971
S. 32-38
001 . *rueck **185 ** Die Weintraube, seit dem Altertum
002 Symbol der Fruchtbarkeit und Mutterschaft, ist unter allen diesen
003 Attributen vielleicht das anmutigste, holdeste, ja man möchte
004 schon sagen charmanteste. Bekennt dieses sich doch zunächst zur
005 sinnlichen Freude an Gottes herrlichster Frucht, die als edelste
006 auserwählt wurde, Symbol der Menschwerdung Gottes in der
007 christlichen Religion zu sein. Nach altchristlicher Vorstellung
008 gilt Maria als die edle Weinrebe, an der Christus, ihr Sohn,
009 als göttliche Traube wuchs und reifte. Dieses Gleichnis hat der
010 byzantische Kirchenvater Johannes Damascenus (675-749)
011 Traube des Lebens empfangen. Ihr Sohn wurde als des wahren
012 Weinstocks Traube in der Kelter ausgepreßt. " Die
013 frühchristlichen Mystiker prägten die Vorstellung: " Der
014 Weinstock ist jene Geschlechterreiche, die von Adam bis zu
015 Christus führt, Rebzweig an ihm ist die bescheidene Jungfrau
016 Maria, von der geboren wurde der große Jesus von Nazareth
017 " (12.Jahrhundert). Bei dem Vater der ChristusMystik
018 und Braut-Mystik ", dem aus burgundischem Hochadel
019 hervorgegangenen Heiligen Bernhard von Clairvaux (1090-1153),
020 lesen wir in " Vitis Mystica " u. a.: " Ich bin der
021 wahre Weinstock. (Joh. 15,1) Betrachten wir mit dem
022 Beistande unseres Herrn vorerst die Haupteigenschaften des
023 irdischen Weinstockes, um nach diesen auch jenes himmlischen
024 Weinstockes Eigentümlichkeit zu erfassen! Zunächst wird der
025 Weinstock in die Erde gepflanzt, wird nicht aus Samen gezogen,
026 sondern wird genommen von dem Weinstocke. So sinnbildlicht sich
027 vor allem Jesu übernatürliche Empfängnis und Geburt. Wie die
028 Rebe der Rebe entsprießt, so ist er in stiller Ewigkeit Gott
029 von Gott gezeugt, des Vaters eingeborner Sohn, ewig und gleichen
030 Wesens mit dem, von welchem er gezeugt ist. Doch um Fülle der
031 Frucht zu bringen, ward der himmlische Weinstock in die Erde
032 gepflanzt eingesenkt und empfangen von Maria, der Jungfrau,
033 geworden, was er nicht gewesen, bleibend, was er gewesen. So
034 trat des Himmels Weinstock herein in dieses Tages Licht und
035 unterwarf für uns sich jener Pflege und dem Schicksale, das
036 dieser Erdenpflanze widerfährt. " Die Traube in der Hand des
037 göttlichen Kindes im Rahmen einer Madonnendarstellung mag im
038 übrigen eine weitere Symbolik beinhalten. Sie kennzeichnet den
039 kindlichen Heiland bereits als den späteren göttlichen
040 Keltertreter, den leidenden Erlöser, der - wie die Traube -
041 über die Vernichtung in der Kelter durch das Opfer seines Blutes
042 den Weg zur Verklärung antritt, ein Gleichnis, das in der
043 christlichen Kunst gesondert vielfach behandelt wurde.
044 Schliesslich deutet die thematische Einbeziehung von Trauben oder
045 Reben in die Darstellung der bedeutendsten Gestalten der
046 christlichen Religion - Maria mit dem Jesuskind als dem Urquell
047 des Christentums - auf die vielseitig verwobene symbolhafte
048 Aufgabe des Weines im gesamten christlichen Mysterium hin, die im
049 liturgischen Weinmirakel: aus Wein wird Christi Blut, gipfelt
050 - eine Glorifikation von Traube und Wein, die an die religiöse
051 Bindung dieser Gaben in der antiken Mythologie anknüpft. In der
052 Regel ist die Traubenmadonna mit der Traube in der Hand
053 dargestellt, die sie bei manchem Varianten dem Jesuskind darreicht.
