Quelle Nummer 011
Rubrik 15 : GEOGRAPHIE Unterrubrik 15.22 : GEOGRAPHIE
DIE HOCHWASSERKATATROPHE IN THUNESIEN IM HERBST
1969
HORST MENSCHING, KLAUS GIESSNER, GUENTHER
STUCKMANN
STEINER VERLAG WIESBADEN 1970, 58. JAHRGANG,
HEFT 2, AUGUST 1970, S. 81-89
001 Die Hochwasserkatastrophe in Tunesien im Herbst 1969.
002 Beobachtung über die Auswirkung in der Naturlandschaft
003 und Kulturlandschaft. Hochwasserkatastrophen gehören zum
004 episodischen Erscheinungsbild des durch große Variabilität
005 gekennzeichneten hygrischen Jahresganges des Klimas Nordafrikas.
006 Sie sind dabei weniger ein Kennzeichen besonders feuchter Winter
007 (" Feuchtjahre " mit häufigen und ergiebigen Niederschlägen in
008 der winterlichen Jahreszeit des Mediterranklimas), als vielmehr
009 Auswirkungen konzentriert in wenigen Tagen fallender Regenmengen
010 höchster Niederschlagssummen, die meistens den mittleren
011 Jahreswert bei weitem übertreffen. Solche ungewöhnlich hohen
012 Niederschlagssummen verursachten im Herbst 1969 im östlichen
013 Maghreb, besonders in Tunesien, mehrere Hochwasserwellen, deren
014 bisher kaum gekanntes Ausmaß größte Schäden in der
015 Kulturlandschaft des Landes hervorrief und eine Katastrophe im
016 Bereich der Siedlungen, der Landnutzung, der Verkehrswege
017 und Transportwege, des Bergbaus sowie der Wasser
018 versorgung und Energieversorgung weiter Landstriche auslöste.
019 Diese Katastrophenschäden überstiegen die eigenen finanziellen
020 Möglichkeiten rascher Hilfe für die mehr als 100000 Obdachlosen
021 (über 500 Tote), für die großen Ernteschäden und
022 Saatschäden, für die Instandsetzung des Verkehrsnetzes
023 (Straßen, Eisenbahndämme, Brücken und Furtwege), so daß
024 zahlreiche Hilfsmaßnahmen des Auslandes eingeleitet werden mußten.
025 Es soll nicht Aufgabe dieser Darstellung sein, hierüber im
026 einzelnen zu berichten. Vielmehr wollen die Verfasser auf Grund
027 ihrer Reise Anfang Dezember mit zahlreichen Beobachtungen im
028 Gelände der betroffenen Landstriche und auf der Grundlage der im
029 Lande erhaltenen Unterlagen eine geographische Auswertung der
030 Folgen dieser einmaligen Naturvorgänge wenigstens in ihren
031 Leitlinien geben. Im Vordergrund der Betrachtung steht dabei die
032 Analyse der morphodynamischen Prozesse, die im Naturhaushalt
033 (und damit im Relief) wirksam werden und mit denen der
034 wirtschaftende Mensch in seiner Landnutzung im besonderen rechnen
035 muß. Die großen Schäden beweisen es. Damit kann die
036 Physische Geographie (i. S. der Angewandten Geographie)
037 einen wichtigen Beitrag zur Planung in diesem Übergangsraum
038 zwischen Mittelmeer und Wüste liefern. Die regionale
039 Verbreitung der Überschwemmungen und Schäden. Die Karte 1
040 lokalisiert die im Verlaufe der Monate September und Oktober 1969
041 aufgetretenen Überflutungen und entstandenen Schäden an den
042 Bauwerken des Verkehrsnetzes. Daraus ist zu ersehen, daß
043 letztere eng an das Flußnetz bzw. Wadinetz, also an
044 die erosiven Leitlinien des Oberflächenabflusses, geknüpft sind.
