Quelle Nummer 132
Rubrik 29 : LAND Unterrubrik 29.00 : LAND
BAUMWALDGEBIETE
URWALD VON MORGEN
BANNWALDGEBIETE DER LANDFORSTVERWALTUNG BADEN-
WUERTTEMBERG, EIN BEITRAG ZUM EUROPAEISCHEN NATUR-
SCHUTZJAHR
TEXT VON HERMANN DIETERICH, SIEGFRIED MUELLER, GER-
HARD SCHLENKER
VERLAG EUGEN ULMER STUTTGART 1970, S. 22-49
001 Schwarzwald. Landschaftsbeschreibung. Der
002 kristalline Kern des Schwarzwaldes wurde im *bf Tertiär *ef und
003 *bf Quartär *ef samt den ihm auflagernden mesozoischen Schichten
004 kräftig emporgehoben, und zwar im Süden höher als im Norden und
005 am Bruchrand des Oberrheintalgrabens höher als im Osten. Die
006 stärkere Hebung des Westteils bedingt die Grundgestalt des
007 gesamten Schwarzwaldes mit steiler Weistflanke und
008 flacher Ostflanke. Im Bereich des am stärksten gehobenen
009 Südschwarzwalds und am Westrand wurden die mesozoischen Schichten
010 bis auf geringe Reste abgrtragen; das kristalline
011 Grundgebirge ist bloßgelegt. Seine Gneise und
012 Granite bilden rundhöckerige Bergformen. Gegen den Abbruch
013 zur Rheinebene hin finden wir eine bewegte Landschaft mit
014 zahlreichen Kuppen und vielgestaltigen Graten und Firsten, gegen
015 den Hochrhein schroff eingeschnittene Täler mit Granitfelswänden.
016 In den weniger stark gehobenen Gebirgsteilen im Nordosten und am
017 flachen Ostsaum blieb über dem kristallinen Grundgebirge eine
018 Buntsandsteindecke vor der Abtragung bewahrt; diese bildet
019 eine völlig andere Landschaft: Der Buntsandstein setzt auf der
020 Rumpffläche des Grundgebirges mit einer Schichtstufe auf. Seine
021 Vorposten sind kastenförmige, vom mittleren Buntsandstein
022 gebildete Höhenrücken, die durch frühere Beweidung entwaldeten
023 " Grinden ". Sie leiten in die nach Osten absinkende
024 geschlossene Schichtfläche des oberen Buntsandsteins über. Für
025 das Schwarzwaldklima sind atlantische Züge
026 charakteristisch: eine geringe Temperatur schwankung; hohe
027 Niederschlagsmengen, lange und schneereiche, aber relativ milde
028 Winter. Das jugendliche Mittelgebirge ist daher reich an Quellen,
029 Seen, Mooren und rasch fließenden Bächen und Flüssen, die
030 es in viele steilwandige Täler zerschneiden. In den ehemaligen
031 Urwälder herrschten in nahezu allen Teilen des Schwarzwaldes die
032 Schattholzarten Buche und Weißtanne. Die Eiche, die Kiefer
033 (= Forle, Forche, Föhre) und die Fichte (= Rottanne) hatten
034 ortsweise Anteil an der natürlichen Bestockung. Unter dem
035 Einfluß des Menschen wurde das ursprüngliche Waldbild gründlich
036 verändert, vor allem hat sich der Anteil der Fichte
037 außerordentlich stark vergrößert. Südschwarzwald. Im
038 Südschwarzwald wurden 5 Bannwaldgebiete ausgeschieden (Nr. 5
039 bis Nr. 9 in der Kartenskizze). Die beiden südlichsten
040 (" Schwarzahalden " und " Wehratal " Nr. 5 und 6) liegen im
041 Hotzenwald, genauer gesagt, an dessen Ostrand bzw.
042 Westrand. Der Hotzenwald ist eine stark angehobene alte
043 Flachlandschaft mit Hochflächen, die sich von Meereshöhen um
044 1000 m im Norden stufenweise auf etwa 700 m im Süden absenken und
045 die zum großen Teil landwirtschaftlich genutzt werden. Einen
046 scharfen Gegensatz dazu bilden die zum Hochrhein und zur Wutach
047 entwässernden bewaldeten Täler, die auf lange Strecken so steil
048 in den harten kristallinen Untergrund eingeschnitten sind,
049 daß die großartigsten Felstäler des Schwarzwaldes entstanden.
