Quelle Nummer 175
Rubrik 09 : WIRTSCHAFT Unterrubrik 09.21 : WIRTSCHAFTSPOLITIK
REFERAT (ROHSTOFFWIRTSCHAFT)
MINERALISCHE ROHSTOFFWIRTSCHAFT - PLANUNG UND
PERSPEKTIVEN
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG 53 BONN-BAD GODESBERG 1,
KOELNER STR. 149, VERLAG NEUE GESELLSCHAFT GMBH,
BONN-BAD GODESBERG 1971
REFERATE DES INTERNATIONALEN FACHKONGRESSES LEVER-
KUSEN 23./24.11.1970 UEBER "PROBLEME EINER LANG-
FRISTIGEN PLANUNG IN DERT MINERALISCHEN ROHSTOFF-
WIRTSCHAFT IN DER BUNDESREPUBLIK UND IM GEMEINSAMEN
MARKT".
ALFRED NAU: BEGRUESSUNG, S. 7-9
ERWIN ANDERHEGGEN: EINLEITUNG, S. 11-15
001 Ich freue mich sehr darüber, daß ich Sie so zahlreich
002 begrüßen darf. Ich möchte das darin zum Ausdruck gebrachte
003 Interesse und die Prominenz der Referentenliste als Bestätigung
004 dafür nehmen, daß unsere Idee einer Fachtagung über die
005 Probleme einer langfristigen Planung in der mineralischen
006 Rohstoffwirtschaft in der Bundesrepublik und im Gemeinsamen Markt
007 einen außerordentlich bedeutsamen Sachverhalt getroffen hat. Sie
008 alle wissen, daß es inzwischen für die Friedrich-Ebert-
009 Stiftung Tradition geworden ist, in regelmäßigen Abständen
010 über die mit der Energiewirtschaft und der Rohstoffversorgung
011 zusammenhängenden Fragen den öffentlichen Informationsaustausch
012 zu suchen. Warum tun wir das? Neben vielen anderen Motiven
013 möchte ich hier insbesondere zwei Gründe nennen: Einmal sind
014 wir der Meinung, eine Plattform schaffen zu sollen, auf der
015 alle mit einem Problem befaßten Seiten - hier der
016 Rohstoffwirtschaft - zu Wort kommen. Denn nur auf der Basis
017 eines Gedankenaustausches aller mit diesen Fragen befaßten
018 Fachleute und Interessenten läßt sich ein Sachverhalt umfassend
019 darstellen, und nur aus der Kenntnis der spezifischen gegenseitigen
020 Probleme läßt sich eine Übereinkunft über die im gemeinsamen
021 Interesse aller liegenden Strategie zur Lösung der vor uns
022 liegenden Fragen finden. Ich bin deshalb insbesondere darüber
023 sehr glücklich, daß es uns gelungen ist, sowohl die Praxis als
024 auch die Wissenschaft, sowohl die Vertreter der von einer
025 zweckmäßig organisierten Rohstoffversorgung abhängigen
026 Wirtschaftsbereiche als auch die Rohstofflieferanten, sowohl
027 Vertreter der nationalen als auch der internationalen Belange,
028 sowohl die Arbeitgeberseite als auch die Arbeitnehmerseite hier in
029 diesem Kongreß zusammenzuführen. Das wird meinem Freund Adolf
030 Schmidt Gelegenheit geben, auf die brisanten sozialen und
031 gesellschaftlichen Probleme, die sich gerade aus einem so stark im
032 Wandel begriffenen Wirtschaftszweig wie dem Rohstoffsektor ergeben,
033 hinzuweisen. Lassen Sie mich hier nur einen allgemeinen
034 Gedanken anfügen: Wir alle tun gut daran, strukturelle
035 Veränderungen nur in dem Tempo zuzulassen, als sozial adäquate
036 Lösungen gefunden werden. Die Erfahrung hat uns gelehrt, alles
037 zu vermeiden, was zu Krisenstimmung und sozialer Unruhe führen
038 könnte. Wir haben gesehen, daß das elementare Erlebnis solcher
039 Krisen zu Reaktionen führt, die weit über die ökonomischen
040 Erfordernisse hinausgehen. Aber können wir es den Arbeitnehmern
041 des Steinkohlenbergbaus anlasten, daß sie in berechtigter Sorge
042 um ihre Existenz sich über das erforderliche Maß um
043 Abeitsplätze in anderen Bereichen bemüht haben? Die
044 menschliche Härte werden sicher nur diejenigen richtig verstehen
045 können, die sich damals vom Verlust ihres Arbeitsplatzes
046 betroffen fühlten und die ihre Zukunft als ungesichert empfanden.
