Quelle Nummer 052
Rubrik 07 : POLITIK Unterrubrik 07.03 : TAGESPOLITIK
TAUB ODER TOT, LAERM: DIE LAUTESTE ALLER UMWELTGE-
FAHREN WIRD IMMER BEDROHLICHER
THEO LOEBSACK
ZEITMAGAZIN, 23.10.1970, HAMBURG 1970, S. 25-29
001 Lärm: Die lauteste aller Umweltgefahren wird immer
002 bedrohlicher Taub oder tot. Wenn plötzlicher
003 Lärm das Ohr erreicht, schlägt das Herz rascher, ziehen sich
004 die Blutgefäße zusammen, weiten sich die Pupillen und
005 verkrampfen sich Magen, Darm und Speiseröhre. Der Betroffene
006 mag den Lärm vergessen ", notierte der Ohrenspezialist Dr.
007 Samuel Rosen aus Boston, " sein Körper vergißt ihn nicht.
008 " Ein halbes Jahrhundert früher hatte der Bakteriologe Robert
009 Koch gewarnt: " Eines Tages wird der Mensch ebenso
010 unerbittlich den Lärm bekämpfen müssen wie die Cholera und die
011 pest. " Doch die Mahnung verhallte ungehört. Der Lärm legte
012 sich wie ein verspäteter Urknall auf die leidenden Ohren der
013 Menschheit - und nur wenige könnten in Ruhe entkommen. Zu
014 dieser Minderheit in der Stille gehören die Mabaans, ein "
015 unzivilisierter " Stamm im Sudan. Sie benutzen keine Trommeln
016 und keine Gewehre - wenige Male im Jahr werden ihre Ohren
017 lediglich durch Donnerschläge überanstrengt. Die ruhigen
018 Stammesangehörigen, so entdeckte Dr. Rosen, haben das beste
019 menschliche Gehör, das jemals getestet wurde. Schwerhörigkeit
020 ist ihnen praktisch unbekannt. Und der Blutdruck von
021 neunzigjährigen Mabaans ist nicht höher als der ihrer
022 zehnjährigen Enkel. In den Industrienationen freilich nimmt die
023 Schwerhörigkeit immer mehr zu. Standen Schwerhörigkeit und
024 Taubheit im Jahre 1967 noch an sechster Stelle der
025 Berufskrankheiten in der Bundesrepublik, so liegen diese
026 Gebrechen heute an vierter. In Berlin wurde kürzlich eine
027 Gruppe junger Facharbeiter fast taub, nachdem sie Stahlbolzen
028 für Gardinenstangen mit einem neuen Verfahren in Zimmerwände
029 eingeschossen hatten. Eine Untersuchung über den lärmbedingten
030 Hörverlust an 2328 Bauarbeitern im schwedischen Bezirk Skaraborg
031 ergab, daß nur etwa jeder vierte dieser Männer ein normales
032 Hörvermögen besitzt. 44 Prozent der Arbeiter leiden an geringer,
033 22 Prozent an hochgradiger Schwerhörigkeit. 75 Prozent der
034 Betonarbeiter sind lärmgeschädigt, mehr als ein Viertel davon
035 schwer. Aber nicht nur das Gehör leidet unter dem Lärm.
036 Betroffen wird auch das Herz. Lärm, so konnte Dr. Rosen an
037 Hand eingehender Untersuchungen in finnischen Kliniken zeigen,
038 ist mitverantwortlich für die Verengung der Herzkranzgefäße.