054 Gelegentlich wird die Traube von dem auf ihrem Arm oder Schoß
055 sitzenden Kind gehalten. In Abwandlung dieser Form sieht man
056 Maria auch mit Rebenlaub bekränzt oder mit einem Rebenlaubzepter
057 in der Hand und in ähnlicher Art. Gelegentlich Selbdritt-
058 Gruppe, welche die Mutter Anna mit der Jungfrau Maria und dem
059 Jesuskind zeigt, wobei einer der Figuren eine Traube hält. Die
060 Mutter Anna (hebräisch " die Angenehme, die Liebliche ")
061 war die Frau des heiligen Joachim, des Vaters der Gottesmutter
062 und die Mutter Mariä. Obwohl die Symbolik der Traubenmadonna
063 bis in die früheste christliche Zeit zurückreicht, fand sie, wie
064 erwähnt, erst etwa mit der Gotik Eingang in das Kunstschaffen,
065 als sich die Künstler, Bildhauer wie Maler, immer mehr von der
066 streng pastoralen Auffassung des Muttergottes-Themas
067 entferntern und statt dessen das Weibliche, Liebliche, Zarte,
068 Rührende, Mütterliche und gelegentlich sogar Verspielte
069 " Unserer Lieben Frau " auszudrücken versuchten. Asketische
070 Strenge und überirdische Glorie werden durch bewegte Anmut und
071 Natürlichkeit ersetzt, wozu sich zuweilen liebreizendes Lächeln
072 und im Barock die charakteristischen Merkmale der Beschwingtheit
073 in Gestik, Faltenwurf und Gesamt komposition gesellten. So wie
074 die deutschen Maler des Mittelalters mit Vorliebe an die lyrische
075 Poesie der Minnesänger anknüpfend: " O rose rot, o lilie wiz,
076 o blume schoen, o vrauwen priz, o lichter morgensterne! "
077 Madonnen in einem Kranz von Blumen, im Rosenhag, in himmlischen
078 Gärten darstellten (Lochner, Schongauer, Grünewald usw.),
079 so liebten sie es auch, die Himmelskönigin in einer Rebenlaube,
080 mit einer Traube in der Hand in idealer Schönheit und
081 Holdseligkeit zu malen. Spätgotik und Renaissance kann man als
082 die eigentliche Zeit der Traubenmadonnen in der Malerei bezeichnen.
083 Sowohl die altdeutschen wie die altniederländischen Meister
084 befaßten sich mit diesem Vorwurf. Während die deutschen
085 Darstellungen in ihrem Ausdruck zum Menschlich-Anmutigen und
086 Lieblichen neigen, bevorzugen die Niederländer bei allem Streben
087 nach Lebendigkeit und Gemütsausdruck eine Betonung der ernsten
088 Würde und Feierlichkeit. Ein großer deutscher Meister der
089 Spätgotik, Lukas Cranach der Ältere (1472-1553),
090 widmete sich mit besonderer Hingabe dem Motiv der Traubenmadonna.