047 Wir sehen heute klarer als damals, daß eine solch rigorose
048 Anpassung auch ökonomisch keineswegs geboten ist. Eine
049 frühzeitige vorausschauende Anpassungspolitik hätte sie vermeiden
050 können. Eine andere Gefahr aus derartigen Krisen sehe ich darin,
051 daß sie für den Staat einen Zwang konstituieren, mit so
052 scharfen Interventionen in das bestehende marktwirtschaftliche
053 Gefüge einzugreifen, wie sie bei der Neuordnung des
054 Steinkohlenbergbaus erforderlich waren. Unsere eigenen
055 Erfahrungen legen es uns daher nahe, mit Hilfe einer
056 vorausschauenden sozialen Planung die Auswirkungen der notwendigen
057 Anpassung im Energiebereich auf das Maß zu senken, das mit einer
058 wachsenden Wirtschaft unvermeidbar verbunden ist. Der zweite
059 Grund, Veranstaltungen wie diese auszurichten, liegt in folgendem:
060 Sie wissen, die Friedrich-Ebert-Stiftung sieht eine
061 ihrer Hauptaufgaben darin, einen Beitrag zum internationalen
062 Ausgleich zu leisten. Gerade bei den hier in diesen beiden Tagen
063 zu behandelnden Problemen haben wir stets die Auffassung vertreten,
064 daß Lösungen nicht ausschließlich in nationalen
065 Gesichtspunkten, sondern nur im internationalen Rahmen gefunden
066 werden können. Denn der hier betrachtete Gegenstand zeigt sich in
067 vielfältiger Weise international verschränkt. Schon aus dem
068 nationalen Postulat der Sicherheit der Rohstoffversorgung ergibt
069 sich die Notwendigkeit, möglichst viele, regional gestreute
070 Rohstoffquellen zur Deckung des Bedarfs heranzuziehen. Zudem
071 sind wir uns wohl einig in der Auffassung, daß die nationale
072 Rohstoffpolitik mit der zunehmenden Integration im Gemeinsamen
073 Markt eine internationale Koordinierung verlangt. Denn wenn ich
074 die Zeichen von Den Haag und jetzt München richtig deute, so
075 kann an einer tieferen und weiteren Ausgestaltung des europäischen
076 Bündnisses kein Zweifel bestehen. Schlieslich möchte ich noch
077 auf einen weiteren Aspekt hinweisen: Diese Tagung beschäftigt
078 sich mit den vielen technischen und praktischen Fragen, die in
079 Industrieländern auftreten, wenn man versucht, durch eine
080 langfristige Rohstoffversorgung die Voraussetzung einer weiteren
081 wirtschaftlichen Entwicklung sicherzustellen. Über diesen Fragen
082 darf man nicht vergessen, daß in gleichem Umfang auch Probleme
083 derjenigen Länder berührt werden, deren wirtschaftliche
084 Situation auch heute noch weitgehend von der Gewinnung der
085 Rohstoffe abhängt. In allen Teilen der Welt wird heute lebhaft
086 über die Fragen diskutiert, die mit dem Handel zwischen
087 entwickelten und noch gering entwickelten Ländern verbunden sind.