045 Ein auffallendes Konzentrationsgebiet stellen dabei die
046 Einzugsgebiete der Abflußsysteme dar, die im Gebiet der Dorsale,
047 dem Gebirgsrücken des Landes, und auf den zentraltunesischen
048 Hochsteppen ihren Anfang nehmen. Aber auch die südlichen
049 Randketten um Gafsa und der Schott-Region sowie die Wadis
050 des Steppentieflandes sind betroffen. Besonders fällt die
051 Häufung im Kairouaner Becken auf. Die Überschwemmungsgebiete
052 verteilen sich von Nord nach Süd über das östliche Tunesien vom
053 Medjerda-Tal bis zur Oase Gabes. Die Karte hebt bereits
054 die Reliefzusammenhänge hervor: Überschwemmungen in flachen
055 Talbereichen (z. B. der Medjerda) sind ebensowenig
056 ungewöhnlich wie in den tertiär-quartären
057 Sedimentationsbecken, die infolge ihrer endorh‰ischen
058 Wasserführung oft Verdunstungspfannen mit Sebkhas gebildet haben.
059 Das Verhältnis zwischen der Größe der Sebkhas in solchen
060 natürlichen Auffangbecken und dem wesentlich größeren
061 Überflutungsgebiet zeigt allerdings bereits, daß weite
062 Randebenen, die in sehr schwacher Neigung zu den
063 Verdunstungspfannen vom Beckenrand her überleiten, von hohen
064 Flutwellen überflossen sein müssen. Die Folge hiervon war z. B.,
065 daß die Stadt Kairouan vom 26.bis 29.9.
066 völlig von der Außenwelt abgeschnitten war, ein Vorgang, der
067 sich am 6.10.nochmals für kurze Zeit wiederholte. Die
068 Sebkhas und Endseen (z. B. Kelbia im Kairouaner Becken)
069 vergrößerten ihre Fläche beträchtlich und schufen sich, wie
070 der letztere, einen Überlauf mit reißender Strömung zum Meer.
071 Mit Ausnahme der Überschwemmung im Medjerdatal, besonders
072 oberhalb des Mündungsdeltas, sowie in den Küstenbereichen im
073 Hinterland von Bizerte, am Golf von Tunis, Hammamet und Gabes
074 waren also die hohen Flutwellen auf den flachgeneigten Fußebenen
075 der Gebirgsketten und Bergketten ein kennzeichnendes
076 Merkmal. Es sei schon hier vermerkt, daß sich darauf sehr
077 verbreitet die Getreideanbauflächen des semiariden
078 Übergangsraumes befinden. Aus der regionalen Verbreitung der
079 Überflutungen läßt sich jedoch noch nichts über die
080 Konzentration der morphodynamischen Wirksamkeit und ihre
081 unterschiedliche Auswirkung im Relief zwischen dem
082 mediterranhumiden Norden und dem semiariden Bereich südlich der
083 Dorsale herauslesen, wie sie effektiv nachzuweisen sind.
084 Physisch-geographische Voraussetzung und Auswirkungen.
085 Unsere Beobachtungen im Gelände bestätigen, daß zur vollen
086 Erfassung der Flutschäden und insbesondere für die notwendigen
087 Vorsorgemaßnahmen die Untersuchung des gesamten physisch-
088 geographischen Komplexes und damit der Dynamik in der
089 Naturlandschaft gehört. Die Kenntnis der meteorologisch-
090 klimatischen Voraussetzungen ist ebenso wichtig wie die Analyse der
091 morphodynamischen Prozesse im Relief und deren Beeinflussung durch
092 die vorhandene oder zerstörte Vegetationsdecke. Erst daraus
093 ergibt sich die richtige Beurteilung der hydrologischen Vorgänge
094 mit ihren sichtbaren Schäden. Die metorologisch-
095 klimatische Situation der Katastrophe. Bis zum 20./21.
096 September 1969 war polare Kaltluft grööeren Umfanges in das
097 westliche Mittelmeer eingedrungen, die im Verlaufe des 23.und
098 24.9.den Golf von Gabes erreicht hatte. Eine solche
099 meteorologische Situation ist im westlichen Mittelmeergebiet
100 keinesfalls außergewöhnlich, doch hatte die Stabilisierung dieser
101 Dynamik zur Folge, daß hierdurch eine Strömung an sich
102 trockener saharischer Luftmassen über den Syrtenbereich westwärts
103 auf das Festland des östlichen Maghreb einsetzen konnte. Im
104 Kontaktbereich beider Luftmassen fand eine starke
105 Feuchtigkeitsaufnahme über dem Meer statt, so daß die auf das
106 Festland ziehenden Ostströmungen gewaltige Massen feuchter Luft
107 transportierten, die zu den abnormen Niederschlägen führten.