050 Diese jugendlichen geologischen Formen sind durch die sehr starke
051 Tiefenerosion verursacht, die mit dem Einschnitt von Wutach und
052 Hochrhein im jüngeren Eiszeitalter zusammenhängt. Das
053 nordwestlich des Hotzenwaldes am Talhang der Wiese gelegenen
054 Banngebiet " Flüh " (Nr. 7), kann im Zusammenhang mit
055 den Bannwäldern des Hotzenwaldes genannt werden, weil es manche
056 Ähnlichkeiten mit ihnen aufweist. Das Feldberggebiet,
057 zu dem die Bannwälder " Napf " und " Faulbach " (Nr. 8
058 und 9) gehören, weist noch wesentlich größere
059 Höhenunterschiede zwischen den flachen Hochflächen und den tief
060 eingeschnittenen Tälern auf als der Hotzenwald. Vom 1493 m hohen
061 Feldberg beträgt das Gefälle gegen das Tal von St. Wilhelm
062 rund 800 Meter (Talausgang ca. 600 m über NN). Derartig
063 große Höhenunterschiede zeichnen nen sich in einer klimatischen
064 Höhenzonierung und in der natürlichen Waldzusammensetzung ab.
065 So sind an den sonnseitigen Talhängen bis in eine Meereshöhe von
066 800 Meter hinauf den Buchen-Tannenwäldern Eichen beigemischt,
067 während in den kalten Hochlagen über 1100 m die Fichte eine
068 immer größere Rolle spielt. Die Landschaftsformen des
069 Feldberggebietes sind ganz von der eiszeitlichen
070 Vergletscherung geprägt. Die flachen Hochlagen bildeten das
071 Nährgebiet zahlreicher Talgletscher, die vom Feldberg nach allen
072 Richtungen ausstrahlten. Der Anfang des Tales von St.
073 Wilhelm wurde dabei zu einer ausgeprägten Karnische
074 umgeformt, deren Landschaftsbild mit dem Namen Napf
075 treffend gekennzeichnet ist. Weiter hangab schuf die Erosionskraft
076 des fließenden Eises ein typisches U-Tal mit sehr steilen
077 Flanken. An der Obergrenze der ehemaligen Eisfüllung endet das
078 U-Tal in charakteristischen Verflachungen, den sogenanntwn
079 " Trogschultern ". Zu jedem länger dauernden Eispegel gehört ein
080 solches Trogschulterpaar; im Tal von St. Wilhelm lassen sich
081 teilweise deutlich drei übereinanderliegende Trogschultern
082 unterscheiden. An den übersteilten Talhängen tritt auf großen
083 Flächen das anstehende Gestein zutage. Es besteht überwiegend
084 aus quarzitreichen Orthogneisen. (" Orthogneise " sind - im
085 Gegensatz zu den " Paragneisen " - Abkömmlinge von
086 Eruptivgesteinen). Mittlerer Schwarzwald. Nördlich der
087 Dreisam, im kristallinen Teil des mittleren Schwarzwalds, liegen
088 die zum Forstbezirk St. Märgen gehörenden Bannwälder
089 " Zweribach " und " Conventwald " (Nr. 10 und 11). Flache
090 Hochflächen um 1000 m Meereshöhe (Rumpfflächen) sind hier von
091 tief eingeschnittenen Tälern durchzogen. Von Natur herrschen
092 montane Buchen-Tannenwälder, die auf den zumeist tiefgründig
093 entwickelten Böden aus kristallinen Gestein in einem kühlfeuchten
094 aber sonnenscheinreichen Klima sehr gut gedeihen. Die
095 Hochflächen haben durchschnittliche Jahrestemperaturen zwischen 5,
096 5 und 6^ C (Stuttgart 10^) bei mittleren jährlichen
097 Niederschlä gen zwischen 1600 und 1700 mm. Nordschwarzwald
098 Von den 5 Bannwäldern des Nordschwarzwalds gehören drei
099 (" Schliffkopf ", " Wilder See-Hornisgrinde " und " Hoher
100 Ochsenkopf ") zu seinem höchstgelegenen westlichen Teil, zum
101 Hornisgrinde-Murgschwarzwald, der durch Grinden,
102 Karseen und tiefe Taleinschnitte gekennzeichnet ist. Hier
103 herrscht ein extrem feuchtes Klima mit Jahresniederschlägen bis
104 über 2000 mm (Mannheim 555, Stuttgart 662). Wie im
105 Feldberggebiet ergeben sich aus den großen Höhenunterschieden
106 klimatische Höhenzonen, die sich auch im Naturwald auswirken.