088 Wir hören in nahezu regelmäßigen Abständen von Versuchen der
089 Regierungen dieser Länder, die Ausbeutung und einen Teil der
090 Verarbeitung der Rohstoffe in die eigene Hand nehmen zu wollen.
091 Dahinter steht der Wunsch, einen größeren Teil des Wohlstandes,
092 der mit der Verwendung der Rohstoffe für die industrielle
093 Produktion verbunden ist, in die eigenen Länder zu lenken und bei
094 der Verarbeitung der Rohstoffe auch diejenigen Kenntnisse zu
095 erwerben, die bis jetzt überwiegend die industriell entwickelten
096 Länder besitzen. Es drängt sich der Gedanke auf, als sei der
097 Versuch der industriellen Länder, eine langfristige
098 Rohstoffplanung zu betreiben, so lange erfolglos, als nicht die
099 Interessen der Rohstoff produzierenden Länder im menschlich
100 gebotenen Umfang berücksichtigt werden. Es mag viele
101 Möglichkeiten geben, diese berechtigten Interessen zu realisieren.
102 Für welche man auch immer sich entscheiden mag, so wird man doch
103 klar erkennen müssen, daß ihre Realisierung davon abhängt,
104 inwieweit in unseren Ländern bei Regierungen und in der
105 Öffentlichkeit ein wachsendes Verständnis dafür entsteht, daß
106 der wirtschaftliche und soziale Fortschritt dieser Länder und
107 unsere wirtschaftlichen Probleme der Sicherheit der
108 Rohstoffversorgung nur zwei Seiten desselben Problems sind.
109 Meine Damen und Herren, als Nichtfachmann will ich mich mit
110 diesen wenigen Aspekten begnügen. Sie - die Experten -
111 werden sicherlich ungleich viel mehr zu den hier zu behandelnden
112 Fragen beitragen können. Wir - die Friedrich-Ebert-
113 Stiftung - freuen uns darüber, Ihnen dafür einen geeigneten
114 Rahmen zu bieten. Ich wünsche der Tagung einen guten Verlauf.
115 Die Friedrich-Ebert-Stiftung, deren Forschungsgruppe
116 " Wirtschaftspolitik " sich auch mit Fragen der Rohstoff
117 politik und Energiepolitik befaßt, ist seit dem Jahre 1961
118 mit mehreren großen Vortragsveranstaltungen an die Öffentlichkeit
119 getreten, auf denen international anerkannte Fachleute aus den
120 verschiedenen Bereichen der Energiewirtschaft zu Wort gekommen
121 sind. Auf der letzten derartigen Veranstaltung im Januar 1969
122 wurden die Konsequenzen aus dem Strukturwandel auf dem
123 Energiemarkt der EWG, insbesondere die Probleme einer
124 zugleich billigen und sicheren Versorgung mit Energierohstoffen
125 behandelt. Während aber die Referenten und die
126 Diskussionsteilnehmer der Tagung vom Januar 1969 noch auf lange
127 Sicht ein geografisch - und politisch - weitgestreutes Angebot
128 an billigen Energierohstoffen erwarten konnten, hat das
129 Zusammentreffen der Krise in Nahost mit der Hochkonjunktur der
130 letzten zwei Jahre die Risiken für die Energieversorgung der
131 hochindustrialisierten Länder der EWG deutlich gemacht,
132 welche die Rohstoffe zur Deckung ihres Energiebedarfs zu mehr als
133 50 Prozent und in künftig weiter steigendem Anteil aus
134 Drittländern beziehen müssen. Die Erfahrungen der letzten zwei
135 Jahre haben aber auch gezeigt, daß für eigentlich alle
136 industriellen Rohstoffe das Problem gelöst werden muß, die
137 Möglichkeiten einer billigen und die Notwendigkeiten einer
138 sicheren Versorgung aufeinander abzustimmen. Denn diese Rohstoffe,
139 darunter die Erze von Eisen, Kupfer, Zink und Aluminium,
140 werden ebenso wie die Energie-Rohstoffe Kohle, Mineralöl,
141 Erdgas und Uranerz in Lagerstätten abgebaut, die es in den
142 Ländern der Europäischen Gemeinschaft - abgesehen von Kohle,
143 Kali, Steinsalz und Erdgas - überhaupt nicht oder nicht in
144 ausreichender Menge und wirtschaftlich bauwürdiger Ausbildung gibt.