039 Das aber heißt: Lärm kann Herzkrankheiten begünstigen.
040 Nicht weniger beklemmend ist, was der Lärm für schwangere
041 Frauen bedeuten kann. Auf dem Groninger Kongreß " Lärm 2000
042 " im Mai 1970 teilte Professor Klosterkötter vom Institut für
043 Hygiene und Arbeitsmedizin der Ruhruniversität Bochum die
044 Ergebnisse einschlägiger Untersuchungen mit. Danach sei bei
045 Schwangeren im dritten bis sechsten Monat der Lärmreiz auf das
046 ungeborene Kind so groß, daß es zu heftigen Kindsbewegungen
047 komme - erwiesen sei diese Wirkung bereits für Lärmstärken von
048 80 Dezibel. Man wisse noch nicht, welche Auswirkungen das im
049 einzelnen habe, doch wären in der Umgebung eines Schweizer
050 Flughafens als Folge des Überschalldonners Fehlgeburten
051 verzeichnet worden. Klosterkötter hat errechnet, daß etwa fünf
052 bis sechs Prozent der erwerbstätigen Frauen in der Bundesrepublik
053 schwanger seien. Viele dieser werdenden Mütter seien in
054 Lärmbetrieben beschäftigt, darunter Webereien und Spinnereien.
055 Klosterkötters amerikanischer Kollege Dr. Lester W.
056 Sonntag warnte im selben Zusammenhang vor der kritiklosen
057 Anwendung des Ultraschalls bei Untersuchungen schwangerer Frauen.
058 Was der Lärm alles anrichtet, geht freilich weit über diese
059 Auswahl neuerer Befunde hinaus. So verriet eine Meldung aus dem
060 Jahre 1960, daß die amerikanische Regierung bereits 94233
061 Angehörige der Luftwaffe als Lärminvaliden zu versorgen habe.
062 Die Soldaten hatten als Bodenpersonal auf Düsenflugplätzen
063 Dienst getan, sie kosten den Staat nun jährlich runde 270
064 Millionen Mark. Daß Lärm sogar töten kann, wußten schon die
065 alten Chinesen. Im Jahre 200 vor Christus soll ein chinesischer
066 Polizeiminister einen Gotteslästerer zum " Musiktod " durch
067 ohrenbetäubendes Trommeln und Pfeifen verurteilt haben.
068 Gesundheitsgefährdende Lautstärken werden heute, ungeachtet der
069 chinesischen Exempel, in Discotheken und Show-Lokalen nach
070 Art des Münchner " Blow up " dem noch empfindlichen Gehör
071 jugendlicher Besucher zugemutet. Schallmessungen in Beat-
072 Schuppen ergaben unmittelbar vor den Kapellen Pegelwerte von 120
073 Dezibel. In der Mitte der Tanzflächen wurden 106 bis 108, 30
074 Meter außerhalb der Lokale noch immer 90 Dezibel und damit Werte
075 abgelesen, die weit über der Schädlichkeitsschwelle liegen. Die
076 durch Verstärker erzielten Schallstärken stellen die Geräusche
077 von Niethämmern und Kesselschmieden noch in den Schatten. Daß
078 die jungen Leute die Beatkonzerte halbtaub verlassen und viele von
079 ihnen außerstande sind, sich in der nächsten halben Stunde auf
080 die Straßenverkehrsgeräusche einzustellen, erstaunt sicher nicht.
081 Bedrückender ist das Motiv, mit dem das Bedürfnis nach
082 solchem Krach gelegentlich begründet wird: Die lautstarke Musik,
083 so heißt es, sei wie ein schützender Mantel. Sie schirme ab
084 und bewahre davor, den anderen reden zu hören und selbst sprechen
085 zu müssen. Lärm, der andere belästigt, kann seinem Urheber
086 Musik in den Ohren sein. Das zeigt die Problematik. Einem
087 Hafenarbeiter mag das Dröhnen eines Niethammers nicht weiter
088 stören, den Büroangestellten dagegen macht es nervös.