107 In der Zone zwischen 400 und 7oo m ist der Tanne und Buche noch
108 die Eiche beigemischt, im darüberliegendem montanen Buchen-
109 Tannenwald an den Sonnhängen die Forche (Kiefer). In der
110 höchsten Zone, um 1000 m, hatte neben der Tanne, Kiefer und
111 Buche auch die Fichte einen (freilich nur bescheidenen) Anteil
112 an der natürlichen Bestockung. In den Landschaftformen des
113 Hornisgrinde-Murgschwarzwalds spiegelt sich der Gesteinsaufbau.
114 Wir können zwei Stockwerke unterscheiden: Im unteren bildet
115 das kristalline Grundgebirge (Granit, Gneis und
116 ähnliches) abgerundete Berghöcker; das obere besteht aus
117 geschichtetem Buntsandstein, der nahezu ebene Hochlagen
118 wie z. B. die Hornisgrinde und Schliffkopf bildet. Die
119 Grenzzone wird von einem ergiebigen Quellhorizont begleitet, an
120 dem sich die Einzelhöfe des Schwarwaldbauern aufreihen. Ein
121 zweiter Quellhorizont, der weiter oben, mitten im steilhängigen
122 Waldgebiet an der Grenze zwischen unterem und mittlerem
123 Buntsandstein liegt, (Abb.) war im Eiszeitalter Anlaß zur Bildung
124 mächtiger Eispolster. Diese stellten die ersten Keime zu kleinen
125 Gehängegletschern dar, die sich bevorzugt an
126 Nordosthängen entwickelten, weil dort der vom Westwind über die
127 Hochflächen getriebene Schnee sich sammeln und im Sommer am
128 ehesten halten konnte. Von seinem Nährgebiet am Nordosthang
129 bewegte sich das Gletschereis hangab, bis es abschmolz. Dabei
130 quetschte es Gesteinsbrocken aus seiner Unterlage, die dabei
131 halbkreisförmig ausgeräumt und sehr steil wurde. So entstand die
132 Karwand. Wo das Eis abschmolz, häuften sich die
133 mitgeführten Gesteinsblöcke zu einem ebenfalls halbkreisförmigen
134 Moränenwall an. Dieser Karwall wurde beim weiteren
135 Abschmelzen des Eises zu einem natürlichen Staudamm, hinter dem
136 zunächst das Schmelzwasser und später das zuströmende Quell
137 wasser und Bachwasser des Karsee bildeten. Heute sind
138 die Karseen oft verlandet. Im Ostteil des
139 Nordschwarzwaldes erreicht der Buntsandstein seine größte
140 Flächenausdehnung in Baden-Würtemberg. Seine nahezu ebenen
141 Schichtflächen bilden vielerorts abflußträge Flachlagen. Auf
142 alten, wasserstauenden Verwitterungsdecken gibt es hier zahlreiche
143 Missen. Das sind arme Standorte mit vermoorten Böden;
144 sie häufen sich besonders auf den ältesten Oberflächen im
145 Nordosten. An einigen Stellen sind solche Missen zu echten
146 Hochmooren angewachsen, in denen die Torfmächtigkeit mehrere
147 Meter erreicht. Zwei solche Hochmoore (" Waldmoor-
148 Torfstich " und " Wildseemoor ", Nr. 15 und 16 in der
149 Kartenskizze) sind Bannwaldgebiete. Schwarzahalden. Das
150 1970 ausgeschiedene, 147 ha große Bannwaldgebiet setzt sich aus
151 135 ha Staatswald der Forstämer Ühlingen und Waldshut und 12 ha
152 Wald der Gemeinde Brenden zusammen. Es umfaßt die Einhänge
153 beiderseits des Schwarzatales zwischen Leinegg und Rappenfelsen.
