Quelle Nummer 105
Rubrik 31 : SPORT Unterrubrik 31.02 : BUECHER
FUSSBALLWELTMEISTERSCHAFT
HENNES WEISWEILER
SPORTINFORMATIONSDIENST (SID)
BERTELSMANN SPORTREDAKTION
IX. FUSSBALL-WELTMEISTERSCHAFT MEXIKO 1970,
GUETRESLOH 1970
001 Gruppe 12: Uruguay ohne Gegentor. Es war am 18.
002 Dezember 1968 in Santiago. Die deutsche Nationalmannschaft hatte
003 gegen Chile 1:2 verloren. Vier Tage nach der großartigen 2:
004 2 in Rio gegen Brasilien und vier Tage vor der beachtlichen 0:
005 0 in Mexico City gegen Mexico bedeutete das 1:2 nicht
006 nur die einzige Niederlage während der Südamerikareise,
007 und Mittelamerikareise, sondern zugleich die einzige
008 Länderspiel-Niederlage der deutschen Mannschaft im Jahre
009 1968. Chile hatte das 2:1 " mit Haken und Ösen " erzielt.
010 Günter Netzer war völlig zu Unrecht von dem chilenischen
011 Schiedsrichter Robles des Feldes verwiesen worden. Am späten
012 Abend fällte Netzer sein Urteil über die Chilenen: " So
013 werden sie nie nach Mexico kommen ", sagte der Mönchengladbacher.
014 Dennoch hätte es der Weltmeisterschaftsdritte von 1962 in der
015 Südamerika-Gruppe 12 durchaus schaffen können. Er lieferte
016 dem zweimaligen Weltmeister Uruguay einen erbitterten Zweikampf
017 und gab sich erst im letzten Spiel geschlagen. Nachdem die
018 Außenseiterchance von Ekuador schon nach der ersten
019 Heimniederlage (0:2 gegen Uruguay) dahin war, kam es sofort
020 zum erwarteten Duell zwischen Uruguay und Chile, die sich im
021 zweiten Gruppenspiel am 13.Juli 1969 in Santiago erstmals
022 gegenüberstanden, Ladislao Mazurkiewicz, 24jähriger Torhüter
023 des Weltpokalsiegers Penarol Montevideo, rettete Uruguay vor
024 68882 Zuschauern ein überaus wichtiges 0:0. Den Rückkampf
025 gegen Ekuador in Montevideo erlebten 39387 Zuschauer. Sie
026 warteten vergeblich auf einen Rekordsieg. Elf Minuten vor
027 Schluß fiel endlich das 1:0 durch den 28jährigen Julio
028 Cortez von Penarol Montevideo. Bei 5:1 Punkten konnte der
029 zweimalige Weltmeister jetzt in Ruhe die beiden Begegnungen seines
030 Rivalen aus Chile mit Ekuador abwarten. Zuerst mußte der
031 Außenseiter Ekuador nach Santiago, wo die Chilenen in einem
032 ihrer besten Spiele der letzten Zeit " nur " 4:1 gewannen.
033 Dann reisten sie zum Rückspiel nach Guayaquil, wo Chile bereits
034 vor dem Weltturnier in England einen wichtigen Punkt eingebüßt
035 hatte, der später zu einem Entscheidungskampf gegen Ekuador
036 führte. Wieder gab es ein Unentschieden, und das 1:1 war
037 für die restlos enttäuschenden Chilenen sogar noch schmeichelhaft.
038 Den " Urus " reichte ein 0:0. Juan Eduardo
039 Hohberg rieb sich die Hände. Jetzt genügte den " Urus " in
040 ihrem Heimspiel gegen Chile ein 0:0. Mit 5:1 Punkten
041 hatten sie ihren Nebenbuhler (4:2) überholt, und
042 verteidigen konnte der zweimalige Weltmeister immer schon sehr gut.