091 Seine berühmten Darstellungen " Madonna mit Weintraube " im
092 Wartburg-Museum und " Madonna mit der Traube " in der
093 Münchner Pinakothek gehören zu den besten seiner lieblichen
094 Madonnenbilder und zu den ausdruckvollsten Traubenmadonnen in der
095 Malerei überhaupt. Beide ikonographisch sehr verwandt, zeigen
096 Maria in ruhiger Innigkeit unter dem Schutz eines von Engeln
097 gehaltenen Vorhanges sitzend mit dem Jesuskind auf dem Schoß und
098 einer Traube in der Hand. Während Maria auf dem Münchner
099 Bild die Traube dem Kind darreicht, hebt das Kind auf dem
100 Wartburg bild - eine besonders anmutige Geste - eine Beere aus
101 der Traube der Mutter an die Lippen. Beide Mariengestalten,
102 vor allem auf letztgenannter Darstellung, verraten das zierliche,
103 rundgesichtige Frauenideal des reifen Meisters, das auch in der
104 vornehmen Kleidung der Wartburg-Madonna zum Ausdruck kommt
105 und bereits den Einfluß der Renaissance erkennen läßt. Im
106 Hintergrund der Münchner Darstellung lugt eine gebirgige
107 Rebenlandschaft mit einer Burg hervor, eine für die Maler jener
108 Zeit typische Komposition, wie wir sie auch bei Lucas Cranach
109 dem Jüngeren (1515-1586): " Madonna in der Rebenlaube "
110 (Ermitage, Leningrad) finden, einer minniglich lyrischen
111 Ausführung des Themas Maria sitzt mit dem Kind von üppigen
112 Trauben und Rebstöcken überragt neben einem Brünnlein vor einer
113 arkadischen Landschaft mit hochragenden Felsen, Burgen und Seen,
114 wie sie bei zahlreichen Darstellungen und Abwandlungen des
115 Themas " Maria im Hag " von den alten Meistern variiert wurde.
116 Thematisch im gleichen Rahmen schuf der Hauptvertreter der
117 Augsburger Schule Hans Burgkmair d. Ä. (1473-1531),
118 den man als " Augsburger Dürer " bezeichnet, seine
119 liebreizende " Madonna mit der Traube " (Germanisches
120 Nationalmuseum, Nürnberg), (Bild 14). (Abb.) Auch hier bildet
121 die deutsche Burgenlandschaft die Kulisse, vor der Mutter und
122 Kind ihre Aufmerksamkeit verspielt einer Traube in Mariens Hand
123 widmen. Die Darstellung strahlt nicht nur innige Gemütswärme
124 und Holdseligkeit aus, sondern leuchtet, den Einfluß der
125 italienischen Meister verratend, in venezianischer Farbigkeit.
126 Eine weitere Abwandlung der " Maria im Hag " finden wir bei dem
127 altniederländischen Maler und Kupferstecher Lukas van Leyden
128 (1494-1533): " Maria mit dem Kinde ", der Hlg.
129 Magdalena und dem Stifter (Pinakothek, München), (Bild 33),
130 eine etwas melancholische Gruppe, im Stil Dürer'sche
131 Anklänge zeigend, in einer offener Halle vor der
132 charakteristischen felsengekrönten und burgekrönten,
133 parkhaften Landschaft. Das Jesuskind im Schoße Mariä hält
134 mit beiden Händen eine dicke Traube mit Rebenzweig. Ernst und
135 Würde treten an die Stelle lieblicher Bewegtheit. Von dem
136 gleichen Meister stammt eine weitere Variation der Traubenmadonna:
137 " Maria mit dem Kinde und Engeln " (Staatl. Museen,
138 Berlin), (Bild 30). Die verklärte himmlische Frau thront
139 unter einer Girlande aus Rebenlaub mit Trauben vor einer Tafel,
140 auf der eine dunkle Traube mit Rebenblatt liegt. Lustige
141 Engelkinder unterhalten das göttliche Kind, das einen Apfel in
142 der Hand hält (doppelte Symbolik!), mit Spiel und Gesang.