154 Die Schwarza, ein westlicher Quellast der Schlücht, bildet
155 hier die Grenze zwischen den Forstbezirken Ühlingen und Waldshut.
156 Die schönsten Teile des Bannwalds erreicht man am besten von
157 Brenden aus, von wo der Zugang zum Rappenfelsen über den
158 Eichholzweg befahrbar ist. Der Talweg ist von Witznau oder von
159 Häusern aus erreichbar. Mühsamer ist der Zugang von Strittberg
160 im Westen, von wo aus Fußwege und der Schwarza-Hangweg in
161 die steil nach Osten geneigten Hänge führen. Das Schwarzatal
162 ist kein so extremes Felsenengtal wie manche Abschnitte des
163 Schlüchttales oder Wehratales. Es handelt sich vielmehr um ein
164 steil eingeschnittenes v-förmiges Tal mit örtlichen
165 Felsköpfen aus kristallenem Gestein. Diese bilden Felsfluren,
166 besonders auf der nach Westen sonnseitig exponierten Talseite
167 (Rabenfelsen, Großer Felsen, Rappenfelsen). Der
168 Höhenunterschied zwischen Talsohle und Hochfläche beträgt in
169 der Nähe des 900 m hoch gelegenen Höhenluftkurorts Brenden über
170 300 Meter. Zum Banngebiet gehört aber nur der eigentliche
171 Steilhang, dessen Obergrenze durch die Felsköpfe festgelegt ist.
172 Tierwelt. In den Felsfluren halten sich die aus dem
173 Feldbergge biet eingewanderten Gemsen auf; diese
174 Hochgebirgstiere gehören heute neben Dachsmarder,
175 Fuchs marder, Steinmarder und Edelmarder zum
176 festen Wildbestand des Gebietes. Aus der Vogelwelt seien an
177 Besonderheiten der Wanderfalke und das Haselhuhn genannt.
178 Früher kam auch der Uhu vor. Vegetation der felsigen
179 Standorte. Die auffälligsten Standorte sind die Felskuppen
180 und Fels hänge mit ihrer schütteren Bestockung aus meist
181 buschförmigen Eichen und Forlen (Kiefern). In den
182 Felsspalten halten sich unter anderen Sträuchern die
183 schönblühende Felsenbirne (Amelanchier ovalis) und die
184 Alpenjohannisbeere (Ribes alpinum). Typische Felsbewohner sind
185 auch der Steinbaldrian (Valeriana tripteris), das
186 Felsenleimkraut (silene rupestris) und der schwarzstielige
187 Streifenfarn (Asplenium trichomanes). Das rohe Gestein ist
188 überzogen von zahlreichen Flechten, unter denen besonders die
189 leuchtend gelbe Schwefelflechte (Lepraria) auffällt.
190 Steinrasseln und Blockschutthalden. Unterhalb der Felswände
191 ziehen große Steinrasseln örtlich bis zum Hangfuß.