108 Die stabile Wetterlage führte erst vom 28.9.an bis etwa
109 zum 5.Oktober zu einem allmählichen Ausgleich dieser
110 unterschiedlichen Luftmassen, so daß die normalerweise
111 kurzfristigen Starkregen sich über mehrere Tage ausdehnten und zu
112 den hohen Niederschlagssummen Ende September und Anfang Oktober
113 führten. Solche Ostlagen (" Chergui "-Lagen, die sehr
114 häufig dem östlichen Zentraltunesien, besonders dem Sahel,
115 Niederschläge bringen) gehören zum typischen Wettergeschehen
116 Tunesiens und wurden als solche vielfach beschrieben.
117 Normalerweise führen sie jedoch nicht zu solchen
118 außergewöhnlichen Niederschlagssummen. Als Folge der hohen
119 Feuchtigkeitszufuhr aus der Syrte kam es zu Starkregen, die
120 verschiedene Flutwellen in den Wadisystemen und auf den Fußebenen
121 der großen Becken Zentraltunesiens und im Küstenbereich
122 verursachten: am 25.-27.September, am 6./7.
123 Oktober und erneut am 22.Oktober, 26./27.Oktober
124 sowie am 29./30.Oktober 1969. Von diesen fünf
125 Hochwasserwellen (" crues ") war diejenige von 25.-27.
126 September die größte und in ihren Auswirkungen gefährlichste.
127 Ausgelöst wurde sie durch außergewöhnlich konzentrierte
128 Starkregen, die nach der langen sommerlichen Trockenheit am 24.
129 /25.September plötzlich mit heftigen Gewittern einsetzten.
130 Ihre regionale Verteilung gibt Karte 2 wieder. Entsprechend der
131 vorherrschenden Ostströmung fielen die Starkregen in der gesamten
132 Sahelregion, im Steppentiefland und im Bereich der
133 zentraltunesischen Hochfläche. Mit Niederschlägen von 200-
134 300 mm in drei Tagen (lokal sogar über 300 mm) wurde in fast
135 allen Stationen die Hälfte der gesamten Jahresmenge erreicht;
136 nach Süden zu wird das Jahresmittel verschiedentlich sogar
137 überschritten. Dabei registrierte die Station El Djem mit 218
138 mm Niederschlag in 24 Std. (Jahresmittel: 275 mm) und die
139 Station Domaine Saint Louis mit 225 mm neue absolute Tagesmaxima
140 dieser Region. Während im September die Niederschläge
141 ausschließlich bei " Chergui-Lagen " (vgl. oben) fielen,
142 setzte im Oktober zusätzlich die Nordwestströmung ein, so daß
143 auch der Norden stärkere Regenfälle verzeichnete. Für einige
144 repräsentative Stationen werden hier die Septemberregen
145 und Oktoberregen 1969 im Vergleich mit den langjährigen Mitteln
146 wiedergegeben: (Abb.) Es ist sehr schwer, die tatsächlich
147 auftretenden Flutmassen zahlenmäßig zu erfassen. Es kann sich
148 dabei nur um überschlägige Berechnungen handeln, nicht um
149 Messungen, da sofort die meisten Pegel zerstört wurden. Eine
150 Gegenüberstellung der beiden wichtigsten (gefährlichsten)
151 Flutbringer im Kairouaner Becken (Oued Zeroud und Oued
152 Marguellil) mit theoretisch berechneten maximalen Abflußspenden
153 und der aufgetretenen Wassermengen am 25.-27.9.gibt
154 jedoch einen Hinweis auf die Bedeutung dieser Flutkatastrophe:
155 (Abb.) Hieraus geht hervor, daß die Septemberhochwasser in Tunesien
156 über ein bisher erwartetes " Jahrhundert-Hochwasser "