043 Am 10.August 1969 fiel in Montevideo die Entscheidung.
044 Nahezu 63000 Zuschauer jubelten über ein 2:0, das Uruguay
045 dank technischer Überlegenheit und klügerer Spielweise verdient
046 hatte und das ihm den Gruppensieg einbrachte. Prunkstück der
047 Mannschaft war wiederum die Abwehr. Sie hatte im vierten Spiel
048 zum viertenmal kein Gegentor zugelassen und fuhr damit als einzige
049 " zu Null "-Mannschaft nach Mexico. Fünf Monate nach der
050 erfolgreichen Qualifikation wurde Juan Eduardo Hohberg plötzlich
051 mit Sorgen überschüttet. Uruguays tüchtiger Nationaltrainer,
052 ein gebürtiger Argentinier, der Uruguay beim Weltturnier 1954 in
053 der Schweiz bis in die Vorschlußrunde geführt hatte (zwei Tore
054 beim 2:4 gegen Ungarn!), stieß auf energischen Widerstand
055 bei den Spielern. Acht seiner Schützlinge weigerten sich, am
056 Vorbereitungsspiel gegen Roter Stern Belgrad teilzunehmen. Die
057 " Rebellen " sahen einen günstigen Zeitpunkt gekommen, gegen
058 die " ungerechte Bezahlung " zu protestieren. Doch Hohberg
059 blieb hart. Er schickte alle acht nach Hause. " Es gibt
060 genügend Talente in Uruguay ", sagte der energische
061 Nationaltrainer. Die Meuterei schlug in dem traditionsreichen
062 Fußballand, das 1930 als erstes den Weltpokal gewann, ihn
063 zwanzig Jahre später wieder hohlte und 1954 den vierten Platz
064 belegte, wie eine Bombe ein. Sogar die Regierung schaltete sich
065 ein. Verbandschef Julio Lacarte Muro wurde vor den Präsidenten
066 zitiert (...) Wer die Mentalität der Uruguayer kennt, weiß
067 Bescheid: Krach, Radau, Proteste und Krawalle an den
068 Vorabenden, aber Frieden, Teamwork, Kameradschaft und
069 Begeisterung, wenn es um eine große Aufgabe geht. Gruppe 13:
070 El Salvador und der Fußballkrieg. Noch in Jahrzehnten
071 wird man in aller Welt von dem dornenreichen Weg einer Nation
072 sprechen, die erstmals an einer Weltmeisterschafts-
073 Qualifikation teilnahm und auf Anhieb alle Hürden übersprang.
074 " El Salvador ist in Mexico dabei; Schottland, Jugoslawien,
075 Spanien, Ungarn, Portugal, Frankreich, Paraguay und Chile
076 aber müssen zu Hause bleiben! " Kritische Kommentare machten
077 Schlagzeilen, nachdem die WM-Neulinge aus Mittelamerika das
078 Endrundenturnier in Mexico erreicht hatten. Der Anlaß lag
079 sowohl auf sportlichem Gebiet als auch in den unerfreulichen
080 Begleiterscheinungen. Im Sommer 1969 lieferten sich El Salvador
081 und sein Nachbar Honduras einen erbitterten " Dreitagekrieg ",
082 weil der Kampf auf dem grünen Rasen die Gemüter derart erhitzt
083 hatte, daß die Fahrkarte nach Mexico plötzlich ganz aus dem
084 Blickfeld verschwand. Die Folgen dieser Auseinandersetzung waren
085 für die in Honduras lebenden Staatsbürger El Salvadors
086 verheerend. Sie wurden verprügelt, und der Wert ihres Eigentums
087 sank durch Plünderungen und Brandstiftungen um rund 50 Millionen
088 Mark. Da konnten auch die Regierungen nicht schweigen. Honduras
089 verhängte Einfuhrsperre über Waren aus El Salvador, und El
090 Salvador wiederum rief die Menschenrechtskommission an. Dem
091 Entscheidungsspiel in Mexico City wohnten schließlich mehr
092 Polizisten als echte Fußballfreunde bei. Die Zentral
093 amerika und Nordamerika-Gruppe 13 war in vier Staffeln zu
094 je drei Verbänden aufgeteilt. Die Sieger zogen in die
095 Vorschlußrunde ein. Die USA, 1966 an Mexico gescheitert,
096 galten als Favorit gegen Haiti und - verloren beide Spiele mit 0:
097 1 und 0:2. Die zweite Halbfinalbegegnung sorgte für
098 Schlagzeilen in der Weltpresse: El Salvador gegen Honduras.
099 Honduras hatte die erste Begegnung 1:0 gewonnen. Als die
100 Mannschaft den Rückkampf mit 0:3 verlor, brach der
101 " Dreitagekrieg " aus. Ein Entscheidungsspiel wurde notwendig,
102 das die FIFA nach Mexico City ansetzte. 15000 Zuschauer sahen
103 einen reibungslosen Ablauf der Begegnung, die El Salvador in der
104 Verlängerung mit 3:2 (2:2, 2:1) gewann. In der
105 102.Minute erzielte Rodriguez das entscheidene Tor. Im
106 Finale standen sich Haiti und El Salvador gegenüber. Beide
107 Begegnungen endeten mit einer Überraschung: Haiti verlor zu
108 Hause (1:2), und auch El Salvador konnte den Platzvorteil
109 nicht nutzen (0:3). Wieder mußte El Salvador in ein
110 Entscheidungsspiel. In Kingston (Jamaika) stand es nach 90
111 dramatischen Minuten immer noch 0:0. Dann kam wieder die 102.