192 Diese können sich heute noch bilden, wo der Wechselfrost das
193 Gestein zersprengt. Der frische Schutt, den man an seinen
194 kleinsplittrigen Formen erkennt, ist am sonnseitigen wie am
195 schattseitigen Hang noch in Bewegung und daher vegetationsfrei.
196 Die Halden aus grobem Blockschutt sind dagegen sehr viel
197 stabiler. Sie dürften als " Wanderschutt " schon im
198 Eiszeitalter entstanden sein. Ihr heutiger Vegetationsaspekt ist
199 am Sonnhang und Schatthang verschieden. An den
200 sonnenexponierten Südhängen und Westhängen
201 ist der Blockschutt nahezu ohne Bewuchs. Obgleich die
202 Blöcke sich kaum bewegen, entsteht kein Veriwtterungsboden, weil
203 die großen Hohlräume zwischen den Blöcken das
204 Abwitterungsmaterial verschlucken. Nur an wenigen Stellen sammelt
205 sich etwas Feinerde und Humus. Dort gedeihen die große und die
206 weiße Fetthenne (Sedum telephium) und S. album) und der
207 nordische Streifenfarn (Asplenium septentrionale), sehr
208 vereinzelt auch Mehlbeere und Vogelbeere. Auf den
209 schattseitigen Hängen sind die Blockschutthalden von Moosen
210 überzogen, denen die höhere Luftfeuchtigkeit zugute kommt. Ihre
211 Rückstände bilden vielerorts so viel humose Substanz, daß hier
212 mehr Sträucher und Bäume fortkommen, z. B. Hasel und
213 Birke, aber auch Weißtanne, Fichte und Spitzahorn.
214 Döbel und Talaue. Zwischen den Felsrippen und Steinrasseln
215 ziehen zahlreiche feuchte Rinnen (" Döbel ") hangab, in denen
216 sich die Sickerfeuchtigkeit sammelt. Hier gedeihen üppige Buchen
217 wälder und Tannenwälder mit Bergahorn, Ulme, Esche
218 und Linde. Ähnlich sind die nährstoffreichen feuchten Standorte
219 der Talaue. Hier wie dort besiedelt die Erle die ausgesprochen
220 nassen Stellen, während auf trockeneren Kleinstandorten sich die
221 Eiche durchzusetzen vermag. Aus der Bodenvegetation der Talaue
222 sind er wähnenswert der Waldgeißbart (Aruncus dioicus), das
223 Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium), die gewöhnliche und
224 weiße Pestwurz (Pestasites hybridus und P. albus), der
225 Märzenbecher (Leucojum vernum) und der Türkenbund (Lilium
226 martagon). Leider wird der Schwarza zur Elektrizitätserzeugung
227 ein großer Teil des Wassers entnommen, so daß sie nur mehr einen
228 Bruchteil ihrer natürlichen Wassermenge führt. Urgesteins
229 -Sommerhänge und Urgesteins-Winterhänge. Zwischen den
230 Extremstandorten liegen normale Urgesteins-Sommerhänge und
231 Urgesteins-Winter hänge. Die Böden, meist humusreiche
232 Braunerden aus grusig-lehmiger Urgesteinsverwitterung sind auf
233 beiden Talseiten recht ähnlich. Dagegen ist, bedingt durch die
234 kleinklimatischen Unterschiede, die Vegetation verschieden: Am
235 Winterhang herrschen nadelholzreiche Buchen-Tannenwälder.
236 Am Sommerhang dagegen sind - besonders in der Nachbarschaft der
237 Felsen und Steinrasseln - die Laubholzarten Eiche, Buche,
238 Spitzahorn und Linde begünstigt. Tannen und Fichten.
239 Überall am Winterhang, in den " Döbeln " und in der Talaue
240 stehen mächtige Tannen (= Weißtannen), die wesentlich zum
241 urwüchsigen Bild dieses Bannwaldes beitragen. Auf der Abb. 9
242 sind zahlreiche Alttannen an ihren abgewölbten Kronen
243 (Storchennester) erkennbar. Einige weisen gebrochene Gipfel und
244 starken Mistelbewuchs auf (Viscum album ssp) abietis) Kuriose
245 Kronenformen enstanden, wenn nach dem Bruch des Hauptgipfels eine
246 Vielzahl neuer Gipfel gebildet wurde. Die eingemengten Fichten
247 (Rottannen), erkennbar an ihren spitzen Kronen sind meist tief
248 herab beastet. Offensichtlich konnten sie in dem von Blößen
249 durchsetzten natur nahen Wald wie Weidfichten frei aufwachsen.