157 entschieden hinausgegangen sind. Entsprechend waren die
158 Auswirkungen. Einfluß des Reliefs und morphodynamische
159 Wirksamkeit. Betrachtet man die Wirksamkeit der Flutwellen und
160 Hochwasser im gesamten Land Tunesien (vgl. Karte 1), so
161 wird deutlich, daß der Großformenschatz des Reliefs eine
162 leitende Funktion ausübt. Gebirgsketten, Bergländer,
163 Flußebenen und Becken werden recht unterschiedlich davon betroffen.
164 Besonders gefährdet sind außerhalb der engen Wadibereiche jene
165 Gebirgsfußebenen, die zu den großen Becken und Vorlandebenen
166 überleiten und auf denen die Wadisysteme " zerfasern " bzw.
167 auslaufen. Deshalb ist auch der semiaride Bereich des Landes
168 südlich der Dorsale besonders betroffen und hierin wiederum das
169 ausgedehnte Becken von Kairouan sowie die Fußregionen der
170 nördlichen Gebirgsumrahmung der südtunesischen Schottregion.
171 Gegenüber dem nordtunesischen Landschaftsraum des Tell, der auch
172 klimatisch begünstigt ist, kann das semiaride Tunesien als eine
173 " Gefahrenzone " für Flutkatastrophen bezeichnet werden, deren
174 Auswirkungen nicht auf die Wadi beschränkt bleiben, sondern sich
175 flächenhaft auswirken. Hierbei kann man drei Bereiche
176 unterscheiden: den erosiven Zerschneidungsbereich des höheren
177 Reliefs, den erosiv-flächenwirksamen Bereich und den
178 Sedimentationsbereich. Beobachtungen hierzu wurden durch
179 Geländebeobachtungen von uns insbesondere zwischen dem
180 zentraltunesischen Hochland und der Küste des Sahel von Sousse
181 angestellt. Sie konnten mit Beobachtungen aus dem humideren
182 Norden sowie aus dem ariden Süden verglichen werden. Im weiteren
183 Medjerdagebiet zeigte sich, daß außer dem unmittelbar durch
184 Überschwemmung betroffenen Talbereich und Deltabereich
185 größere Erosionsschäden kaum zu finden waren. An einem mit
186 alten Erosionskerben durchsetzten Hang bei Zama nördlich der
187 Medjerdadeltawurzel konnte keine Aktivierung der Erosion
188 festgestellt werden. Eine dichte Grasnarbe hat dies verhindert.
189 Auch die Denudationserscheinungen auf den beackerten Flächen
190 waren nicht abnorm. Zudem haben die verbreitet angelegten
191 Hangterrassierungen (isohypsenparallele Gräben und Wälle) die
192 Hangabtragung wirkungsvoll eingeschränkt. Ein stark
193 gegensätzliches Bild zum humideren Norden bot die semiaride Zone.
194 Schon im Einzugsbereich der zum Kairouaner Becken führenden
195 Wadisysteme wurde neben verstärkter Hangabtragung auf
196 vegetationsarmen Hängen ein enormer Sedimenttransport festgestellt.
197 Kleine Seitentäler am Gebirgsrand zeigten eine Grobsand
198 aufschüttung und Kiesaufschüttung im Kerbtal von 5 m Höhe,
199 die mit dem Nachlassen der Flutwellen wiederum voll durchschnitten
200 worden ist (vgl. Abb. 1). Wie leicht ließe sich
201 (fälschlicherweise!) nach späterer Überwachsung hieraus eine
202 pluvialzeitliche Terrasse konstruieren! Nördlich Haffouz am
203 Südabfalle der Dorsale und im Einzugsgebiet des Marguelli wurde
204 von konglomeratischen Schichten des Eozän und Oligozän ein
205 Schotterfächer flächenhaft in großer Breite vom Hangfuß über
206 das Hangglacis bis zum Wadibett transportiert (Schotter von 20
207 -30 cm im Mittel, vgl. Abb. 2), wodurch das Kastental
208 unter wegreißen der Straße um 50 m Breite und über 100 m Länge
209 seitlich verlegt wurde. Terrassierte und dabei selbst steilere
210 Hänge waren von dieser Abtragung weniger betroffen und
211 bestätigten die große Bedeutung der Hangverbauung. Mit dem
212 Eintritt der Wadi in die Ebene haben sich die Betten, in voller
213 Breite sedimentüberschüttet (mehrere 100 m), als gewaltige
214 Transportlinien erwiesen. Während kleinere Täler bereits hier
215 anastomosieren und sedimentieren, wurden die größeren immer
216 kastenartig an ihren " Prallhängen " oft um 50-100 m in
217 voller Tiefe (4-5 m) erweitert (vgl. Abb. 3). Dies
218 geschieht durch hohe Flutwellen mit der steten Verlagerung von
219 flachen Sedimentfächern von Meterhöhe. Die gesamte
220 Sohlenfläche, die z. B vp am Oued Hatob (Einzugsgebiet
221 des Zeroud) 400-500 m beträgt, ist durch solche " crues "
222 morphodynamisch aktiviert. Dies trifft ebenso für die Wadi des
223 ariden Südtunesien zu. Es erscheint uns daher heute zweifelhaft,
224 für die Entstehung solcher Kastentäler der Wadi allein ein
225 feuchteres Vorzeitklima (Pluvial) verantwortlich zu machen!