112 Spielminute, die für El Salvador bereits im entscheidenden
113 dritten Treffen mit Honduras zum Glücksbringer geworden war.
114 Promt erzielte Juan Martinez das 1:0. El Salvador hatte es
115 geschafft. El Salvador kam, sah und siegte. Der Krieg
116 mit Honduras war zwar inzwischen beendet, doch sorgte der kleine
117 mittelamerikanische Staat weiter für Schlagzeilen - diesmal
118 allerdings nur auf den Sportseiten der Weltpresse. So lange in
119 El Salvador ein Fußball rollt, hatte die Nationalmannschaft
120 noch nie an einer Weltmeisterschafts-Qualifikation teilgenommen.
121 Sie kam, sah und siegte! Zehn Spiele waren notwendig, um die
122 Fahrkarte nach Mexico zu gewinnen. Zehn Begegnungen mit einer
123 Gesamtdauer von 16 Stunden bedeuteten einen Rekord, den selbst
124 Marokko mit zehn Spielen und 15 1 (math.Op.) 2 Stunden nicht erreichte.
125 Nach der Qualifikation meldete Generalsekretär Jaime Hueso
126 Hidalgo noch einen dritten Rekord an: " Mindestens 25000
127 Schlachtenbummler wollen sich im Mai auf den Weg nach Mexico
128 City begeben. Die etwa 2000 Kilometer lange Straßenverbindung
129 zwischen den beiden Hauptstädten wird wohl zum sportlichen
130 Wallfahrtsweg für Busse, Autos und Motorräder werden ",
131 kündigte der Generalsekretär an. Der Verband scheute keine
132 Unkosten. Er stellte rund 400000 Mark für die Vorbereitung der
133 Nationalmannschaft zur Verfügung. Aus England wurde ein
134 Schiedsrichter verpflichtet, der die international unerfahrenen
135 Aktiven mit der Regelkunde vertraut machte. Dazu erklärte der
136 Präsident Oberst Mario Guerrero: " Unsere Spielweise ist
137 - im Gegensatz zu den Europäern - zu weich. Die Spieler
138 müssen lernen, wo die Grenzen der Regelauslegung liegen! "
139 Größter sportlicher Erfolg dieses Kleinstaates, der unter allen
140 Mexicoteilnehmern an Größe und Bevölkerungszahl (20900
141 Quadratkilometer mit 3,5 Millionen Einwohnern) nur von
142 Israel unterboten wurde, war die (erstmalige) Teilnahme am
143 Olympischen Fußballturnier 1968 in Mexico. Dort hatte El
144 Salvador mit 1:5 Punkten und 2:8 Toren den letzten
145 Platz in den Gruppenspielen belegt. Gruppe 14: Mexico -
146 am eigenen Herd. Im Veranstalterland Mexico wurden die
147 Vorbereitungen mit größter Intensität betrieben. 1969 trug die
148 Nationalmannschaft nicht weniger als 17 Länderspiele aus. Das
149 bedeutete den Weltrekord für das Jahr vor der Weltmeisterschaft.