089 Allgemein gilt, daß selbsterzeugter Lärm weniger unangenehm
090 empfunden wird als Lärm, den andere machen. Wir ärgern uns
091 über den Nachbarn, der in der Wohnung nebenan eine geräuschvolle
092 Feier veranstaltet. Feiern wir aber mit, so scheint uns der
093 Lärm ganz selbstverständlich. Doch auch wer glaubt, sich an
094 Lärm gewöhnt zu haben, irrt sich, wenn er meint, von
095 Lärmschäden auf die Dauer verschont zu bleiben. Angesichts so
096 offenkundiger Gefahr stellt der Plan, Überschallflugzeuge nun
097 auch in regelmäßigen Frachtdienst und Passagierdienst
098 einzusetzen, eine Herausforderung mächtiger Interessengruppen an
099 den gesunden Menschenverstand dar. Zwar heißt es vorerst noch,
100 die fraglichen Maschinen der SST-Typen " Concorde ",
101 Boeing 2707 und " Tupolew " würden nur über menschenleeren
102 Gebieten und dem freien Meer im Überschallbereich fliegen, doch
103 bleiben derlei Beschwichtigungen recht suspekt. So ist bekannt,
104 daß die hohen Entwicklungskosten (vier Milliarden Mark für die
105 europäische " Concorde ", 18 Milliarden Mark für den
106 amerikanischen Prototyp Boeing 2707) die Fluggesellschaften zu
107 rationellem Einsatz zwingen werden. Das aber hieße,
108 gegebenenfalls auch die lukrativen Überlandrouten im
109 Überschallbereich zu befliegen, solange nicht massiver Protest
110 und gesetzgeberische Maßnahmen dagegenstehen. Diese Maschinen
111 verbrauchen im Unterschallbereich unverhältnismäßig viel
112 Treibstoff. Je länger also die im Unterschallbereich zu
113 fliegenden Strecken sind - zum Beispiel, bis das offene Meer
114 erreicht ist -, um so unrentabler werden die Maschinen. Was
115 vorerst bleibt, sind beträchtliche Zweifel am Sinn der
116 Riesenprojekte. Falls, um die Maschinen rentabel zu machen,
117 auch Überlandrouten überschallschnell beflogen würden, so hieße
118 das womöglich den Beginn einer Lärmhölle, über deren Ausmaß
119 und Auswirkungen zur Zeit nur Vermutungen möglich sind. " Wenn
120 diese Flugzeuge erst fliegen ", beschwor der amerikanische
121 Senator William Proxmire die Verantwortlichen, " werden wir
122 unser Leben in einer einzigen Dampfschmiede beenden. " Mehr noch:
123 Gefährdet wären auch zahlreiche unersetzliche historische
124 Bauten und Kunstdenkmäler, deren Mauern unter den
125 Donnerschlägen vom Himmel kapitulieren müßten. Der
126 Überschalldonner entsteht solange ununterbrochen, als das
127 Flugzeug im Überschallbereich fliegt - also schneller als etwa
128 1150 Stundenkilometer. Als Folge des raschen Druckanstieges vor
129 dem Flugzeugbug kommt es zum " Stoßwellenknall " (), der
130 als Druckkegel hinter dem Flugzeug herzieht und auf der Erde
131 längs der Flugstrecke als Doppelknall gehört wird. Je größer
132 die Maschine, um so lauter und in der Tonlage tiefer ist der
133 Knall. Der am Boden entstehende Luftdruck ändert sich auch mit
134 dem Flugwinkel zur Erdoberfläche. So heißt es, der
135 amerikanische SST-Typ erzeuge beim Normalflug in einer
136 Höhe von etwa 15 Kilometern einen Knalldruck auf der Erde von
137 etwa 7,5 Kilogramm je Quadratmeter, im Steigflug dagegen
138 einen von 10 Kilogramm. Summationwirkungen und
139 Reflexwirkungen, zum Beispiel durch Felswände, lassen
140 Knallbelästigungen bis zum Fünffachen erwarten, eine Gefahr,
141 mit der gebirgige Länder - wie die Schweiz - rechnen müssen.