143 Die reiche Phantasie und das Erzählertalent des Künstlers
144 kommen zu schönster Geltung. Die Nebeneinanderstellung von
145 Traube und Apfel auf Marienbildern ist nicht selten. Beide
146 findet man schon in der Mythologie des Altertums als vereinte
147 Symbole. Quentin Metsys (Massys, 1466-1530),
148 Hauptmeister der niederländischen Malerei zu Beginn des 15.
149 Jahrhunderts (Lukas-Gilde) gesellt zu Raube und Apfel noch
150 die Kirsche (" Maria mit dem Kinde ", Rijksmuseum,
151 Amsterdam), deren Symbolik dahingestellt bleiben muß. (Der
152 Kirschenzweig wird im alten Volksglauben als Orakel betrachtet.)
153 Der von der italienischen Renaissance (Leonardo da Vinci)
154 beieinflußte Künstler, der eine Milderung der spröden
155 Ausdrucksform in der altniederländischen Madonnengestaltung
156 erstrebt und durch lieblichere, ideal-schöne Darstellung in
157 bunten Farben einen weicheren Zug in das niederländische
158 Marienbildnis bringt, schuf in diesem Sinne eine weitere
159 bemerkenswerte Traubenmadonna " Jungfrau mit dem Kind " (1529,
160 Louvre, Paris), (Bild 9). Wohl eine der frühesten
161 Traubenmadonnen in der Malerei zeigt die Darstellung der
162 " Heiligen Familie " (Wien, Staatsgalerie), (Bild 13) des
163 Meisters der Spätgotik Martin Schongauer (um 1445-1491),
164 dessen " Maria im Rosenhag " - am Rande bemerkt - zu den
165 lieblichsten Madonnendarstellungen der deutschen Malerei zählt.
166 Die bäuerliche Szene der Heiligen Familie stellt, in edlen,
167 feinen Linien gestaltet, Maria mit dem Kinde und der Traube in
168 den Vordergrund. Sie sitzt auf einem Holzschemel und zupft dem
169 Kind in ihrem Arm eine Beere aus der Traube, während Josef im
170 Hintergrund Ochs und Esel füttert. Neben Maria steht ein
171 Henkelkörbchen mit Trauben und in einer Wandnische ein Weinkrug.
172 Ihr inniger Ausdruck, ihre klar und locker komponierte Gestalt
173 verraten Züge, die wir an Dürers Madonnen wiederfinden. In
174 der für ihn typischen feierlich-strengen Ausdeutung gestaltete
175 der altniederländische Meister Gerarc David (1450-1523) das
176 Motiv der Traubenmadonna in verschiedenen Variationen. Das im
177 Museum Rouen befindliche Werk " Maria mit Kind und Heiligen "
178 (mit Selbstporträt des Künstlers) zeigt die himmlische
179 Jungfrau in verklärtem Ernst unnahbar und allem Irdischen
180 entrückt im Kreise demutsvoller Heiliger thronend. Das Kind
181 hält mit visionärem Gesichtsausdruck eine Traube in der Hand,
182 die symbolhaft die Szene beherrscht. Ein wenig bewegter, wenn
183 auch gleichfalls von ernster Würde gekennzeichnet, begegnet uns
184 die vom gleichen Künstler geschaffene Traubenmadonna auf dem
185 Altarflügelbild " Maria mit dem Kind, Hlg. Magdalena und
186 Stifterin " im Städt. Museum Brügge. Auch hier hält das
187 Kind die Traube in der Hand. Von Maria sich abwendend scheint
188 es diese der Heiligen darzubieten. Im großen und ganzen bleibt
189 die Traubenmadonna in der Malerei vorwiegend auf die Werke der
190 altdeutschen und altniederländischen Meister beschränkt.