250 Wehratal. Das seit 1970 bestehende, 105 ha große
251 Bannwaldgebiet liegt am Westrand des Hotzenwaldes zu beiden
252 Seiten der Wehra im Staatswald der Forstämter Säckingen und
253 Schopfheim. Auf der Säckinger Seite umfaßt es einen Teil des
254 " Ehwaldes ", was soviel wie Grenzwald bedeutet. Der
255 einfachste Zugang ist die Talstraße, die von Wehr nach
256 Toodtmoos führt; die Parkmöglichkeiten sind hier jedoch gering.
257 In die oberen Partien des südöstlichen Teiles erhält man vom
258 " Ehwaldhüttenweg " aus gute Einblicke (z. B. von der
259 Felsenhütte "). Dieser Weg ist als Fahrweg der
260 Forstverwaltung ausgebaut; man erreicht ihn von der Einmündung
261 des Mühlengrabenbaches aus, wo zur Zeit (1970) ein Kraftwerk
262 gebaut wird. Das Bannwaldgebiet umfaßt den großartigsten
263 Abschnitt des Wehratales. Der kristalline Gesteinsuntergrund
264 wird hier von zahlreichen harten Gängen durchsetzt (Granitporphyr
265 u. a.), die das Tal diagonal queren. Sein Durchbruch
266 nimmt an solchen Stellen den Charakter einer Felsenklamm an. Da
267 auch auch der Bach noch seine ganze Wassermenge führt, ergeben
268 sich Bilder von großer Wildheit. Der Höhenunterschied
269 innerhalb des Waldschutzgebietes beträgt von den Felskuppen zur
270 Talsohle rund 250 m, von der Hochfläche dagegen etwa 500-600
271 m. Die Felsen sind viel beherrschender als im Schwarzatal.
272 Sie erreichen z. B. am Kaiserfelsen alpine Dimensionen.
273 Es handelt sich um Felstürme und Fels rippen mit über
274 30 m hohen Steilwänden. Da das Klima feuchter ist als im
275 Schwarzatal, treten trockenheitsliebende und
276 wärmeliebende Pflanzen, wie z. B. die Felsenbirne,
277 zurück. Man findet dagegen einzelne Wetterfichten, die sich
278 neben Eichen, Tannen und Forlen auf den Felsen halten. In der
279 Bodenvegetation überwiegen Heidekraut (Calluna vulgaris),
280 Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) und Drahtschmiele
281 (Deschampsia flexuosa); gelegentlich vorhandene Torfmoospolster
282 (Spagnum) bezeugen die hohen Niederschläge. Die Tierwelt ist
283 dieselbe wie im Schwarzatal. auch hier sind Gemsen vom Feldberg
284 her eingewandert. Offene Steinrasseln und Blockhänge
285 nehmen im Wehratal einen wesentlichen geringeren Raum ein, was
286 wohl ebenfalls auf die höhere Feuchtigkeit zurückgeht, unter
287 deren Einfluß die Blöcke überall mit Moosen bedeckt sind. Auf
288 diesen feinerdearmen Standorten stehen nur wenige Bäume, von
289 denen manche abgestorben sind, andere vermodernd am Boden liegen.
290 Pionierholzarten wie Aspe und Birke sind charakterisch für diesen
291 Standort, der im übrigen dieselbe Pflanzendecke trägt wie
292 entsprechende Stellen Schwarzahalden.
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