142 Außerdem entstehen besonders starke Vierfach-Knalle beim
143 Kreisflug und beim Beschleunigen von Unter
144 schallgeschwindigkeit auf Überschallgeschwindigkeit. So
145 wurden während des Überflugs einer " Mirage " in 600 Meter
146 Höhe Luftdrucksprünge von 21 Millibar gemessen. Drucksprünge
147 von 1 Millibar - und weniger - werden bereits als
148 gehörschädigend angesehen. Da unabhängig von der Flughöhe das
149 Gewicht des Flugzeuges gleichbleibt, erscheinen die Aussichten
150 gering, den bei großen Flugzeugen hauptsächlich gewichtsbedingten
151 Knall zu vermindern. Vergleichsweise kümmerlich mutet an, was
152 bisher in der Bundesrepublik, aber auch anderswo, gegen den
153 herkömmlichen Lärm unternommen worden ist. Pars pro toto:
154 Eine 810 Meter lange und 2 Meter hohe Lärmschutzwand längs der
155 Autobahn beim Kirchheim-Teck sollte den unerträglichen
156 Motorenlärm von einem nahen Wohngebiet abhalten. Die
157 Lastwagengeräusche erreichen hier Werte zwischen 60 und 70
158 Dezibel. Angestrebt wurde eine Geräuschminderung um etwa 15 bis
159 20 Dezibel - erreicht wurden 6 bis 7 Dezibel. Das kam, wie es
160 hieß, einer Zurückversetzung der Häuser um rund 200 Meter
161 gleich, doch beklagten sich die Anwohner nach wie vor, denn nach
162 allgemeiner Norm (DIN 1800) liegt die Lärmstörgrenze für
163 Wohngebiete nachts bei 40 Dezibel. Schon im Bereich von etwa 60
164 bis 90 Phon (das Phon etnspricht in etwa dem Dezibel), treten
165 nach Professor Klosterkötter nachweisbare vegetative
166 Regulationsstörungen auf, und zwar auch dann, wenn der Lärm
167 nicht als belästigend empfunden wird. " Längerdauernde
168 Einwirkungen (Abb.) von Lärm ", ergänzt Klosterkötter, "
169 führten zur Schädigung und Zerstörung der schallempfindlichen
170 Zellen des Innenohrs mit der Folge einer Lärmschwerhörigkeit
171 oder Taubheit. " Die Dämmwirkung der Kirchheimer Schutzwand
172 reicht also nicht aus, um die Nachtruhe der Betroffenen wenigstens
173 einigermaßen zu gewährleisten. Fazit der " belärmten
174 " Anlieger: In Autobahnnähe sollten nur Industriegebiete,
175 nicht aber Wohngebiete geplant werden. In Köln wurden
176 unlängst als Durchschnitt von 46 überprüften Straßen tagsüber
177 81, nachts 71 Dezibel gemessen. Kommentar der
178 Schallmeßfachleute: " Der Verkehrslärm hat (...) die
179 gesundheitsschädigende Grenze überschritten. " In der Nähe
180 des Flugplatzes Berlin-Tempelhof gibt es Kinder, die erst
181 nach zehn Uhr abends einschlafen, weil dann die Hauptflugzeit
182 vorüber ist. 6000mal monatlich " donnert " es im Bereich des
183 Flughafens, wenn die großen und kleinen Maschinen starten und
184 landen. Die Einwohner in Tempelhof und Neukölln beklagen sich
185 bitter, aber nur mit bescheidenem Erfolg. Immerhin sollen nun
186 etwa 10000 Wohnungen schalldämmende Fenster erhalten. Dafür
187 stehen jährlich 3 Millionen Mark zur Verfügung. Geschätzte
188 Dauer der Fensteraktion: 7 Jahre. Fluglärmproteste kommen
189 auch aus den USA. In New York hat der Generalstaatsanwalt im
190 Sommer 1970 ein Verfahren gegen 85 inländische und
191 ausländische Fluggesellschaften eingeleitet, auch gegen die
192 Lufthansa. Anlaß sind " buchstäblich tausende von Beschwerden
193 " aus den umliegenden Wohngebieten. Bürgermeister Lindsay will
194 den John-F.n-Kennedy-Airport für
195 Überschallpassagierflugzeuge sperren. In Paris prozessieren elf
196 fluglärmgepeinigte Randgemeinden. Sie verlangen die Übernahme
197 der Kosten für die Schallisolierung sämtlicher Gemeindebauten,
198 fünf Krankenhäuser und 57 Schulen durch drei Fluggesellschaften,
199 unter ihnen die Air France. Einige der Schulen, so schimpfen