191 Spätere Darstellungen sind Einzelerscheinungen. Eine besonders
192 schöne französische Darstellung aus dem 17.Jahrhundert ist
193 die " Jungfrau mit der Weintraube " von Pierre Mignard (1612
194 -1695) im Louvre, Paris, die der von den großen Italienern
195 inspirierte Mariendarsteller unter seinen zahlreichen
196 Madonnenbildern (" Mignardes ") als eines der bedeutendsten
197 schuf. Der französische Marientypus des Barock und Rokoko-
198 kokett lächelnde Schönheit ohne betont religiöse Prägung, oft
199 auch höfisch-blasierte Vornehmheit oder süßliche
200 Manieriertheit - hat hier eine glückliche Läuterung erfahren.
201 Madonna und Kind strahlen holdselige Unschuld und Reinheit aus,
202 wenngleich die französiche Auffassung einen Schuß Koketterie
203 dazugegeben hat. Während die Traubenmadonna in der Malerei
204 späterer Epochen kaum noch in Erscheinung tritt und im 19.und
205 20.Jahrhundert fast fehlt, spannt sich der Bogen der
206 plastischen Gestaltung des Motivs etwa vom 13.Jahrhundert bis
207 in die jüngste Zeit. Verständlicherweise finden sich
208 Traubenmadonnen am häufigsten dort, wo der Wein und die Traube
209 dem Volk am nächsten sind, in Weinbaugebieten, wenn ihr
210 Vorkommen sich auch keineswegs ausschließlich auf diese Gegenden
211 beschränkt. Der Weinbau reichte vor Jahrhunderten bekanntlich
212 bis weit in den Norden und Osten Europas. Es ist kennzeichnend,
213 daß vor allem niederrheinische Künstler des Mittelalters ihren
214 Madonnen mit Vorliebe eine Weintraube in die Hand gaben, denn
215 der Weinbau beherrschte damals das Land fast bis zur holländischen
216 Grenze und das Volk lebte mit dem Wein. Aber nicht nur in den
217 rheinischen Provinzen, auch im süddeutschen Raum,
218 einschließlich Österreichs, Tirols und der Schweiz, widmeten
219 sich zahlreiche Künstler der Gestaltung von Traubenmadonnen.
220 Unzählige Plastiken, aus Holz und Stein zeugen in europäischen
221 Museen und privaten Sammlungen, in Kirchen, an Portalen,
222 Säulen, Pfeilern, Altären usw. von der Popularität der
223 Traubenmadonna in der christlichen Bildhauer-Kunst. Sie
224 blieb jedoch wie auch in der Malerei vorwiegend eine Angelegenheit
225 des deutschen Raumes, der geschichtlich bis Burgund reicht, was
226 nicht ausschließt, daß man im übrigen Frankreich, in Spanien
227 und Portugal Traubenmadonnen kennt. Nicht zuletzt offenbart sich
228 in den Darstellungen der Muttergottes mit der Traube der deutsche
229 Sinn für das Naturhafte und Rustikale. Was kann es Schöneres
230 und Ansprechenderes geben, als die heilige Jungfrau mit der
231 köstlichsten aller Früchte zu schmücken, die dem Volk besonders
232 nahesteht und ihm somit auch das Kunstwerk nahezubringen vermag!
233 Die Bildhauerkunst war bis in die hohe Gotik vorwiegend mit der
234 Baukunst bzw. Architektur gekoppelt, weshalb sie sich im
235 frühen Mittelalter hauptsächlich des Sandsteins als Material
236 bediente, während man in der Kleinplastik Metalle, wie Gold,
237 Silber und Bronze und später Elfenbein, bevorzugte. Die
238 Holzschnitzerei wurde in erster Linie im Rahmen von
239 Kirchenausstattungen, wie Schnitzaltären, Kirchengestühl,
240 Kanzeln usw. gepflegt, und die uns verbliebenen
241 Madonnenplastiken aus dieser Eit stammen zum großen Teil aus
242 solchen sakralen Schnitzwerken. Die Renaissance brachte erst den
243 Durchbruch der Plastik zur selbständigen Kunstgattung, die vor
244 allem im deutschsprachigen Raum, wo schon die an Holzbauten
245 gewöhnten Langobarden und Karolinger einst die Schnitzerei
246 gepflegt haben, das Holz bevorzugte. Die frühen Holzplastiken
247 des Mittelalters sind meist derbe Gestalten in starrer Haltung mit
248 parallel fließenden Falten, die sich später in der Gotik zu
249 bewegteren Formen entwickeln. Die schlanken Figuren der
250 Frühgotik sind vielfach durch ein mehr oder weniger starkes
251 Ausbiegen der Körperhaltung gekennzeichnet.
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