145 Die mineralischen Rohstoffe sind aber die Voraussetzung jeder
146 industriellen Betätigung. Ohne sie gäbe es keinen Stahl,
147 keinen Strom - weder aus Wärmekraftwerken noch aus
148 Kernkraftwerken -, kein Benzin und keine Kunstoffe,
149 Kunstdünger und andere Produkte der Chemischen Industrie. Sie
150 bilden eine der unentbehrlichen Grundlagen unseres jetzigen und
151 unseres künftigen Lebensstandards. Die rohstoffarmen
152 Industrieländer, die havenots, zu denen außer den Ländern der
153 Europaischen Gemeinschaft und Großbritannien vor allem Japan
154 gehört, müssen deshalb der Versorgung mit mineralischen
155 Rohstoffen größte Aufmerksamkeit widmen. Für die
156 Bundesrepublik Deutschland, die einerseits rund ein Zehntel der
157 in aller Welt geförderten Erze benötigt, die andererseits aber
158 nur knapp ein Prozent der Bergbau-Produktion der Welt aus
159 eigenen Lagerstätten gewinnt, stellt sich die Frage nach der
160 langfristigen Sicherung ihres steigenden Bedarfs besonders
161 dringlich. Das gilt um so mehr, als selbst Länder, die einen
162 hohen Anteil dieser Rohstoffe aus eigenen Lagerstätten gewinnen
163 können wie die USA und die Sowjetunion, sehr systematisch und
164 nicht erst in jüngster Zeit die langfristige Sicherung ihrer
165 Versorgung mit mineralischen Rohstoffen auch aus fremden Quellen
166 betreiben. So baut die Sowjetunion, die für 1980 bei einer
167 eigenen Förderung von 700 Mio t noch mit einem Einfuhr-
168 Bedarf von 100 Mio t Mineralöl rechnet, schon jetzt ihre
169 wirtschaftlichen und politischen Positionen in den Nahost-
170 Ländern und im Iran aus. Außerdem ist auf die zielbewußte
171 Aktivität Japans zu verweisen, das sich die fehlenden Rohstoffe
172 wie Kokskohle, Eisenerz und Mineralöl in aller Welt sichern
173 will. Demgegenüber sind diese Probleme in den Ländern der
174 Europäischen Gemeinschaft nur zögernd angefaßt worden.
175 Lediglich Frankreich hat, dem Beispiel Japans und
176 Großbritanniens folgend, ein nationales Programm für die
177 Versorgung mit mineralischen Rohstoffen aufgestellt, nachdem die
178 internationale Zusammenarbeit der Länder des Gemeinsamen Marktes
179 bei der Planung und Sicherung ihrer Rohstoffversorgung sich nur
180 langsam entwickelte. Es war deshalb eine überaus aktuelle und
181 dankenswerte Initative der Friedrich-Ebert-Stiftung, in
182 einer öffentlichen Fachtagung am 23.und 24.November 1970
183 in Leverkusen international anerkannten Fachleuten eine
184 Stellungnahme zu den allgemeinen Problemen der Rohstoffversorgung
185 und Rohstoffpolitik sowie zu den besonderen Fragen der wichtigsten
186 mineralischen Rohstoffe und der auf diese Rohstoffe angewiesenen
187 Industrien in der Bundesrepublik und im Gemeinsamen Markt zu
188 ermöglichen. Die Deckung des weltweit ansteigenden
189 Rohstoffbedarfs setzt die Überwindung geologischer, technischer,
190 wirtschaftlicher und nicht zuletzt politischer Schwierigkeiten
191 voraus. Angesichts dieser Probleme und Risiken müssen die
192 Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik der Länder des
193 Gemeinsamen Marktes, deren Industrien in besonders hohem Maße
194 auf die Verarbeitung ausländischer Rohstoffe angewiesen sind, zu
195 gemeinsamem Handeln aufgefordert werden, das sich auf eine
196 sorgfältige Bestandsaufnahme stützt. Mit einiger Sicherheit ist
197 anzunehmen, daß sich der Weltverbrauch an mineralischen
198 Rohstoffen von derzeit 5 bis 6 Mrd. t jährlich auf 15 bis 20
199 Mrd. t im Jahre 2000 erhöhen wird. Um diesen Bedarf zu
200 decken, wird es notwendig sein, die Suche nach Vorkommen von
201 mineralischen Rohstoffen nicht nur auf bisher unerschlossene