150 Die Leistungen der Mexikaner waren in diesen Spielen recht
151 unterschiedlich. Es gab fünf Siege, acht Niederlagen und vier
152 Unentschieden bei dem eigenartigen Torverhältnis von 16:19.
153 Noch einen " Weltrekord " meldet der Verband: Keine andere
154 Nation der Welt bestritt seit 1930 so viele Qualifikations
155 rundenspiele und Endrundenspiele bei Weltturnieren (insgesamt
156 51) wie Mexico. In der Zahl der Endrundenteilnahmen (6) wurde
157 Mexico nur von Brasilien übertroffen, das bei allen acht
158 Weltmeisterschaften dabei war. Zwar feierten die Mexikaner in
159 sämtlichen Endrunden nur einen Sieg (1962 in Chile,
160 ausgerechnet über den späteren Finalisten CSSR mit 1:0),
161 aber im Aztekenland gibt man nicht viel auf die Vergangenheit,
162 obwohl der Fußballsport auf eine jahrzehntelange Tradition
163 zurückblickt. Schon 1902 wurde der erste Meister ermittelt (AC
164 Orizaba). Das war genau ein Jahr, bevor das erste Finale in
165 Deutschland VfB Leipzig und DFC Prag (7:2 vor 2000
166 Zuschauern) stattfand. " Eigener Herd ist Goldes wert ",
167 sagten sich die Mexikaner. Sie wiesen dabei auf die vergangenen
168 acht Weltmeisterschaften hin, bei denen bisher alle Veranstalter
169 zumindest unter die letzten Acht gekommen waren; zum Beispiel
170 Frankreich 1938 und die Schweiz 1954. Chile wurde 1962 Dritter,
171 Brasilien erreichte 1950 ebenso das Finale wie Schweden acht
172 Jahre später. Und dreimal blieb der Weltmeistertitel bisher
173 sogar im eigenen Land: 1930 in Uruguay, 1934 in Italien und
174 1966 in England. Europareise ein Mißerfolg. Im April
175 1969 unternahm Mexico eine Europatournee. " Wir wollen die
176 Eigenarten unserer Gegner kennenlernen ", sagte Ignacio Trelles,
177 der seit 1957 für die Nationalelf verantwortliche Mann. Zwei
178 Monate später wurde Trelles abgelöst. Die sieben Spiele auf
179 europäischem Boden brachten einen einzigen Mißerfolg. Sogar das
180 kleine Luxemburg bezwang die Mexikaner glatt mit 2:1. Die
181 Zeitung " Excelsior " schrieb nach den ersten fünf sieglosen
182 Spielen: " Es wäre besser, die Mannschaft käme sofort nach
183 Hause. " Schon nach der 1:2-Niederlage in Luxemburg
184 (im zweiten Spiel) hieß es in " El National ": " Wenn
185 Luxemburg der leichteste Gegner dieser Europatour war, was mag
186 uns dann bei den schweren Gegnern erwarten? " " La Prensa "
187 klagte: " Trelles hat mehr Mißerfolge als Erfolge. Sein
188 Fußballwissen scheint von Starrsinn verdüstert! " Der
189 Fußballjournalist Manuel Seyxe kabelte nach Mexico City:
190 " Unsere Nationalelf auf ihrer Wallfahrt in Europa sehen zu müssen
191 erscheint mir so, als brächte eine folkloristische Studentengruppe
192 in romantisch erleuchteten Gäßchen Liebesständchen dar.
193 Mexicos Fußballverband soll sich schnell nach einem Kubaner
194 umsehen, der das Flugzeug, mit dem die Mannschaft zurückkehren
195 wird, nach Havanna entführt. " Als Nachfolger für Ignacio
196 Trelles holte der Verband Ra£l C rdenas (41). Er
197 gilt als einer der besten Fußballspieler Mexicos, das er bei den
198 Olympischen Spielen von 1948 und in drei Weltturnieren (1954,
199 1958, 1962) als Stürmer, Läufer und Verteidiger erfolgreich
200 vertrat. Wer von mexikanischen Fußball spricht, denkt an
201 Carbajal. " Antonio und ich müßten zehn Jahre jünger sein ",
202 meinte Trainer C rdenas. Antonio (geboren am 7.Juni
203 1929) stand 1948 als 19jähriger im Tor der Olympiamannschaft und
204 machte als einziger Spieler der Welt fünf Weltturniere mit (1950,
205 1954, 1958, 1962, und 1966) " Die Enttäuschung über den
206 vierten Platz beim olympischen Fußballturnier 1968 war riesengroß ",
207 stellte Carbajal fest. " Die Olympiade war unser Stolz,
208 aber die Fußball-Weltmeisterschaft wurde zur
209 Herzensangelegenheit. Bei uns interessieren sich 25 Millionen
210 Menschen für Fußball. " Während der Südamerikareise
211 und Mittelamerikareise Ende 1968 lernte die deutsche Fußball
212 -Nationalmannschaft auch Mexico kennen. Im ersten
213 Länderspiel gegen die Mexikaner gab es (nach dem 2:2 in Rio
214 gegen Brasilien und der 1:2-Niederlage in Santiago gegen
215 Chile) ein 0:0 vor 50000 leidenschaftlich mitgehenden
216 Zuschauern im Aztekenstadion. Ohne den erkrankten Willi Schulz
217 und ohne Gerd Müller (der wegen seiner Sperre zu Hause bleiben
218 mußte) überraschte die deutsche Elf durch ihre gute Kondition.