226 Nähert man sich bei Kairouan dem Beckeninneren, das vollständig
227 überflutet war und in starken Eukalyptusbäumen mitgeführte
228 Gräser und Zweige in einer Höhe von 3,50 m vom Boden
229 hinterlassen hatte - ein Hinweis auf die Höhe der Überflutung
230 -, so stellt man dort ausgedehnte Sandschwemmfächer von 60-
231 80 cm Höhe fest, die die frühere Oberfläche nicht mehr erkennen
232 lassen. Wege und Straßen wurden hierdurch zerstört oder
233 überdeckt. Eine Folge dieser gewaltigen Sedimentzufuhr in das
234 Becken von Kairouan hat natürlich auch eine Auffüllung der
235 Endseen (Kelbia) und Sebkhas (Sidi el-Hani) zur Folge.
236 Mit dem raschen und hohen Wasseranstieg konnte daher der See
237 Kelbia nordöstlich Kairouan derart ansteigen, daß er sich einen
238 neuerlichen Ausfluß mit reißender Strömung und Zerstörung
239 aller Hauptstraßen und Brücken, die ihn queren, bis zur
240 Meereslagune bei Hergla (südl. Sidi bou Ali, R. N.
241 1) schaffen konnte (vgl. Abb. 4). Noch 2 Monate nach der
242 Flutkatastrophe bestand hier ein reißender Strom in einem völlig
243 neuen Bett. Allerdings hatte bereits 1932 ein solcher Überfluß
244 vom Kebia-Becken zum Meer stattgefunden. Auch hieraus
245 können Schlüsse auf die rezente Morphodynamik in jungen
246 quartären Becken, die küstennah liegen, gezogen werden. Von
247 großem Interesse waren auch die Beobachtungen in den neogenen
248 Sedimenttafeln, die das Becken von Kairouan zum Sahel hin
249 begrenzen. Das innerhalb von Olivenpflanzungen gelegene
250 Erosionsgebiet nördlich El Djem zeigte vielfache Aktivierung der
251 Erosionskreben und Erosions schluchten mit jungen
252 Abrissen und schmaler kastenartiger Vertiefung und starker
253 Sedimentführung. Hierbei konnten die Auswirkungen der
254 Hangwälle (Erdwälle = Tabia), die in dichtem Netz das
255 Kulturland durchziehen, auf die verstärkte Denudation und
256 Erosion während der Starkregen, die gerade im Raum El Djem
257 gefallen waren, studiert werden. In Südtunesien haben die
258 Tabias recht unterschiedlich ihre Funktion erfüllt. Bei
259 Maknassy (100 km NO Gafsa) sind beispielsweise Erdwälle auf
260 einem eingekrusteten 2-3^ geneigten Glacis völlig vernichtet
261 worden, während östlich El Guettar (südöstlich Gafsa) die
262 Tabias keine Schäden aufweisen. Diese Unterschiede sind
263 abhängig von der art des Abflusses und damit von den verschiedenen
264 Wertigkeiten innerhalb der Faktorenkombinationen.
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