200 die Bürger, würden von den startenden Düsenmaschinen alle drei
201 Minuten " bedonnert ", der Lärmpegel steige gelegentlich auf
202 140 Dezibel an. Welche Emotionen der Lärm jenseits solcher
203 vergleichsweise noch geordneten Auflehnung entfesselt,
204 demonstrierte der Wiener Dichter und Staatspreisträger Michael
205 Guttenbrunner. Wie man im Mai 1957 erfuhr, war Guttenbrunner,
206 vermutlich im Zustand nervlicher Überreizung, zur Wiener
207 Höhenstraße geeilt, um dort mit einer Axt " wider den Lärm in
208 der herrlichen Natur " vorzugehen. Er tat dies, indem er mit dem
209 kalten Stahl erbarmungslos auf alle Fahrzeuge einschlug, die mit
210 ihren nichtsahnenden Insassen daherkamen. Zu wenig bekannt ist,
211 daß jeder Bürger sich gegen den ungebührlichen Lärm wehren kann
212 - auch ohne derart drastischen Selbstschutz zu üben. In der
213 BRD hat laut Grundgesetz Artikel 2 " jeder das Recht auf
214 Leben und körperliche Unversehrtheit. " Daß dies nicht leere
215 Worte bleiben müssen, zeigte das Hamburger Verwaltungsgericht im
216 Jahre 1953 mit einer Urteilsbegründung vom 16.November: "
217 Den einzelnen vor gesundheitsschädigendem Lärm zu schützen,
218 gehört im Maschinenzeitalter zu den dringendsten Aufgaben des
219 Staates (...). Gegenüber diesen an erster Stelle stehenden
220 Grundrechten muß das Gewinnstreben eines Unternehmers
221 zurücktreten. " Zivilrechtlich braucht der Bürger laut
222 906 und 1004 BGB wesentliche, aber ortsübliche Einwirkungen nur
223 zu dulden, wenn sie nicht durch technische, wirtschaftlich
224 zumutbare Maßnahmen verhindert werden können. Nach 360 Ziff.
225 11 StGB kann gegen jeden Urheber ruhestörenden Lärms
226 vorgegangen werden. Höchststrafmaß sind 500 Mark oder Haft bis
227 zu sechs Wochen. 223 StGB sieht in besonderen Fällen sogar
228 eine Bestrafung wegen Körperverletzung vor. Hierzu ist eine der
229 letzten Entscheidungen des Bundesgerichtshofes bemerkenswert. Sie
230 besagt, daß einem Wohnungsinhaber sogar ein Ausgleichsanspruch
231 gegen den Staat zustehen kann, wenn Gesundheitsstörungen wegen
232 besonders starken Straßenlärms zu erwarten sind, ein Ausweichen
233 auf andere Räume aber nicht möglich ist und unverhältnismäßig
234 große Aufwendungen nötig wären, um den Lärm zu vermindern.
235 Solche Urteile sollten viel öfter Lärmgeplagte ermutigen, gegen
236 die Urheber der Ohrengeißel vorzugehen. So verurteilte das
237 Oberlandesgericht Koblenz (Aktenzeichen 1 Ss 371/63) einen
238 Fabrikbesitzer wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einer
239 Geldstrafe, weil er die Lärmquelle in seinem Betrieb nicht auf
240 ein erträgliches Maß reduziert hatte. Das Gericht stellte
241 ausdrücklich fest, daß durch den Fabriklärm ein Frau mit zwei
242 Kindern körperlich mißhandelt und die Neurose einer zweiten Frau
243 verschlimmert worden sei. Als beim Ausbau einer Mosel-
244 Staustufe bei Zeltingen Spundwände ins Flußbett gerammt wurden
245 und in dieser Zeit der Umsatz eines dortigen Hotelbesitzers rapide
246 zurückging, sprach der Bundesgerichtshof dem Mann Schadensersatz
247 zu. Der Baulärm hatte den ortsüblichen Lärmpegel
248 überschritten (Aktenzeichen V ZR 216 *sa 64). Das
249 Amtsgericht Hannover verurteilte im Sommer 1970 einen Mann zu
250 einer empfindlichen Geldstrafe wegen vorsätzlicher
251 Körperverletzung, weil der unablässig bellende Hund eine
252 größere Zahl von Nachbarn gestört hatte. Begründung des
253 Gerichts: Das Gebell habe zweifelsfrei zu nachweisbaren
254 Gesundheitsschäden geführt. Ein ähnliches Urteil erging in
255 Hannover bereits früher (Aktenzeichen 46 Cs 531/62).
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