219 Am Schluß war sie sogar dem Sieg näher als die Mexikaner. Wie
220 es einigen Spielern aber tatsächlich in der ungewohnten Höhenluft
221 zumute war, erzählte Bernd Patzke eine Viertelstunde nach
222 Spielschluß in der Kabine: " Nach zwanzig Minuten glaubte ich,
223 am Galgen zu hängen. Ich hatte einfach keine Luft mehr. So
224 stelle ich mir den Zustand kurz vor einer Hinrichtung vor. "
225 Gruppe 15: Israels leichter Weg. Von allen 14 Nationen,
226 die sich für das Endrundenturnier in Mexico qualifizierten, hatte
227 Israel den leichtesten Weg zurückzulegen. Es bestritt insgesamt
228 nur vier Spiele und durfte dabei dreimal in seiner Hauptstadt Tel
229 Aviv antreten. Der Endspielrivale Australien hingegen mußte
230 neun Begegnungen absolvieren und dabei zweimal nach Asien und
231 einmal nach Afrika reisen. Kein Wort der Kritik aus Sydney!
232 Sportlich fair nahmen die Australier diese ungleich schwerere
233 Ausscheidungsrunde auf sich. Die Gruppe 15, die sich aus sieben
234 Vertretern aus Asien und Ozeanien zusammensetzte, bereitete dem
235 Internationalen Fußballverband einige Sorgen. In der Gruppe A
236 erhielt Rhodesien keine Einreise nach Südkorea (in Seoul fand
237 das Turnier zwischen Australien, Südkorea und Japan statt).
238 Rhodesien war damit isoliert, es mußte abwarten, bis sich der
239 Sieger qualifiziert hatte, um dann gegen ihn in Hinspiel
240 und Rückspiel um die Gruppenmeisterschaft zu kämpfen. Zum
241 Glück für die FIFA belegte Australien und nicht Südkorea
242 den ersten Platz. In der Gruppe B gab es Komplikationen mit
243 Nordkorea. Sie führten dazu, daß die Nordkoreaner von der
244 FIFA ausgeschlossen wurden, so daß für diese Staffel nur
245 Israel und Neuseeland übrigblieben. In England hatte sich
246 Nordkorea als die große Überraschungsmannschaft herausgestellt.
247 Sie schaltete 1966 den hohen Favoriten Italien aus und drang bis
248 ins Viertelfinale vor, wo es dann gegen Portugal mit einem 3:
249 5 das " Aus " gab. Dreimal Australien-Rhodesien.
250 In den Gruppenspielen in Seoul belegte Australien mit 7:4
251 Toren den ersten Platz vor Südkorea (gegen das es ein 2:1
252 und 1:1 gab) und Japan (3:1 und 1:1). Rhodesien,
253 das auf der Wartebank gesessen hatte, ging nun in die
254 Entscheidung mit Australien. Man traf sich in Eusebios
255 Geburtsstadt Louren‡o Marques (Mozambique) und trennte
256 sich friedlich 1:1. Vier Tage später fand das Rückspiel an
257 gleicher Stelle statt. Wieder gab es keinen Sieger. Nach dem 1:
258 1 und 0:0 kam es zu einer dritten Auflage des Spiels,
259 die die FIFA kurzfristig für den übernächsten Tag ansetzte.
260 Endlich fiel die Entscheidung. 3:1 gewannen die Australier,
261 die in dem zweimaligen Torschützen John Watkins ihren
262 überragenden und entscheidenden Spieler hatten. Wenige Tage
263 zuvor mußte sich die FIFA mit einem erneuten " Fall "
264 beschäftigen. Südkorea hatte gegen Australiens Gruppensieg
265 protestiert: " Neun Spieler besitzen nicht die australische
266 Staatsbürgerschaft ", hieß es in dem Schreiben: " Sie sind
267 Engländer! " Im FIFA-Haus in Zürich aber reagierte
268 man sehr schnell und stellte fest: " Diese neun Spieler sind
269 zwar in England geboren, aber schon seit mindestens einem Jahr in
270 Australien ansässig und damit automatisch australische
271 Staatsbürger! " In der Gruppe B stand Israel längst als
272 Sieger fest. Im heimischen Tel Aviv gab es ein 4:0 und 2:
273 0 über Neuseeland. Spigel und Spiegler. Die erste
274 Begegnung zwischen den beiden Gruppenersten Australien und Israel
275 fand am 4.Dezember 1969 in Tel Aviv statt. An diesen Tag
276 wird Giora Spigel noch lange zurückdenken. Als der 22jährige
277 Student seine Mannschaft in der 19.Minute in Führung brachte,
278 wurde er von den 41899 Zuschauern wie ein Held umjubelt. Bis
279 zur 75.Minute hing dieses 1:0 am seidenen Faden. Dann
280 gab es einen Elfmeter. Spigel verschoß und - wurde ausgepfiffen.
281 In der 88.Minute mußte er ein weiteres gellendes
282 Pfeifkonzert anhören, nachdem er das leere Tor verfehlt hatte.
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