Kant: Briefwechsel, Brief 817, Von Iohann Gottfried Lehmann.

     
           
 

 

 

 

 

 
  Von Iohann Gottfried Lehmann.      
           
  12. Sept. 1798.      
           
  Wohlgebohrner Herr      
  Hochgelahrter Herr Professor      
  Höchstzuverehrender Gönner.      
           
  Ew. Wohlgebohren Schreiben habe ich mit gleicher Verehrung und      
  Freude gelesen. Mit Worten kan ich Ihnen mein bewegtes Hertz nicht      
  abzeichnen, ob ich es schon übersehe, was Dieselben so gütigst zur Bildung      
  meiner Kinder beygetragen haben, und wie sehr ich dem Lehrer,      
  dem Wohlthäter derselben, für die mir bezeugete fortwehrende Theilnahme      
  an ihrem Glück verpflichtet bin. Wenn ich einmahl recht frölich      
  seyn will; dencke ich: Ein Kant hält deine Kinder Seiner Gewogenheit      
  nicht gantz unwerth. Daß sie derselben noch würdiger werden, ist      
  einer meiner lebhaftesten Wünsche. Und nun dancke ich Ihnen, theuerster      
  Gönner! hertzlich für die mir und meiner Gattin gegebene Gelegenheit,      
  Ihnen unsern guten Willen zu beweisen. Gern hätten wir      
           
  auch Aepfel gesendet, wenn wir solche dieses Iahr gehabt hätten. Es      
  erfolgt dahero nur ein Viert Schell=Birnen und ein Viert Pflaumen,      
  welche ich von hier auf Stettin heute sende. Meine Tochter hat dort      
  den Auftrag dieses einem Schiffer zu übergeben und desselben Abfahrt      
  und Nahmen Ew. Wohlgebohrnen zu melden. Solche Absendung      
  soll auch jedes Iahr wiederhohlet werden. Doch nun noch eine      
  gehorsamste Bitte. Daß Sie Sich diese geringe Gabe als einen Erwei      
  unserer Danckbarkeit gefallen laßen. Gott erhalte Sie zum Seegen      
  der Welt noch viele Iahre! Mit wahrer Ehrerbietung und der      
  vollkommensten Hochschätzung empfehle ich Dero fernern Wohlwollen      
  mich und die meinigen, wie ich mich mit den treusten Gesinnungen      
  nenne,      
           
    Ew. Wohlgebohrnen      
  Ducherow, gehorsamen Diener      
  den 12ten September Iohann Gottfr. Lehmann      
  1798        
           
           
           
     

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