202 Gebiete und den Meeresboden, sondern unter Anwendung moderner
203 wissenschaftlicher Methoden, wie geochemische Exploration und
204 seismometrische Aufnahmen, auch auf die nicht zutage tretenden
205 Vorkommen mit geringer Mineralkonzentration auszudehnen, die
206 bisher als nicht bauwürdig galten. Damit sollte es von der
207 Geologie her möglich sein, auch bei weltweit steigendem Verbrauch
208 die benötigten Voratsmengen an mineralischen Rohstoffen
209 nachzuweisen. Lediglich bei Uran ist eine Lücke zwischen
210 Angebot und Nachfrage nicht auszuschließen, jedoch sind
211 neuerdings die Voraussagen über die Möglichkeiten und die
212 Aussichten der Kernenergie und damit über den Bedarf an Uran als
213 Kernbrennstoff weitaus zurückhaltender als noch vor wenigen Jahren.
214 Die mit dem künftig zweifellos erforderlichen Abbau sehr
215 mineralarmer Lagerstätten verbundenen technischen Probleme sind in
216 Anbetracht der Fortschritte von Bergtechnik,
217 Aufbereitungstechnik und Hüttentechnik vielleicht am
218 ehesten zu lösen. Dabei ist jedoch Voraussetzung, daß sehr
219 große Mengen gefördert und verarbeitet werden können, was
220 allerdings zu ungewöhnlich hohen Investitionskosten für die neuen
221 Bergwerke und Aufbereitungsanlagen führt. Ebenso dürfte sich
222 die Frage des Transports der Rohstoffe von den Herkunfts
223 ländern zu den Verbraucherländern im Zeichen wachsender
224 Schiffsgrößen und des Baus neuer großer Umschlagsanlagen
225 und Verladeanlagen auch für die Länder des Gemeinsamen
226 Marktes lösen lassen. Allerdings erfordern alle diese Maßnahmen
227 zum Aufschluß und Abbau, zur Anreicherung und zum Transport der
228 Rohstoffe bis zu den Verbrauchern einen ungewöhnlich hohen
229 Kapitaleinsatz, der angesichts des hohen Risikos von einzelnen
230 Unternehmen und selbst von ganzen Industriezweigen oder von
231 einzelnen Staaten - ausgenommen die industriellen Großmächte
232 - nicht aufgebracht werden kann. Welche Höhe diese Beträge
233 erreichen, mag daraus hervorgehen, daß die Mineralölindustrie
234 damit rechnet, zur ausreichenden Versorgung des westdeutschen
235 Marktes in den Nächsten zehn Jahren mindestens 50 Mrd. DM
236 aufwenden zu müssen. In ähnlichen Größenordnungen bewegen sich
237 die erforderlichen Aufwendungen für eine gesicherte Versorgung mit
238 anderen mineralischen Rohstoffen. Eine internationale
239 Zusammenarbeit der auf diese Rohstoffe angewiesenen Industrien in
240 den Ländern des Gemeinsamen Marktes würde die Aufbringung
241 dieser langfristig festzulegenden Mittel erleichtern und zugleich
242 das finanzielle Risiko für die einzelnen Unternehmen verringern.
243 Angesichts der Größenordnungen, um die es sich bei dem
244 Kapitalbedarf für die Sicherung der Rohstoffversorgung handelt,
245 werden aber die Regierungen der übrigen Länder des Gemeinsamen
246 Marktes, dem Beispiel Frankreichs sowie dem Vorgehen der USA
247 und Japan folgend, den auf die Einfuhr von Rohstoffen
248 angewiesenen Industrien finanzielle Hilfe leisten müssen, sei es
249 durch Abschreibungserleichterungen oder durch Übernahme von
250 Ausfallbürgschaften. Die bereits von der Bundesregierung
251 getroffenen Maßnahmen, wie etwa die finanzielle Starthilfe von
252 575 Mio DM für die in der DEMINEX verbundenen deutschen
253 Mineralölgesellschaften oder das 5-Punkte-Programm vom
254 Juni 1970, enthalten verheißungsvolle Ansätze zu einer
255 langfristigen Planung. Im Hinblick auf die Größe und
256 Bedeutung der Aufgabe und gemessen an internationalen Maßstäben
257 sind die bisher vorgesehenen finanziellen Hilfen jedoch zu gering.
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